Weißes Haus nennt auf neuer Website Journalisten, die nicht korrekt berichten

Gegenangriff des US-Präsidenten auf Gegner in den Medienhäusern: Auf einer neuen Website des Weißen Hauses werden Journalisten genannt, die nicht korrekt berichtet haben sollen.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Alex Brandon

Die neue Online-Initiative des Weißen Hauses sorgt für Aufregung: Die Regierung von Präsident Donald Trump hat eine Webseite freigeschaltet, auf der Medienunternehmen und einzelne Journalisten namentlich aufgeführt und kritisiert werden. Offiziell soll die Plattform der „Rechenschaftspflicht“ dienen – Gegner kritisieren den Vorstoß als Versuch, Berichterstattung zu delegitimieren und die Deutungshoheit über politische Ereignisse zurückzuerobern.

Die Seite, die seit wenigen Tagen öffentlich zugänglich ist, trägt mehrere provokante Kategorien. Besonders auffällig ist die Rubrik „Media Offender of the Week“, in der Reporter und Redaktionen exemplarisch angeführt werden. Ihnen wird vorgeworfen, absichtlich falsche oder irreführende Informationen über die Regierung zu verbreiten. Ergänzend dazu präsentiert das Weiße Haus seine eigene Darstellung der jeweiligen Sachverhalte, die als „Wahrheit“ gekennzeichnet wird.

Regierungssprecherin Karoline Leavitt verteidigte das Vorgehen und erklärte, man habe „ein Versprechen abgegeben, Medien zur Verantwortung zu ziehen“. Vor allem Berichte, die auf anonymen Quellen beruhen, seien laut Leavitt problematisch.

„Offender Hall of Shame“ mit fehlerhaften Medienberichten

Als zentrales Beispiel wird auf der Webseite ein Video mehrerer Kongressmitglieder angeführt, in dem diese US-Soldaten daran erinnern, nur „rechtmäßige“ Befehle auszuführen – ein Hinweis, der im amerikanischen Militärrecht verankert ist. Während zahlreiche Medien dies als allgemeine Mahnung im Wahlkampfkontext interpretierten, deutete die Regierung die Botschaft als Aufruf zur Befehlsverweigerung gegenüber dem Präsidenten. Die Plattform stellt die Regierungsinterpretation als die einzig korrekte Version dar und wirft den berichtenden Journalisten bewusste Irreführung vor.

Zusätzlich wurde eine „Offender Hall of Shame“ eingerichtet – ein Archiv, in dem nach Auffassung des Weißen Hauses fehlerhafte Medienberichte gesammelt werden. Eine Suchfunktion sowie ein sogenanntes „Leaderboard“, das Medienhäuser in einem angeblichen „Race to the bottom“ auflistet, sollen Nutzer zum Durchstöbern animieren. Grafische Darstellungen sogenannter „Repeat Offenders“, also Journalisten, die nach Meinung der Regierung mehrmals gegen journalistische Standards verstoßen haben, komplettieren das Portal.

Die Initiative reiht sich in eine Serie von Angriffen der US-Regierung auf gegnerische Berichterstattung ein. Regierungssprecherin Leavitt beklagt seit Monaten eine „unfaire Behandlung“ durch große Medienhäuser. Präsident Trump selbst fällt regelmäßig durch persönliche Angriffe gegen Journalistinnen und Journalisten auf. Erst kürzlich beschimpfte er eine Reporterin als „Schweinchen“ und titulierte eine andere als „dumme Person“. Kritiker warnen, dass die US-Regierung mit der neuen Webseite eine rote Linie überschreite: Die öffentliche Bloßstellung einzelner Medienschaffender könne das Klima für unabhängigen Journalismus nachhaltig vergiften und natürlich Einschüchterungseffekte erzeugen.

Während Unterstützer des Präsidenten das Portal als notwendigen Gegenpol zur wahrgenommenen Medienverzerrung begrüßen, kritisiert die Gegenseite die Verwischung der Grenze zwischen Medienkritik und gezielter Delegitimierung unabhängiger Berichterstattung.

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Kommentare ( 41 )

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41 Comments
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LadyGrilka55
14 Tage her

„Gegner kritisieren den Vorstoß als Versuch, Berichterstattung zu delegitimieren und die Deutungshoheit über politische Ereignisse zurückzuerobern.“ Schöner kann die linke Blase nicht eingestehen, dass sie die Deutungshoheit über politische Ereignisse hat, sonst müsste diese von niemandem „zurückerobert“ werden! Aber in einer Demokratie sollte keine Seite die Deutungshoheit haben, sondern es sollten beide bzw. alle Seiten die Möglichkeit zu reichweitenstarker politischer Artikulation haben. In Deutschland ist mittlerweile eine Gegenöffentlichkeit vorhanden, hat aber noch zu wenig Reichweite. Zwar gibt es den @OERRBlog auf X, der kritisch über die Arbeitsweise des ÖRR berichtet, aber es fehlt noch ein Blog o.ä., der auch die… Mehr

fluffy_bird
14 Tage her

Meine persönliche Meinung: Das hat die Regierung von Donald Trump nicht nötig. Und sie sollte sich nicht herablassen, solche Portale zu nutzen und zu befüllen. Es reicht vollkommen aus, die eigene (gute) Politik sprechen zu lassen. Abgesehen von meiner persönlichen Meinung ist es allerdings so, dass im Gegensatz zu Deutschland die Meinungsfreiheit in den USA verfassungsrechtlich verankert ist. Die Regierung kann keinem Journalisten, egal was er berichtet (natürlich keine falschen Tatsachen behaupten), etwas tun, ohne sofort eine Klage am Hals zu haben und gegebenenfalls gegen die Verfassung zu verstoßen. Und ich frage mich, wo eigentlich die Journalisten, die sich jetzt… Mehr

