Im Öffentlich-Rechtlichen geht die Angst um. Vor Reglementierungen. Vor einer Klage durch Donald Trump. Immer öfter werden neuerdings Vertreter der AfD eingeladen, überraschend häufig kommen kritische Stimmen zu Wort. Der Auftritt des Kabarettisten Dieter Nuhr jüngst bei Sandra Maischberger zeigt: Die Nerven liegen blank. Von Brunhilde Plog
Screenprint: ZDF / Maischberger
Nicht erst, seit US-Präsident Trump kürzlich drohte, die britische BBC wegen manipulativer Berichterstattung auf eine Milliarden-Entschädigung zu verklagen, quillt X über vor Beispielen aus dem deutschen Fernsehen. Denn auch bei ARD und ZDF wird regelmäßig manipuliert, sei es bei Trump oder anderen Themen. Viele Beispiele fluten plötzlich das Netz. Buhrufe, die künstlich hochgedreht werden, manipulierte Diagramme. Und ein USA-Korrespondent Elmar Theveßen, der schlicht Unwahrheiten verbreitet, für die er sich Wochen später halbherzig entschuldigen muss, um nicht sein US-Visum zu verlieren.
Hinzu kommt die aufsehenerregende Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG), wonach Gerichte prüfen sollen, ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk überhaupt ausgewogen berichtet. Kein Wunder also, dass in ARD und ZDF die Angst umgeht. Das deutsche Staatsfernsehen ist seit Jahren dafür bekannt, alles negativ darzustellen oder zu unterschlagen, was nicht ins links-woke-gutmenschelnde Narrativ passt. Sei es der amerikanische Präsident, seien es Kritiker der Corona-Maßnahmen, der „Impfung“ oder des menschengemachten Klimawandels.
Jetzt scheint sich etwas zu bewegen im ÖRR.
Wie anders ist es zu erklären, dass nach Monaten der Zwangsabstinenz gleich drei AfD-Vertreter innerhalb von nur zwei Wochen in deutschen Talkshows sitzen dürfen? Dass plötzlich kritische Stimmen wie ein Ferdinand von Schirach eine ganze Miosga-Sendung lang die neudeutsche Form von „unsere Demokratie“ hart kritisieren dürfen?
Und dann Kabarettist Dieter Nuhr. Er stößt ins selbe Horn, allerdings nur halbherzig. Sein Motto lautet offenbar: Ich mach hier nur ein bisschen Kritik, bitte nicht canceln! Als er am 12. November bei Sandra Maischberger sitzt, wird sein Interview zum Eierlauf. Kritik an Medien und Parteien leitet er mit einer allzu plakativen Distanzierung von den „bösen Rechten“ ein. Vielleicht ist es Nuhrs Strategie. Vielleicht will er auf diese Weise den Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen, sich selbst so schwer cancelbar machen, wie es irgend geht.
Nuhr ist kein Hallervorden. Nicht so alt, nicht so ikonenhaft und vielleicht deshalb nicht so mutig in seinen Äußerungen. Aber immerhin, er übt Kritik. Zaghaft zumindest.
Wie unter Zwang hackt er jedoch zu Beginn des Geprächs erstmal auf die AfD ein. Tino Chrupalla, der am Vorabend bei Markus Lanz zu Gast war und sich den Pressestimmen zufolge erstaunlich gut schlug, habe sich ja nun wirklich „um Kopf und Kragen geredet“, findet Nuhr. Überhaupt: „Ich glaube, dass die AfD weniger Prozente in den Umfragen hätte, wenn man sie öfter sprechen hören würde.“
Maischberger reagiert schmallippig. Vorsichtig sagt sie über AfD-Politiker: „Sie reden viel auf Social Media. Aber das ist auf jeden Fall ein Näherungsprozess.“ Damit spricht sie genau das aus, was der Zuschauer in diesen Tagen spürt: Der ÖRR nähert sich der AfD allmählich an. Notgedrungen, aber er tut es. Die Partei bekommt eine Stimme.
