Die Rekonstruktion des größten Vertrauensbruchs der Republik

Man kann dieses Buch nicht lesen, ohne dass sich im eigenen Kopf etwas verschiebt. Nicht, weil es skandalisiert oder nachträglich triumphiert, sondern weil es die Dinge so ordnet, dass man die Architektur dieser Krise in ihrem Gesamtzusammenhang begreifen kann. Plötzlich fällt alles an seinen Platz. Klar. Plausibel. Leider logisch. Von Daniela Seidel

Das soeben im Achgut-Verlag erschienene Buch „Der Staatsverrat“ ist eine so umfassende wie messerscharfe Zurschaustellung politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklungen (und deren Voraussetzungen) im Spiegel der Corona-Krise. Dabei trägt es die markante Handschrift eines Autorenteams, das fachliche Tiefe und persönliche Integrität verbindet.

Gunter Frank, Arzt und einer der frühesten und standhaftesten Kritiker der deutschen Corona-Politik, bringt die medizinische und gesundheitspolitische Perspektive ein: klinische Erfahrung, Kenntnis institutioneller Abläufe, und den Mut, Fehlentwicklungen klar zu benennen.

Martina Binnig ergänzt diese Sicht um die geopolitische und medienanalytische Dimension. Als erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt auf EU, NGOs und supranationalen Strukturen erörtert sie präzise, was im Hintergrund wirkt.

Der Biologe und Immunologe Kay Klapproth, ehemals Akademischer Rat an der Universität Heidelberg, liefert die naturwissenschaftliche Fundierung und ist zudem Zeuge der inneren Verwerfungen des Wissenschaftssystems während der Corona-Jahre.

Gemeinsam entsteht so kein Sammelband disparater Stimmen, sondern ein stringenter, sorgfältig konstruierter Blick auf ein beispielloses, historisches Ereignis, dessen schonungslose Aufarbeitung noch immer aussteht. Die Interdisziplinarität wirkt hier nicht wie ein Nebeneinander, sondern wie ein klar geführter, komplementärer Dreiklang. Ebenfalls gekonnt bewegt es sich dabei im Schnittfeld von politischer Philosophie, Verfassungs- und Demokratietheorie, soziologischer Eliten- und Machtforschung sowie politischer Psychologie und historischer Systemanalyse – also genau jenen Disziplinen, die sich mit der Frage beschäftigen, wie Gesellschaften sich ordnen, entgleisen und erneuern. Und gerade deshalb ist dieses Werk sowohl für Fachleute aufschlussreich als auch für interessierte Laien nachvollziehbar, ohne je zu banalisieren.

Vor allem aber liest es sich es sich wie ein Thriller und führt den Leser wie einen Detektiv auf Spurensuche durch einen der größten Kriminalfälle der Menschheitsgeschichte, der sich vor unser aller Augen abgespielt hat. Angefangen vom Tathergang über das Motiv bis hin zu den Beteiligten und ihren Machenschaften, um dann zu einer Auflösung zu gelangen, die so schlüssig wie erschütternd ist.

Die Corona-Protokolle des RKI
Beruhte die Corona-Impfkampagne auf der Vorspiegelung falscher Tatsachen?
So widmet sich Teil Eins des Buches zunächst einer Aufgabe, die unbequemerweise notwendig ist. Er ruft vertiefend in Erinnerung, was vielen längst bekannt war, aber in der kollektiven Erschöpfung nach Jahren der Krise verschüttet wurde: Die relative Ungefährlichkeit von COVID-19 war früh nachweisbar; die Krankenhausdaten signalisierten nie eine bevorstehende Überlastung; der PCR-Test war für das, wofür man ihn als politisches Steuerungsinstrument benutzte, sachlich ungeeignet. Lockdowns erwiesen sich als wirkungslos, aber verheerend. Schulschließungen, Maskenpflicht für Kinder, Kontaktverbote für Sterbende – all dies diente nicht dem Schutz, sondern führte zur Selbstzerstörung einer Gesellschaft, der eingeredet wurde (und die es artig wiederkäute), moralisch zu handeln, während sie in Wahrheit die Schwächsten traf.

