Etikettenschwindel beim Heizungsgesetz: Bundesregierung hält an Transformationskurs fest

Die Politik hat sich an der grünen Transformation der Gesellschaft festgebissen. Ganz gleich, welche Schäden die fatale Ideologie anrichtet – man hält Kurs und erhöht sogar den Einsatz. Am Gebäudeenergiegesetz lässt sich das in diesen Tagen gut studieren.

picture alliance/dpa | Fabian Sommer

Kaltblütig gebrochene Zusagen sind das stilprägende Regierungsprinzip von Bundeskanzler Friedrich Merz schlechthin. Das galt für seine Ankündigung, die Schuldenbremse nicht anzutasten, es zeigte sich bei seinem Versprechen, keine weiteren Sondervermögen zur Bilanzverwässerung zuzulassen. Merz wollte den Sozialstaat reformieren, Abgaben senken und unter keinen Umständen Steuererhöhungen zulassen. Er wird in allen entscheidenden Politikfeldern einknicken, um das alles überlagernde Projekt, die grüne Transformation, zu verteidigen.

Ökosozialismus als Ziel

Merz‘ nicht existierender Widerstand gegen den SPD-Vorschlag, das Ehegattensplitting zu kippen und die Tatsache, dass er nicht einmal seinen Fraktionsvorsitzenden Jens Spahn bei der Erbschaftssteuerdebatte zurückhielt und auch diesen Testballon steigen ließ, ist verräterisch. Merz weiß, dass der vom Parteienkartell vorangetriebene Ökosozialismus Unsummen verschlingt und er ist bereit, sich die notwendigen Mittel über Abgaben aus der Mitte der Gesellschaft zu beschaffen.

Es ist erschreckend mit anzusehen, dass es niemandem in der Bundesregierung aufzufallen scheint, dass die grüne Transformation längst ein Fass ohne Boden geworden ist. Ganz gleich, wie weit man an der Subventionsschraube dreht – die Pleitewirtschaft verlangt immer höheren Mitteleinsatz, um den Kollaps in die Zukunft zu verschieben.

Öffentliches Schattenboxen

Merz betreibt professionelles Schattenboxen mit der wirtschaftlichen Realität und nutzt die Medien, um der Öffentlichkeit seinen vorgespielten Aktivismus zu präsentieren und Pseudoreformen vorzugaukeln. In den kommenden Wochen dürften nun als nächster Schaukampf das viel kritisierte Gebäudeenergiegesetz, das unter dem Namen Heizungsgesetz in seiner ganzen ökonomischen Zerstörungswut zirkuliert, auf dem Programm stehen.

Die Bundesregierung will, dass Deutschland bis 2045 auch beim Heizen klimaneutral ist – ein Ziel, das in der Praxis auf den erzwungenen Austausch fossiler Heizsysteme hinausläuft. Betroffen sind vor allem Öl- und Gasheizungen, die in Millionen deutscher Haushalte noch zuverlässig ihren Dienst tun. Nach dem aktuellen Gebäudeenergiegesetz (GEG) müssen neu eingebaute Heizungen künftig zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben werden.

Für bestehende Anlagen gelten Übergangsfristen, Ausnahmen und kommunale Wärmeplanungen, die den Finanzdruck minimal reduzieren sollen. Das Ziel bleibt die vollständige Dekarbonisierung des Wärmesektors – Klimaneutralität bis 2045, koste es, was es wolle.

Etwa drei Millionen Haushalte werden in den kommenden Jahren direkt betroffen sein. Der Austausch einer funktionierenden Öl- oder Gasheizung gegen Wärmepumpe, Hybridlösung oder Nahwärmeanschluss kostet im Durchschnitt rund 25.000 Euro – in Einzelfällen deutlich mehr.

