Gemischte Nachrichtenlage beschert den Börsen Fehlstart in den Juli

Es seien im Juni 209.000 neue Arbeitsstellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen worden, meldet die US-Regierung. Diese Zahl enttäuschte etwas. Gleichwohl kann man festhalten, dass sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt trotz der gestiegenen Zinsen sehr robust zeigt.

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War das für die Börse nun eine gute oder schlechte Nachricht? Im Juni seien 209.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft geschaffen worden, meldete die Regierung in Washington am Donnerstag. Von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Ökonomen hatten im Schnitt mit einem Plus von 225.000 gerechnet. Und in der Tat fiel die Zahl im Gegensatz zu den am Mittwoch präsentierten Arbeitsmarktdaten der Agentur ADP etwas enttäuschend aus. Gleichwohl kann man festhalten, dass die Privatwirtschaft in den USA im Juni unerwartet viele neue Stellen geschaffen hat. Trotz der gestiegenen Zinsen zeigt sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt damit sehr robust.

Gegenüber Reuters kommentierte Marktbeobachter Ralf Umlauf von der Helaba, dass eine echte Abkühlung des Arbeitsmarktes noch nicht zu konstatieren sei: „Der Beschäftigungsaufbau ist weiterhin solide und die Arbeitslosenquote niedrig, während die Lohnsteigerungen ansehnlich sind und die Jahresrate dabei sogar zugelegt hat.“ Seine Prognose: „Die Fed wird daher an der avisierten Zinserhöhung Ende des Monats festhalten.“ Alexander Krüger, Chefvolkswirt von Hauck Aufhäuser Lampe ergänzte: „Nach wie vor kräftig ist das Wachstum der Stundenlöhne. Die Fed dürfte das weiter in Richtung einer Zinserhöhung schubsen. Neuer Spielraum ist hierfür auch durch zuletzt günstig ausgefallene Konjunkturdaten entstanden. Auch wegen der hohen Kerninflation scheint ein kleiner Zinsschritt vorgezeichnet.“

Kein Wunder, dass sich im späten Handel am Freitag an der Wall Street die Pessimisten durchsetzten. Der Leitindex Dow Jones Industrial verlor 0,6 Prozent auf 33.735 Punkte. Die erste Börsenwoche im Juli ist für den Dow damit mit einem Verlust von rund zwei Prozent sehr trist ausgefallen. Der marktbreite S&P 500 beendete den letzten Handelstag der Woche mit einem Minus von 0,3 Prozent auf 4.399 Zähler. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 0,4 Prozent auf 15.036 Punkte nach unten.

Auf Unternehmensseite waren die Blicke wie schon am Vortag unter anderem auf Meta gerichtet. Grund ist die unter dem Namen Threads gestartete Konkurrenz-App zum Kurznachrichtendienst Twitter. Twitter droht nun mit einer Klage wegen Verletzungen von Geschäftsgeheimnissen; Meta-Chef Mark Zuckerberg hat in der Tat viele Ex-Teitter-Mitarbeiter in seinen Reihen, die vielleicht wirklich nicht jede Zeile der früher für Twitter geschriebenen Programmcodes vergessen haben. Meta-Aktien zeigten sich allerdings wenig beeindruckt, sie gaben leicht nach.

Bei den an der New Yorker Börse notierten Titeln des chinesischen Internetkonzerns Alibaba ging es um gut acht Prozent nach oben. Am Freitag war bekannt geworden, dass China gegen die auf Finanztechnologie spezialisierte Beteiligungsgesellschaft Ant Group von Alibaba eine umgerechnet 900 Millionen Euro schwere Strafe verhängt hat. Damit könnte nun ein langwieriger Streit zu einem Ende kommen. Wie es hieß, dürfte die Ant Group nun wieder flexibler in ihren Entscheidungen werden.

Die Papiere der Bergbaugesellschaft Newmont legten um knapp zwei Prozent zu. Hier half eine neue Kaufempfehlung der Großbank Barclays für die Papiere.

Der Euro-Kurs profitierte vom US-Arbeitsmarktbericht, der eine Schwäche des Dollars auslöste. Im späten US-Devisenhandel stieg der Euro auf 1,0965 Dollar. Am Markt für US-Staatsanleihen tat sich nach dem Jobbericht wenig. Die Rendite für zehnjährige Treasuries betrug 4,07 Prozent.

Zuvor hatte in Frankfurt der DAX als Reaktion auf den Einbruch vom Donnerstag um 2,5 Prozent mit einem Plus von einem knappen halben Prozent bei 15.603 Zählern geschlossen. Damit verminderte sich der Wochenverlust auf rund 3,5 Prozent. Der MDAX der mittelgroßen Unternehmen stieg am Freitag sogar um 1,2 Prozent auf 27.015 Punkte.

Aus Branchensicht waren am Freitag Chemiewerte und Bankentitel besonders stark gefragt. Deutsche Bank und Commerzbank gehörten zu den mit Aufschlägen zwischen 2,1 und 2,6 Prozent zu den besten DAX-Werten. Noch besser standen BASF und Covestro da, die um 5,1 beziehungsweise drei Prozent zulegten.

Am Index-Ende belasteten erneut Gewinnmitnahmen die Papiere des Baustoffkonzerns Heidelberg Materials. Sie verloren drei Prozent. Analysten hatten sich bereits am Donnerstag besorgt über die Schwäche der Bauwirtschaft gezeigt.

Die Aktien von Thyssenkrupp kletterten mit einem Aufschlag von 4,7 Prozent an die MDAX-Spitze. Der Industriekonzern hatte seine Wasserstoff-Tochter Nucera erfolgreich an der Börse platziert. Der Kurs des Dortmunder Unternehmens endete mit 23,52 Euro deutlich über dem Ausgabepreis von 20 Euro.

Auch einige Analystenstimmen bewegten die Kurse. Papiere von SMA Solar verloren nach einem gestrichenen positiven Votum durch Exane BNP Paribas 5,3 Prozent. Anteile am Telekommunikationskonzern United Internet rutschten nach einer Abstufung durch HSBC auf den tiefsten Stand seit 2011 und beendeten den Handel 2,1 Prozent tiefer.

Am Anleihenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,60 Prozent am Vortag auf 2,70 Prozent.

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