2026: Deutsche Autoindustrie am Wendepunkt

Die deutsche Autoindustrie steuert 2026 in ein selbstgeschaffenes Nebelfeld aus politischer Fehlsteuerung, Absatzkrise und chinesischer Übermacht. Verbrenner-Aus, E-Illusionen und ruinöser Wettbewerb drohen Produktion, Arbeitsplätze und eine Schlüsselindustrie dauerhaft zu zerstören.

picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Prognosen über die Entwicklung der kriselnden deutschen Autoindustrie in 2026 sind gegenwärtig mit sehr großer Unsicherheit behaftet.

Die Ausgangslage, die Prognosebasis, ist höchst unsicher, unsicherer sogar als während der Ölkrisen im letzten Jahrhundert und während der Weltfinanzkrise 2008/ 2009.  Die weltpolitische Lage ist angespannt und fragil, die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen auf den globalen Absatzmärkten sind durch Zölle und Handelshemmnisse aller Art für die exportlastige deutsche Autoindustrie unkalkulierbar geworden. Die Konjunkturaussichten sind auf allen großen Absatzmärkten höchst unsicher, und der Betrug um die angebliche Lockerung des Brüsseler Verbrenner-Aus hat die Probleme der Verbraucher, für welche Antriebstechnik sie sich in Zukunft entscheiden sollen, nur weiter vergrößert. Daraus folgt, dass der von der Politik beschworene Trend zur Elektromobiliät bei weitem nicht gefestigt und auf lange Sicht viel zu schwach zu sein wird, um die auf Verbrennermotoren basierende Massenmobilität zu ersetzen.

Und über all dem schwebt die aggressive chinesische Konkurrenz. Der chinesische Weltmarktführer BYD, wie auch andere prominente Hersteller wie MG, Leapmotor , Xpeng etc. sind dabei, den europäischen Markt mit kostengünstigen Elektroautos und neuerdings auch Hybriden zu erobern und die europäischen Hersteller zu verdrängen, Denn der Markt insgesamt wächst kaum und liegt immer noch zwei Millionen Einheiten niedriger als vor Ausbruch der Krise 2019. In Deutschland beträgt der Niveauverlust hartnäckig rund 500.000 Autos pro Jahr.

Die Ausgangslage Ende 2025 ist durch bislang vergebliche Eingriffe und Vorgaben der Politik zugunsten der Elektromobilität gekennzeichnet. Alle Autohersteller leiden unter hohen Verlusten. Zahlreiche kleine und mittlere Zulieferer, die dem investiven Technologie-Wirrwarr und dem beinharten Preiswettbewerb mit chinesischen Anbietern nicht mehr gewachsen sind, gingen in die Insolvenz. Und dem kommenden existenzbedrohenden Preiswettbewerb mit chinesischen Autoherstellern werden weder Autoindustrie noch die wenigen überlebenden Zulieferer gewachsen sein. Für die chinesische Autoindustrie ist Europa der einzige freie Absatzmarkt von Bedeutung, auf dem sie versuchen, ihre ruinösen Überkapazitäten über den Export abzubauen. Allein BYD hat sieben riesige Auto-Transportschiffe im Bau zu jeweils 7.000 Einheiten, die vor allem Europa ansteuern sollen.

Die Autohersteller selber haben auf den Gesamtmarkt keinen Einfluss. Beeinflussen können sie dagegegen ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit und damit ihren Absatz, sieht man von staatlichen Eingriffen ab, z.B. bei den Emissionsvorschriften. Schlüsselgrößen für eine erfolgreiche Zukunft und hohe Gewinne wären dabei die eigenen Fähigkeiten zu Innovation, Voraussicht bei der Versorgung mit importiertem Produktionsmaterial wie Chips und Batterie-Rohstoffen, sowie eine hohe Wettbewerbsfähigkeit bei den Produktionskosten.

Wie sehen die konkreten Zahlen für den deutschen Automobilmarkt in 2026 aus?

Bei allen Prognosen bleibt der Automarkt auch 2026 noch immer ein rund ein Fünftel unter dem Rekordniveau von 3,6 Millionen im Vorkrisenjahr 2019.

Ansonsten sind die Zulassungsprognosen für 2026 bestenfalls „gedämpft“ optimistisch. Keiner der Experten rechnet damit, dass der Markt unter die voraussichtlich rund 2,8 Millionen Neuzulassungen des Jahres 2025 fallen wird. Dabei wird allerdings ein weiterer Anstieg der Batterie-Elektroauto-Neuzulassungen (BEV) unterstellt. Ohne BEV-Mehrabsatz würde der deutsche Automarkt 2026 schrumpfen und nicht wachsen und würden die Neuzulassungen unter den Stand von 2025 zurück fallen.