Viele Details dieser globalen Ungeheuerlichkeit unterliegen bereits dem Prozess des Verblassens. Viele haben jene ersten Wochen, in denen es hieß, es ginge nur um „14 Tage, um die Kurve abzuflachen“, bereits innerlich wegsortiert. Der Mensch erinnert sich schlecht an schleichende Katastrophen.

Politisch betrachtet ist das Vergessen jedoch kein Zufall, sondern Teil des Mechanismus, dessen Hintergründe im zweiten Abschnitt des ersten Teils rekonstruiert werden: warum Behörden wie das RKI intern nüchtern, extern hysterisch kommunizierten, warum die Frage nach dem Ursprung des Virus aktiv unterdrückt wurde und die mRNA-Technologie plötzlich vom Ladenhüter zum globalen Erlösermodell wurde. Warum Medien nicht objektiv berichteten, Universitäten höchst einseitig forschten und Abweichler nicht diskutiert, sondern diskreditiert wurden. Warum Appelle an Humanität und Verantwortung in ihr Gegenteil pervertiert wurden. Und weshalb die zwangsläufige gesellschaftliche Spaltung kein unbeabsichtigter Nebeneffekt, sondern ein gezielt eingesetztes Mittel und Herrschaftsprinzip war. So ist der erste Teil weit mehr als die Bilanz einer Fehleinschätzung, sondern führt zu der Erkenntnis, dass diese Fehleinschätzung absichtsvoll stabil gehalten wurde, lange nachdem man es besser wusste.

Im zweiten Teil des Buches verschiebt sich die Perspektive von der politisch-juristischen und medizinisch-epidemiologischen hin zur psychokulturellen Ursachenforschung und ist damit die anthropologische Fortführung der Diagnose. Denn nicht nur Strukturen, auch Menschen haben sich verführen lassen.

Im Zentrum steht die Erzeugung eines Wirklichkeitsrahmens, innerhalb dessen nur noch eine einzige Haltung als moralisch akzeptabel galt, in welchem Kritik und eine selbstbestimmte, medizinische Entscheidung nicht mehr eine Position, sondern ein Charakterfehler waren. Die Regierung, große Medienhäuser, Gesundheitsinstitutionen und Universitäten verwendeten dieselben Bilder, dieselben Worte, denselben Tonfall. Der damit beabsichtigte Effekt konnte greifen, weil er bekannte psychologische Muster ansprach: die Vermeidung von Schuldgefühlen, die Furcht vor Ausschluss, die Sehnsucht nach Zugehörigkeit, das Gefühl, diesmal „auf der richtigen Seite der Geschichte“ zu stehen.

Endlich erschienen: Die Corona-Verschwörung!
Corona-Politik: höchste Zeit, die Verantwortung zu benennen
Das Buch zeigt an dieser Stelle auf, wie gezielt diese Hebel betätigt wurden- etwa durch das sogenannte Panikpapier, das Angst als bewusst eingesetztes Kommunikationsmittel empfahl. Die Wissenschaft selbst spielte hierbei nicht die Rolle des Korrektivs, sondern die des Legitimationsorgans. Die Grenze zwischen Demokratie und technokratischem Autoritarismus wurde nicht durch Gewalt überschritten, sondern durch das systematische Ausrotten des Zweifelns, um eine offene Gesellschaft in Rekordzeit in ein System der Konformität zu verwandeln.

Überaus aufschlussreich sind hierbei auch die Exkursionen, die sich mit den destruktiven Strömungen des postmodernen Totalitarismus und Neomarxismus, der Pseudo-Verantwortung von Konzernen und Pharmaindustrie und nicht zuletzt dem grotesken Bündnis zwischen Queer-Ideologie und Islamismus als Allianz zweier antiwestlicher Kräfte beschäftigen.

Mit dem dritten Teil kulminiert das Werk in einer Art makropolitischem Röntgenbild unserer Gegenwart und öffnet den Blick von der akuten Krisenszenerie hin zu den supranationalen Strukturen, die sie erst ermöglichten. Die Corona-Jahre erscheinen nicht länger als historischer Ausnahmezustand, sondern als das logische Resultat einer längst etablierten, politischen und wirtschaftlichen Tektonik, die im Hintergrund seit Jahren verschoben wurde. Gesundheitspolitik, Medienberichterstattung, wissenschaftliche Beratung, Verwaltungslogik und internationale Institutionen verhakten sich weit vor 2020 bereits zu einem Netzwerk, das Verantwortung nicht mehr demokratisch verteilt, sondern entlang von Finanzierungsströmen, Interessenkooperationen und weltweiter Abhängigkeiten organisiert.

