Deutschland im Zangengriff des Klimasozialismus

Mit dem Popanz des Industriestrompreises und der Debatte um Technologieoffenheit beim Klimaschutz betreibt die Bundesregierung medienpolitische Camouflage. In Wahrheit wird der klimasozialistische Kurs beinhart fortgesetzt. Angesichts der dramatischen Deindustrialisierung des Landes bekommen nun erste staatliche Stellen wie der Bundesrechnungshof kalte Füße.

picture alliance / Andreas Gora | Andreas Gora

Deutschland steht vor dem achten Jahr seiner industriellen Schrumpfkur. Beinahe eine Dekade fallender Wertschöpfung, sinkender Produktivität und steigender Arbeitslosigkeit – die nur durch öffentliche Beschäftigungsprogramme und eine Flut an öffentlichem Kredit notdürftig übertüncht werden kann – belegen einen Niedergang, der seinesgleichen sucht.

Klimasozialismus ist gescheitert

Das große Projekt, ein klimasozialistisches Regime zu errichten, zerschellt an den Klippen des ökonomisch Machbaren. Und angesichts der Insolvenzwelle, die unaufhaltsam durch das Land rollt, lässt sich diese Dramaturgie auch medial nicht mehr verschleiern.

Personalchaos in Reiches Ministerium
Der Geist Robert Habecks spukt durch das Wirtschaftsministerium
Über 24.000 Unternehmen werden zum Ende des Jahres aus dem Wettbewerb ausgeschieden sein, Hunderttausende Industriearbeitsplätze vernichtet. Firmen wie Meyer Burger, der Werkzeugbauer Leichingen, der Autozulieferer Meteor in Niedersachsen oder der Maschinenbauer Afermann in Osnabrück zählen zu den jüngsten Opfer des ideologischen Feldzugs gegen die deutsche Wirtschaft.

Die Unterwerfung unter das Brüsseler Klimadiktat war der historische Sündenfall, der zur Abwicklung marktwirtschaftlicher Prinzipien führt und den tief vorgetragenen Vorstoß des Staats in den privaten Sektor initiierte.

Die Politik identifizierte den Energiesektor als eine probable Option zum Machtgewinn. Mit dem Ausstieg aus der Atomkraft, dem Ende des günstigen russischen Gases und der jahrzehntelangen Subventionierung ineffizienter erneuerbarer Energien wurde das Energiedesign auf eine Weise verformt, dass es nur durch fortgesetzte Subventionspolitik überlebensfähig ist.

Wasserstoff und der Bundesrechnungshof

Heute erfüllt es die Theorie der Interventionsspiralen geradezu idealtypisch: Ein Eingriff führt zum nächsten, die Abhängigkeit der Energieversorgung von wachsenden Subventionen treibt im Zeitverlauf seltsame Blüten wie die sogenannte „Wasserstoffstrategie“ der Bundesregierung.

Wasserstoff
Grüne Fantastereien: Das Märchen vom Wasserstoff
Grüner Wasserstoff wird per Elektrolyse aus Strom erneuerbarer Energien erzeugt. Er soll als klimaneutraler Energieträger in der Stahl- und Chemieindustrie Kohle, Erdgas und Öl als Prozessenergie ersetzen. Zudem soll er als synthetischer Kraftstoff genutzt werden und bei Langzeitspeichern im Energienetz Überschussstrom aus Wind- und Solarenergie zwischenlagern.

Es ist ein politisches Monstrum entstanden: ein Milliardengrab, das dem Billionen-Subventionsfeld der Grünen Transformation eine weitere Grabstätte hinzufügt. Bislang wurden sieben Milliarden Euro in diese Senke geschüttet – Kapital, das dem freien Markt entzogen und als Staatskredit dem Steuerzahler auf die Rechnung geschrieben wird.

Dieser Markt ist nichts weiter als ein Fantasieprodukt grüner Zentralplaner. Selbst der Bundesrechnungshof stellte in seiner Analyse vom Oktober fest, dass man weiter denn je davon entfernt sei, die Ziele zu erreichen.

Seltener Intervention

Wasserstoff ist teurer, wird nicht genutzt, ein ernstzunehmender Markt existiert schlichtweg nicht – so der Bundesrechnungshof, der damit als eine der ersten staatlichen Behörden Klartext spricht.

Eine bemerkenswerte kritische Intervention der staatlichen Prüftelle, die damit das Schweigegelübde im Land für kurze Zeit aufhob.