Mathias Rudek
14 Tage her

Also mir gefällt’s. Es diszipliniert doch die links-woken sogenannten Journalisten zur besseren und an Fakten orientierten Recherche und Wiedergabe dessen. In Deutschland wird diese Disziplinierung bis ins neue Jahrtausend reichen.

Deutscher
14 Tage her

Trumps zweite Amtszeit ist jetzt schon legendär! 🫡

Kassandra
14 Tage her
Antworten an  Deutscher

Sagt er ja. Und er hat noch 3 weitere Jahre und gute 2 Monate vor sich:
“I just want to let you know it’s an honor for me to be your President”
President
@realDonaldTrump
stops by the first White House Christmas party!  https://x.com/MargoMartin47/status/1995594792366116972
.
Der Artikel von Herrn Schmitt gibt nicht ganz konkret wieder, was da durch die www des White House eingeleitet ist.
Man erfährt mehr, scrollt man auf der Seite weiter nach unten, wo ganz konkret die fakenews beschrieben ist, auch wer sie verfasste und welches Medium sie in die Welt bringt: https://www.whitehouse.gov/mediabias/

P.Schoeffel
14 Tage her

Eine Gegendarstellung der Regierung, die man ernst nehmen kann oder auch nicht, ist erheblich demokratischer als Denunziationsportale „unterhalb der Schwelle der Strafbarkeit“. Und billiger.

P.Schoeffel
14 Tage her

Eine Gegendarstellung der Regierung, die man ernst nehmen kann oder auch nicht, ist erheblich demokratischer als Denunziationsportale „unterhalb der Schwelle der Strafbarkeit“. Und billiger.

P.Schoeffel
14 Tage her

Eine Gegendarstellung der Regierung, die man ernst nehmen kann oder auch nicht, ist erheblich demokratischer als Denunziationsportale „unterhalb der Schwelle der Strafbarkeit“. Und billiger.

H. Priess
14 Tage her

Hätten wir sowas hier würden, bei Veröffentlichung der Webseite, sofort die Server in die Knie gehen denn die Flut an Anzeigen allein gegen die öffentlich Verächtlichen würden zur Überlastung reichen. Den Schurnalisten den Spiegel vor zuhalten mögen die nicht so gerne ob in USA oder hier oder sonstwo in der EU. Nach den ganzen Denunzierungseiten wäre so eine Seite als Ausgleich mehr als angebracht.

Galen
14 Tage her

Die Maßnahme wäre noch problematischer, wenn die Journalisten nicht zu Aktivisten geworden wären, die aktiv in die politische Willensbildung eingreifen. Auch in Deutschland gibt es Lügen mit enormen Konsequenzen: Hetzjagd in Chemnitz, Wannseekonferenz 2.0, Friedliche Proteste in Gießen. Die Journalisten lügen also vorsätzlich. Wie soll man sich dagegen wehren?

Juergen P. Schneider
14 Tage her

Eine Gegenoffensive zur parteiischen Berichterstattung eines linken Medienmonopols sollte durchaus möglich sein. Ansonsten kämen rechtliche Schritte in Frage gegen bewusst falsche Darstellungen. Die so genannte vierte Gewalt sollte sich der Tatsache bewusst sein, dass sie nicht jenseits geltenden Rechts steht. Wer Kampagnenjournalismus betreibt wie er in Deutschland seitens eines freiwillig links-grün gleichgeschalteten Medienbetriebes üblich geworden ist, muss sich nicht wundern, wenn es zu Gegenbewegungen kommt. Nur in Deutschland arbeitet der linke Medienkomplex der Regierung zu, anstatt sie zu kritisieren. Fehlleistungen der Politik werden in Deutschland durch die Mainstreammedien beschönigt und sogar verteidigt, wobei die Regierung die Medien massiv finanziell unterstützt,… Mehr

Kassandra
14 Tage her
Antworten an  Juergen P. Schneider

Gegen die BBC wird Trump wegen der „Fehlschneidung“ der Rede in Washington am 6. Januar 2020 eine Milliardenklage einreichen – und gegen cbs hat er bereits eine gewonnen: 16 Millonen US$ bekam er Mitte Juli 2025 zugesprochen –
und zwar, weil cbs das Interview bei 60 min. mit Kamala Harris im Wahlkampf im Sinne der geschwätzigen Mitbewerberin zu kürzen und damit zu beschönigen wusste.