Aufbruch ins Ungewisse – DEFA-Politfernsehen der ARD

Laut Quotenmeter.de wurde der Film zwar von der Kritik gelobt, „ein Publikums-Renner war der 90-Minüter aber nicht.“ Nein, es zog sogar noch eine Wiederholung von „Ein starkes Team“ auf ZDF-Neo knapp an „Aufbruch ins Ungewisse“ vorbei.

Screenprint: ARD/Das Erste

Die Neue Westfälische stellte schon einmal klar, was von Kritik am ARD-Film (Produktionsleitung beim WDR) „Aufbruch ins Ungewisse“ zu halten sei: Die, die diesen Film kritisieren, sind „rechte Troll(e)“, die sich „zum Kommentarkrieg in den sozialen Netzwerken verabredeten“. Die Bild-Zeitung dreht den Spieß merkwürdig um, sie hält den Film für einen Skandal, für rassistisch, weil die ARD damit die Haltung verbreiten würde „(a)ls ob wir nur Mitleid mit Flüchtlingen hätten, wenn sie weiß sind.“

Gleich vorweg, beide Standpunkte stehen dem Film in nichts nach: Am Thema vorbei. Geradezu humoristisch sind die Abwehrmechanismen der Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalt, wenn man bereits eine Minute nach Sendungsbeginn prophylaktisch twitterte: „Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass rechte Aktivisten dazu aufgerufen haben, die Diskussion über den #FilmMittwoch „Aufbruch ins Ungewisse“ in den sozialen Netzwerken gezielt zu beeinflussen.“ Also ganz gleich, was an Kritik kommt: Vorsicht, im Zweifel sind Nazis am Werke!

Aber kurz zusammengefasst, worum es in „Aufbruch ins Ungewisse“ geht. Um eine sogenannte Dystopie, um einen negativen Blick auf die Zukunft in der Deutsche und Europäer Ende der 2020er Jahre vor der politischen Situation in ihrer Heimat übers Meer nach Afrika fliehen. In Europa herrschen Nationalisten. Man will sagen, AfD, Front National, Geert Wilders usw. hätten es also geschafft und installiert, was vielfach prophezeit und also zu befürchten war: eine Art gesamteuropäischer Faschismus.

Im Mittelpunkt des Films steht Familie Schneider. Der Vater ist Rechtsanwalt und muss Folter, Haft und Verfolgung fürchten. In einem Frachtschiff geht es überstürzt nach Südafrika. Doch noch vor der Ankunft wird man vor der namibischen Küste in Schlauchboote umgesetzt, die kentern. Der siebenjährige Sohn ertrinkt dabei. Nun müssen Schlepper die Restfamilie in stickigen LKWs nach Südafrika schleppen, wo ein hässliches Flüchtlingslager auf sie wartet. Der Asylantrag wird abgelehnt, weil die Mutter bereits in Nambia registriert wurde, als die verzweifelt nach ihrem Sohn suchte. Abschiebung droht, die letztlich nur durch einen Zufall abgewendet werden kann, wie ihn nur die Fiktion in der Lage ist, abzuliefern.

Nach Ausstrahlung streiten nun die Medien ein bisschen über den Sinn und Zweck so eines Films. Nun ist schon das merkwürdig, denn ein Film ist nun mal zunächst ein Film und eigentlich kein moralinsaures Schulungswerk für Drittklässler. Aber die Medien liegen ausnahmsweise einmal richtig. Wenn auch unabsichtlich, wenn man die Sinnfrage der Ausstrahlung so einer Flüchtlingsoperette mit umgekehrten Vorzeichen stellt. Für die ARD soll „Relevanz“ das Zauberwort der Stunde sein. Nur was soll daran relevant sein, wenn man die Verhältnisse zwar umdreht, aber bei so einer Drehung so banal auf die Nase fällt?

