Staat nimmt in seiner Verschwendungssucht nun Privatvermögen ins Visier

In Deutschland verdichten sich die Anzeichen einer drastischen Erbschaftsteuererhöhung, die auch verstärkt Unternehmensvermögen erfassen soll. Eine entsprechende Klage liegt derzeit beim Bundesverfassungsgericht. Offensichtlich ist man in Deutschland nicht in der Lage, aus den negativen Beispielen Norwegens und Großbritanniens die richtige Lehre zu ziehen.

picture alliance / CHROMORANGE | Michael Bihlmayer

An der Erbschaftsbesteuerung entzünden sich regelmäßig die Gemüter. Sie ist das ideale Vehikel für politischen Populismus, ähnlich der Vermögenssteuer, weil die Erbschaftsteuer auf eine vermeintliche soziale Ungerechtigkeit verweist: dass potenzielle Erben bessere Startchancen erhalten als jene, die einen Kaltstart ins Berufsleben hinlegen müssen.

Auf den ersten Blick scheinen die Befürworter der Substanzbesteuerung von Privatvermögen ein starkes Argument in der Hand zu haben. Die deutsche Politik – allen voran Bundesfinanzminister Lars Klingbeil und Unions-Fraktionschef Jens Spahn – macht keinen Hehl daraus, hier künftig verstärkt auf Beutezug gehen zu wollen.

Die Staatsausgaben explodieren unkontrolliert. Und was erscheint einfacher, als den Populus durch sozialkämpferische Rhetorik gegen reiche Erben in Stellung zu bringen, um hier weitere Mittel zum Stopfen der Haushaltslücken abzuschöpfen?

Die unterschätzte Rolle von Erbschaften

Dabei wird regelmäßig die Bedeutung von Erbschaften im gesellschaftspolitischen Kontext übersehen. Zum einen handelt es sich bei Privatvermögen um mehrfach besteuertes Kapital, das zunächst auf der Einkommensebene, später durch Kapitalertragsabschöpfung und weitere Konsumabgaben wie die Mehrwertsteuer während der Phase des Kapitalaufbaus vom Staat in erheblichem Maße bereits abgeschöpft wurde.

Zum anderen drängt sich der Aspekt der Generationenfolge auf. Stabile bürgerliche Gesellschaften können nicht prosperieren, wenn nicht dem Nachwuchs der eigenen Familie absolute Priorität bei wirtschaftlichen Entscheidungen eingeräumt wird. Es zählt zu den großen zivilisatorischen Leistungen, dass jeder aus genau diesem Motiv heraus, nämlich seinen Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen, Antrieb, Kraft und Mut für ökonomisches Handeln schöpft.

Die Folgen der Besteuerung von Firmenvermögen

Gerade die Besteuerung von übertragenem Firmenvermögen wirkt in diesem Kontext verheerend. Sie schwächt die Kapital- und Liquiditätsbasis der betroffenen Unternehmen und treibt sie unter Umständen in Situationen, in denen die Verschuldung über die eigentliche Kapitalkraft hinauswächst.

Dass dies zum einen den wirtschaftlichen Innovationsprozess hemmen und zum anderen möglicherweise zum Abbau von Arbeitsplätzen bis hin zur Insolvenz führen kann, scheint die Politik nicht weiter zu interessieren.

Harmonie zwischen Union und Linken
Bürgerschreck SPD in der Erbschaftsteuerdebatte
Deutschland steckt tief in einer Schuldenspirale: Die Netto-Neuverschuldung dürfte im kommenden Jahr, inklusive kreativer Buchführung und Sondervermögen, bei rund 5,5 Prozent liegen. Vor diesem Hintergrund sieht sich der Staat gezwungen, stärker auf private Vermögen zuzugreifen. Die angelaufene Erbschaftswelle der Boomer-Generation bietet ihm dabei ein einmaliges Zeitfenster, um Mittel aus dem privaten Sektor in öffentliche Haushalte umzuleiten und so Druck von den öffentlichen Haushalten zu nehmen.

Dass auch Politiker vermeintlich bürgerlicher Unionsparteien, wie Jens Spahn, diesem destruktiven Vehikel Erbschaftsteuer zugewandt sind, ist fatal. Im Prinzip herrscht im Bundestag – abgesehen von der AfD-Opposition – Einigkeit, dass künftig den Erben an den Kragen gegangen werden soll. Eine aktuelle Koalitionsabsprache deutet bereits darauf hin, dass Firmenvermögen ab 26 Millionen Euro künftig, im Übertragungsfall, mit Stundungsmöglichkeiten dem Fiskus unterworfen werden soll.

Auch an den sonst geltenden Erbschaftsteuersätzen dürfte man mit Blick auf die aufreißenden Lücken in den Sozialetats erheblich schrauben. Dies ist eigentlich kaum nachvollziehbar, liegt doch die Staatsquote in Deutschland längst jenseits der Marke von 50 Prozent, unterfüttert von einem Steueraufkommen, das sich in den vergangenen zehn Jahren etwa verdoppelt hat.

