Die fünf schrägsten Ausfälle von Anti-Meloni-Hysterie

Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni trifft am Freitag Bundeskanzler Olaf Scholz. Medien und Politik hyperventilieren jetzt schon. Doch der Gewinner des Anti-Meloni-Wettbewerbs stammt aus einem ganz anderen Bereich.

IMAGO / ZUMA Press

Giorgia Meloni kommt nach Deutschland – und einige tun so, als marschierte die italienische Ministerpräsidentin auf Berlin. Obwohl Olaf Scholz ein pragmatisches Verhältnis zu seiner Amtskollegin hält, können einige ihre Anti-Meloni-Hysterie nicht im Zaum halten.

Platz 5: Anton Hofreiter

Wir sind etwas enttäuscht. Da kommt Mussolinis Erbin vorbei und Anton Hofreiter fallen leider nur die üblichen Phrasen ein. „Man bekämpft Rechtspopulisten und Rechtsextreme nicht, indem man sie salonfähig macht“, poltert der Grüne – nicht gegen Scholz, sondern mal wieder gegen Manfred Weber (CSU), der eine Änderung der Migrationspolitik in der EU anstrebt. Und: „Meloni ist noch immer die Vertreterin einer postfaschistischen Partei, die extrem rechte Positionen vertritt.“ Olle Kamellen. Das kann unser Bayern-Toni eigentlich besser.

Platz 4: Jörg Seisselberg

Ein Ehrenplatz, obwohl schon älter. Ähnlich wie Hofreiter bedient Seisselberg das Bild einer Frau, die nur so tut als ob. Etwa als „Kümmerin“. Aber in Wirklichkeit kommt sie von woanders her. Sagt ein linker Professor, den Seisselberg zitiert. Und woher kommt sie? Natürlich aus dem (neo/post/e-mail)faschistischen Milieu! Um der Chefin der „Brüder Italiens“ irgendeinen Ruch anzuhaften, müssen da auch mal ihre Steuerentlastungspläne herhalten. Bekanntlich sind Kleinunternehmer und Geringverdiener ein proto-faschistisches Milieu, das die Mussolini-Erbin gekonnt verführt. Mehr dazu hier.

Platz 3: Die dpa

Dieser Mitbewerber sorgte für eine große Überraschung. Eigentlich kennt man die Deutsche Nachrichtenagentur als neutrale Agentur, die Meldungen abliefert. Zum Scholz-Besuch gab es jedoch nicht nur eine gehörige Portion Meinung, sondern auch Fake News. Medien wie t-online, die Berliner Zeitung oder die FAZ übernahmen den Beitrag ohne Prüfung. T-online brachte sogar die höchst amüsante Schlagzeile: „Kann Scholz Meloni für die Ukraine gewinnen?“

Eigentlich hätte es heißen müssen: Kann Meloni Scholz für die Ukraine gewinnen? Denn Nato-Girl Meloni – ihr Kosename bei verprellten Rechten – hat aus ihrer Unterstützung für Kiew nie einen Hehl gemacht. Niemand in der EU hat bisher eine Änderung der italienischen Außenpolitik beobachtet. Aus Kiew gab es auch nie eine Rüge, im Gegensatz zu den Spannungen gegenüber Berlin.

Die dpa dagegen dreht es so, als sei da das putinaffine Blondchen, bei dem der Kanzler ganz „genau hinhören“ müsse, was sie über die Ukraine sagt. Vielleicht klappt ja die Überzeugungsarbeit diesmal, nachdem Scholz jüngst bei Lula auf die Nase fiel?

Fast schon enttäuscht erklärt die Meldung, dass es nicht zu den Befürchtungen gekommen ist, die damals jeder in den Raum brüllte, der irgendwann mal beim Italiener eine Carbonara ohne Sahne bestellt hat. Womöglich könnte man aber auch einfach in Zukunft seine Funktion als Korrespondent erfüllen. Dann müsste man jetzt dem ausgebliebenen Marsch auf Rom nicht nachtrauern.

