Wie wird man rechtsextrem? Geht es nach NDR-Moderator Michel Abdollahi, reicht schon ein Wohnort im Osten – und die Frechheit, nicht zu seiner Lesung zu kommen.
picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt
Das Bundesamt für Verfassungsschutz kann dem „deutsch-iranischen Moderator“, der auch für den NDR, den jeder Bürger in Deutschland gern mitzufinanzieren hat, arbeitet, zutiefst dankbar sein, hat er ihm doch stichhaltige Indizien an die Hand oder ins Amt gegeben, woran man erkenn kann, wer rechtsextrem ist. Schließlich hat sich das Bundesamt für Verfassungsschutz mit jeder neuen Sammlung von Sätzen von AfD-Politikern, die belegen sollen, dass die AfD sozusagen staatssicherheitsgesichert rechtsextrem ist, bis auf die Knochen blamiert, als sie den Schlapphut mit der Narrenkappe tauschte.
Das Bundesamt in Köln versuchte in seiner Verzweiflung sogar, von der DDR zu lernen, und zwar vom Paragraphen 106 des StGB der DDR, als aus dem Staatsverbrechen „Staatsfeindliche Hetze“, ursprünglich „Boykotthetze“, im Verfassungsschutz der Bereich „Verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates“ wurde. Doch jetzt kam der in Teheran geborene Tausendsassa Michel Abdollahi daher gebraust und gab in wenigen Minuten dem Verfassungsschutz einige Marker oder Indizien für das Ermitteln einer geradezu staatssicherheitsgesicherten rechtsextremen Gesinnung an die Hand. Das wären:
1. Herkunft
Ein hinreichendes Indiz ist schon einmal die Herkunft. Wer im Osten geboren wurde, ist zumindest staatssicherheitsgesichert gefährdet, rechtsextrem zu werden, denn so leitet Abdollahi seine kleine Rede, die in den Subtilitäten der deutschen Sprache schwelgt, ein, dass „30, 40, 50 Prozent Rechtsradikale, die insbesondere natürlich (!) im Osten gewählt werden. Ich kann es auch nicht mehr hören. Ja, die gibt´s aber auch im Westen, ja gibt’s auch, ist auch scheiße, aber sorry die liegen in Hamburg auch nicht bei 40 Prozent.“ Ergo, die Wähler der AfD wohnen im Osten und in Abdollahis sehr differenzierter Betrachtung ist die AfD rechtsextrem. Und wer es anders sieht, zeigt damit, dass er oder sie auch rechtsextrem ist.
Davon kann der Verfassungsschutz nur lernen. Man muss Rechtsextremismus nicht mehr begründen, man muss nur einfach eine Partei oder eine Person als rechtsextrem bezeichnen, dann ist sie es auch, schließlich haben es der Verfassungsschutz oder Michel Abdollahi gesagt – und wer es wagt, an der Aussage unseres Verfassungsschutzes oder unseres Michel Abdollahis zu zweifeln, ist ohnehin staatssicherheitsgesichert rechtsextrem. Denn merke, alles, was nicht rot oder grün ist, ist per se rechtsextrem, denn der Hort der Mitte befindet sich bei den Jusos oder der Grünen Jugend. Denn die wahre Diversität lautet Einfalt oder Haltung oder Klassenstandpunkt.
