Über geldtheoretische Leiden

Gold ziehe man aus dem Verkehr, wie Asbest, Quecksilber und den Ozonkiller Fluorchlorkohlenwasserstoff. Denn höret, akzeptieret und wisset: Die allmächtige Druckerpresse duldet keine anderen Götter neben sich.

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Es begab sich zum Beginn des apokalyptischen Jahres unseres Herrn im Januar 2020, dass der Messias, der alle unsere Probleme lösen und die Menschheit in ein lichtes Zeitalter führen wird, sich zu erkennen gab. Er arbeitet als Wirtschaftsredakteur eines Hamburger Wochenblatts und schwebte zwar nicht über dem Wasser, aber – was mindestens ebenso schwer ist – über der Logik. Seine angekündigte Wundertätigkeit, die frohe Kunde und Botschaft, die er, der aus dem Himmel zu uns sterblichen weniger Bebegabten hinabzutragen hatte, war weltbewegend.

So höret seinen Namen und fürchtet euch nicht, doch erzittert: Niemand geringeres als Mark Schieritz brachte euch diese Kunde auf 30.000 Zeichen komprimiert in der Bibel der eingeweihten und erleuchteten wohlmeinenden Menschen des Guten, der Zeit vom 2. Januar des Jahres, da die Botschaft des Druckens sich erfüllen sollte.
Denn erkennet, ihr verstockten Neoliberalen, Kleingläubigen und libertären Goldanbeter dieser Erde: Das Heil der Welt liegt in der Druckerpresse, im unbeschränkten Drucken von Geld und zwar soviel davon, das wir alles, alles, alles davon kaufen können, was wir uns wünschen. So wisset, das Paradies ewigen Konsums, der Garten der Lüste ist uns versprochen, so wir denn glauben!

Die ihm gehorsam vorauseilenden Propheten des Papiergeldes von Kublai Khan über eine lange Kette an den Klippen der teuflischen Ökonomie Gescheiterten bis zum Halbgott der Druckerpresse, Mario Draghi hatten diesem Messias der allseligmachenden Kunde den Weg geebnet, auf dem himmlische Blumenmädchen die Seifenstücke herniederregnen ließen.

Doch die wohlmeinende Kunde wurde geschmäht und verspottet an diesem Orte von dem Marktgläubigen, der sich hinter dem Pseudonym Markus Krall versteckt, einem Abgesandten der dunklen Seite, dem schwarzen Ritter des Goldstandards, einem Autor des Abtrünnigen Tichy.

Mit Hohn und Häme überschüttete dieser selbige den Erlöser, ja er warf ihm sogar in einem Anfall von Häresie gegen den heiligen Keynes und die Adepten der einzig wahren Modern Monetary Theory vor, ein falscher Prophet zu sein, unbefleckt von jeglichem Wissen über Geschichte und Theorie des Geldes. Gar garstig lustig machte er sich über den Gutmeinenden, der daraufhin, widerstrebend von der Ignoranz des fiesen und lästerlichen Hayekianers Krall sich für 40 Minuten in die Wüste zurückzog, die doch – erzwungen durch Corona – nur der Bildschirmschoner seines Laptops gewesen sein kann, um den Zorn der himmlischen Mächte gegen den Unbotmässigen und Uneinsichtigen heraufzubeschwören.

So sandte er seinen Lesern einen Beitrag ins Gefecht und führte den zerschmetternden Schlag so donnernd aus, dass selbst die Trompeten von Jericho andächtig verstummen sollten. Denn der Abgesandte des Druckerpressehimmels hatte das Übel erkannt und er benannte es beim Namen: Das Gold, das nutzlose Zeug, das „in die Tonne“ verbannt werden muss. Diese Droge muss aus dem Verkehr gezogen werden wie Asbest, Quecksilber und FCKW. Das Gold ist schuld an der Abholzung des Regenwaldes, es vergiftet Flüsse und Wälder und es sollte doch am besten im Boden verbleiben. Dass das für 95% der Weltgoldproduktion nicht stimmt, ist hingegen nur Tand und Schall und Rauch, so merket auf!

Der Heilige lässt uns wissen: Es sei ein schlechtes Investment, denn es habe in den letzten 50 Jahren nur 0,7% Zinsen pro Jahr gebracht, nicht die 8,4%, welche die dunkle Sekte der Mathematiker ausgerechnet habe. Überhaupt dürfen wir sicher davon ausgehen, dass die Mathematik eine dunkle Verschwörung der Hayekianer ist, solange sie nicht in Diensten des allwissenden Keynes steht.

So soll der Apologet des Goldes, dieser Ketzer Krall, nun seiner gerechten Strafe zugeführt werden, denn, so lernet: Nicht nur spottet er dem Propheten Schieritz, nein, er ist der Pate der „skrupellosen Goldmafia“, die mit den „Ängsten der Menschen Geschäfte macht“. Doch das ist nur der Anfang: Der Angeklagte ist auch eine „schillernde Figur“ der „rechtskonservativen Szene“, der sich – man höre und staune und empöre sich – „unter anderem für das traditionelle Familienbild als Keimzelle des Staates und der Gesellschaft einsetzt“, ja, der die impertinente Frechheit besitzt „eine Ausrichtung des staatlichen Bildungsangebotes an Qualität und eine Befreiung von sachfremden ideologischen motivierten Inhalten“ zu fordern. Das Blut soll Euch in den Adern gefrieren beim Erlangen der Kenntnis dieser Gedankenverbrechen!