Platz 2: Die SPD

Zwischen Scholz und Meloni läuft es eigentlich gar nicht so schlecht. Man hat ein professionelles Verhältnis zueinander, trotz parteispezifischer Differenzen. Anders sieht es mit der Kanzlerpartei aus. Man merkt zwar, dass einige Genossen mit angezogener Handbremse fahren; so sagt SPD-Außenpolitiker Nils Schmid, dass es keinen Bruch in der Außenpolitik gebe.

Dann wechselt er in den bekannten Antifaschistenmodus für Pantoffelhelden: Man müsse „wachsam“ bleiben, es gebe Annäherung zwischen der Europäischen Volkspartei und der rechtsradikalen Partei Melonis, die Schmid für „ungut“ hält. Warum das ungut ist, obwohl Meloni die Erwatungen erfüllt, versteht man nur, wenn man weiß, dass es ziemlich ungut für die Sozialisten in Brüssel ist, wenn sich die Parteien rechts der Mitte annähern.

Der Vorsitzende der deutsch-italienischen Parlamentsgruppe, Axel Schäfer, ist da deutlicher. Meloni nehme mit ihrer Flüchtlingspolitik den „Tod von Migranten im Mittelmeer in Kauf“, man dürfe nicht hinnehmen, dass Menschen „Opfer der italienischen Politik“ würden. Vielleicht wäre es da Sache der deutschen Politik, mit den vermeintlichen Seenotrettern zu reden, die als veritabler Pull-Faktor dienen? Wenn das die deutsch-italienische Gruppe sagt, will man gar nicht wissen, was eigentlich die anti-italienische denkt.

Platz 1: Der Kölner Karneval

Den Vogel abgeschossen hat in diesen Tagen das Festkomitee des Kölner Karnevals, das die Entwürfe für die Wagen des Rosenmontagszugs vorgestellt hat. Dabei auch: Meloni in einer Mischung aus Mussolini- und Domina-Dress. Zu ihren Füßen kniend Alice Weidel, die ihren Stiefel leckt. Manche Ereignisse muss man wirken lassen, statt sie weiter zu kommentieren:

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Kommentare ( 30 )

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Riffelblech
1 Jahr her

Ist es nicht alles Fasching ,Karneval oder welch verrücktes Spiel auch immer was uns die politischen Parteien abliefern . Fasching: ?
Da kann der eine dem anderen die Stiefel küssen ,einer dem anderen bis zum Anschlag in den A…. kriechen ,die Politiker setzen in ihrer Unfähigkeit und im fehlenden Überblick in der Realität immer noch einen drauf . Besonders tun sich die Grünen und die SPD hervor ,wobei die FDP und CDU Sekundenbruchteilen hinter den Grünen ins politische Gurkenfeld einbiegen .

Querdenker73
1 Jahr her

Bei wem oder warum überhaupt stellt denn das „Festkomitee“ die Entwürfe der Umzugswagen vor? Wir hier nach politischem Wohlwollen gehächelt wie in der ehemaligen DDR? Gibt es eigentlich einen Wagen, auf dem z.B. ein Herr Haldenwang einer gewissen N. Faeser (mit Armbinde) in ein gewisses Körperteil kriecht? War nur eine Frage, falls mein Beitrag bei Tichys wieder mal gesperrt wird!

Iso
1 Jahr her

Selbst Karnevalsvereine sind in Deutschland von Linken unterwandert. Aber das wird wohl auch was mit den Fernseh- und Übertragungsrechten zu tun haben, welche Themen auf den Wagen zu sehen sein dürfen, um dafür dann Geld von den Rundfunkanstalten zu erhalten. Für einen lustigen Atomkriegswagen gibt es vielleicht eine Million? Wer weiß das schon?