Unternehmen wir doch mal den Versuch, ein angemessenes Drehbuch für „Aufbruch ins Ungewisse“ zu schreiben, das diese Perspektive aufnimmt. Wie sähe das aus, wenn wir uns beispielsweise an den jüngsten Aussagen unseres sozialdemokratischen Bundespräsidenten orientieren würden, dass wir Flüchtlinge und Wirtschaftsimmigranten auseinanderhalten müssen? Dann würde Familie Schneider womöglich nicht in einem faschistischen, sondern in einem wirtschaftlich ruinierten Deutschland leben und Vater Schneider könnte seine Familie nicht mehr ernähren und würde also nach Afrika vorausreisen, um dort Asyl zu beantragen, regelmäßiges monatliches Bargeld und ein schmuckes neues Häuschen zugewiesen bekommen und also den Familienantrag stellen, dem selbstverständlich – nach zunächst heftigen Diskussion im südafrikanischen Parlament, wo dann rechte Afrikaner überstimmt werden – zugestimmt wird. Zuletzt würde dann die Familie aus dem nunmehr bettelarmen Deutschland mit der südafrikanischen Airline in die Regenbogen-Nation eingeflogen werden. Vielleicht würden die Schneiders ja auch eine aggressive christlich-fundamentalistische Religion aus Europa mitbringen, der die Afrikaner nichts entgegenzusetzen haben. Vielleicht wird sogar Diebstahl und sexuelle Gewalt so importiert und irgendwie schlüssig erzählt, auch, wenn es schwer fällt. Aber selbst auf diese Weise dargestellt, bleibe doch die Frage, was das alles soll. Unterhaltung vielleicht. Nun gut.

Die Drehbuchautoren sind Eva und Volker A. Zahn. Frau Zahn hat schon einmal für den Playboy getextet und für RTL und Ehemann Volker ebenfalls für den Playboy. Dort sogar volle zehn Jahre. Nun ist gegen den Playboy nichts zu sagen. Zumindest nichts, das einem im Zusammenhang mit einem Auftragswerk der ARD einfallen würde, welches so dringend Relevanz erzwingen will. Für die Regie gewann man Kai Wessel. Den kennt man am ehesten noch als Macher des Filmes „Hilde“ (2009), mit Heike Makatsch als Hildegard Knef.

Gesehen wurde der Film von 3,8 Millionen Zuschauern. Etwa doppelt so viele Zuschauer sahen ein parallel laufendes Fußballspiel im ZDF. Laut Quotenmeter.de wurde der Film zwar von der Kritik gelobt, „ein Publikums-Renner war der 90-Minüter aber nicht.“ Nein, es zog sogar noch eine Wiederholung von „Ein starkes Team“ auf ZDF-Neo knapp an „Aufbruch ins Ungewisse“ vorbei. Die Umschaltquote muss enorm gewesen sein, wer verirrt sich sonst auf ZDF-Neo? Auch der Bachelor erwischte später noch ein paar hunderttausend Zuschauer mehr und fast jeder Tatort greift ebenfalls mehr Zuschauer ab. Soviel also zur Diskrepanz zwischen Relevanzvermutung und Zuschauer-Realität.

Gefördert wurde „Aufbruch ins Ungewisse“ übrigens vom bayrischen Film- und Fernsehfonds (FFF Bayern). Gesellschafter sind dort u.a. der Freistaat Bayern. Weitere Förderer waren das südafrikanische Kulturministerium als Co-Produzent und Land mit einem der Drehorte eines Films, der in einer ganz anderen Zeit auch gut und gerne von der DEFA hatte beauftragt werden können, so hanebüchen die politische Botschaft.

Politisch ambitionierte, filmische Volksverdummung. Die Öffentlich-Rechtlichen als neue VEB DEFA, bei der es damals hieß: Die DEFA hat den Auftrag „in Deutschland die Demokratie zu restaurieren, die deutschen Köpfe vom Faschismus zu befreien und auch zu sozialistischen Bürgern erziehen.“ So betrachtet ist das erste Gebot der Öffentlich-Rechtlichen längst ad Absurdum geführt, das nämlich lautet: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat das Gebot der Staatsferne und der Unabhängigkeit. Die DEFA-sozialisierte Angela Merkel wird‘s freuen.

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Kommentare ( 258 )

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Willibald Limbrunner
6 Jahre her

Lassen Sie uns einmal auf die Absicht des Films eingehen: Wir sollen keine rechtskonservativen Parteien wählen, damit die Grenzen Europas geöffnet werden können und 6,6 Millionen Flüchtlinge aus Afrika nach Europa kommen können (Bis zu 6,6 Millionen Flüchtlinge warten auf Fahrt nach Europa, Die Welt vom 23.05.2017). Es wird ein Massenexodus ausgelöst und weitere Flüchtlinge kommen nun wieder über die geöffnete Balkanroute, über die Grenze Bulgariens zur Türkei und über Spanien und Italien. In Afrika könnten bis zu 100 Millionen Menschen nach Europa fliehen, wenn das „Zwei Grad Ziel nicht eingehalten werden kann (Die Welt vom 18.06.2017) Ist das also… Mehr