Der Staat wirkte in der Krise dabei nicht als souveräne Schutzmacht, sondern übernahm vielmehr die Funktion eines Durchleiters für global koordinierte Steuerungsimpulse. Anstatt die Interessen und Grundrechte seiner Bürger aktiv zu wahren, ließ sich die nationale Regierung von externen Instanzen und Empfehlungen leiten, die auf internationaler Ebene formuliert und durchgesetzt wurden, wodurch demokratische Kontrollmechanismen und die Rechenschaftspflicht des Staates zunehmend ausgehöhlt wurden.

Bürger wurden Adressaten von Maßnahmen, die außerhalb ihrer Einflussmöglichkeiten beschlossen wurden. Begleitet wurde dieser Prozess von der Etablierung eines Zensur- und Unterdrückungsregimes, in dem der Staat nicht mehr als Garant der Grundrechte auftrat, sondern als Vollstrecker vorgegebener Strategien. Dies alles geschützt durch eine moralische Erzählung und gestützt auf vermeintlich alternativlose Wissenschaft.

Das Entscheidende an diesem Teil des Buches ist nicht nur die Enthüllung neuer Einzelinformationen, sondern die Zusammenschau: Was planlos und chaotisch schien, war vielfach koordiniert, politischen Reaktionen waren nicht improvisiert, sondern implementiert, was nicht nur die Geschwindigkeit der Maßnahmen, sondern auch die vollkommene Gereiztheit gegenüber jeder Kritik erklärt.

Was in den ersten Kapiteln noch als moralisches, wissenschaftliches oder administratives Versagen erschien, entpuppt sich nun als Systemlogik. Wenn staatliche Institutionen jedoch nicht mehr im Dienst der Freiheit stehen, sondern im Dienst des Systems, dann wird aus fahrlässiger Nachlässigkeit ein Staatsverrat im ursprünglichen Sinne des Wortes: die Preisgabe des Souveräns, des Volkes.

GENERATION SCHULDIG?
Wie Kinder zu Pandemietreibern erklärt wurden
So führt der vierte Teil des Buches die Argumentation zu ihrem Kern: Wenn die Fakten bekannt waren, wenn die Schäden absehbar waren, wenn Alternativen existierten und unterdrückt wurden, dann stehen wir nicht mehr vor der Frage eines politischen Irrtums oder Verbrechens, sondern vor der Frage der Treue des Staates zu seinem eigenen Auftrag. Sein einziges Legitimationskriterium ist der Schutz der Bevölkerung.

Was jedoch in den Corona-Jahren geschah, war das Gegenteil: Die Regierung handelte nicht für die Bürger, sondern gegen sie und über sie hinweg. Es war ein Verrat an der Aufgabe des Staates selbst. Was ihn so schwerwiegend macht, ist nicht der einzelne Fehler, sondern das bewusste Fortführen des Falschen trotz besseren Wissens. Dass dies niemals beendet, sondern in Form von WHO-Verträgen, digitalisierten Überwachungsstrukturen und moralisch aufgeladenen Sicherheitsnarrativen verstetigt und institutionalisiert wurde, wird nach dieser Lektüre mehr als deutlich.

Man kann dieses Buch nicht lesen, ohne dass sich im eigenen Kopf etwas verschiebt. Nicht, weil es skandalisiert oder nachträglich triumphiert, sondern weil es die Dinge so ordnet, dass man die Architektur dieser Krise in ihrem Gesamtzusammenhang begreifen kann. Die vielen verstreuten Eindrücke der letzten Jahre, das Überfordernde, das Widersprüchliche, die unzähligen losen Enden, die alle irgendwie da waren, aber die man nicht greifen konnte. Plötzlich fällt alles an seinen Platz. Klar. Plausibel. Leider logisch.