Rechnet man diesen Betrag auf die betroffenen Haushalte hoch, ergibt sich eine direkte Belastung von etwa 75 Milliarden Euro. Wir verzichten an dieser Stelle auf die Kalkulation höherer Betriebskosten, auf die Recyclingkosten alter Anlagen, auf die Umverteilungseffekte innerhalb der Ökonomie, auf die Kreditkosten für die Subventionsprogramme und all die weiteren Faktoren, die die tatsächlichen Kosten auf mehrere 100 Milliarden Euro treiben werden.

Das ist keine „Investition in die Zukunft“, sondern eine gigantische Umverteilungsmaschine, die Kapital aus dem produktiven in den regulierten Sektor saugt.

Selbstverständlich nutzt der Staat die Gelegenheit, sich als Gönner mit großem Gestus zu präsentieren und bietet den betroffenen Haushalten Subventionen von bis zu 70 Prozent der förderfähigen Kosten an.

Doch das Prinzip bleibt stets dasselbe: Der Staat richtet erst den Schaden an, verursacht massive Kosten im privaten Sektor – und geriert sich anschließend als Retter und Problemlöser in der selbstgeschaffenen Not.

Nächster Kotau Heizungsgesetz

Nach den jüngsten Erfahrungen mit dem Zusammenbruch der grünen Subventionswirtschaft – ob beim „grünen Stahl“, in der Batteriezellenproduktion oder bei Wasserstoffprojekten – sollten längst die Alarmsirenen schrillen. Firmen wie Northvolt, deren Batteriewerke in Schleswig-Holstein und Niedersachsen wegen explodierender Kosten und ausbleibender Aufträge ins Wanken geraten, sind nur die Vorboten eines schweren Katers. Auch die Stahlriesen ArcelorMittal und ThyssenKrupp haben ihre Wasserstoff- und Dekarbonisierungspläne spürbar zurückgefahren oder verschoben – im Wesentlichen aufgrund der katastrophalen energiepolitischen Situation Deutschlands.

Vor diesem Hintergrund wirkt Friedrich Merz’ medienwirksame Ankündigung vom April, das Heizungsgesetz „auf Eis zu legen“, wie ein taktisches Manöver ohne Substanz. Er hoffte auf Beifall aus einer Bevölkerung, die den nächsten grünen Kostentsunami schon am Horizont sah.

In einem Interview mit RTL betonte der Kanzler, man wolle die Menschen „nicht belehren“, wenn sie sich für eine neue Heizung entscheiden.

Dann wechselte Merz zurück in den inzwischen gewohnten paternalistischen Ton des politischen Dompteurs: „Die Menschen müssten irgendwann erkennen, dass es sich nicht mehr lohnt, eine alte Öl- oder Gasheizung zu betreiben.“

Zynisch und abgehoben

Merz, mit dem kühlen Gestus eines Oberlehrers, machte in dem Interview deutlich, er wolle die Bürger „nicht drängen“, nur um im nächsten Atemzug klarzumachen, dass Öl und Gas künftig schlicht unbezahlbar werden sollen. So verwandelt sich ökonomischer Druck in politische Tugend – und Zwang wird als Freiheit verkauft.
Merz klingt wie der idealtypische Repräsentant der grünen Subventionswirtschaft: Besserwisserisch, von der Realität enthoben, argumentiert der Kanzler aus dem Elfenbeinturm der vom Steuerzahler alimentierten Berliner Blase.

Man steht in diesen Tagen immer wieder fassungslos vor den Repräsentanten der grünen Günstlingswirtschaft, die in diesem Falle Bundesverband Wärmepumpe (den gibt es wirklich), politisch flankiert wird. Dieser hatte, als bekannt wurde, dass Änderungen an dem brancheneigenen Bereicherungsgesetz angedacht waren, ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, das nachwies, dass die Abschaffung der 65-Prozent-Regel beispielsweise bereits juristisch bedenklich sei und gegen Europarecht verstoßen könnte.

Es ist bemerkenswert, wie schnell sich in Deutschland die Günstlingswirtschaft institutionalisiert und damit politisch an Macht gewinnen kann.