Der Bürger leistet längst einen übermäßigen Beitrag für einen zunehmend übergriffigen Staatsapparat, der sich keinerlei Beschränkungen mehr gegenüber sieht. Im Zweifelsfall steht zudem der Gelddrucker der Europäischen Zentralbank bereit, um exzessive Schulden, die am Markt nicht mehr platziert werden können, abzufangen.

Erbschaftsteuer und die Gefahr der Kapitalflucht

Passend zur politischen Debatte beschäftigt sich in diesen Tagen auch das Bundesverfassungsgericht mit der Verfassungsmäßigkeit der gegenwärtigen Erbschaftsteuerstruktur.

Gegenwärtig liegt eine Klage eines Erben vor, der eine Benachteiligung der derzeit begünstigten Betriebsvermögen gegenüber individuellen Erbschaften geltend macht. Eine Entscheidung dürfte im Frühjahr 2026 erfolgen – dann wird Klarheit herrschen, wie es weitergeht.

Sollte man sich in Deutschland politisch darauf verständigen, an der Erbschaftsteuerschraube zu drehen, ist mit einer massiven Kapitalflucht zu rechnen – ähnlich wie im Fall Großbritanniens und Norwegens. In beiden Ländern hatte der Gesetzgeber mit aggressiven Schritten zur Substanzbesteuerung versucht, sein Haushaltsdefizit zum Problem der Erben und Vermögensbesitzer zu machen. Wie die Migrationszahlen unter Vermögenden zeigen, scheiterte der versuchte Raubzug des Fiskus in beiden Fällen.

Riskante Rechnung

Auf welch dünnem Eis die Politik sich in der Steuerpolitik bewegt, zeigt das Beispiel Norwegens. Hier wurde vor drei Jahren die Vermögenssteuer von 0,85 auf 1,1 Prozent angehoben, was dazu führte, dass 200 der superreichen Norweger etwa viereinhalb Milliarden Euro ihres Kapitals, vorwiegend in die Schweiz, abzogen und so den Traum vom schnell abgeschöpften Staatsgeld platzen ließen.

Ursprünglich kalkulierte der norwegische Fiskus mit einem Anstieg des Steueraufkommens von 146 Millionen Dollar im Jahr. Tatsächlich führte die Steuerreform im Zuge der Kapitalflucht zu einem Nettoverlust von etwa 448 Millionen Dollar im Aufkommen.

Die Vermögenden erwiesen sich als extrem mobil, da sich zudem noch eine Verschärfung der „Exit-Tax“, also der pauschalen Vermögensbesteuerung im Falle der Emigration, am Horizont abzeichnete.

In ihrer selbstverschuldeten Finanznot schrecken die Staaten mittlerweile vor keiner Drangsalierung des Steuerzahlers mehr zurück, um sich Zeit in ihrem fiskalischen Abwehrkampf zu erkaufen.

UK als Extremfall

Aus Großbritannien verabschiedeten sich allein im laufenden Jahr über 16.500 Millionäre, die nicht länger bereit sind, steigende Lasten für einen Staat zu übernehmen, der systematisch an ihren Interessen vorbei regiert.

London bürdete dem Steuerzahler in den vergangenen zwölf Monaten ein ganzes Bündel höherer Substanzsteuern auf: Unter anderem schraubte man die Belastung für Erbschaften und Übertragung von Trusts drastisch nach oben. Bislang steuerbefreites Auslandseinkommen wird nun ebenfalls abgeschöpft und die Freibeträge bei Geschäftsimmobilien wurden gekürzt.

Das bietet ausreichend Anschauungsmaterial, wie man es nicht macht, sollte man meinen. Doch in Deutschland herrscht die nackte Finanznot. Sachlich rationale Argumente scheinen keine Option mehr zu sein.

Sachverständigenrat beugt sich dem Dienstherrn

Dass ausgerechnet der Sachverständigenrat, das oberste ökonomische Beratergremium der Bundesregierung, vergangene Woche bei der Präsentation seines Jahresgutachtens die Erhöhung der Erbschaftsteuer und die Ausweitung auf Betriebsvermögen diskutierte, bestätigt den Verdacht: 2026 könnte in Deutschland das Jahr massiver Substanzsteuern werden – getrieben aus reiner fiskalischer Not.

Denn in der Politik zeigt sich keine Bereitschaft, Staatsausgaben zu konsolidieren oder Maßnahmen in der Migrationspolitik einzuleiten, um die überbordenden Sozialausgaben unter Kontrolle zu bringen. An die Subventionen im Bereich der Klimapolitik wagt sich aufgrund der schwelenden Krise der Europäischen Union und dem Aufstieg rechtskonservativer Kräfte sowieso niemand mehr heran – dabei handelt es sich im Grunde genommen um Schweigegeld, das künftig verstärkt aus dem produktiven Kapital der Bürger direkt in die Subventionskanäle der grünen Günstlingswirtschaft gepumpt werden könnte.

Mit der Schädigung der ökonomischen Substanz durch diese Politik wird sich der dramatische wirtschaftliche Abstieg Deutschlands weiter beschleunigen. Und für den Schaden, den die unvermeidliche Erbschaft- und Vermögenssteuererhöhung nach sich zieht, wird derjenige Bürger geradestehen, für den die Migrationspforte verschlossen bleibt.

