Panorama einer durchgedrehten Republik

In ihrem Buch „Der Gleichheitswahn“ sagt Anna-Maria Scherer das, „was ihr euch nicht zu sagen traut“. Dabei handelt es sich allerdings nicht um radikale Außenseiterpositionen oder gewagte Thesen. Sondern um ganz normale Meinungen ganz normaler Bürger. Ein Buch, das die Enge des links-woken Debattenraums sprengen will.

Schaut man sich die politischen und gesellschaftlichen Debatten unserer Zeit an, könnte man mitunter meinen, alle wären verrückt geworden. Überall Nazis, überall Rassismus. Die echten Probleme hingegen dürfen nicht angesprochen werden. Wer das tut, ist – wenig kreativ: „rechts“.

In Der Gleichheitswahn bietet Anna-Maria Scherer einen Parforce-Ritt durch die gängigen Irrungen und Wirrungen des bundesrepublikanischen Gemüts: den allgegenwärtigen Rassismus-Vorwurf, befeuert durch Critical Race Theory, den ethnischen Links-Identitarismus, der ironischerweise ausgerechnet nach rassistischen Mustern argumentiert, die Nazikeule, das Schönreden von Migration, die geschlechtsidentitären Auswüchse der LGBTQ-Community und den ausartenden, gerade Frauen benachteiligenden postmodernen Feminismus.

Was all diese Themen vereint: Sie bilden den Werkstoff für jene Bewegung, die wir in Ermangelung eines deutschen Wortes als „woke“ bezeichnen („erwacht“ ist im Hinblick auf Deutschland mittlerweile ein äußerst problematisches Attribut). In jedem einzelnen dieser Bereiche wird durchdekliniert, was „woke“ in den Köpfen verankern will: Die Menschen sollen dazu gezwungen werden, Ungleiches gleich zu behandeln, Unterschiede wegzuleugnen, und, eben in einem „Gleichheitswahn“, alles zu nivellieren.

Angesichts der Fülle der Themen könnte den Leser ein wenig Atemnot befallen – frisch, frei und temporeich spricht Scherer aus, „Was ihr euch nicht zu sagen traut“, so verspricht es ein Button auf dem Cover.

Was wir nicht denken dürfen und warum
Raphael M. Bonelli über Tabus und übergriffigen Moralismus
In knappen Episoden und Anekdoten zeichnet Scherer das Panorama einer vollkommen durchgedrehten Republik. Oft so grotesk, dass man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll: Claudia Roth, die aus dem Namen des „Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa“ kurzerhand die „Deutschen“ streicht, feministische Außenpolitik, die sich Islamisten andient, die Berliner Polizei, die den Ratschlag erteilt, man möge bei einer tätlichen Attacke den Angreifer durch lauten Gesang verunsichern. Daneben auch Berichte, über die man beim besten Willen nicht lachen kann, etwa erlogene fremdenfeindliche Übergriffe, oder der Versuch, Polizisten, die sich verteidigen, Rassismus unterzuschieben.

In diesem Sinne sei das Buch besonders herzlich Deutschen empfohlen, die ihren ausländischen Freunden nahebringen wollen, wie verrückt es hierzulande mittlerweile zugeht – denn angesichts der Frequenz der Widersinnigkeiten kann man vieles nur noch am Rande wahrnehmen, ein Skandal verdrängt den nächsten in Windeseile aus dem Gedächtnis. Nach der Lektüre wird man genügend Geschichten parat haben, um den Irrsinn zu illustrieren.

Anna-Maria Scherer – das Feindbild in Person

Scherer ist Mutter von fünf Kindern und betrachtet sich selbst als konservative, glückliche schwäbische Hausfrau. Diese Kombination von Feindbildern wäre für Linke und Woke wahrscheinlich schon als solche unerträglich, aber immerhin: Wenigstens kann man eine solche Person effektiv vom Diskurs ausschließen und ihre Meinung ignorieren, indem man sie einfach als „rechts“ bezeichnet.

Das funktioniert bei Scherer allerdings nur mittelgut. Denn als Tochter einer Deutschen und eines Jamaikaners hat sie einen entscheidenden Vorteil: Sie ist schwarz. Oder wenigstens halbschwarz. Heute nennt man das gern „PoC“, sehr zu Scherers Missfallen.

Sie macht deutlich, wie degradierend diese Kategorisierung ist: Ihr Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs soll nicht ihrem Intellekt, ihrem Verstand, ihren Gedanken geschuldet sein, sondern allein ihrer Hautfarbe? Nicht die einzige Absurdität, auf die sie aufmerksam macht – weil sie es kann, ohne sich vor Cancel Culture übermäßig fürchten zu müssen.

Denn obwohl mittlerweile auch eine dunkelhäutige Frau nicht völlig vor dem „Nazi“-Vorwurf gefeit ist – so richtig verfängt er nicht, und wirkt einigermaßen lächerlich. Scherer gönnt sich daher den Luxus, zu sagen, was sie sagen will und wie sie es sagen will. Und siehe da: Die Welt geht gar nicht unter, wenn man etwas Normales sagt.