In Hamburg, der Stadt, in der der Staatsschutz nun wohl auch Jagd auf Hass, Hetze und CO2-Moleküle macht, hat man eben, wie Abdollahi gesichert regierungstreu zu sein: „Wir sagen ja selber ‚die Insel der Glückseligkeit‘ hier bei uns in Hamburg. Ich glaube, weil bei uns alles funktioniert. Wir haben in den letzten Jahren eine relativ geräuschlose Regierung gehabt. Das ist das, was man sich wünscht: nicht so richtig zu merken, was dort passiert, aber Veränderungen zu sehen. Anscheinend sind die Hamburger damit zufrieden. Ich glaube, das ist die Antwort: Wir sind glücklich mit dem, was ist.“
Schlimm ist nur, dass die Hamburg-Rundumbeglückung Deutschlands nicht funktioniert, wie er dem Deutschlands-Beglückungssender NDR verriet: „Auf der einen Seite tut es gut zu wissen, dass die Menschen es wertschätzen, wenn sie in Diversität leben. Dort, wo Diversität herrscht, weiß man, dass Diversität etwas Schönes für eine Stadt wie beispielsweise Hamburg ist. Ich glaube, dass wir in Hamburg ganz genau wissen, was wir davon haben … Das sollten wir irgendwie nach Deutschland hinaustragen. Ich glaube aber, das wird nicht ganz funktionieren.“
Und dabei bemüht sich Abdollahi doch so sehr, die frohe Botschaft der neuen Untertanenseligkeit, die darin besteht, „nicht so richtig zu merken, was dort passiert“, wie er uns in einzigartig schönen Sprachbildern verrät, mit denen der NDR locker seinen Kultur- und Bildungsauftrag erfüllt: „Ich reiße mir den Arsch auf, um in Ostdeutschland Veranstaltungen für mein Buch zu machen … irgendwo, in irgendein Kaff zu fahren …“ Welche schöne und seltene Metapher: „sich den Arsch aufreißen“.
Omar Khayyam würde, lebte er noch, vor Neid erblassen. Abdollahi reißt sich den Arsch auf, um … irgendwo, in irgendein Kaff in den Osten zu fahren – und die stumpfen Ostdeutschen säumen nicht einmal den Straßenrand auf Knien, wo der Mann, der sich den Arsch aufreißt, zu ihnen kommt. Wie rechts muss man sein, wenn man den Mann, der sich den Arsch aufreißt, nicht bewillkommnet und ehrt. Wie taub muss man sein, wo doch alle Englein im Himmel singen, wenn er, der sich den Arsch aufreißt, ins Kaff nach Ostdeutschland kommt? Halleluja!
2. Der Wohnort
Obwohl die Ostdeutschen in ihrer ganzen Rechtsextremität nicht zuhauf in seine Lesungen strömen und ihn noch nicht einmal einladen, weiß der Seher Abdollahi, dass die Ostdeutschen nicht in schön-diversen Städten wie Hamburg, sondern in irgendwelchen Käffern leben, wie Leipzig beispielweise.
Und schon, pardauz haben wir das zweite Indiz dafür, staatssicherheitsgesichert rechtsextrem zu sein. Der Wohnort. Merke: Menschen, die nicht in schön-diversen Städten im Westen, sondern in Käffern in Ostdeutschland leben, sind anfällig dafür, staatssicherheitsgesichert rechtsextrem zu werden.
3. Lesungen zu meiden
Drittens hat sich Abdollahi wirklich bemüht, seine Heiligen Texte in ihrer außerordentlichen sprachlichen Schönheit in Ostdeutschland vorzulesen, „… um die Menschen, die sich dort mit großem, großem Engagement, mit riesigem Mut, da braucht man wirklich Eier, sich gegen Nazis zu stellen“. Es ist schön von Michel Abdollahi, dass er, wenn er in den Osten fährt – und nicht nur zu Ostern –, eine Packung Eier mitbringt. Das erinnert im Osten an die früher so sehnlich erwarteten Westpakete. Nun nicht gerade mit Eiern, die gab es im Osten im Überfluss. Aber vielleicht geht deshalb auch niemand im Osten in seine Lesungen, weil die Leute fürchten, er bringt ihnen faule Eier mit. Jedenfalls fährt Abdollahi selbstlos, wie Propheten und Kulturbringer nun mal sind, in die Käffer des Ostens wie Leipzig beispielsweise, weil er versuchen will, „die Leute zu empowern und zu sagen, es ist geil, dass ihr das macht, ihr werdet gesehen“.
