„Ganz viele Ideen von anderen eingeflossen“ – wie verquer Baerbock sich rechtfertigt

Baerbock redet viel darüber, wie man mit Fehlern umgehen sollte, und demonstriert dann, wie man es genau falsch macht. Keine Selbstkritik, dafür ganz viel Opfer sein.

picture alliance
Annalena Baerbock bei der Gespraechsreihe Brigitte Live der Zeitschift Brigitte am 01 Juli 2021 im Astor Film Lounge in Berlin
Dass Baerbock es mit dem Zitieren in ihrem Buch nicht so genau nimmt, ist das eine. Fast schwerer wiegt, dass die Frau, die Bundeskanzlerin werden will, offenkundig überhaupt keine eigene Sicht auf die Welt hat, keine Meinung, die sie äußern möchte, sondern ein Buch herausbringt, was aus notdürftig abgekupferten Phrasen zusammengeschustert wurde. Ihr Umgang mit ihren Fehlern offenbart, dass sie überhaupt nicht einsieht, dass sie sich falsch verhalten hat. Man könnte geradlinig darauf reagieren, sie hatte keine Zeit, ihre Berater wollten unbedingt, dass sie ein Buch schreibt, vieles würde man ihr verzeihen. Aber nein, sie hat nichts falsch gemacht.

Erstmals äußerte sich Annalena Baerbock zu den jüngsten Vorwürfen nun im Video-Gespräch mit der Brigitte. Die Moderatorinnen machten es ihr schon denkbar einfach, nur ein winziger Teil drehte sich überhaupt um die Vorwürfe der letzten Tage. Baerbock redet viel darüber, wie man mit Fehlern umgehen sollte, und demonstriert dann, wie man es falsch macht. Man müsse „zu den eigenen Fehlern stehen“, sagt sie, ihr sei Fehlerkultur sehr wichtig, genau wie selbstkritisch zu sein. Die Moderatorin bewundert auch alsbald, „wie wahnsinnig selbstkritisch“ Baerbock sei, und fragt, ob das nicht schon ein „irre hoher Anspruch“ wäre.

Wenn es dann aber doch mal kurz um ihre eigenen Fehler geht, ist davon keine Spur übrig. Es seien „ganz viele Ideen von anderen eingeflossen“, da das aber kein Sachbuch sei, soll das wohl nicht weiter verfänglich sein. Dass Baerbock bei ihrer Buchpremiere selbst noch sagte, dass das Buch ein Sachbuch wäre? Egal. Baerbock weist die Vorwürfe zurück, es stimme nicht, dass es Urheberrechtsverletzungen gab. Dass das niemand behauptet hat? Auch egal!

Ohnehin laufe da eine Kampagne, „Fake News“ inklusive. Zum Anfang des Wahlkampfes sollen „bewusst falsche Dinge in die Welt gesetzt“ worden sein. Auf die Frage der Moderatorin, ob mit ihr da als Frau härter umgegangen werde, antwortet sie, dass sie das nicht wisse. Manche hätten möglicherweise ein Problem damit, dass da jetzt eine 40-Jährige Frau antrete.

Die Moderatorin fragt noch etwas zu ihrem Umgang mit den Vorwürfen, sie betet das Grüne Wahlprogramm herunter. Die Moderatorin: „Das hat zwar jetzt nichts mehr mit Selbstkritik zu tun, aber wir gehen jetzt auch weiter“. Nächste Frage: „Lächeln oder Zähne zeigen?“. Lächeln. 

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 74 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

74 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
daldner
2 Jahre her

Viel Papier und Tinte für nichts. Man sollte den Wust überflüssiger Bücher mal unter ökologischen Gesichtspunkten betrachten. Wieviele Bäume mussten sterben für ein Buch, das niemand braucht?

Mausi
2 Jahre her

Sie tritt an in Potsdam. Ergebnis der Kommunalwahl 2019: 11 Sitze für die SPD, 10 Sitze für Die Linke und 10 Sitze für Die Grünen. Insgesamt hat das Stadtparlament 56 Sitze. Es regiert RRG. Also eine gute Wahl von Annalena.

daldner
2 Jahre her

In einem Land, in dem man wegen eines unterschlagenen Pfandbons von gut einem Euro oder einer gegessene Frikadelle beim Abräumen eines Buffets Job und Existenz verliert – jedenfalls wenn man zum „Fussvolk“ gehört – sollte man auch bei der „Führungselite“ einen harten Maßstab bezüglich Ehrlichkeit und Integrität anlegen dürfen. Das gebietet schon der Gleichheitsgrundsatz.