Das Prognosespektrum für 2026 reicht von: “Der deutsche Pkw-Markt wird sich im Jahr 2026 nicht wesentlich erholen“, so die offizielle Meinung des VDA (Verband der Automobilindustrie), bis hin zur Annahme eines moderaten aber spürbaren Anstiegs durch den ZDK (Zentralverband des Kfz-Gewerbe). Während der VDA mit 2,9 Millionen Neuzulassungen rechnet (+2 Prozent) erwartet der ZDK ein Zulassungsvolumen von 2,95 Millionen (+3,5 bis 4 Prozent). Der Rest der Prognosen kreiselt zwischen diesen beiden Polen.

Hauptgrund für die verhaltene Nachfrage ist neben der Verbraucher-Verunsicherung vor allem die anhaltende Schwäche der deutschen Wirtschaft. Und die wird nach allen Prognosen auch 2026 unvermindert anhalten.

Erhebliche Meinungsunterschiede gibt es in der Vorausschätzung der künftigen Nachfrage nach Batterie-Elektroautos (BEV). Gestützt auf wachsende Elektroauto-Modellpaletten auch der europäischen Hersteller, an der Spitze VW, schreitet die Elektromobilität 2026 fort. Für Elektro-Pkw insgesamt (Hybride, Plug-In-Hybride, reine BEV, und Range Extender) rechnet der VDA 2026 mit knapp einer Million (979.000) Neuzulassungen in Deutschland. Das entspricht einem Zuwachs von siebzehn Prozent gegenüber 2025. Bei batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) prognostiziert der VDA für 2026 einen Zuwachs von 30 Prozent auf 693.000 Einheiten; das entspricht einem Marktanteil von rund 24 Prozent.

Nicht Marktführer, aber schärfste Wettbewerber für die europäischen Autoproduzenten (incl. Zulieferer) werden trotz EU -Strafzöllen mehr und mehr chinesische Automarken. Die Marktführer in China drängen wegen hoher verlustreicher Unterauslastung in China nach Europa. Und stampfen von kleinen Anfängen aus vor allem auf dem deutschen Markt mit hohen Investitionen rasch eigene Händlernetze aus dem Boden. Und wollen zunächst mit BEV, zunehmend aber auch mit Hybriden und sogar Verbrenner den Markt erobern.

Auffallend ist: Über den Anteil deutscher Hersteller selbst an der nur schwachen Markterholung schweigen sich alle Prognosen aus.

Für die deutsche Autoindustrie spitzt sich die Lage 2026 also zu. Der deutsche wie europäische Markt wachsen, politisch gefördert, wenn überhaupt, nur bei den renditeschwachen Elektroautos. Die geplanten EU-Emissionsvorschriften verursachen – Stand heute – für die Hersteller nur zusätzliche Kosten und bringen keine Gewinne. Der Export in die wichtigsten Märkte USA und China wird im günstigsten Fall stagnieren, wahrscheinlich aber zurückgehen. Grund dafür sind Zölle und/ oder mangelnde Wettbewerbsfähigkeit.

Damit fällt der Export, früher ein Produktionsventil, als einziger Hoffnungsträger für eine nachhaltige Besserung von Produktion und Beschäftigung 2026 aus. Absehbar ist, dass in Folge der bereits angekündigten Maßnahmen beim Personal-Abbau bei den Herstellern und allen großen Zulieferern die Zahl der Beschäftigten in der Automobilindustrie auf deutlich unter 700.000 fallen wird.

Die größte Aufgabe für Politik wie für die Automobilindustrie wird sein, der Konkurenz aus Fernost Einhalt zu gebieten. Eine Verstärkung deren Konkurrenzfähigkeit durch Beibehaltung des Verbrennner-Aus gehört sicher nicht dazu.