Tobias
6 Jahre her

Und wer ist verantwortlich für diesen Film. Die Firma Degeto. Wer ist Geschäftsführerin dieser Firma Frau Christine Strobl, Ehefrau von Thomas Strobl und Tochter von Wolfgang Schäuble. Die Firma Degeto hat ein Budget von 400 Mio im Jahr und ist ein 100%iges Tochterunternehmen der ARD. GEZ-Sumpf

Augias
6 Jahre her

Mir wurde gestern gesagt, dass bei einem Rosamunde Pilcherfilm eingeblendet wurde, dass dieses Propaganda-Machwerk an Pfingsten dem Deutschen Michel erneut wieder serviert werden wird. Die geben nicht so schnell auf.

https://charismatismus.wordpress.com/2018/02/16/degeto-tv-film-aufbruch-ins-ungewisse-mit-links-manipulativen-tendenzen/

humerd
6 Jahre her

ARD: „Die Funktionäre beließen es demnach nicht dabei, Geld zu verschwenden – sie betrügen offenbar wissentlich die Gebührenzahler.(…) In dem bisher unveröffentlichten Bericht, der der „Bild“-Zeitung nach eigenen Aussagen vorliegt, rügt die KEF unter anderem den Intendanten des Bayerischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm: Dieser habe für den Neubau eines Medienkomplexes einen Kredit von 200 Millionen Euro aufgenommen – obwohl er nur 160 Millionen Euro benötigt hätte. (…) Wie es in dem Medienbericht weiter heißt, habe auch der Intendant der ARD, Tom Buhrow, irreführende Aussagen über das Budget des Senders gemacht: Er soll behauptet haben, seit dem Jahr 2009 habe es keine… Mehr

elly
6 Jahre her

„Merkel will die Deutschen durch Nudging erziehen. Mit Strategien aus der Verhaltensforschung will Kanzlerin Merkel die Deutschen zu Musterbürgern machen. Kritiker halten das sogenannte Nudging für eine hinterhältige Form der Gängelei. “ https://www.welt.de/wirtschaft/article138326984/Merkel-will-die-Deutschen-durch-Nudging-erziehen.html „30.11.2014 Die Journalisten der Kanzlerin Sie sind ihre beste Truppe Im neuen „New Yorker“ kann man ein beeindruckendes Porträt von Angela Merkel lesen. Es ist auch ein Text über die Deutschen und, in atemberaubender und schockierender Weise, über Merkels beste Truppe – die deutschen Hauptstadtjournalisten. “ http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/die-journalisten-der-kanzlerin-ihre-beste-truppe-13293640.html wer sich diese Artikel durchliest, der schaltet bei den ÖR ab. Indoktrination durch das Staatsfernsehen, finanziert aber von den Bürgern… Mehr

Roland Pressler
6 Jahre her

Ich habe den Fim zwar nicht am Stück gesehen, weder in der Mediathek des Senders DDR-1, noch im laufenden Programm, aber im Netz war er dermaßen ein Thema, und viele befühlten sich bemüßigt, Ausschnitte in ihre YouTube-Videos zu übernehmen oder umfangreiche Nacherzählungen anzufertigen, daß ich das Gefühl habe, ich hätte ihn mehrfach am Stück gesehen. Deshalb maße ich mir die Meinung an: Das Movie war so was von grottig!

Zynikus77
6 Jahre her

Der Film ist grottenschlecht! Aber in einem hat er sicher recht! Viele werden, wenn es ihnen überhaupt noch möglich ist, in spätestens 15 Jahren fliehen müssen… aber nicht vor den Nationalsozialisten! So offen die Grenzen jetzt nach innen sind, so geschlossen werden sie dann nach außen sein! Keine schöne Zukunftsperspektive!

Someone
6 Jahre her

Wer schaut heute noch Fernsehen, in Zeiten von Netflix usw.?!

– Doch nur noch jene Fraktion, die auch Merkel & Co. im Amt halten, nämlich die „Grenzdebilenfraktion“ welche 50% der Wählerschaft ausmachen…!

