Eine bahnbrechende Studie zu den Mitgliedern der NSDAP

Auf der Basis des mit Abstand größten Datensatzes aus der Zentralen NSDAP-Mitgliederkartei untersuchte Jürgen W. Falter, einer der renommiertesten Parteienforscher, die NSDAP auf Herz und Nieren – und stellt dabei vertraute historische Gewissheiten zur Disposition.

Der Politikwissenschaftler Jürgen W. Falter ist international als der führende Forscher über die Wähler der NSDAP bekannt. Ein Ergebnis seines Standardwerkes über „Hitlers Wähler“ war, dass Arbeiter in der Wählerschaft der NSDAP eine weitaus größere Rolle spielten als bisher in der geschichtswissenschaftlichen Forschung angenommen. Mit modernen Methoden konnte er umfangreiche Datenbestände über die Wähler der NSDAP analysieren – dies wäre früher, ohne Zuhilfenahme von Computern, gar nicht möglich gewesen.

Nach sieben Jahren Forschungsarbeit legt er jetzt nach und ein weiteres Buch vor, das mit Sicherheit ebenfalls das Standardwerk zum Thema wird: Diesmal geht es nicht um die Wähler, sondern um die Mitglieder der NSDAP. Am 30. Januar 1933, dem Tag, als Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde, hatte die NSDAP 900.000 Mitglieder, am Ende des Dritten Reiches waren es fast neun Millionen. Bezogen auf die Zahl der Wahlberechtigten war am Kriegsende also ungefähr jeder Siebte „Parteigenosse“.

Die Gründe, warum Menschen der NSDAP beitraten, waren sehr unterschiedlich. Nach dem 30. Januar spielten Opportunismus und Karrieregesichtspunkte eine große Rolle. Allein zwischen dem 30. Januar 1933 und Ende April des gleichen Jahres traten 1,75 Millionen Mitglieder der Partei bei. Dann wurde sie erst einmal für Neuaufnahmen geschlossen.

Immer wieder Aufnahmestopps

Falter zeigt, „dass die NSDAP in den 20 Jahren ihrer Existenz nach der Neugründung 1925 nur während gut der Hälfte der Zeit für die Allgemeinheit offenstand“. Immer wieder gab es Aufnahmestopps. Was war der Grund?

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Hitler hatte schon in „Mein Kampf“ und seinen frühen Reden eine Theorie der „historischen Minorität“ entwickelt, die Falter im ersten Kapitel seines Werkes ausführlich darlegt. Er stützt sich dabei auf die Darstellung in meinem Buch „Hitler. Selbstverständnis eines Revolutionärs“. Hitlers Theorie besagte: Nur historische Minoritäten machen Geschichte. Es muss sich hier um „tapfere“ Menschen handeln, die bereit sind, persönlich und für ihre Karriere hohe Opfer zu bringen. „Auch wenn sich alles ganz anders als geplant entwickelte, sah Adolf Hitler den Nationalsozialismus immer als eine revolutionäre Bewegung an, mit deren Hilfe er die deutsche Gesellschaft und später auch ganz Europa von Grund auf umwandeln wollte. Träger jeder revolutionären Bewegung sei eine ‚historische Minorität’ der Idealisten, der Kampfbereiten und Opferwilligen, die während der Bewegungsphase ihr ganzes Denken und Tun in den Dienst der Partei stellten, ohne Rücksicht auf die eigene Person, die Familie und die Karriere.“ (S. 485) Als Vorbild nannte Hitler immer wieder die bolschewistische Partei in Russland.

Bevor eine Partei an die Macht komme und solange sie vom „System“ und ihren Gegnern scharf bekämpft werde, ziehe sie, so Hitler, automatisch nur solche „mutigen“ Menschen an. Nach der Machtergreifung jedoch, so warnte er bereits in „Mein Kampf“, würden sich verstärkt Opportunisten der Partei anschließen, die nur auf ihren eigenen Vorteil bzw. ihre Karriere bedacht seien. Tatsächlich kam es genau so. „Vieles deutet darauf hin, dass die weitaus meisten der nach dem 30. Januar 1933 eingetretenen Parteigenossen dies wohl tatsächlich aus Opportunismus und/oder aufgrund äußeren Drucks taten“, so Falter (S. 486).