Wolfgang Schuckmann
1 Jahr her

Im Spannungsfeld Karneval, versus Fastnacht versus Fasching hofft man auf ehrliche Kommentierung der politischen Ereignisse im eigenen Staat. Dies ist neben dem politischen Kabarett einmal im Jahr dem Volke aufs Maul geschaut. Köln ist eine andere Nummer als Mainz oder Aachen. Die Mainzer Fastnacht in ihrem literarisch, politischen Segment wurde durch den Widerstand gegen die französische Besatzung geprägt. Als Ausdrucksweise des politischen Widerstandes wurde sie als originäre Art der Selbstverteidigung gegen die Willkür der französischen Besatzer Anfangs der 1830iger Jahre durch den damals gegründeten MCV initiiert. Da war der Bedarf an einem Ventil gegen Bevormundung durch Fremde sehr nötig. Durch… Mehr

Fritz Mueller
1 Jahr her

Ich amüsiere mich köstlich darüber wie hilfslos und gleichwohl wortstark sich die deutsche Mainstream-Presse und das ÖRR an Meloni abarbeitet. Ich mag sie, sehr sympathisch.

fatherted
1 Jahr her

Eben gerade in der ZDF „heute-Sendung“….kam bei einem Bericht über das Meloni/Scholz Treffen….4-5x der Begriff „Post-Faschistin“ vor. Leider…für das ZDF….gab es bei dem Treffen weder „extreme Äußerungen“ (die wurden dann gleich dazu interpretiert) noch sang Frau Meloni faschistische Kampflieder oder grüßte mit dem „römischen Gruß“ in die Kameras. Tja liebes ZDF…man kann nicht alles haben….aber ihr habt euren Teil an „objektiver Berichterstattung“ ja eben gerade erfüllt….was will man mehr?

November Man
1 Jahr her

Ich gehe mal davon aus, dass die beiden auch freundschaftliche Preisverhandlungen geführt haben. Die Meloni hat was, was der Scholz und seine grünen Freunde unbedingt wollen. Und das kostet, inklusive Transportkosten.  

Georg Weerth
1 Jahr her

Platz 1 ist zu Recht an den Kölner Karneval vergeben. Intoleranz, Illiberalität, ein Höchstmaß an Korruption und, ja, auch Humorlosigkeit sind dem Kölner Vereinskarneval zu eigen. Der Kölner „an sich“ hat zwar Humor – doch nur, wenn er genug „getankt“ hat. Ansonsten ist er ein Spießer, Speichellecker und „Fähnchen-in-den-Wind-Dreher“ ohnegleichen. Meine Familie ist seit Generationen in Köln ansässig. Ich weiß, was ich sage.

Last edited 1 Jahr her by Georg Weerth
Giovanni
1 Jahr her

Diese öko-marxistischen Politiker und Medien reagieren wie Musikautomaten. Man werfe einen Groschen ein bzw man erwähne einen Politiker, der nicht grün-linke Meinungen vertritt und schon tönt ihre Kakophonie.

Klaus Kabel
1 Jahr her

Ja der Kölsche Fasteloved und seine ach so toleranten Jecken, aber es sind alles kleine Sünderlein, ’s war immer so, ’s war immer so und schon im Februar 1933 verkündete die Kölner Prinzengarde, dass die NS-Führer von karnevalistischer Kritik verschont zu bleiben haben. Köln liebt das feiern, und es liebte den Mann aus Braunau. Der Kölner Karneval steckte mit staatskonformen Spaßoffensiven, Propaganda und antisemitischer Hetze tief im braunen Sumpf. Die Legende vom Nazi-kritischen Karneval konnte Jahrzehnte überdauern, weil die zentralen Repräsentanten des Kölner Karnevals nach der NS-Zeit ihre Funktionen behielten. An einer Aufklärung waren sie nicht interessiert; das Thema wurde… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Klaus Kabel
ChrK
1 Jahr her
Antworten an  Klaus Kabel

Darf ich als Antidot das Folgende präsentieren, aus einer „besseren“ Zeit vor 50 Jahren? Jonny Burchardt beim Kölner Karneval: https://youtu.be/Zlf-Fa2o_vA

DietzeW
1 Jahr her
Antworten an  Klaus Kabel

…und aus dem jleischen Holz sind die Höhner, Brinks und Co. geschnitzt, nicht zu vergessen Campino und seine Drei-Akkorde- Gurkentruppe, – oder sind die gar nicht aus Köln?

zweisteinke
1 Jahr her
Antworten an  Klaus Kabel

Oh EINEN Motivwagen? Diese für diese Clowntruppe ist doch eher ein ganzer Konvoi solcher Wagen notwendig.