– Und genau deshalb funktioniert die Gehirnwäsche auch so gut, sie tritt auf leichte Gegner, egal wie sich hier alle bei Tichy aufregen mögen, die Rentner konsumieren weiterhin den Fernsehmüll und wählen auch weiterhin CDU und SPD, da kann sich Herr Wallasch noch so aufregen, verlorene Liebesmühe…!

desi
6 Jahre her
Antworten an  Someone

Hier muss ich doch eine Vielzahl der Rentner in Schutz nehmen. Ich selbst gehöre zu Ihnen und kann nur sagen, das viele von ihnen begeisterte TE-Leser sind. In meinem Umfeld sind es überwiegend die 20 bis 40jährigen Berufstätigen, die ja auch überwiegend die Altparteien gewählt haben, die alles glauben, was ihnen das Staatsfernsehen bietet.
Wir Älteren können uns noch gut an andere Zeiten erinnern und haben Vergleiche.

Someone
6 Jahre her
Antworten an  desi

Tut mir ja leid für Sie, aber die Statistik sagt etwas anderes!

66% der über 60ig jährigen haben 2017 CDU (41%) und SPD (25%) gewählt und somit Frau Merkel die vierte Amtszeit beschert! https://www.welt.de/politik/deutschland/article168986852/Aeltere-Frauen-retten-Merkels-vierte-Kanzlerschaft.html

Dass mag in Ihren „Bekanntenkreis“ (im Osten) anders sein, nur im Westen ist es so, bzw. nachdem sich diese Zahlen auf ganz Deutschland beziehen, ists im Westen noch viel schlimmer!

Frank in ZA
6 Jahre her
Antworten an  Someone

Mich nervt der ewige Vorwurf an die aeltere Generation, wenn ich selbst auch nicht dazu gehoere (befinde mich im Mittelfeld *schluchz*).
Gehen Sie mal an eine beliebige Universitaet und bekennen Sie sich als AfD Waehler, mal sehen ob Sie gesund wiederkommen. Die jungen ‚Menschen‘ konsumieren evt nicht ‚den Fernsehmuell‘, sind dafuer aber seit Kindertagen extrem links indoktriniert. Da haben Sie Ihre SPD, Linke und Gruene Waehler.

Leo
6 Jahre her
Antworten an  Someone

Dies kann ich auch nicht bestätigen. Ich bin 58 und wundere mich häufig über die Blauäugigkeit einiger Bekannter. Schätzugnsweise hat dies mehr mit der Wohn- und Finanzlage (ruhige Vororte, keine Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, Kinder tanzen ihren Namen in Privatschulen etc.) zu tun.

Hans Amstein
6 Jahre her

Dort: http://www.daserste.de/unterhaltung/film/filmmittwoch-im-ersten/aufbruch-ins-ungewisse-102.htm … gibt es auch einen Link zu einem ARD-Faktenfinder. Toll, was die gefunden haben. Wie lange mussten die wühlen, bis sie auf ein paar versprengte irre Rechte gestoßen sind? Der Film selbst ist ein Lehrstück anmaßender Gesinnungsethik und vordergründig moralisierender Hybris, welche vor keiner auch noch so plumpen Polarisierung im Sinne der vermeintlich guten Sache zurückschreckt. Wer das bejubelt, an der/dem muss einiges an elementarer Bildung vorbeigegangen sein. Was ich bislang nicht wusste, was mich aber immer noch erschreckt: das ist die Verquickung von Politik und Medien, personifiziert in Mitgliedern der Familie des Machtpolitikers Schäuble. Um so wichtiger,… Mehr

Augias
6 Jahre her
Antworten an  Hans Amstein

Es ist erschreckend wie sie die Bürger weichkochen wollen für ihre Links-Diktatur (EUDSSR)! ++ Die bösen, rechten Deutschen im ARD-Tatort ++ Der ausgestrahlte ARD-Tatort „Land in dieser Zeit“ strotzte vor schablonenhaften Klischees über Deutsche und ihre angebliche „rechte Gesinnung“. Dazu erklärt die medienpolitische Sprecherin der AfD-Fraktion, Dr. Kirsten Muster „Was sich der Fernsehzuschauer und Tatort-Fan inzwischen bieten lassen muss, passt schon bald auf keine Kuhhaut mehr. Der zuletzt ausgestrahlte Fall aus Frankfurt war ein Meisterstück der öffentlich-rechtlichen Gehirnwäsche. Jeder Deutsche ist ein verkappter Nazi und Bösewicht, während Ausländer grundsätzlich als gute Menschen dargestellt werden. Krimis, die den Alltag widerspiegeln, in denen… Mehr

Uferlos
6 Jahre her

Mit dem Film sollte man es halten wie mit Ditsch Bahnhofspizza. Beide sind unterhalb der Kritikwürdigkeit. Kein Restaurantkritiker würde sich mit Bahnhofspizza auseinandersetzen, mit diesem Film sollte man es genauso halten.