Das Wirtschaftswunder Merz-Klingbeil fällt nicht aus, es findet nur woanders statt

Das Statistische Bundesamt hat die Wachstumszahlen drastisch nach unten korrigiert. Die „Wirtschaftsweisen“ lagen mit ihrer einstigen Prognose von plus 3,6 Prozent Lichtjahre daneben. Während die Wirtschaft im einstigen Wirtschaftswunderland schrumpft, wächst sie in den osteuropäischen Nachbarländern.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Ebrahim Noroozi

Laut Statistischem Bundesamt ging die deutsche Wirtschaft nicht nur, wie prognostiziert, um -0,1 Prozent zurück, sondern sie brach gleich um -0,3 Prozent ein. Überdies zeigen die korrigierten Zahlen für das deutsche Wirtschaftswachstum für die Jahre 2023 ein Minus von -0,9 Prozent, statt wie bisher angenommen von -0,3 Prozent, und 2024 statt wie bisher angenommen von -0,2 Prozent tatsächlich um -0,5 Prozent.

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hatte übrigens im März 2022 für das Jahr 2023 ein Wachstum von +3,6 Prozent prognostiziert, ein Einbruch von -0,9 Prozent musste am Ende konstatiert werden. Das alles überrascht niemanden, der die Prognosen als zu optimistisch einschätzte. Deutschland versinkt – und zwar selbstverschuldet – immer tiefer in der Rezession, weil schon die Merkel-Regierungen den Weg zu einer im Kern Staatswirtschaft eingeschlagen haben, der von der Ampel und ihrem Wundermann Habeck auf Teufel komm raus forciert wurde – und nun von der Regierung Merz unvermindert fortgesetzt wird.

Die Statistiker haben sich “verrechnet”
Um deutsche Wirtschaft steht es noch viel schlimmer als ohnehin gedacht
Es geht hierbei gar nicht einmal um Reformen, sondern ein radikaler Kurswechsel ist notwendig, weg von Subventionswirtschaft und Staatsdirigismus hin zur Wiederbelebung der stinknormalen und grundsoliden Ordnungspolitik ohne Flausen, die nur Luftverkäufer und die Händler der Vier Jahreszeiten reich macht – auf Kosten der Bürger unter Zerstörung von Wohlstand und Wirtschaftskraft.

„Vor allem die Industrieproduktion entwickelte sich schlechter als zunächst angenommen“, wurde die gerade vorgenommene Korrektur der Prognose für das Frühjahr 2025 begründet. Dass sich aber die Industrieproduktion „schlecht“ entwickelte und die Annahmen falsch waren, hätte man voraussehen können, weil die quasi sozialistische Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik, die Kombination von Umverteilung und Subventionierung ideologischer Projekte in der Wirtschaftspolitik und staatlicher Interventionen in den Markt, siehe beispielsweise Verbrenner-Aus und Gebäudeenergiegesetz, nicht nur fortgesetzt, sondern durch Mega-Schulden kaschiert und gestützt werden soll.

Die Regierung mag gehofft haben, dass bereits die Ankündigung der Aufnahme von Mega-Schulden für sogenannte Investitionen, die Stimmung in der Wirtschaft und mit ihr die Daten aufhellen wird. Doch die einzigen, die wirklich jubelten, waren die Banken, die ihre Kreditvolumina hochsetzen wollen. Sewing von der Deutschen Bank freute sich über das „Infrastrukturpaket“ der Bundesregierung in Höhe von 500 Milliarden Euro auf Pump: „Das wird unser Geschäft ankurbeln.“ Und Mladen Levanic, Leiter Infrastruktur und Energie bei der Commerzbank, schwärmte: „Für uns als Bank ist das spannend, da diese Investition für zusätzliche Aufträge entlang der verschiedenen Wertschöpfungsstufen im Bausektor führen dürften.“ Ihn dürfte auch nicht die Feststellung, dass vom Bau auch noch keine Impulse für die Konjunktur kämen, nicht die Laune verderben. Für ihn geht es um Kredite.