Das war ein Grund, warum die Partei immer wieder Aufnahmestopps verhängte; dennoch stieg die Zahl der Mitglieder immer stärker an. Nach dem Krieg beriefen sich viele Menschen darauf, sie seien gezwungen worden, der Partei beizutreten oder ihr Beitritt sei quasi automatisch erfolgt, weil sie Mitglied einer Organisation gewesen seien, die in die Partei integriert wurde. Solche Fälle mag es gegeben haben, zweifelsfrei belegt ist laut Falter jedoch bislang keiner. Es war sogar möglich, wieder aus der Partei auszutreten, und nicht wenige taten dies. Insgesamt traten in den Jahren 1925 bis 1945 760.000 Mitglieder aus der NSDAP aus, davon 250.000 vor dem Januar 1933 (S. 474 f.). Das heißt aber, dass fast eine halbe Million Mitglieder in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur aus der Partei ausgetreten sind.

40 Prozent Arbeiteranteil

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Die NSDAP nannte sich selbst eine sozialistische Arbeiterpartei. In der bisherigen Forschung sah man jedoch vor allem die Mittelschicht als die entscheidende soziale Stütze der Nationalsozialisten – sowohl der Mitglieder als auch der Wähler. Viele dieser soziologischen Theorien basierten auf einer sehr dünnen Quellenbasis, manche eher auf Spekulationen als auf Daten. Das ist bei Falter anders.

Bei den Daten, die er in sieben Jahren Forschungsarbeit für diese Studie ausgewertet hat, handelt es sich um die mit weitem Abstand größte und materialreichste Stichprobe aus den beiden zentralen NSDAP-Mitgliederkarteien. Die Analyse zeigt, dass insbesondere nach dem 30. Januar 1933 Angestellte und Beamte geradezu in hellen Scharen zur Partei stießen und unter den Mitgliedern der NSDAP deutlich überrepräsentiert waren (S. 479). Doch der Arbeiteranteil in der NSDAP war weitaus höher als man bisher in der Forschung angenommen hatte. Er lag, ähnlich wie bei den Wählern der Partei, bei etwa 40 Prozent (S. 187).

Die bisherige Forschung hat – oft auf schlechter Datenbasis – immer wieder versucht, den Arbeiteranteil in der Partei kleinzureden. Heinrich August Winkler meinte etwa, wenn sich Arbeiter der NSDAP angeschlossen hätten, dann seien dies eher „atypische“ Arbeiter gewesen, was Falter überzeugend widerlegt (S. 208).

Die NSDAP war, so der Autor, von ihrer schichtmäßigen Zusammensetzung her keine Klassenpartei, sondern eine „sozial ausgesprochen heterogen zusammengesetzte Partei“. Nicht überraschend ist, dass Männer in der Partei sehr viel stärker vertreten waren als Frauen, doch dies galt auch für andere Parteien der Weimarer Republik.

Eine jugendliche Partei

Die NSDAP unterschied sich von anderen Parteien vor allem durch die Jugendlichkeit ihrer Anhänger. In den frühen Jahren waren die meisten Menschen, die sich der Partei neu anschlossen unter 30 Jahren, nicht wenige sogar unter 25 Jahren (S. 124). Jung waren ihre Mitglieder meist beim Parteieintritt. „Aber mit zunehmender Dauer der Existenz der Partei wurden auch ihre Mitglieder älter. Sie alterten quasi im Gleichschritt mit der Partei, sodass das Durchschnittsalter der Parteimitglieder gegen Kriegsende bei immerhin 45 Jahren lag, was ganz und gar nicht der Vorstellung Hitlers und der NSDAP von einer revolutionären Bewegung entsprach.“ (S. 476). Deshalb wurden nach der zweiten Schließung der Partei im Jahre 1942 in der Regel neben Kriegshinterbliebenen und aus der Wehrmacht Ausgeschiedenen nur noch Abgänger bzw. Abgängerinnen der Hitler-Jugend und des BDM aufgenommen.