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Kommentare ( 7 )

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Kampfkater1969
1 Stunde her

Ich hatte vor Jahren mal einen Kaffeeplausch mit einem ehemaligen VW-Vorstandsmitglied. Damals ging es um die Abgasgrenzwerte. Man fragte in den gemeinsamen Sitzungen des Vorstandes und Aufsichtsrates die hier anwesenden Politiker, ob die Politik hier diesbezüglich die Ergebnisse anzweifeln würde. Man bekam die Zusage, dass von staatlicher Seite VW nichts zu erwarten hätte. Das ist inzwischen über 30 Jahre her. viele der Beteiligten sind schon verstorben und diese Vereinbarung wurde dann so ab 2016 unter dem Einfluss der Grün.woken aufgekündigt und durch eine neue Vereinbarung ersetzt, dass der Staat dafür sorgen werde, dass alles in Europa BEV kaufen würden werden… Mehr

Wuehlmaus
1 Stunde her

Wir können doch dagegen kontern. Den Golf Einstiegspreis auf 40.000 hochsetzen und die kleineren Modelle wegen Unwirtschaftlichkeit einstampfen!

Linus van de Sand
1 Stunde her

1.) Es werden in Deutschland vor allem robuste SUV eine Zukunft haben, die mit den inzwischen wieder auf DDR-Niveau heruntergekommenen Straßenzuständen zurechtkommen. Die deutschen Straßen sind doch inzwischen nur noch eine Schande. 2.) E-Autos werden sich in Deutschland nur dann noch ein bisschen mehr verbreiten, wenn die Kilometerkosten besser sind als bei Autos mit Verbrennungsmotor, wenn Reichweiten auch im Winter über 600 km liegen und wenn die Stromversorgung stabil und wenn mehr Lademöglichkeiten vorhanden sind. Das sind ziemlich viele „Wenns“. Ansonsten bleiben wie bisher nur Kunden mit der Trias Eigenheim-Photovoltaik-Erstwagen mit Verbrennungsmotor. Und nebenbei noch: Jahrelange Baustellen für Straßenabschnitte und… Mehr

Positivsteuerung
1 Stunde her

Direkt nach der Grenzöffnung der innerdeutschen Grenze wurden Trabbis über Nacht unverkäuflich, und gebrauchte „Westautos“ wurden über Nacht um ca 1000 Mark teurer.
Die Marktwirtschaft hat die Planwirtschaft besiegt.
Das wird hier mit den ungeliebten Elektroautos auch geschehen. „Danach“, also bei einem Systemwechsel, wird sich der Kunde wieder frei für ein Modell zur Erfüllung seiner Mobilitätsbedürfnisse entscheiden können. Das muss nicht auf ein europäisches Produkt hinauslaufen, denn diese Hersteller haben genug getan, um potentielle Kunden zu vergraulen.

Berlindiesel
1 Stunde her

Der größte Feind der deutschen Autoindustrie – aber im Grunde der ganzen Industrie – ist sie selbst. Sie gibt sich nach außen unpolitisch, hofiert jedoch das linksliberale Regime seit langem. In den Vorstandsetagen sind die gleichen, postindustriell, hyperindividualistisch und pseudoakademisch ausgebildeten Kohorten der Generation X tonangebend wie in der Rängen der Politik in Berlin, den Ländern oder der EU. Man kennt sich, teilt das Lebensgefühl, die Alltagskultur (luxuriös aber bio, vegan und klimaneutral) und die stillen Agenden. Diese Kohorten, die sich allesamt „Manager“ aber nie „Unternehmer“ nennen, eine seltsame Mischung eines Ausländerenglischs mit deutschen Füllwörtern sprechen, können und konnten nie… Mehr

Last edited 1 Stunde her by Berlindiesel
Eddy08
1 Stunde her

Politiker kochen auch bloß mit Wasser und viele sind nicht gerade die hellsten Kerzen auf der Torte. Wenn die Manager der Autokonzerne weiter diesen Leuchten folgen dann gibt es bald keine „deutschen“ Autos mehr. Solange die Manager diesen Politikern in die Öffnung unterhalb des Rückens kriechen solange wird es weiter mit der Wirtschaft bergab gehen. Schaut doch mal die grünen Stahlkocher an …erst hoffieren sie, dann kassieren sie und nun ist nix mehr mit grünem Stahl und Wasserstoff. Die EU hat kein Recht Gesetze zu erlassen, selbst die Regierungen, die so gegen das eigene Volk agieren haben keine Legitimation, denn… Mehr

Holger Wegner
2 Stunden her

Es ist doch gar nicht mal die Konkurrenz aus Fernost. Es sind die depperten EU-Vorgaben, und da eben nicht nur in Bezug auf Co2. Was da alles drin sein muss, gewartet werden muss und teuer repariert, falls es jemand kann…Nicht der Kaufpreis ist unbedingt zu hoch, sondern der Unterhalt ist zunehmend unkalkulierbar teuer