Doch der Prophet gilt auf den Käffern des Ostens nichts, denn „a) es gibt kaum Orte, wohin man eingeladen werden kann und b), wenn es Orte gibt, kommt kein Schwein. Wir müssen uns darüber unterhalten, da läuft strukturell irgendwas grandios schief …“ Welch erhabene und tiefe Erkenntnis: Es läuft strukturell etwas grandios schief, wenn im Osten die Schweine nicht in seine Show kommen? Da sieht es mit der Landwirtschaft im Westen doch viel besser aus. Da kommen sie. „Warum ist Köln ausverkauft, warum ist Frankfurt ausverkauft, warum ist München ausverkauft, warum machen wir Zusatzshows in allen westdeutschen Städten, aber wenn wir irgendwo im Osten auftreten, ist gar nix. Da passiert einfach gar nix“, fragt der im Osten so verkannte Abdollahi. Wie großartig es im Westen, wo man kein strukturelles Problem hat, läuft, kann man doch zur Stunde in Gießen beobachten. Die Leser des Messias der Diversität stürmen und blockieren die Straßen und Plätze.
Nur leider funktioniert die Struktur der Antifa noch nicht in den Käffern des Ostens. Michel Abdollahi will sich ja zu den Käffern herablassen, oh Gott, beinahe hätte ich die Striche über dem „a“ vergessen, und die Käffer belehren: „Da müssen solche Veranstaltungen, wie ich lese aus so einem Buch, die müssen geflutet werden, die müssen 100 mal ausverkauft sein – so ist es aber nicht.“ Nicht wie in Gießen. Wenn die im Osten nicht freiwillig kommen, dürfte sich Abdollahi fragen, kann man ihnen das nicht gesetzlich auferlegen? Schließlich kennt der Moderator das von den Zwangsgebühren, die will auch keiner zahlen für das, was er weder hören noch sehen will.
Drittes und viertes und fünftes Indiz für eine staatsicherheitsgesichert rechtsextreme Gesinnung ist, 3. nicht zu einer Lesung Michel Abdollahis zu gehen, wenn sie in seinem Kaff stattfindet, 4. nicht alle Menschen, die man kennt, mitzuschleifen zu dieser Lesung, und 5. kein Buch von Michel Abdollahi zu kaufen. Das man den NDR mitfinanziert, gilt übrigens nicht als Entschuldigung.
4. Zusammenfassung für den Verfassungsschutz
Fassen wir für das Bundesamt für Verfassungsschutz, für das diese Aufstellung möglicherweise etwas zu schnell gegangen sein könnte, noch einmal zusammen. Hinreichende, aber nicht notwendige Hinweise dafür, gesichert rechtsextrem sein zu können, sind:
- wenn man in Ostdeutschland geboren wurde,
- wenn man in einem Kaff in Ostdeutschland lebt,
- wenn man nicht zu einer Lesung von Michel Abdollahi geht, obwohl sie in seinem Kaff stattfindet,
- wenn man nicht mit Kind und Kegel zu einer Lesung von Michel Abdollahi zum Empowerment geht,
- wenn man nicht wenigstens ein Buch von Michel Abdollahi kauft.
5. Servicetipp
Kleiner Tipp: Am besten lässt man sich das Buch von Michel Abdollahi unbedingt mit Datum und unbedingt mit Uhrzeit signieren, dann kann man später beweisen, falls einem doch ein satirischer Post entfleucht, dass man die Lesung besuchte. Inoffiziell hat TE nämlich erfahren, dass man bei Hassdelikten mildernde Umstände bekommen könnte, wenn man nachweisen kann, eine Lesung von Michel Abdollahi besucht zu haben. Dem Buch von Michel Abdollahi sollen apotropäische Kräfte gegen Vernunft und Realitätssinn innewohnen, damit man schafszufrieden ist, mit dem, was man zu haben hat.



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‚Es ist schade um die Zeit, sich mit solchen verballerten Typen zu befassen.
Irgendwie haben sie recht und auch wieder nicht.