Motive für den Parteieintritt

Das achte Kapitel des Buches gibt zunächst einen Überblick über sämtliche Studien zur Frage des Motivs für den Beitritt zur NSDAP. Manche Studien entstanden schon in den 30er Jahren, andere erst nach dem Ende der Diktatur. Die Quellen zu diesem Thema sind – wie stets in der Forschung – einer eingehenden Kritik zu unterziehen. So zeigt Falter, dass die in den Entnazifizierungsverfahren angegebenen Motive (erwartungsgemäß) meist geschönt waren (S. 446). Das eine, alles überlagernde Motiv, Nationalsozialist zu werden, gab es nicht.

Antisemitismus spielte eine Rolle, jedoch vor allem bei Anhängern der sogenannten Alten Garde, die der Partei bis Oktober 1928 beitraten. Eine Analyse, auf die Falter sich bezieht, zeigt, dass 50 Prozent der „älteren“ Generation (40 Jahre und älter), aber nur 26 Prozent der jüngeren Generation (zwischen 20 und 40 Jahren) in ihren Berichten eine Ablehnung von Juden als Motiv für den Parteieintritt nannten (S. 437). Zweifelsohne war die NSDAP eine durch und durch antisemitische Partei, aber Hitler wusste, dass er mit antisemitischen Parolen nur eine Minderheit der Wähler mobilisieren konnte. Anders als in der frühen Zeit der NSDAP Anfang der 20er Jahre spielten denn auch – wie ich in meiner eigenen Studie gezeigt habe – Ende der 20er Jahre nicht antisemitische Motive die Hauptrolle in Hitlers Reden, sondern eher soziale Versprechungen und die Ideologie der „Volksgemeinschaft“.

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Falter berichtet denn auch, dass der Sozialismus „in seiner NS-Variante“ unter den Anhängern der NSDAP eine gewichtige Rolle spielte: „Hand in Hand mit dem Ideal der Volksgemeinschaft ging häufig der Wunsch nach einer Abschaffung von Privilegien und des Klassensystems der Gesellschaft. Häufig finden sich auch Bezüge zur Frontgemeinschaft mit dem Ziel der Beseitigung der Klassenschranken und dem Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit über die Klassen hinweg. Die Verbindung von Nationalismus und Sozialismus im Namen und im Programm machte einen großen Teil der Attraktivität des NS aus.“ (S. 436).

Das Buch enthält für den Forscher zahlreiche Neuigkeiten, so etwa die, dass Angehörige der Kriegskindergeneration, d.h. der zwischen 1900 und 1915 Geborenen, unter den Mitgliedern der Partei weit überrepräsentiert waren –  und nicht, wie häufig behauptet die zwischen 1880 und 1900 geborene Frontgeneration der Kriegsteilnehmer. Zudem wurden erstmals die sudetendeutschen NSDAP-Mitglieder untersucht – und vieles andere mehr.

Falters Buch enthält eine Fülle von Daten, und einige seiner Forschungsergebnisse werden mit Sicherheit dazu führen, dass manche einseitigen und auf unzureichender Datenbasis basierenden Thesen in Gesamtdarstellungen der NS-Zeit korrigiert werden müssen. Obwohl es ein Fachbuch ist, verzichtet der Autor erfreulicherweise auf Politologen- und Soziologen-Fachjargon, was das Buch auch für den Laien gut lesbar macht.


Jürgen W. Falter, Hitlers Parteigenossen. Die Mitglieder der NSDAP 1919-1945, Campus Verlag, 584 Seiten, 45,- €.


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Kommentare ( 21 )

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WandererX
3 Jahre her

Das Zauberwort war in Weimar nationale Gemeinschaft – man war tatsächlich fast gänzlich von Feinden umringt: Frankreich, England, Polen, Tscheslowakei, Dänemark. Innere Zerrissenheit galt als Grund der Schwäche von 1917-19, Liberalismus galt als Egoismus, Gesellschaft als Kultur der Egoisten, als materialistisch. Und in dieser Situation verstanden es gerade die liberalen Parteien gar nicht, bei der Bevölkerung anzukommen: sie galten als Vertreter der Ich- AGs! Es war eher das Zusammenrücken aller Schichten angesagt, und das konnten SPD, Zentrum und Liberale nicht ausfüllen – sie versagten allesamt: Weil nicht offen genug für Bürger (SPD), nicht offen für Protestanten und Atheisten und liberale… Mehr

Moses
3 Jahre her

Na ja, und wie es die Frankfurter Schule ausgemacht, ist so bei vielen Köpfen bis heute geblieben, dass NSDAP eine rechte Partei gewesen war.