Juergen P. Schneider
2 Jahre her

„Manche hätten möglicherweise ein Problem damit, dass da jetzt eine 40-Jährige Frau antrete.“ Ich habe kein Problem damit, dass da eine 40-jährige Frau antritt. Ich habe ein Problem mit einer 40-jährigen Lügnerin, Hochstaplerin, Plagiatorin, Dummschwätzerin und Phrasendrescherin, die sich für das mächtigste Staatsamt bewirbt.

daldner
2 Jahre her
Antworten an  Juergen P. Schneider

Ja, das Mimimi „weil ich ein Mädchen bin“ zieht nicht und ist eine taktische Volte. Annalena in der Opferrolle, weil sie alle anderen Winkelzüge schon ausprobiert hat.

Mausi
2 Jahre her

Lenchen ist der erste Versuch, uns jemanden unterzuschieben, der offensichtlich total inkompetent, aber dafür voll überzeugt ist. Als Kanzlerin. Es läuft jetzt die Probe, was sie sagen und wie sie auftreten muss, damit das Wahlergebnis trotzdem stimmt. Ohne dass die Person irgendwelche Konsequenzen zieht. Oder die Partei. In der Hoffnung auf Wählerfrauen, die zu ihr halten, komme, was da wolle?

Last edited 2 Jahre her by Mausi
Frau Holle
2 Jahre her

Ich habe auch ein Buch geschrieben, in das „ganz viele Ideen von anderen eingeflossen sind“ – in Form von ironischen Kurzgeschichten. Die meisten sind aber von mir. Allerdings bin ich auf dem Cover mit meinem Namen als Herausgeber genannt und die Co-Autoren sind im Buchinneren aufgezählt. Aber Frau Baerbock ist eben eitel wie ein Pfau. Es sollte offenbar aussehen, als habe sie das Buch selbst geschrieben. Tja, die Federn, mit denen sie sich schmückt, scheinen meist nicht ihre eigenen zu sein.

Alexis de Tocqueville
2 Jahre her

Ich habe wirklich Probleme mit einer 40jährigen Frau als Kanzler.
Aber im Speziellen, nicht im Allgemeinen.
Mit Frau Weidel wäre ich sofort einverstanden.

W aus der Diaspora
2 Jahre her

Eines muss man ihr lassen, sie setzt ihre Prioritäten schon richtig. Brigitte – die Zeitschrift für gelangweilte Manager- und Zahnarztfrauen. Jung mit älterem Ehemann, gut aussehend und falls schon länger verheiratet, geliftet. Waren Teil der Teddybärenwerferinnen und haben 2015 gleich Kleidung gespendet. Fahren selbstvrständlich das pubertierende Töchterchen mit dem SUV zur Schule und zum Balettunterricht.
Das sind ihre Wählerinnen, natürlich muss sie dort Rede und Antwort stehen und nicht dem Handelsblatt.

Andreas aus E.
2 Jahre her

Das Bild zum Artikel ist übrigens klasse.
Elfengleich gewandet ahnt sie, die Leistungssportlerin, im Feuer knallharter Journalistenbefragung die Flugbahn des kleinen Bonbons (im Bild links neben ihrer Wange) voraus, wendet ihren Blick schon dorthin, wo sie ihn gleich – einem Frosche vergleichbar *) – zu erschnappen gedenkt, dabei lässig die Hände elegant verschränkt haltend, ganz entspannt.
Hier erkennt man die Polit-Trampolinistin auf allerhöchstem Niveau ihrer vorausschauenden Weitsicht.
Also, bei aller Kritik: Die kann das.
Also den Bonbon schnappen.

*) Das war natürlich ein grober Scherz. Ich mag Frösche.

DW
2 Jahre her

„Der Auflagenrückgang der Brigitte setzt sich fort: Die verkaufte Auflage der Frauenzeitschrift aus dem Hause Gruner + Jahr betrug im ersten Quartal 2021 rund 298.900 Exemplare. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2013 sind noch mehr als 565.000 Exemplare verkauft worden“

Vielleicht erhoffen die sich ja Auflagensteigerung durch grün wählende Hausfrauen.

W aus der Diaspora
2 Jahre her
Antworten an  DW

Wen meinen Sie mit Hausfrauen?
Die Frauen und Mütter, die neben ihrem Job noch den Haushalt machen?