Neues Etikett, identischer Inhalt

Die Bundesregierung wird möglicherweise das Heizungsgesetz kippen, ihm anschließend ein neues Etikett verpassen, aber den Inhalt in seinem Kern unangetastet beibehalten. Es ist ähnlich wie im Falle des Verbots des Verbrennermotors, das im Jahre 2035 folgen soll. Man zelebriert öffentliche Schaukämpfe und fordert medienwirksam ein Revision und Technologieoffenheit, bloß um Zeit zu gewinnen und den Transformationskurs fortzuführen.

Substantiell ändert sich nichts. Zur Beruhigung der Gemüter wedelt der Kanzler wie die Vorgängerregierung mit dem Subventionscheck. Nach dem Motto, so schlimm wird es schon nicht kommen, lässt die Bundesregierung die immer weiter expandierende Subventions- und Umverteilungsmaschine heißlaufen.

Die veritablen, ja existenziellen Probleme, die diese Politik im Mittelstand und am Arbeitsmarkt verursacht, werden mit einer fast schon zynischen Nonchalance abgetan – wie zuletzt im Märzinterview. Der Tenor: Ihr werdet schon sehen, was steigende Energiepreise mit euch machen. Merz hat dabei offenbar übersehen, dass explodierende Lebenshaltungskosten längst zum Markenzeichen der grünen Transformationspolitik geworden sind und dass eine wachsende Zahl der Bürger die Kausalität zum Kaufkraftverlust und schuldenfinanzierter grüner Kunstökonomie präzise identifiziert hat.

Ein weiterer Anstieg bei Öl oder Gas wird die Bürger kaum noch schocken – sie haben gelernt, dass Preissteigerungen inzwischen zum festen Bestandteil der grünen Tugendlehre gehören.

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Kommentare ( 81 )

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Privat
1 Monat her

Für diese groben Verfehlungen und Täuschungen haben die Bürger das Wort -Lügenkanzler gefunden.

HDieckmann
1 Monat her

Die deutsche Energiewende ist gescheitert – Punkt! Mit Sonne und Wind ist eine wirtschaftliche und zuverlässige Stromerzeugung nicht möglich.

Hans_Bethe
1 Monat her

Das ideologische Ziel Deutschland 2045 klimaneutral ist gesetzt und wird bis zum Untergang weiter verfolgt. Wenn man sich den gleichnamigen Film anguckt, erkennt man, wie es wieder enden wird.

humerd
1 Monat her

Wirtschaft:
Produktion deutscher Unternehmen geht deutlich zurückDeutsche Unternehmen haben im August deutlich weniger produziert als im Vormonat. Allein in der Industrie beträgt das Minus mehr als fünf Prozent.“ https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2025-10/wirtschaft-unternehmen-deutschland-produktion-rueckgang
Läuft doch. Immerhin nachhaltig handelten Habeck und auch Baerbock

Deutscher
1 Monat her

Selten ein so lächerliches Foto gesehen. Was soll das? Jeder weiß, dass Merz nicht mal weiß, was er da tut. Genau so gut könnte man einen Analphabeten als Chef des literarischen Quartetts ablichten. Macht sowas wirklich Eindruck auf irgendjemanden? Wie dämlich sind wir als Gesellschaft geworden, wenn solche völlig sinnlosen Posen anscheinend Leute ansprechen und ihnen irgendetwas verkaufen können?

Lucius de Geer
1 Monat her
Antworten an  Deutscher

Man könnte glatt Absicht vermuten, dem Typ eine Deppenkappe aufzusetzen und ihn dann abzulichten.

Ein Mensch
1 Monat her

In einem muss ich Ihnen entschieden widersprechen! Natürlich fällt es den Armleuchtern in den Altparteien auf, dass grüne Transformation ein Fass ohne Boden ist. Die sind zwar absolut nicht die hellsten Kerzen, aber völlig dumm sind die auch nicht. Es ist ihnen schlichtweg egal. Erstens verfügen sie noch über genug Geld, zweitens wählt das Blödschaf sie immer wieder. Also wozu was ändern, man verdient doch prächtig an der Zerstörung des Landes. Ich wiederhole es immer gebetsmühlenartig, das Problem sind nicht die Politiker, es sind die gehirngewaschenen Bürger dieses Landes. Der Schmerz ist noch nicht groß genug.