Die große Sehnsucht nach Normalität

Während Scherer eine linke Heuchelei nach der anderen beim Namen nennt, fällt umso drastischer und beunruhigender auf, wie sehr wir uns an Meinungs- und Gesinnungsterror gewöhnt haben. Sich selbst zu zensieren, das Offensichtliche zu ignorieren, sogar, wenn der Elefant den Porzellanladen verwüstet hat, nach dem Motto „Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen“, zu agieren – all das ist vollkommen „normal“ geworden, und das innerhalb von gerade einmal zwei Jahrzehnten.

INTERVIEW
„Es ist mir egal, ‚umstritten‘ zu sein“
Scherer sagt nichts Radikales. Im Grunde würde man ihre Gedanken nicht einmal als extrem konservativ einordnen: Ein Mensch, im Christentum verankert, mit christlich fundierten Ansichten zu Ehe und Familie, realistischem Misstrauen gegenüber dem Islam, gesundem Menschenverstand und Maß in der Migrationsfrage, das ist an sich nichts Besonderes. Die Annahme, dass es zwei Geschlechter gibt, ist so selbstverständlich, dass niemand eine argumentative Verteidigungsstrategie vorweisen konnte, als Genderideologen begannen, die Geschlechtlichkeit des Menschen zu dekonstruieren. Und dass das Leben eines Menschen mit der Empfängnis beginnt, ist ebenfalls keine biologische Neuigkeit.

Kein Kulturkampf

Besonders angenehm sticht hervor, dass Scherer keinen Kulturkampf betreibt. Was sie schreibt, ist kein blinder Aktivismus, der auf Nuancen verzichtet, nur, um einen Punkt zu machen, oder um linken Ideen möglichst maximal entgegengesetzte Positionen zu vertreten.

Umso schmerzlicher verweist dieser Umstand auf die Absurdität, dass die hier geäußerten Ansichten im Mainstreamdiskurs der veröffentlichten Meinung als „radikal“ gelten, und dass ihnen ein Platz im öffentlichen Diskurs verwehrt wird.

Scherer ficht das nicht an. Sie besteht selbstbewusst auf dem Recht, gehört zu werden, und ist dennoch einfach und bodenständig. Und sie belässt es nicht dabei, Missstände zu benennen, sondern bleibt zuversichtlich: „Wir geben dieses Land nicht auf.“ Mit diesem Fazit und Versprechen schließt Scherer. Und macht Lust darauf, sich das, was mittlerweile als Privileg für Menschen mit Migrationshintergrund oder anderen „Handicaps“ gelten kann, zurückzuholen: das Recht, zu sagen, was man empfindet, das Recht, zu sagen, was ist.

Anna-Maria Scherer, Der Gleichheitswahn. Was Ihr Euch nicht zu sagen traut. LMV, Klappenbroschur, 208 Seiten, 20,00 €.


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Kommentare ( 13 )

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Ohwehnene
1 Monat her

Die passendste Übersetzung von „woke“ wäre „erweckt“, in Anlehnung an religiöse Texte. Andachten und Betstunden halten sie ja auch ab, Hohepriester in Gestalt von Pseudowissenschaftlern haben sie auch, die Erweckten der letzten Tage. Und Glauben statt wissen gilt auch hier.

U.S.
1 Monat her

Diese links woken Politiker:Innen (m, w, div) von ROT (Billionen Schulden zusätzlich zum überschuldeten Haushalt), die GRUENEN mit KLIMA Ideologie einer weltweit führenden Industrienation die Energie Versorgung zerstören, in die wichtigsten Ministerien berufs- und materie unerfahrene Leute reinsetzen (Robert H, Lars Kl . beil,. ..Katrin G-E, ), und OeRR TV und Mainstream Medien mit ROT GRUEN „Journalisten“ (Dunya Ha…li,….)das macht so frustriert von ROT GRUEN Politikern, Journalisten, Entscheidern , dass ich immer öfter und immer mehr gebildete und gut verdienende Deutsche im Ausland antreffen, die aus Frust von ROT GRUEN in andere Länder ausgewandert sind

Peter Pascht
1 Monat her

„Gleichheitswahn“, u.a.
„Die Meisten gehören zu den Meisten die immer Recht haben“ – Tucholsky
Die große Sehnsucht nach Normalität entfernt Menschen immer weiter weg von der Normalität.