In der Wirtschaft herrscht derweil Totenstille. Die Kleinen hört man nicht, die Großen sind mit der Subventionswirtschaft verschmolzen. Gekauftes Schweigen – das Schweigen der Lämmer im Angesicht des wirtschaftlichen Schlachtfestes. Niemand wagt, öffentlich zugeben, unter dem Primat der Politik das Mitspracherechte verloren zu haben.

Feier des Wahnsinns

Sinnbild der fatalen ideologischen Verwirrung großer Teile der Bevölkerung waren die tanzenden Fanatiker vor den zu Staub zerfallenden Kühltürmen der mutwillig vom Netz genommenen Atomkraftwerke. Das hatte nichts mit Naturschutz zu tun, auch nicht mit einer romantischen Verklärung oder Rückkehr zur Natur. Hier offenbarte sich das Ressentiment grüner Sozialisten gegenüber der bürgerlichen Gesellschaft in kristalliner Form.

Wirtschaftskrise hält an
Standort am Abgrund: Insolvenzwelle rollt ungebremst durch Deutschland
Es war eine Walpurgisnacht des Wahnsinns, zelebriert von Menschen, die in einer wohlstandsverwahrlosten Blase existieren – vielfach in vom Steuerzahler finanzierten NGOs oder direkt beim Staat beschäftigt. Zum realen Leben, zur Leistungsgesellschaft, deren Herzstück der freie Markt ist, besitzen diese Zeitgenossen keinen Zugang.

Die ideologische Blockade Deutschlands dürfte einzigartig sein. Historiker werden kaum ein zweites Volk finden, das sich von einer kleinen Kamarilla aus Klimasozialisten und Fanatikern derart über den Tisch ziehen ließ wie die Deutschen. Allein in der Nordsee liegen rund 32 Milliarden Kubikmeter an bekannten, förderbaren Erdgasreserven verborgen; tatsächlich werden im Jahr derzeit lediglich etwa 4 Milliarden Kubikmeter gefördert. NGOs haben sich die Politik unterworfen, eine Förderung dieser Reserven wird mit aller Macht blockiert.

Unerschlossene Energie: Das ignorierte Potenzial

Im Bereich des Fracking, der Erschließung von Schiefergesteinen, ruhen etwa 2,3 Billionen Kubikmeter Erdgas im deutschen Boden. Weitere 450 Milliarden Kubikmeter lagern in Kohleflözen.

Ein beachtliches Potenzial, das man angesichts der fatalen Energiesituation des Landes ohne jede Frage erschließen müsste. Die Lage der Wirtschaft macht dies längst zwingend erforderlich.

Doch in der Politik findet sich – abgesehen von der AfD – keine Kraft, die sich den klimasozialistischen Fanatikern entgegenstellen wollte. Keine, die über geeignete Öffentlichkeitsarbeit den notwendigen Druck auf den Gesetzgeber erhöhen und die Debatte überhaupt erst wieder öffnen würde.

Industrie auf der Kippe – und kein Plan B

Der Kollaps der deutschen Industrie entfaltet Downstream-Effekte in allen Bereichen der Ökonomie. Der Wohlstand des Landes steht und fällt mit seiner Industrieproduktion, daran kann kein Zweifel bestehen. Deshalb müsste auch die Rückkehr zum russischen Gas höchste Priorität besitzen. Es war schließlich die Kooperation mit Gazprom, Rosneft und Co., die deutsche Industrieproduktion über lange Zeit hinweg im international wettbewerbsfähig hielt.

Gewerkschaften konsequent auf Klimakurs
Zwischen Absturz der Industrie und grüner Gesinnungstreue
Die Verkantung Deutschlands im Ukraine-Konflikt und der Versuch, durch die Enteignung russischer Vermögenswerte bei Euroclear die Eskalation zur Sicherung von Kreditbürgschaften der Banken in Frankfurt und London voranzutreiben, macht deutlich, dass wir das Parkett rationaler Politik längst verlassen haben.

Ein ähnlicher Gedanke gilt mit Blick auf die Nuklearkraft. Die Welt hat sich weiterbewegt. Die neue Generation kleiner, modularer Reaktoren erzeugt keinen Atomabfall – das alte Argument der existenziellen Bedrohung durch Kernschmelzen sticht nicht mehr. Die Bauzeiten sind kürzer, die Investitionsvolumina geringer – Deutschland würde mit einem Wiedereinstieg ins Spiel zurückfinden. Man müsste diesen Weg jetzt einschlagen, da dies Jahre in Anspruch nimmt. Er ist alternativlos, denn hier wird die Zukunft der globalen Energieerzeugung mitgeschrieben.