Die Pleitefabrik
Kriegswirtschaft soll Lücke schließen
Jeder weiß, dass jeder Euro, ob gepumpt oder nicht, der in die Rüstung geht, keine Investition, sondern Konsum ist, dass die 100 Milliarden für den sogenannten „Klimaschutz“ nur eine gewaltige Umverteilung von den Bürgern zum Klima-Komplex, zu den Wind-Baronen und Wasserstoff-Prinzen darstellt, übrigens eine Mega-Subvention, die noch dazu die Energie weiter verteuern und die Unternehmen aus dem Land jagen wird. Die Bundesbank irrt, wenn sie schreibt: „Die trüben Aussichten für den Welthandel, die noch schwache Auftragslage und die niedrige Auslastung vorhandener Kapazitäten dürften die Investitionstätigkeit der Unternehmen weiter beeinträchtigen.“

Es sind vor allem in der Reihenfolge die europäische und nationale Klima- und Aktivismus-Bürokratie, die vollkommen falsche und zudem hochfahrlässige Energiepolitik, der wirtschaftspolitische Interventionismus, der eine modernisierte Form der Planwirtschaft darstellt, die auch infolge der Turbo-Migration in die deutschen Sozialsysteme zu hohen Nebenkosten führt, und schließlich die zerfallende Infrastruktur.

Die Industrie wandert weiterhin und verstärkt ab. In Polen betrug das Wirtschaftswachstum 2024 +2,8 Prozent, in Tschechien +1,2 Prozent, in der Slowakei +2,0 Prozent, in Ungarn trotz Boykott der EU-Fürsten in Brüssel, der Sperrung der Gelder, die Ungarn zustehen, immer noch ein Wirtschaftswachstum von +0,5 Prozent. Zur Erinnerung: Deutschland verzeichnete im gleichen Zeitraum einen Einbruch von -0,5 Prozent.

Fossile Finanzpolitik
Wie Merz und Klingbeil uns mit Schulden arm machen
Übrigens flieht die deutsche Wirtschaft, nach Polen, in die Slowakei, nach Tschechien, nach Ungarn, in die USA und nach Frankreich. Laut einer Umfrage von KPMG und dem Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft planen 22 Prozent der deutschen Unternehmen, ihre Produktion nach Zentral- und Osteuropa zu verlagern. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche kommentierte den Report des Niedergangs in Zahlen mit den Worten: „Die Zahlen verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf. Zwar hat die Bundesregierung erste Entlastungsschritte eingeleitet. Damit die deutsche Wirtschaft aber wettbewerbsfähig wird, sind weitergehende und mutige Strukturreformen unerlässlich. Nur so lässt sich der Weg zurück zu stabilem Wachstum erreichen. Entscheidend ist nun, zügig mutige Strukturreformen umzusetzen – etwa bei der Flexibilisierung der Arbeitszeiten, der Dämpfung der Lohnnebenkosten, dem Abbau bürokratischer Hürden und der Senkung der Energiepreise. Gleichzeitig müssen zusätzliche Belastungen für Unternehmen vermieden werden.“

Das ist alles sehr freundlich ausgedrückt, doch Reiche kennt das wahre Problem, die grundsätzlich falsche Wirtschaftspolitik, die zu 100 Prozent und mit großer Rücksichtslosigkeit neu auszurichten ist. Wie gesagt, Reformen reichen nicht, ein kompletter Kurswechsel ist notwendig. Doch sie mag ahnen, dass sie das, was sie tun muss, unter dem Kanzler Merz und seines Chefs Lars Klingbeil nicht tun kann.

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Kommentare ( 37 )

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37 Comments
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jopa
3 Monate her

Die Statistiker haben sich nicht bei den Prozentwerten verrechnet, sie haben sich nur beim Land vertan.

humerd
3 Monate her

Lars Klingbeil verteidigt vorgeschlagene Steuererhöhung
Es gehe um seine Grundüberzeugung als Sozialdemokrat.
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2025-08/lars-klingbeil-will-weiter-steuererhoehung-fuer-reiche
Mehr muss man zu dieser Regierung nicht sagen. Merz wird auch bei dieser Forderung der SPD umfallen und reich ist, wer mehr verdient als die Grundleistung des Bürgergeldes..

BeastofBurden
3 Monate her

Aber im Vorschriften und Verbote machen sind Deutschland und die EU Spitze!
https://ace.mu.nu/archives/arms%20race.jpg

a.stricker
3 Monate her

Jetzt geht es zunehmend an die Substanz. Während Merkel noch die Erfolge der Agenda 2010 verpulvern konnte und sich dann absetzte, machten ihre Erben munter weiter bei der ideologisierten „Transformation“ und dem „gerechten“ Sozialstaat. Offensichtlich haben sie aber nicht gemerkt, dass die Reserven verbraucht sind und es jetzt wirklich an den Kern der Wirtschaft geht. Das erinnert doch sehr an die DDR, die unter Honecker in den 70er Jahren auch glaubte, mit einem Wunschkonzert die Wirtschaft zu beleben, zugegebenermaßen auf einer deutlich schwächeren Basis, aber auch mit deutlich bescheideneren Plänen. Bis zum Zusammenbruch hat es dann noch etwa 15 Jahre… Mehr