Es ist ein Buch, das gründlich recherchiert, kohärent aufgebaut und sauber ausgeführt, den Boden unter den eigenen Füßen korrigiert und einem die Gewissheit zurückgibt gibt, völlig bei Verstand gewesen zu sein, auch wenn man Sozialschädling, Schwurbler, Nazi oder Covidiot genannt wurde. Das in aller Deutlichkeit aufklärt, dass offen dokumentiert und nachprüfbar stattfand und-findet, wofür man jahrelang als therapiebedürftiger Verschwörungsgläubiger verlacht wurde, weil man die Wirklichkeit nicht leugnen wollte.

Und deshalb endet es auch nicht bei einer Anklage, sondern bei einer Verpflichtung: Wer nicht will, dass sich dies wiederholt, muss die Aufarbeitung nicht als moralischen Wunsch oder gar Racheakt, sondern als Verfassungsnotwendigkeit begreifen. Weil nur die Benennung des Verrats verhindert, dass er zur Neuen Normalität wird.

Daniela Seidel, Jahrgang 1974, studierte Psychologie und ist heute Wahl-Braunschweigerin und Unternehmerin.

Gunter Frank / Martina Binnig / Kay Klapproth, Der Staatsverrat. Corona als Vorbote des Totalitären: Wie Deutschland aufgelöst wird. Achgut Edition, Klappenbroschur, 224 Seiten, 25,00 €.


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Kommentare ( 7 )

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Tizian
24 Tage her

Zu wissen was geschah ist gut und wichtig, aber entscheidend ist, wer konkret die Verantwortlichen und Nutznießer waren und weshalb diese Personen genau so und nicht anders gehandelt haben. Vor allem dann auch trotz aller im Verlaufe neuer Erkenntnisse, die ein anderes Handeln nicht nur geboten sondern verlangt hätten. Das Motiv ist immer entscheidend, denn nur das läßt Rückschlüsse auf das Handeln, das Warum und vor allem auf die Personen ziehen und die Mechanismen dahinter erkennen. Bleibt also zu wünschen, daß das Buch auch diesem wichtigen Aspekt gerecht wird.

Last edited 24 Tage her by Tizian
Jens Frisch
24 Tage her

„…des Staates […] einziges Legitimationskriterium ist der Schutz der Bevölkerung.“
Wenn dem so ist, dürfte kein einziger illegaler oder gewalttätiger Migrant in einem westlichen Staate leben dürfen – das ist also seit mindestens 50 Jahren nicht mehr der Fall.

Jens Frisch
24 Tage her

„Das Buch zeigt an dieser Stelle auf, wie gezielt diese Hebel betätigt wurden- etwa durch das sogenannte Panikpapier, das Angst als bewusst eingesetztes Kommunikationsmittel empfahl.“
Es ging bei den Maßnahmen darum, den Willen der Menschen zu brechen und die Politik folgte dem „Diagramm des Zwangs“ des Militärpsychologen Albert Biderman. Bereits am 08.07.2021 hat der Neurologe Dr. Bodo Neumann auf reitschuster.de diese Forschung präsentiert:
https://reitschuster.de/post/corona-deutschland-im-griff-der-weissen-folter/
Hier das passende Video:
https://www.youtube.com/watch?v=4f1PkaqZpwU

Fatmah
25 Tage her

Und Donald J. Trump wird von den linken Medien in die Nähe eines Gewaltherrschers gestellt, weil er genau das tut, was er seinen Wählern versprochen hat.

Christa Born
25 Tage her

Dass es sich nicht wiederholt? Es wiederholt sich gerade im CO2 Betrug.

Der Ingenieur
25 Tage her

Was planlos und chaotisch schien, war vielfach koordiniert, politischen Reaktionen waren nicht improvisiert, sondern implementiert, was nicht nur die Geschwindigkeit der Maßnahmen, sondern auch die vollkommene Gereiztheit gegenüber jeder Kritik erklärt.“

M.E. sehr gut auf den Punkt gebracht!

Micci
25 Tage her

„… ein beispielloses, historisches Ereignis, dessen schonungslose Aufarbeitung noch immer aussteht.“

Dies vor Augen, versteht man erst dann die aktuelle Hetzrede der Person, die sich Bundespräsident nennt.

Denn käme es tatsächlich einmal zu einer echten Aufarbeitung, bliebe von dieser Tätergruppe keiner mehr in Freiheit!

Und die AfD ist der einzige Faktor, der denen dahingehend noch gefährlich werden könnte!