Michel Abdollahi war einmal ein typischer Hamburger. Wie wir bereits an seinem Vornamen erkennen, sind seine Eltern im Westen Zuhause und ermöglichten ihrem Sohn ein Leben in Freiheit ohne religiöse Zwänge. Er ist auch gemacht für die Bühne. Er ist hübsch, eloquent und höflich. Ein festangstellter Mitarbeiter beim NDR zu sein, ist ein Lottogewinn. Das steht in keinem Vergleich zu all den Kreativen, welcher immer einstecken und sich dort anbieten müssen wie „Sauerbier“. Entsprechend tut er das, was sein Dienstherr von ihm erwartet. Im Gegenzug steht das großzügige, feste Einkommen und das lebenslang, zzgl. weiterer Privilegien. Aus meiner persönlichen Sicht… Mehr
An der These mit der Herkunft ist schon was dran, zumindest wenn das entsprechende Alter erreicht ist. Eigenes Erleben schärft ja die Sinne. Aber auch jüngere aus dieser finsteren Gegend können davon profitieren, wenn sie ein eigenes Gehirn haben und nicht lernbehindert sind. Da kann man den Älteren zuhören und drüber nachdenken. Aber ich denke, der Herr hat einen wichtigen Punkt vergessen. Es ist die Sprache. Das geneigte Publikum möchte sich nicht 2 Stunden lang mit primitiver Fäkalsprache verschmutzen lassen. Wer konservativ ist, der möchte auch die Sprache schützen.
Ich freue mich schon, den Herrn und seine Genoss*innen beim Lidl oder Aldi wiederzusehen, wenn sie nach dem Kollaps des ÖRR sich einen neuen Job suchen müssen und es nur noch zum Regaleinräumer reicht. Kleiner Spoiler: Mal schauen, was nach dem Abschalten des DDR-ÖRR am 31.12.1991 mit den meisten dort Beschäftigten passiert (außer Maybrit Illner natürlich…)
Michel Abdollahi stammt aus der Oberschicht. Ihn wird „es“ niemals treffen…
Leider nein! Der verdient sich immer etwas dazu, wenn er als Conférencier geladen wird. Habe den mal persönlich kennen gelernt und ihn gefragt, ob er denn nun endlich Islamwissenschaft als Studiengang abschlossen hat, um nicht noch mit 50 im U-Boot rum krabbeln zu müssen. Da war der gute linke „Etagen Casanova“ ziemlich pikiert.
Wer zum Himmel ist denn dieser Non-Event? Warum gibt man sollen Nullen ein Forum?
Mir war bis Dato dieser Mensch völlig unbekannt also hatte ich nicht einmal die Möglichkeit ihn zu ignorieren! Bin ich jetzt ein exorbitanter ultrasuper gesicherter Rechtsextremer? Strafverschärfend aus Ostdeutschland? Wo ist mein Bademantel???
Könnte vielleicht am „Produkt“ liegen, das der orientalische Meinungshändler der Kundschaft im Osten andrehen will.
GottseiDank lässt man sich in diesem Landstrich deutlich weniger verars….n als im Biotop „unsererDemokratie“ im Westen.
Mir fällt auf, dass in letzter Zeit Damen und Herren gebürtig oder abstammend aus dem undemokratischen Morgenland – z.B. Iran, Irak – mit verbal extremen Äußerungen über einen angebl. rechts zu verortenden „Feind der Demokratie“ auffallen.
Hayali beim ZDF, hier Abdollahi vom NDR, die Berliner CDU-Justizsenatorin Felor Badenberg, die Bundesbeauftragte F.Ataman, die DGB-Chefin Fahimi etc.
Bekommt denen die „Meinungsfreiheit“ nicht?
Moin,
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ .
Und wenn der Anfang in Teheran anfängt, ein kleiner Ayatolla.
Der Beitrag auf X am Ende der Glosse, trifft es wohl ziemlich genau, ist aber bei solchen Autoren schon kreuzgefährlich. Die rasten schon bei weit weniger differenzierter Kritik aus.
LG
Auf Michel Abdollahi trifft das zu was ein anderer Journalist (der Name ist mir entfallen, besser so) in einer großen Versammlung von der offenen Bühne herunter zum Besten gegeben hat:
Wir berichten und schreiben nicht über das, was die Leser wissen wollen.
Wir berichten und schreiben darüber, was die Leser wissen sollen.
Das war Tilo Jung, den muß keiner kennen. Seine Opportunisten-Sendung nennt sich „jung und naiv.“ „Dumm und naiv“ würde es eher treffen. Götz Aly, Historiker und Politologe, selber 68er, hatte ihn als Gast in seiner Sendung ersteinmal über die elementarsten historischen Fakten aufgeklärt.