Eugen Karl
3 Jahre her
Antworten an  Moses

Das wird ja auch im Artikel nicht bestritten, auch in Falters Buch sicher nicht. „Links“ und „sozialistisch“ sind ja keine Synonyme, sondern es gibt Links- und Rechtssozialismus. Der Volksgemeinschafssozialismus ist ein rechter, eine nationaler Sozialismus. Die Linke bevorzugt dagegen einen internationalistischen Sozialismus. Sozialismus ist beides, ganz unabhängig davon, ob nun rechts oder links, aber es gibt eben auch Unterschiede.

horrex
3 Jahre her

Die für mich wichtigste Erkenntnis aus dem Beitrag war, dass der Haupt-Zustrom direkt nach der Machtergreifung kam. Als die Wirtschaftkrise – so schien es zumindest – überwunden schien.
Opportunismus eben. Exakt DER Opportunismus der auch bei uns nun. in den Jahren nach 68 dem „Marsch durch die Institutionen“ zu seinem (heute) überwältigenden Sieg verhalf.
Ich freue mich auf den Tag – wann auch immer er kommt – an dem die Ratten das sinkende Schiff verlassen.

Hannibal ante portas
3 Jahre her
Antworten an  horrex

Am 3o. Januar 1933 schien für die große Masse der Bevölkerung die Wirtschaftskrise noch längst nicht überwunden. Es gab gewisse Indikatoren die auf eine Besserung hinwiesen.
Der Opportunismus ist menschlich und heute genauso vorhanden. Oder glaubt jemand, dass sich die heutigen „Demokratievorkämpfer“ nicht auch im Sozialismus gut einrichten könnten.

Frank v Broeckel
3 Jahre her

Wie Abermillionen von Deutschen damals bei sehr wenigen und dazu gleichgeschaltenden Medien dauerhaft auf die Nazis hereinfallen konnten? GENAU aus dem selben(!) Grunde, weshalb selbst immerhin nach fünf Jahren immerhin 87,6 Prozent aller Deutschen mangels selbstständigen Denkens und Mathematikkenntnisen der zweiten Schulklasse und das bei wirklich unzähligen offiziell nicht gleichgeschaltenden Medien die durchschaubare Ersatzenkelunterschiebung mittels zumeist nichteuropäischer Ersatzenkel, da allen anderen alle anderen alteuropäischen Völkerschaften ihre eigenen wenigen jungen Menschen zur Aufrechterhaltung ihrer eigenen Staaten selbst dringend benötigen, noch NICHT einmal bemerkt haben! Noch nicht einmal bemerkt wohlgemerkt! Ausnahmslos sämtliche Menschen ausnahmslos sämtlicher Zeitalter und ausnahmslos sämtlicher Gesellschaften sind in… Mehr

Gerro Medicus
3 Jahre her
Antworten an  Frank v Broeckel

Sind Sie bei Thomas Mann in die Lehre gegangen? Der hat auch immer solche Bandwurmsätze geschrieben, die man viermal lesen musste, weil man am Ende nicht mehr genau wusste, was am Anfang stand.

Inhaltlich kann ich nur zustimmen. Stilistisch wären kurze prägnante Sätze der Nahebringung Ihrer Gedanken förderlicher…

Britsch
3 Jahre her

Ich schreibe wie es bei meinen Gro0eltern war: Die ganze Familie ist den Nazis nicht gerade hinter her gelaufen. nicht mitglied in Hitlerjugend usw.. Auch in jüdischem Geschäft wurde eiongekauft und Kontakt gehalten so lange es irgendwie ging. Manche Bekannte bekamem überraschend „Besuch“ von „Herren“ in langen Ledermänteln. von Manchen Abgeholten hörte man niemehr etwas. Mein Opa hatte einen kleinen Handwerksbetrieb und hat spezeille Schuhe für Versehrte angefertigt. Auf Grund der „Umtriebe“ der Familie un weil er auch „Unerwünschte“ bediente bekam er mehrtmals „Besuch“ und wurde unter Drohungen aufgefordert Solches entsprechend zu unterlassen. Da er in der Hauptsache Versehrte „Bediente“… Mehr