Von der Politik verlangt Nuhr klare Kante und offene Worte. Die „Stadtbild“-Aussage des Kanzlers etwa, über die Deutschland wochenlang diskutierte, findet er bodenständig und deshalb akzeptabel. Es sei „auch ’n bisschen doof, dass wir immer sagen: Die sind so gelackt. Wenn Merz mal einen raushaut, dann stürzen sich immer alle sofort auf ‘nen Nebensatz. Wenn wir jemanden wollen, der eben nicht so gelackt ist und der auch mal einen raushaut, dann müssen wir es halt mal hinnehmen“, sagt der Kabarettist. Schade sei vielmehr, „dass wir über Nebensächlichkeiten reden und nicht über die Probleme“.
Was immer geht: Kritik an der Ampel. Ob er Baerbock und Habeck vermisse, fragt Maischberger. „Ach natürlich“, schwärmt Nuhr, „Das sind Pointenbringer die kriegt man so nicht wieder.“ Das aktuelle Kabinett könne da nicht mithalten. Merz etwa wirke, „wenn er sich so bewegt, immer ein bisschen so, als hätte man ihn gerade aus der Augsburger Puppenkiste befreit. Aber das ist nicht wirklich lustig, es trägt nicht so wie bei Herrn Habeck. Dass man das Gefühl hatte, hier ist einer, der hat jetzt wirklich keinen Schimmer von dem, was er tut.“
Richtig viele Lacher kann Nuhr an diesem Abend nicht einstreichen, die Pointen sitzen nicht, die Kritik wirkt ausgelaugt und verwaschen. Über Johann „Jo Whatafool“ Wadephul etwa sagt er, der habe am Anfang irgendwie professionell ausgesehen, wie „so’n Typ, den man überall hinschicken kann“. Und jetzt „hat man schon wieder den Eindruck, er hätte viel von Frau Baerbock gelernt. Frau Baerbock überstrahlt ihn ja noch ein bisschen von New York, wenn sie ihren Pump auf den Bürgersteig stellt.“ Kabarett-Feuerwerk geht irgendwie anders.
Nuhr hat auch ganz konkrete Kritik an Wadephul: „Ich fahre nicht nach Japan und kritisiere China von Japan aus, was nun besonders unsensibel ist.“ Das verbiete ein Blick in die japanisch-chinesische Geschichte. „Eine unfassbare Dummheit, wie ich meine, die ich mir nicht erklären kann.“ Es sei ihm schleierhaft, „wieso wir diesen Posten immer wieder mit Leuten besetzen, die offenbar keinen Fettnapf auslassen. Haben wir nicht irgendjemanden, den wir da hinschicken können?“ Maischberger reagiert, wie man es erwartet: „Möglicherweise ist es ein Ausdruck von Haltung. Könnt’ ja sein.“
Da hat sie Recht. Haltung, die große Stärke des kleinen Deutschland überall auf dieser Erde. Am deutschen Wesen soll die Welt genesen. Kommt nur eben nicht überall so gut an. „Diplomatie ist das Wort, das ich vermisse im Auswärtigen Amt“, sagt Nuhr.
Viel Zeit nimmt sich der Berufsspötter, die BBC und das verfälschte Trump-Video zu kritisieren. Zu viel Zeit, wie man an der beklemmten Haltung der Moderatorin spürt. Jedes Wort wirkt wie ein Stich ins Fleisch der ARD. Dass die BBC eine Rede nehme und eine ganze Stunde herausschneide, dann zwei Sätze zusammenschneide, die nicht miteinander zu tun hatten, nur um den Eindruck zu erwecken, Trump habe zum bewaffneten Sturm auf das Capitol aufgerufen – das sei schon ein starkes Stück, sagt Nuhr.
Mehrmals murmelt Maischberger etwas dazwischen, doch Nuhr lässt sich nicht stoppen. Ergebnis solcher Lügen sei es, „dass es sehr schwer ist, sich noch ein unmanipuliertes Bild zu machen von diesem Mann“.