Reinhard Schroeter
3 Monate her

Was soll man denn von Reiche erwarten ? Die Tante da , die jetzt den Wirtschaftminister gibt, hatte nach ihrem Amtseintritt nichts wichtigeres zu tun als ihrem Vorgänger Lobeshymmen zu singen und ihn für seine Taten zu danken. Die hat das ernst gemeint !
Wenn es denn nur Kabarett wäre, man könnte darüber lachen.
Nur es ist Wirklichkeit in Buntschland und das Lachen bleibt einem im Halse stecken, ob der Dumm-und Dämlichkeit , die man mitbringen muss um an die Spitze des Wirtschaftsministeriums zu gelangen.

Johny
3 Monate her

Früher sind die Polen und die Ungarn etc. gerne nach Deutschland zum arbeiten gekommen, vielleicht geht’s bald in die umgekehrte Richtung.

humerd
3 Monate her
Antworten an  Johny

geht es doch schon, deshalb der angebliche Fachkräftemangel am Bau, in der Gastronomie, der Agrarindustrie

Paprikakartoffel
3 Monate her
Antworten an  humerd

Also in Grenznähe gibt’s das. Die Erklärung liegt nicht im Brutto-, sondern im Nettolohn?

Martin Mueller
3 Monate her

Diesmal geht das Wirtschaftswunder in die andere Richtung – ganz nach unten…
Bei diesen Protagonisten idt auch kaum etwas anderes zu erwarten

Aber wenn man Schulden zu Sondervermögen verwandeln kann, der macht auch aus wirtschaftlichen Abstieg einen Aufstieg.

Mit Wunder kennen sich deutsche Politiker eben aus….

Last edited 3 Monate her by Martin Mueller
gernot69gernot
3 Monate her

All dies obengenannte ist richtig aber seit langem für die Politik der SED nicht relevant da sieauf das Geldvermögen der Bürger schielt,ca 9 Billionen Euro. Damit läßt sich noch lange weiterwursteln und viele Kriege für die Demokratie führen bzw dieses Geld in die richtigen Hände weiter überführen SZ10.08.2025 :Private Vermögen sind in Deutschland nach wie vor extrem ungleich verteilt. Die zehn Prozent vermögendsten Haushalte besitzen 54 Prozent des gesamten Nettovermögens, die vermögensärmere Hälfte der deutschen Haushalte besitzt dagegen gerade einmal drei Prozent des Nettovermögens. Das geht aus der Studie „Private Haushalte und ihre Finanzen“ hervor, die die Bundesbank am Donnerstag… Mehr

Berlindiesel
3 Monate her

Das ganze Geschimpfe von Wirtschaftsliberalen wie Klaus-Rüdiger Mai, aus dem auch immer eine gewisse Fassungslosigkeit spricht, ignoriert eine Tatsache, nämlich den demographischen Einfluss, der diese Politik unterstützt. So wie es stimmt, dass immer mehr Arbeitsfähige im Bürgergeld leben, so gibt es auch jeden Tag mehr Rentner und Pensionäre. Aktuell geht der Geburtsjahrgang 1960 in Rente, wer gerissen und asozial ist, gehört sogar dem 1962er an. Und das waren die geburtenstärksten Jahrgänge nach 1914 – aber mit der bekannt niedrigen Geburtenrate. Das ist ja die Mutter aller sozialen Probleme. Ich erwähne das deswegen hier, weil diese Menschen eine andere Sicht audf… Mehr

gernot69gernot
3 Monate her
Antworten an  Berlindiesel

Es ist schon bemerkenswert wie man Menschen wenn sie nach 45 Arbeitsjahren in vorzeitige Rente gehn ,es sind keine Akademiker und asoziale Schmarotzer , in Rente gehn als asozial bezeichnen. Mit Menschen wie Ihnen möchte ich nichts zu tun haben oder ihre Pension bezahlen müsse.
Und das ist meine Meinung

LanR
3 Monate her
Antworten an  Berlindiesel

Keine Ahnung, warum diese zutreffende Sichtweise soviele downvotes bekommt? Stimmt doch. Das Thema Ukraine kann und muss man anders sehen, aber die Sichtweise der Rentner, dass das Wichtigste die monatlich sicher gezahlte Rente ist, stimmt doch. Ist doch menschlich…

Urbanus
3 Monate her

Wirtschaftswachstum. Mein Gefühl sagt: min. -2% oder gar mehr.