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LieberNichtGruen
19 Tage her

Dem letzten Stohbürger muss es klar sein, solange hunderte von Milliarden Euro verschenkt, verschludert, korrumpiert werden, d a r f es k e i n e Steuererhöhungen geben. Ebenso muss ihm klar sein, dass nur die AFD diesem unwürdigen Treiben Einhalt gebieten kann.

P. Pauquet
24 Tage her

Ich hatte beim Lesen des Artikels ein Deja-vu Erlebnis oder ähnlich und hatte den Eindruck, sie haben den Beitrag extra für mich geschrieben. Bei mir ist heute der Blitz eingeschlagen, kein Fake oder Witz. … Der Erbschaftssteuer-Bescheid ist eingetroffen. An einem Wochenende und vier Wochen vor Weihnachten. … Das mit Weihnachten ist im Prinzip egal, jedoch nicht das Wochenende. Ist das Absicht, hat das System? Ich weiß es nicht, habe darin keine Erfahrung. Ich gehöre nicht zu Denen, die in bestimmten Zeitintervallen erben. Auf jeden Fall war es heftig und hat mich wieder besseres Wissen schon geschockt. Trotzdem habe ich… Mehr

Last edited 24 Tage her by P. Pauquet
Erwin
24 Tage her

Zahlt die Kirche auch Steuern?

P. Pauquet
24 Tage her
Antworten an  Erwin

Ja, aber sehr verworrenes Steuerrecht. Warum einfach, wenn es kompliziert geht. Kann man gut googlen.

rainer erich
24 Tage her

Wie hier in einem Kommentar erwähnt ist bereits der Ansatz , wieder eimmal, zweifelhaft. Die Autoren unterstellen dem Regime bestimmte, im Zweifel sogar positive, Motive , welche aber tatsächlich gar nicht zutreffen. Natürlich braucht das ebenao korrupte wie verschwenderische Regime immer mehr Geld. Das liegt in der Natur der Sache. Die Auswahl der zu Melkenden dürfte nicht nur von diesem Motiv geprägt sein. Man selektiert durchaus nach weiteren Kriterien. Wahltaktischer und ideologischer Art , aber auch solche, die der angestrebten neuen Gesellschaft entsprechen. Zum Beispiel wird nicht zufällig der Mittelstand angegriffen, die Eigentümerunternehmer, die , welche dem Endziel des Regimes… Mehr

Alternativlos
24 Tage her

Der Sozialismus ist immer dann am Ende, wenn ihm das Geld anderer Leute ausgeht.

Ohwehnene
24 Tage her

Die Frage Erbschaftssteuer und Vermögenssteuer berührt die tiefsten Fundamente einer gesellschaftlichen und politischen Verfassung. Welches ist das oberste Prinzip, auf dem alles gründet, Freiheit oder Kollektiv?
Wer fürs Kollektiv ist, nimmt dem Vermögenserwerber die Freiheit.
Die Freiheit, sich für seine Entscheidungen und Leistungen adäquat zu belohnen und die Freiheit über das Erworbene zu verfügen.
„Leistungsloses Einkommen“ sagen die Linken nur dann, wenn sie nicht selbst erben oder ihre Organisationen.

Dorfmueller
24 Tage her

Die Erbschaftssteuer wird in den kommenden Jahren rasant verändert. Kein steuerlicher Bereich ist in den letzten Jahren derart in den Fokus der Politik geraten.Es wird soweit gehen, dass dieses Problem in Familien der Durchschnittsverdiener relevant wird, selbst da, wo heute noch keiner dran denkt.Es ist möglich, dass es in Zukunft kaum noch nennenswerte Erbschaften gibt.

anita b.
24 Tage her
Antworten an  Dorfmueller

Was ich richtig finde den würde.

KoelnerJeck
24 Tage her

M.E. gibt es nur zwei Möglichkeiten: Produktion und Tausch. Das nennt man das ökonomische Mittel. Die andere Möglichkeit ist Enteignung und Umverteilung. Das nennt man das politische Mittel. In der Politik geht es nur um Enteignung. Nennt sich Steuern. Steuern sind Raub.

a.stricker
24 Tage her

Die Verschwendungssucht des Staates ist unermesslich. Merz, der versprochen hatte, das zu beenden, wird als der Münchhausen der Politik in die Geschichte eingehen. Allerdings ist die weitgehende Freistellung von Betriebsvermögen durchaus problematisch, da es zum einen zu unterschiedlichen Ansätzen von Vermögen führt und zum anderen dadurch natürlich Tür und Tor für missbräuchliche Gestaltung öffnet. Immobilienvermögen, das z.B. in Form von Wohnungen auch sozial nützlich ist, weist auch die gleiche Problematik auf. An sich wären einheitliche, niedrige Erbschaftssteuern mit relativ hohen Freibeträgen und Stundungsmöglichkeiten für illiquide Vermögenswerte der bessere Ansatz.

ErwinLoewe
24 Tage her

Schenkungs- und Erbschaftssteuern sind parlamentarisch organisierte Ausraubung und Verarmung der Bürger.