Die Reaktion? Maischberger blockiert. Das sei „sicher interessant“, und da „müssen wir mal drüber sprechen“. Aber leider, leider ist die Sendung grad zu Ende. Kann man nix machen.
Na, dann nächstes Mal vielleicht. Nuhr weiter so! Nuhr klarer! Nuhr Mut!




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Nuhr ist halt nuhr ein Komiker. Wischiwaschi- Kritik, immer vorsichtig umschauen, nuhr nichts Falsches sagen, ein Systemträger mit scheinkritischen Aussagen. In etwa die personifizierte FDP. Sicher gibt es viiiieel Schlimmere, den Jann, der alles kann, zum Beispiel. In Deutschland scheint es Mode zu sein, auf Komödianten, Schauspieler oder Sänger*Innen zu hören, die nur Vorgedachtes und Vorgekautes wiedergeben. Wenn Spielleute die öffentliche Meinung widerspiegeln, bekommt man Spielleutepolitik und Spielleutestaat a la Bunt- BRD.
Wie anders ist es zu erklären, dass nach Monaten der Zwangsabstinenz gleich drei AfD-Vertreter innerhalb von nur zwei Wochen in deutschen Talkshows sitzen dürfen? Wirklich? Ach gar? Vielleicht geht es nicht nur mir so aber mir fiel auf, daß die AfD jetzt täglich irgendwo zu Wort kommt. Ich speicher mir viel Artikel, Nachrichten, Kommentare usw. als PDF`s ab. Bis zur letzten Qual ähm Wahl gab es nur ab und zu etwas von der AfD zu lesen und wenn dann nur Negatives und gespickt mit Falschbehauptungen oder gleich mit Lügen. Diese habe ich dann im Ordner „Politik“ abgelegt aber seit der… Mehr
Seine Medienpräsenz im ÖRR erkauft er sich eindeutig damit, dass er zum Ausgleich seiner systemkritischen Kabarett-Pointen bei jeder besten Gelegenheit auf die AfD eindrischt. Würde er das nicht tun, wäre er schon längst weg vom Fenster.
Sowas nennt man Eiertanz. Oder „Unsere Demokratie“.
Nuhr ist ambivalent. Und er ist nicht dumm.
Einerseits haut er hin und wieder wirklich gute Pointen, über die Grünen, das Gender-Gaga raus, andererseits ist auch er nur ein Staatsclown. Jemand, auf der Payrole des Staatsfunk.
Einer, der als die Raute des Grauen die Grenzen geöffnet hat, dies begeistert gefeiert hat, einer der in Zeiten des Corona Irrsinns zackig auf Linie war, einer der bei jeden seiner Sendungen das 10 Minuten vertragsmäßig vorgeschriebene AfD-Bashing unterbringen muss.
Leider so vorhersehbar, wie langweilig.
„Vielleicht ist es Nuhrs Strategie. Vielleicht will er auf diese Weise den Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen, sich selbst so schwer cancelbar machen, wie es irgend geht.“ Die Erklärung ist viel einfacher: Nuhr ist ein linker Vogel. Genau wie Volker Pispers oder Dieter Hallervorden linke Vögel sind. Die werden sich nie zu konservativer und patriotischer Politik bekennen, sondern sich immer abwertend dazu äußern. Das finde ich auch nicht schlimm, Pispers hat bzgl. amerikanischer Außenpolitik ja brilliante Analysen geliefert. Während Nuhr einfach nur vorhersehbar und ziemlich langweilig ist. Aber er sieht halt so rebellisch & fesch aus in den… Mehr
Einer der „Ich habe mitgemacht“ Komödianten in der C-Zeit.
Waren nicht wirklich lustig, seine Kommentare über die Skeptiker.
Hätte er sich da mal nuhr selbst gecancelt.
Ein verdruckstes Windfähnchen a la bonheur.
Immer in die manipulierende „richtige“ Richtung zeigend.
Je nun – er war nicht mehr jung – brauchte aber das Geld.
Semper idem