Ideologie abschütteln

Kostspieliger Unfug wie der sichtbar fußlahme Wasserstoffhochlauf müsste umgehend in den Schubladen gescheiterter Experimente verschwinden – als Anschauungsmaterial für kommende Generationen, dass infantile Politik, gepaart mit ideologischem Wahn, immer in die Katastrophe führt. Dies ist der Kern der deutschen Pleite.

Bayern – die Vertreibung aus dem „Paradies“
Symbolträchtige Sprengung der Kühltürme in Gundremmingen
Es ist höchste Zeit, die apokalyptische Erzählung vom zerstörerischen CO2 zu überwinden und endgültig in das Reich der Fabeln zu verbannen, wo sie hingehört. Seit Barack Obamas Deklaration im Jahr 2009, CO2 zum Hebel klimasozialistischer Politik umzudeuten, ist es der freien Wissenschaft nicht mehr gelungen, dieses moralistische Erzählstück, von den staatsaffinen Medien in endloser Reihe rezipiert, systematisch auseinanderzunehmen.

Wir sollten dem Beispiel der Amerikaner folgen und aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen, um die Brüsseler Machtmaschine wieder einzunorden. Selbstverständlich ist dies mit dem gegenwärtigen politischen Personal ausgeschlossen. Die Berliner Polit-Aristokratie bildet quasi die Praetorianergarde, die Stadthalter dieses machtpolitischen Spinnennetzes.

Und ihr Ziel, das ist jetzt eindeutig und unbestreitbar, ist die Entkernung der deutschen Industrie, die dem Aufbau einer grünen Kunstwirtschaft weichen sollte..

Schluss mit Ideologie

Deutschland müsste die Ideologen abschütteln, sich freimachen von den jahrzehntelang eingeübten Medienspielen der Klima-Apokalypse, um wieder einen klaren Blick auf die wirkliche Welt und auf die tatsächliche wirtschaftliche Lage im Land zu gewinnen.

Setzen wir doch in Potsdam an, im Mekka der Klimapanik. Dort flog den sogenannten Wissenschaftlern gerade ihre heißgeliebte Apokalyptiker-Studie um die Ohren, nach der die Klimakrise in den kommenden Jahren ein Fünftel des weltweiten Bruttoinlandsprodukts auslöschen sollte.

Der Makel dieser Schummelarie: Es handelt sich schlichtweg um Zahlenbetrug, Unfug, der die klimabewegten Medien und Politiker angesichts der ausgehändigten Carte blanche, die Bürger nun richtig an die Kandare nehmen zu können, für eine Weile in euphorischen Jubel ausbrechen ließ. Doch nun folgt auf die Weltuntergangspanik der Kater. Die Welt dreht sich weiter und mit ihr die groteske Klimapolitik, die bei jeder Umrundung der Erde um den Astralkörper ökonomische Substanz zerstört.

Ideologie hat ihren Preis – und die Deutschen leben seit langem auf Kosten der Zukunft, sprich: auf Kredit. Dieses System kollabiert nun. Und mit ihm die Bereitschaft der Menschen, sich von Medien und Politik apokalyptischen Irrsinn auftischen zu lassen.

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Kommentare ( 13 )

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Berlindiesel
3 Stunden her

Wenn ich Beiträge wie den von Thomas Kolbe lese, erinnere ich mich Wehmut dem „alten“ TE, ein Medium hohem wirtschaftlichen Sachverstandes, mit Vorsicht und Bedacht im Metier der Außenpolitik operierend. Mein Verdacht damals, dass das mit dem Abtritt Merkels, die – auch hier bei TE – eine prekäre Allianz aller rechts von ihr zusammenhielt, diese Fraktionen zerbrechen würden. Und genau das ist geschehen. Warum ausgerechnet der Angriff Russland auf die Ukraine das rechts-konservative Lager derart auseinandergestoben hat – links trat dieser Effekt nicht ein, dort führte er viel eher zu einer über die „Brandmauer gegen rechts“ manifestierten Konsolidierung – ist… Mehr

Last edited 3 Stunden her by Berlindiesel
Bernhardino
3 Stunden her

Die Konsequenz aus dieser hervorragenden und zugleich erschreckenden Zusammenfassung: AfD!