Last edited 1 Monat her by Peter Pascht
Peter Pascht
1 Monat her

Auch die linksextremistische Rhetorik ist banal simpel, sie benutzen einfach die Nazi-Rhetorik, merkt ja eh keiner. z. Bsp. „Volkszorn“ – ist Nazi Rhetorik, erfunden von Goebbels Bauernfängerei mit der er das deutsche Volk für die Nazi Ideologie für sich vereinnahmt. Darauf basiert dann die linskextremistische Rhetorik „Nacht der Schande“ – indem sie die Goebbels Lügen-Rhetorik für bare Münze ausgeben. „Wahrheitslügen“ – nannte sie Hannah Arendt in „Politik und Lügen“ Linksextremistische Propaganda Tricks: „Indem man den Faschismus mit dem Nationalcharakter und der Geschichte Deutschlands identifiziert,wird den Menschen weisgemacht, die Zerschlagung Deutschlands sei ein Synonym (sei notwendig) für die Ausrottung des Faschismus.“… Mehr

Last edited 1 Monat her by Peter Pascht
Peter Pascht
1 Monat her

„Der Gleichheitswahn“ – oder „ich habe immer Recht Wahn“ – auch wenn ich dumm bin wie eine Nuß – das haben uns doch schon die 68′ Schulabbrecher vorgemacht, Kommunismus, Maoismus, Stalinismus. Was gut war soll man bewahren 😉 – das eröffent ganz ungeahnte Karrieren. Schulabbrecher ist ja nicht schlimm – die Grüne Küchenhilfe Katrin hat doch auch ein Theologiestudium abgebrochen – dafür durfte sie dann aber Karriere als „Sekretärin für Indoktrination und Propaganda“ machen beim Ulbricht und beim Honnecker, wie Merkel ja auch und die hat es immerhin ja bis zur Bundeskanzlerin geschafft. Und der Joschka – der Polizei Verprügler… Mehr

Peter Pascht
1 Monat her

„Panorama einer durchgedrehten Republik“ ? Jetzt übertreiben sie mal nicht 😉 Wir leben doch in einem Rechtstaat 😉 OK, das Strafgesetzbuch stammt noch aus dem Bismarck Reich und auch die Nazis haben da ein bisschen mitgemischt, aber was gut ist soll man ja bewahren 😉 Das Strafgesetzbuch wurde am 15. Mai 1871 erlassen (RGBl. 1871 S. 128–203; Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich) und ist seit dem 1. Januar 1872 bis heute in Kraft. (Quelle: Wiki) Ach, das Grundgesetz wurde erst 1949 erlassen ? ups, da ist uns ein kleiner Fehler passiert, wofür wir uns entschuldigen 😉 Gehen sie weiter, hier… Mehr

MartinKienzle
1 Monat her

Zitat: „Und macht Lust darauf, sich das, was mittlerweile als Privileg für Menschen mit Migrationshintergrund oder anderen „Handicaps“ gelten kann, zurückzuholen: das Recht, zu sagen, was man empfindet, das Recht, zu sagen, was ist.“

Fräulein Diouf scheint offensichtlich nicht die alliierte BRD zu verstehen: Sie ist eine Konstruktion, die gegen uns Deutsche gerichtet ist (https://www.youtube.com/watch?v=QNyLvPPVszQ ab Minute 2:20), das heißt, dass sie uns seit inzwischen 76 Jahren unterjocht, das sich unter anderem an der Tatsache niederschlägt, dass sie uns untersagt, unsere Empfindungen zu benennen, das allerdings demnächst nach deren bevorstehenden Auflösung enden wird!

Last edited 1 Monat her by MartinKienzle
GermanMichel
1 Monat her

Dumme und Spinner finden sich überall. Aber es sind nur einige wenige die die Bühnen dieser Welt besitzen oder kontrollieren, egal ob analog oder digital.

Wenn den Dummen und Spinnern 24/7 eine Bühne gegeben wird, ist das also voll so beabsichtigt von den Mächtigen des Landes, also gewünschte und gewollte Gesellschaftszersetzung.

Die Wirksamkeit der Zersetzung zeigt nur dass der Mensch im Prinzip „programmierbar“ ist, insbesondere Frauen und Kinder natürlich, aber viele Männer auch.

Walter81
1 Monat her

Die Deutschlinken haben ganz klar massiv ein Defizit an Tassen im Schrank.

Sie implementieren bewusst oder unbewusst das Programm der Frankfurt School of Marxism:

-Schönheit ist Unterdrückung

-Alte Lieder sind Unterdrückung und müssen ausradiert werden

-Alte Kunstwerke sind ebenso Unterdrückung und sollen zerstört werden

-Alle Traditionen gilt es aus denselben Gründe zu verteufeln und zu zerstören

-Die Biologie selbst ist ein Unterdrückungssystem und gilt es zu bekämpfen(Genderismus)

Dagegen müssen sich die Deutschen offen und verdeckt organisieren und diesen Schwachsinn bekämpfen. Ansonsten wachen wir in einer Mega-DDR auf.

Boris G
1 Monat her

Es wird noch hunderte Bücher vom Kaliber „Der Gleichheitswahn“ bedürfen, um den Siegeszug des egalitären Behaviorismus rückabzuwickeln, der in den letzten 100 Jahren einen unglaublichen Siegeszug angetreten hat und zum Glaubensbekenntnis der Linken geworden ist – überall, zu jeder Stunde, ob Schule, Arbeitsplatz, Politik oder Forschung. Einfach wird es nicht werden, denn Sozialbiologen wie Edward O. Wilson („On Human Nature“) oder gar interkulturelle Intelligenzforscher wie Richard Lynn sind für Linke (und dazu gehört fast der gesamte Mainstream der Sozial“wissenschaftler“) verhasste Biologisten und damit Rassisten.