Ursula Schneider
3 Jahre her
Antworten an  Britsch

Volle Zustimmung! Die Arroganz und Selbstgerechtigkeit, mit der heute vielfach über jene Zeit geurteilt wird, ist unerträglich. Es war schließlich eine brutale Diktatur, in der jeder Widerstand gnadenlos verfolgt wurde. Und dass gerade unsere eifrigen „Nazi-Jäger“, die den Mund so voll nehmen, damals opportunistisch mitgeschwommen wären, davon bin auch ich fest übberzeugt.

Britsch
3 Jahre her
Antworten an  Ursula Schneider

Ich denke Etliche dieser „Figuren“wären nicht nur „mitgeschwommen“ sondern wären „Leitfiguren, Anführer gewsen. Vieles wird heutzutage von diesen „Figuren“ so gemacht wie es die Nazis machten und wollten

Monika Medel
3 Jahre her

Ein Großteil des Wahlprogramms der NSDAP hätten auch Linke unterschreiben können. Antisemitismus, Nationalismus – auch bei „Links“ reichlich zu finden, bei allem internationalistischem Gedöns. Wie erging es denn den Juden seit Stalin in der Sowjetunion? Nannte sich nur „Antizionismus“. Gerade die sozialen Themen der NSDAP fanden reichlich Zuspruch, übrigens gerade auch 1938 in Österreich, das ja wirtschaftlich und sozial übelst dran war – viele hofften da auf das „reichsdeutsche“ Sozialsystem. Nach 45 warb dann die SPÖ um ehemalige NSDAP-Mitlieder nicht etwa: „Wir bieten etwas Besseres“ sondern „Hier könnt ihr eure Ideale verwirklichen.“ (Ich habe den Link nicht mehr). Für die… Mehr

November Man
3 Jahre her

Die NSDAP war das was ihr Namen sagt – Eine National-Sozialistische Deutsche Arbeiter-Partei. Und Nazi ist das Kurzwort für einen Anhänger des National-Sozialismus. Die NSDAP wurde im Oktober 1945 von den Alliierten in Deutschland verboten. Wen es interessiert oder wer wissen will wo die damaligen Politiker/Anhänger des Nationalen-Sozialismus der NSDAP nach dem Verbot der NSDAP 1945 untergekommen sind, oder in welchen, heute noch aktiven Parteien im Bundestag, sie damals eine neue politische Heimat gefunden haben, der kann sich mal die „Liste ehemaliger NSDAP-Mitglieder, die nach Mai 1945 politisch tätig waren“ – etwas genauer anschauen. Dort sind alle Namen der Politiker,… Mehr

Tizian
3 Jahre her

Im Land der Wendehälse, Systemtträger, Blockwarte, Spitzel und Denunziaten hat sich doch nichts wesentlich geändert, egal wer mit und mit welcher Fahne voran marschiert. Gesterm Adolf, eben Erich, heute die Sonnenkönigin. Der Deutsche läuft immer in der Masse hinterher, devot, obrigkeitshörig und bis 5 nach 12, auch wenn alles umher schon in Scherben liegt. Mutige Menschen wie Stauffenberg gibt es nicht mehr und seine Worte und der Eid der Mutigen sind längst vom Konsumwind verweht: „Wir glauben an die Zukunft der Deutschen. Wir wissen im Deutschen die Kräfte, die ihn berufen, die Gemeinschaft der abendländischen Völker zu schönerem Leben zu… Mehr