Privat
1 Monat her
Antworten an  Ein Mensch

Der grüne J. Fischer hat es in den 90er Jahren öffentlich erklärt –
Man muss den Deutschen das Geld wegnehmen, sei es für sinnlose Dinge oder man muss das Geld der Bürger in der Welt verteilen und verschenken !

Verzeihtnix
1 Monat her

Die Kosten des Heizungstauschs sind nichts gegen die Kosten der energetischen Zwangssanierung, welche die EU über die EPBD festgeschrieben hat. Das GEG wird der EU Richtlinie angepasst. Das muss zum Mai 2026 umgesetzt werden. Zuerst wird es eine Energieausweispflicht geben (Bedarfsausweis!, ab 1500 Euro aufwärts). Dann werden es die Besitzer von Immobilien mit den Energieeffizienzklassen G und H schriftlich bekommen, vom Bürgermeister ihrer Wahl. Nutzungsverbot (Abriss) der Immobilien oder Zwangssanierung (schon ab 1500 Euro pro m2 aufwärts zu haben). Denn die Abschaffung der fossilen Heizung reicht der EU nicht. Wohngebäude müssen bis 2033 die Eneegiewffizienzklasse E erreichen, Nichtwohngebäude sogar schon… Mehr

Erfurter
1 Monat her

Unsere Gemeinde (Brandenburg, Speckgürtel) hat mit 2/3 Mehrheit den Wärmeplan beschlossen. In den nächsten 20 Jahren soll alles Elektro sein.
Das Niederspannungsnetz stößt aber bereits jetzt an Grenzen.
Das heißt Neubau in allen Straßen, plus Hochspannung plus Grundlast bei Dunkelflaute minus Wirtschaft.

Vergesst es einfach.

Verzeihtnix
1 Monat her
Antworten an  Erfurter

Sie müssen den Schmarrn trotzdem mit bezahlen, über Grundsteuer und Co. Irgendwoher muss das Geld ja kommen.

Joerg Gerhard
1 Monat her

Bitte nicht unterschlagen, dass das Heizungsgesetz jetzt schon einen Vermoegensschaden von 1000 Milliarden € angerichtet hat.
Den nur in D sind die Immobilienpreise daraufhin um 10% gesunken- weit mehr bei den von dieser Frechheit besonders betroffenen Haeusern aus den 60ern und 70ern auf dem Lande.

Verzeihtnix
1 Monat her
Antworten an  Joerg Gerhard

Wenn das Nutzungsverbot kommt, dann sind solche Immobilien komplett wertlos. Die Kosten für Abriss und Entsorgung fressen noch den Grundstückswert auf. Schwarzmalerei? Abwarten.

Last edited 1 Monat her by Verzeihtnix
drnikon
1 Monat her

Wahlabend 1998, Rotgrün gewinnt. Mein Kommentar: Das ist der Anfang vom Ende Deutschlands. Angeblich 26,5% für die AfD, in Meck-Pomm sogar 38% und ebenfalls auf Platz 1. Die Unzufriedenheit der Wähler nimmt massiv zu. Aber: bei der Wahl unterstützen 70-80% der Steuersklaven die Nationale Front 2.0. Wie bekommt das zusammen? Entweder sind die Umfragen nichts wert, es wird bei der Wahl betrogen oder die meisten Wähler können den Wahlzettel nicht richtig lesen bzw. haben ihr Rückgrat zu Hause gelassen (können alte Gewohnheiten nicht ablegen). Wie kann man die Parteien wählen, die einem fast das gesamte Vermögen enteignet bzw enteignen will?… Mehr

Ein Mensch
1 Monat her
Antworten an  drnikon

Keine Masochisten, einfach nur dumm und neidisch!!!! Sehr deutsche Eigenschaften, leider.