Monika Marons alte Bücher bekommen eine neue Heimat

Der Verlag Hoffmann und Campe verlegt nicht nur das aktuelle und künftige Bücher von Monika Maron. Er übernimmt das komplette Werk der Autorin vom Fischer-Verlag.

picture alliance / dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Nach dem Wechsel der Autorin Monika Maron von dem Verlag S. Fischer zu Hoffmann und Campe zieht auch das komplette Werk der Autorin nach Hamburg um: Hoffmann und Campe übernimmt alle Rechte am Werk der Schriftstellerin, die 1981 zu Fischer gekommen war, und seitdem mit einer Ausnahme alle Bücher in dem Frankfurter Verlag veröffentlicht hatte. Das bestätigte Maron auf Nachfrage.

Das werden Siv Bublitz und S. Fischer nie los
Früher nannte man es Zersetzung
Mit ihrem Fischer-Debüt „Flugasche“, einem Buch über die Umweltzerstörung in der DDR, begann in den Achtzigern eine fast 40jährige Partnerschaft zwischen Maron und S. Fischer, die der Verlag im Oktober 2020 aufgekündigt hatte. Nach der Veröffentlichung ihrer Romane „Munin“ und „Artur Lanz“ war sie wegen ihrer Kritik an der Migrationspolitik und am Machtanspruch des politischen Islam von Teilen des Feuilletons als „neurechts“ etikettiert und offenbar auch von Fischer-Mitarbeitern bedrängt und politisch belehrt worden. Marons unpolitische Hunde-Erzählung „Bonnie Propeller“ lehnte der Verlag schließlich im Sommer 2020 mit dem Kommentar ab, die Autorin sei „politisch unberechenbar“. Der Text erschien mittlerweile bei Hoffmann und Campe.

Ein durchsichtiges Spiel
Wer bleibt, der wechselt die Seiten
Den Bruch mit der Autorin begründete der Verlag damit, dass Maron einen Band mit älteren Essays in der Edition des Dresdner Buchhauses Loschwitz veröffentlicht hatte, der wiederum von Antaios vertrieben wird, einem Verlag und Vertrieb, dessen Inhaber Götz Kubitschek von Verfassungsschutz beobachtet wird. Allerdings vertreibt Antaios prinzipiell jedes in Deutschland lieferbare Buch – unter anderem auch die Kafka-Biografie von Reiner Stach aus dem Haus Fischer. Marons Essayband erschien in der Edition des Buchhauses Loschwitz schon im März 2020; die Verlagsleitung von S. Fischer kündigte ihre die Zusammenarbeit allerdings erst im Herbst auf. In der folgenden öffentlichen Debatte verhedderte sich Fischer-Chefin Siv Bublitz immer stärker in ihrer widersprüchlichen Argumentation. Dass S. Fischer die so genannte Backlist mit sämtlichen Rechten so schnell und reibungslos Hoffmann und Campe überließ, sehen Branchenkenner als Zeichen dafür, dass Fischer das Thema stillschweigend beenden will. Denn auch von vielen Schriftstellern – etwa Thea Dorn und Judith Hermann – gab es statt Lob für die politische Haltung Fischers viel Kritik.

Gegenüber der „WELT am Sonntag“ hatte Maron gesagt, Fischer habe ihr angeboten, ihr schriftstellerisches Werk der Vergangenheit weiter zu pflegen, „wenn die Autorin es wünscht“ – und kommentierte: „sie wünscht es nicht“.


Unterstützung
oder

Kommentare ( 3 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

3 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
alter weisser Mann
4 Jahre her

Ich gönne Frau Maron und Hofmann und Campe jedes verkaufte Buch und jeden verdienten Euro.
Der pseudomoralisch ver“siv“te S.Fischer Verlag wird schon nicht leiden müssen sondern von den üblichen Verdächtigen genug Lob und Verdienste durch seine Aktion einfahren.

Christian aus Hessen
4 Jahre her

Ich bekenne dass ich die Autorin bevor die Presseartikel der letzten Wochen erschienen nicht kannte und ich habe auch kein Faible für die Bücher die sie schreibt. Aber es ist toll dass sie so schnell einen neuen Verlag gefunden hat. Es scheint also wohl doch noch ein paar Normale zu geben die nicht vergessen haben wozu ein Verlag da ist: Bücher zu verlegen und damit dem Verlag und dem Autor ein Einkommen zu ermöglichen. Frau Maron hat ja nichts geschrieben was gegen die Menschenwürde verstoßen würde – nein sie hat nur den Finger in eine Wunde gelegt die schon seit… Mehr

Roland Mueller
4 Jahre her

Das sich der Fischer-Verlag nicht die Bohne für die Urheberrechte interessiert, auf die in der Regel immer und überall peinlich kleinlich gepocht wird, lässt in der Tat tief blicken.