Kiffen: Weiter verbieten oder legalisieren?

Die Cannabisfreigabe ist das Prestigeprojekt der Bundesregierung. Jetzt liegt ein Gesetzesentwurf vor - schon jetzt umstritten. Polizeigewerkschafter Rainer Wendt und Medizinjournalistin Cornelia Stolze in der "Streit-Bar": Gibt es ein Recht auf Rausch - und warum ist das Gesetz handwerklich so schlecht gemacht?

 

Die Legalisierung von Cannabiskonsum und -handel ist eines der zentralen Wahlversprechen der Ampel-Koalition. Dafür haben die Minister Karl Lauterbach (Gesundheit) und Justizminister Marc Buschmann einen komplexen Gesetzesentwurf vorgelegt. Er regelt, wie viele Cannabis-Samen man besitzen darf (sieben), wie viele Pflanzen man ziehen darf (drei) und wie viele Gramm Cannabis man haben darf: 25 Gramm.

Rainer Wendt ist Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. Er lehnt die Legalisierung ab. Das Gesetz, das die Ampel plant, sei ein bürokratisches Ungetüm, das von der Polizei nicht durchgesetzt werden könne. Profitieren würden nur die illegalen Dealer, die in Zukunft kaum belangt werden könnten – denn die vorgesehenen Cannabis-Verkaufsstellen würden niemals erfolgreich sein, da ist er sicher. „Die Polizei wird an Händen und Füßen gefesselt und dann wundert man sich, dass sie keine Wirkung hat.“ Die „Kifferindustrie“ sieht er als gefährlich an: Schon wolle sie andere, problematischere Drogen legalisieren.

„Aber was ist mit dem Recht auf Rausch?“, will Co-Moderator Diether Dehm wissen. Verbote, wie auch schon die Alkoholprohibition, funktionieren nicht. Sei Aufklärung nicht das bessere Mittel, um Missbrauch zu verhindern?

Cornelia Stolze ist freie Medizinjournalistin. Sie warnt vor allem vor den gesundheitlichen Gefahren: Cannabis ist keineswegs so nebenwirkungsfrei wie dargestellt. Auch Alkohol sei problematisch. Doch die Lösung sei nicht den Besitz, Handel und Konsum generell zu legalisieren. Sie schlägt eine Entkriminalisierung vor.

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Kommentare ( 74 )

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74 Comments
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Helfen.heilen.80
1 Monat her

Kurz und bündig fasse ich meine Lebenserfahrung diesbzgl. zusammen: leider zeigen die THC-Konsumenten, die ich allesamt über einen weiten Zeitraum kennenlernte, einen Abbruch ihrer Willensstärke, der geistigen Leistungsbereitschaft und eine Verflachung ihrer Mentalität. Wegen dieser zerstörerischen „Tiefenwirkung“ war mir dieses Zeug immer zutiefst unsympatisch. Ich befürchte, dass dieser Aspekt viel zu wenig Beachtung findet. Allesamt scheiterten an der Bewältigung z.B. komplexer Ausbildungsformen und Organisationsaufgaben, waren aber unter dem Einfluss von THC derart abgestumpft, dass sie dieser Verlauf jedoch kein bisschen störte. Die unvermeidliche Argumentationskette von THC’lern kommt niemand aus, wenn sie ihren Konsum unter Verweis auf die Schädliche Wirkung von… Mehr

Last edited 1 Monat her by Helfen.heilen.80
ted
1 Monat her

Ich hab mich sehr amüsiert über die „Streitereien“. Gute Sendung mit guten Argumenten von allen. Danke.

MarcusPorciusCato
2 Monate her

Wenn man zu Aufhebung eines Verbotes 183 Seiten Gesetzestext benötigt, stimmt nichts mehr! Wenn Cannabis harmlos wäre, hätte man es nur aus der Liste der verbotenen Stoffe streichen müssen.
Jeder Kiffer muss die 183 Seiten gelesen und verstanden haben – die meisten von ihnen haben in ihrem ganzen Leben keine 183 Seiten gelesen.

R.J.
2 Monate her

Vielen Dank. Man sollte vielleicht folgende Aspekte mitberücksichtigen. (A) Die Wirkung von Cannabis, insbesondere die negative, hängt stark von der individuellen Disposition, vor allem von genetischen Faktoren ab, das ist schon geraume Zeit bekannt. Siehe dazu z.B. Sideli et al. Cannabis Use and the Risk for Psychosis and Affective Disorders, J Dual Diagn 2020; Johnson et al. A large-scale genome-wide association study meta-analysis of cannabis use disorder, Lancet Psychiatry 2020; Carvalho & Vieira-Coelho. Cannabis induced psychosis: A systematic review on the role of genetic polymorphisms, Pharmacol Res 2022.   (B) Die Nutzung in der Medizin ist nicht durch überwältigende Daten… Mehr