So sehet, ihr Wohlmeinenden, Gerechten, Gutmeinenden und Sozialarbeiter dieser Erde: Der Stab muss über ihn gebrochen werden und über seine ganzen Zunft.
Der Handel mit Gold, dem „Reichsbürger unter den Finanzinvestments“ ist mit der Keule des Verbots zu kommen. Man ziehe es aus dem Verkehr, wie Asbest, Quecksilber und den Ozonkiller Fluorchlorkohlenwasserstoff.

Denn höret, akzeptieret und wisset: Die allmächtige Druckerpresse duldet keine anderen Götter neben sich.

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Kommentare ( 12 )

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Peter Gramm
3 Jahre her

Fakten!!! Die Verschuldungsquote des WSP (Weltsozialprodukts, alle Waren und Dienstleistungen) beträgt ca. 350%. Nach Aufhebung des Goldstandarts durch Nixon konnte die Druckerpresse angeworfen werden damit die Kriege finanziert. Ergebnis ist die Geldflut die durch nichts mehr gedeckt ist. Man kann es auch anders ausdrücken. Jeder Papierdollar ist heute noch ca. 30 Cent wert. Dass daduch die Inflation noch nicht angeheizt wurde ist allein der Tatsache geschuldet dass dieses Geld in den Händen immer Weniger landet und dann in die Spekulation an den Börsen fließt. Die dadurch erzeugte Inflation betrifft die Börsenwerte und die dadurch ausgebildeten Kurse oder den Immobiliensektor was… Mehr

Proll27
3 Jahre her

Der Absturz der „Zeit“ ist bislang schon bemerkenswert. Leute wie Schieritz, eine Verkörperung der deutschen Bildungskatastrophe, bieten die Gewähr für eine Fortsetzung und Beschleunigung des Abwärtstrends. Sei’s drum!

andreashofer
3 Jahre her

Ich vermute mal eher, dem Zeit-Leser – also dem aufgeklärtem Bürgertum – soll ein Goldverbot schmackhaft gemacht werden. Ich würde das nicht ins Lächerliche ziehen, die machen ernst. Was sagen Sie Herr Dr. Krall denn zu digitalen Zentralbankwährungen? Die wären ein “Ausweg” aus der Katastrophe, d.h. ein Einstieg in die komplette Kontrolle der Menschen und eine Möglichkeit der Währungsreform. Abgesichert durch den 2ten, 3-ten…. n-ten Lockdown bekommt man die Strasse auch in den Griff.

Ananda
3 Jahre her

Anstrengungsloses (wertloses) Geld aus der Druckerpresse ist nur konsequent nach anstrengungsloser (wertloser) „Bildung“, anstrengungsloser „Haltung“, anstrengungslosem Dasein als Anhängsel des aus dem Ruder gelaufenen Staates. …. und dem Ruinieren jedes echten Wertes in diesem Land. Bei diesen Leuten herrscht völliges Unverständnis.

Das böse Gold soll weg. Vielleicht will er den unausweichlichen Bankrott dieses Landes auch „verbieten“. Hilft sicher !

Bodennebel
3 Jahre her

Immer schön von Ihnen zu hören Herr Krall. Schätze mal, die Portfoliorendite von Herrn Schmieritz beträgt insgesamt 0,7% in den letzten 50 Jahren. Von daher, seien Sie nachsichtig mit dem armen Sünder des zehnten Gebots 😉

friedrich - wilhelm
3 Jahre her

……hosianna, gelobet sei das gold, das harte! und seinen dienern ehre gesungen! sela…..

Ralph Baehr
3 Jahre her

Sie haben Recht Herr Krall, gegen soviel Ignoranz, Dummheit und fehlende Bildung hilft nur noch Sarkasmus und Satire!

Peter Silie
3 Jahre her

Das mit der Druckerpresse kann schon noch viele Jahre gut gehen. Japan macht es seit rund 20 Jahren vor. Aber am Ende wird dann doch der Vorhang fallen müssen. Bis dahin sollte man bei der Verschuldungsorgie mitmachen, sonst ist man am Ende der einzige Gelackmeierte.

friedrich - wilhelm
3 Jahre her
Antworten an  Peter Silie

……jedoch hat japan nicht solch schwere lasten auf seinen schultern wie deutschland!

Peter Gramm
3 Jahre her
Antworten an  Peter Silie

Japan ist bei seiner eigenen Bevölkerung verschuldet.

thinkSelf
3 Jahre her
Antworten an  Peter Silie

Japan ist allerdings keinesweg ungeschoren davongekommen. Da die Japaner nun seit 20 Jahren etwa 1% Reallohnverlust pro Jahr hinnehmen mussten, geht das inzwischen bei immer breiteren Bevölkerungskreisen an die Substanz. So müssen heute die meißten Rentner dort weiterhin arbeiten um sich etwas hinzuzuverdienen.
Das es bisher nicht geknallt hat, dürfte neben dem schleichenden Abstieg auch an der kulturell homogenen Gesellschaft und den intakten Familienbeziehungen liegen. Aber irgendwann sind auch die überdehnt.

Hairbert
3 Jahre her

Klasse geschrieben!
Und, wichtiger noch, ein weiterer richtiger Kommentar zu diesem Hetzartikel einer inzwischen als bedenklich einzuschätzenden Meinungsmaschinerie. Bedenklich auch, weil in immer mehr Lebensbereichen das Private unterbunden und in persönliche Lebensentwürfe eingegriffen werden soll.