Mozartin
3 Jahre her
Antworten an  Tizian

Ich kann dieses Pathos nicht leiden, egal ob von Adel, bürgerlichen Kräften oder aus linken Kreisen. Ich denke, dass es auch mit der Niederlage im 1. Weltkrieg zutun hat, dass eben beschworen wurde, entweder das ganz Neue aus den Trümmern der alten Zeit oder das Tradierte aus den Überlieferungen der deutschen „Stämme“. Germanisch ist schon ein archaischer Rückgriff, der es zu seiner Zeit nicht war, als wir es noch mit Germanischen Stämmen zutun hatten, der aber m.E. falsch wird, wenn er die gesellschaftliche Entwicklung seither unterschlägt. Das christliche Erbe umfasst hoffentlich noch beides, das Alte und das Neue Testament, eben… Mehr

Mozartin
3 Jahre her
Antworten an  Mozartin

…um nur ein paar deutschsprachige zu nennen, Von Goethe, von Schiller, von Eichendorff, von Hardenberg, von Kleist und viele mehr.
Umfassende Gedanken, entsprechend ausgebildete Sprache, aussergewöhnliche Antizipationen, wohl eher Zukünfte.
Kurz, ich habe mich da immer sehr wohl gefühlt, wenn auch durchaus gefordert.
Mangel habe ich nie verspürt…

Mozartin
3 Jahre her
Antworten an  Mozartin

Ich hoffe, dass klar wird, dass das Abendland nicht hinter das Christentum zurückfallen darf und dann hätte man auch Nietzsche richtig verstanden.
Wer sich ein bisschen mit Transformationen des christlichen Abendlandes beschäftigen will, dem seien die Schriften Kants und des Deutschen Idealismus, incl. Romantik ff. -> Nietzsche, Heidegger usw. empfohlen.
Habermas gehört da auch hinein, mag aber wohl nicht. Das respektiere ich.
Wir erleben ja gerade eine Zeit, in der der Gedanke an einen Vater im Himmel weniger am Himmel scheitert, denn an einem „Vater“.
Als was sich das Leben weiterentwickeln wird, es lohnt die Betrachtung.

H. Priess
3 Jahre her

Was lernen wir daraus? Daß Trittbrettfahrer und Karrieristen immer auf den neuen Zug aufspringen wenn es ihnen Vorteile verschafft oder sie glauben welche zu bekommen. Ist heute auch nicht anders und ich denke, viel haben ihr Parteibuch nur der Karrierevorteile in der Tasche. Ich denke, in manchen Brangen ist es sogar zwingend erforderlich wenn man überhaupt einen Fuß auf die Leiter bekommen will. Je nach dem wer am Ruder ist dessen Buch hat man. So wie nach dem Krieg keiner in der NSDAP gewesen sein wollte ,und wenn dann nur durch Zwang, haben sich die SED Parteibuchträger sehr schnell von… Mehr

Gruenauerin
3 Jahre her
Antworten an  H. Priess

Wie wahr, wie wahr. Und genau diese Wendehälse, die in der DDR an führender Stelle des Staatsapparates egal auf welcher Ebene gewirkt haben, permanent wegen ihrer Stellung mit der Stasi zusammengearbeitet haben, genau diejenigen hatten es nach der Wiedervereinigung wieder in genau diese Positionen gespült. Auch Journalisten, die bei DDR-Zeitungen gearbeitet, sich natürlich gebeugt haben und vom Widerstand gegen das System heutzutage schwafeln, was sie alles gemacht hätten und wie sie von ihren Chefs gemaßregelt worden wären, haben in diesem Deutschland wieder ihre Bühne. An deren Stelle, mit ein bisschen Ehre im Leib, hätte ich es sein gelassen, aber Wendehälse… Mehr

Jan
3 Jahre her

„Sie alterten quasi im Gleichschritt mit der Partei, sodass das Durchschnittsalter der Parteimitglieder gegen Kriegsende bei immerhin 45 Jahren lag, was ganz und gar nicht der Vorstellung Hitlers und der NSDAP von einer revolutionären Bewegung entsprach (…)“. Himmler war erst 44 Jahre alt, als er starb. Heute gilt man in der Politik in solch einem Alter als junger Hoffnungsträger. Heydrich und Speer waren sogar noch vier, fünf jünger als Himmler. Was bislang noch nirgendwo thematisiert worden ist: Deutschland wurde ab 1933 überwiegend von Männern in ihren 30ern und 40ern geführt. Im Vergleich zur Bundesrepublik war das absolut ungewöhnlich. Adenauer bildete… Mehr