Siggi
2 Monate her

Ein kleines Rechenbeispiel: Eine Großfamilie (Clan) darf pro Person 3 Pflanzen anpflanzen. Gehen wir nur von 100 Personen aus. In einer Halle mit 300 Pflanzen, von denen rechtlich jedem 3 Pflanzen zugerechnet werden, wäre der Ertrag alle 10 Wochen rund 40 kg verkaufsfertiges Cannabis. Der Marktpreis beträgt rund 10 Euro pro Gramm. Das bedeutet bei 100 Personen 400000.- Euro Umsatz alle 10 Wochen, oder rund 2 Millionen Euro pro Jahr. Allein in Berlin gibt es Millionen von Personen, die sich zur Deckung dafür gewinnen lassen; zur Not mit Drohungen. Wer jetzt noch diesem Gesetz zustimmt, unterstützt offen die organisierte Kriminalität.… Mehr

Last edited 2 Monate her by Siggi
Kuno.2
1 Monat her
Antworten an  Siggi

Unsinn! Von einer Pflanze ernte ich 300 g Frischgewicht. Da dieses unbrauchbar ist, müssen die Blüten getrocknet werden. Da bleiben dann 20 % (60 g) übrig. Die Kosten bewegen sich nicht ganz bei Null. Aber ein Samen guter Qualität kostet 5 Euro und dann fallen noch Wasser und Licht an. Wer es im eigenen Garten ab dem 1. April hochzieht spart auch noch den Strom. Daran ist nichts zu verdienen, d.h. der angebliche Schwarzmarkt bedient nur die vertrottelte Kundschaft die nicht in der Lage ist eine oder drei Pflanzen selbst wachsen zu lassen. Drei Pflanzen bedeuten rund 180 g Trockengewicht.… Mehr

Flintenriemen
2 Monate her

Für alle, die Cannabis negativ sehen, es geht nicht nur um das Verdampfen/Kiffen sondern auch um die Herstellung von Heil-Ölen:
https://www.kopp-verlag.de/a/hanf-heilt
In diesem Buch sind vor allem zahlreiche Fallbeispiele enthalten für Cannabis als Heilmittel bzw. Medizin.

A rose is a rose...
2 Monate her
Antworten an  Flintenriemen

Auch Opiate und Amphetamine spielen im medizinischen Bereich eine wichtige Rolle. Sollen wir die dann auch gleich mit frei zugänglich machen?
Im Übrigen: Auch Cannabis ist inzwischen ärztlich verschreibbar.

MIR1970
2 Monate her

Ich schaue mir diese Runde and und frage mich, worüber dieser ältere Herr, der eh sowieso ein Berufsempörter zu sein scheint mit seinen alten Gästen spricht. Diese hirnlose Geseier ist soweit von der Realität entfernt wie die sog. Freigabe von Cannabis von der Realität! Koks, Cannabis und andere Drogen sind in deutschen Großstädten schneller zu bekommen als ne Tüte Milch und weder Verkäufer noch Konsument juckt dabei die Illegalität. Diese Diskussionrunden ist so absurd, dass ich mich frage aus welchem Jahrhundert diese Leute in das heutige 2024 geschossen worden!

AlNamrood
2 Monate her

Wenn die Leute sehen dass sie 20-40% draufzahlen müssen wird sich das mit dem Handel ganz schnell erledigen.

AlNamrood
2 Monate her

Egal wie man dazu steht, was die Regierung anfasst geht zwangsläufig in die Hose. Die Legalisierung nützt vor allem einer Klientel, nämlich ausländischen Kleinkriminellen.

giesemann
2 Monate her

Kath ist Kath und Hasch ist Hasch, @Kuno. Die Kathdroge soll das Hungergefühl* unterdrücken, somit beim Abnehmen helfen. Ein sehr guter Beitrag zur Volksgesundheit. Eine Beeinträchtigung ganz junger Menschen mit 13/14/15 ist übrigens deren Schwängerung – sofern es Mädchen sind. Betroffen davon sind weltweit ca. 650 Millionen Mädchen und junge Frauen. DAS ideale Mittel zur Unterdrückung und Einschüchterung. Da ist Kiffen eher harmlos dagegen. Gut, gebe zu, das ist ein Ablenkungsmanöver. *Kath: Der Wunsch, sich mitzuteilen, wird erhöht, Müdigkeit verschwindet, und das Hungergefühl wird unterdrückt, gucksdu https://de.wikipedia.org/wiki/Kathstrauch Frauenrechte in Indien.Sex in indischen Kinderehen gilt nun als VergewaltigungGeschlechtsverkehr mit einer Minderjährigen… Mehr

Kuno.2
1 Monat her
Antworten an  giesemann

Was ist denn „Kath“ ? Wer abnehmen will kann auch Ephedrin einnehmen. Das ist der Tee aus der Pflanze des Meeresträublein. Doch Vorsicht: Ephedrin erhöht den Blutdruck und war früher für Leistungssportler ein Anabolika. Wer ohnehin hohen Blutdruck hat, sollte Ephedrin meiden. Der Tee ist in Europa verschreibungspflichtig.