BKF
3 Stunden her

Was im Artikel zu kurz kommt, daß dieser ganze grüne NGO-Komplex und die Zerstörung der deutschen Wirtschaft ganz wesentlich mit Geld aus den USA vorangetrieben wird.

Punti
3 Stunden her

DIE Deutschen leben seit langem auf Kredit? Möchten Sie diesen grotesken Unsinn anhand einiger grundlegender makroökonomischer Fakten, den Finanzierungssalden zum Beispiel, einmal näher erläutern?

lauterbachleugner
3 Stunden her

Ich verstehe nicht so ganz was Klimasozialismus sein soll. Die DDR wollte doch den Lebensstandard der Werktätigen steigern. Das hatte zwar weder dort noch sonstwo funktioniert, aber wenigstens war es die Intention. Auch für open borders stand dieses Model nicht. Die Staaten, die es praktizierten, haben es auf den Müllhaufen geworfen, so dass es fast vollständig verschwunden ist. Die CDU, SPD Grünen und Linken von heute wollen aber ‚Degrowth‘. Die Senkung des Lebensstandards ist das explizite Ziel. Ich würde sie eher als eine religöse Sekte bezeichnen.

P.Schoeffel
2 Stunden her
Antworten an  lauterbachleugner

Widerspricht sich das?
Klimakapokalypse ist ein Glaube, Sozialsmus auch.

jwe
3 Stunden her

Dieses grüne Spiel wird erst zu Ende gehen, wenn große Teile der Bevölkerung aufstehen, wie 1989 in der DDR. Da im Febr. 25 aber 80% der Wähler das „weiter so“ gewünscht haben, wird es noch lange dauern. Die reagieren erst, wenn sie verarmt sind!

Siggi
3 Stunden her

Ich muss nun ehrlicherweise zugeben, dass meine Erwartung, bis zu Weihnachten die neuen Kanzlerkandidaten zu kennen, zu sportlich war. Dennoch gehe ich davon aus, dass diese Regierung bald weg vom Fenster ist, weil die Probleme nicht beseitigt sondern gepflegt bis gefördert werden. Es muss wohl doch erst zu dem großen Knall kommen. Vielleicht ja schon zu Silvester. In Berlin wollen die Linken zeigen, wer Herr im Haus ist; natürlich zusammen mit den aggressiven Muslimen. Ein paar Laster mit Munition wurden ja schon aus dem Verkehr gezogen. Wei viele sind wohl am Ziel angekommen? Und für diese linke verfehlte CDU Politik… Mehr

Arndt Schuster
4 Stunden her

Zum dritten Male innerhalb eines Jahrhunderts lassen sich die Deutschen von einer Ideologie das Gehirn vernebeln. Denn nach den katastrophalen Folgen des Nationalsozialismus und des DDR-Sozialismus sind die meisten Bürger dem Klimasozialsimus verfallen. Nur selbstdenkende Bürger können der seit Jahren hereinprasselnden Gehirnwäsche entgehen. Wie immer wird des Erwachen aus diesem Irrsinn schlimm sein, denn die Deindustrialisierung, die Zerstörung einer einst vorbildlich funktionierenden Energieversorgung, die Schleifung des Sozialstaates als unmittelbare Folge sinkender Steuereinnahmen (siehe Stuttgart und Rastatt) sind nunmehr nicht nur Vorboten eines Absturzes, sondern Deutschland ist bereits mittendrin!

Gert Friederichs
4 Stunden her

Dieses Klimapamphlet des PIK erinnert mich kolossal an die „Wannsee-RemigrationsStory“ von Correktiv passend zum Höhepunkt der Bauernproteste. Blaue Luft abgelassen, in den Jubelmedien hochgejazzt, später wenig reuemütig wieder einkassiert aber: Es hat seine Wirkung erzielt. Das war das Ziel und es wurde in beiden Fällen erreicht wenn nicht sogar in der Wirkung deutlich übertroffen.
Olaf wurde durch den Correktiv-Skandal erstmal gerettet.
Die Klimaziele wurden durch die PIK-Analyse entscheidend unterfüttert und zurückgedreht wurde nichts!

Elmar
4 Stunden her

Die russische Zentralbank hat Euroclear in der Vorwoche auf 185 Milliarden Euro Schadensersatz vor einem Moskauer Schiedsgericht verklagt. Schauen wir mal. Es wird für die unqualifizierten linksgrünen Politbürokraten noch ungemütlicher.