Kauflaune zum Jahresende deutlich eingetrübt – Verbraucher blicken pessimistisch auf 2026

Die Stimmung der Verbraucher hat sich zum Jahresende weiter verschlechtert. Es wird mehr gespart, weniger konsumiert. Das hat negative Auswirkungen auf den Endspurt im Weihnachtsgeschäft. Die Analysten erklären die Konsumzurückhaltung mit Inflationsängsten und der Debatte um die Zukunft der Rente. Die Aussichten für 2026 sind ebenfalls trüb.

picture alliance / Jochen Tack | Jochen Tack

Die Verbraucherstimmung in Deutschland hat sich zum Jahresende 2025 wieder eingetrübt. Laut der am Donnerstag von der GfK veröffentlichten Analyse ist der Ausblick für das Jahr 2026 enttäuschend.

Während die Konjunkturerwartung stagniert, müssen sowohl die Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung Verluste hinnehmen. Da zudem die Sparneigung spürbar zulegt, prognostiziert der Konsumklima-Indikator für den ersten Monat des kommenden Jahres im Vergleich zum Vormonat (revidiert -23,4 Punkte) einen deutlichen Rückgang von 3,5 Zählern auf -26,9 Punkte.

Neben den starken Verlusten der Einkommenserwartung ist in diesem Monat vor allem auch der deutliche Anstieg der Sparneigung um fünf Zähler auf 18,7 Punkte für das Abrutschen des Konsumklimas verantwortlich. Ein niedrigerer Wert für das Konsumklima wurde zuletzt im April 2024 (-27,3 Punkte) gemessen.

„Bemerkenswert in diesem Monat ist, dass die Sparneigung auf den höchsten Stand seit der Finanz- und Wirtschaftskrise geklettert ist“, sagte Rolf Bürkl vom Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM), das an der Analyse beteiligt ist. „Im Juni 2008 wurde zuletzt mit 21,4 Punkten ein höherer Wert gemessen.“

Eine wieder stärkere Verunsicherung durch steigende Inflationsängste sowie die kontroversen Diskussionen um die Zukunft der Rentenversicherung hätten sicherlich zu diesem 17-Jahres-Hoch des Sparindikators beigetragen. „Dies sind keine positiven Nachrichten für den Endspurt im diesjährigen Weihnachtsgeschäft und ist zugleich auch als Fehlstart der Konsumstimmung in das Jahr 2026 zu sehen“, so Bürkl.

Auch zum Jahresende 2025 setzen die Einkommenserwartungen für die kommenden 12 Monate ihren klaren Abwärtstrend fort. Der Einkommensindikator sinkt zum dritten Mal in Folge. Nach einem deutlichen Minus von 6,8 Zählern rutscht er auf -6,9 Punkte. Ein schlechterer Wert wurde zuletzt vor knapp zwei Jahren, im Januar 2024, mit -20 Punkten registriert.

Ein möglicher Grund für den Rückgang sind die zuletzt wieder gestiegenen Inflationsängste der Bundesbürger. Analysen zeigen, dass Einkommensindikatoren stärker mit realen, also inflationsbereinigten Einkommensgrößen wie Nettolöhnen und -gehältern zusammenhängen als mit nominalen Einkommen. Entscheidend für das Konsumverhalten ist damit vor allem die von den Verbrauchern wahrgenommene Kaufkraft.

Im Sog sinkender Einkommensaussichten erleidet auch die Anschaffungsneigung in diesem Monat Einbußen. Nach zuvor zwei Anstiegen in Folge verliert der Indikator 1,5 Zähler und weist nun -7,5 Punkte auf. Auch die Jahresbilanz 2025 ist für die Anschaffungsbereitschaft enttäuschend: Im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres verzeichnet sie ebenfalls ein Minus von gut zwei Zählern.

Dagegen zeigt sich die Konjunkturerwartung relativ robust und trotzt sowohl der fallenden Einkommenserwartung als auch der leicht rückläufigen Anschaffungsneigung. Der Indikator legt um 2,3 Zähler zu und steigt auf 1,2 Punkte. Damit setzt sich das Auf und Ab, das im Spätsommer dieses Jahres begann, auch zum Jahresende fort. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Konjunkturindikator mit + 0,9 Punkten leicht positiv, was darauf hindeutet, dass die Deutschen derzeit im kommenden Jahr allenfalls von einer moderaten Erholung der Konjunktur ausgehen. Auch die Wirtschaftsexperten erwarten für 2026 ein Wirtschaftswachstum von einem Prozent oder knapp darunter.

 

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Kommentare ( 4 )

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alter weisser Mann
41 Minuten her

Warum sollte man zum Jahresende in Kauflaune geraten?
Mal abgesehen von den Entwicklungen in Wirtschaft und Politik, dernünftige Menschen haben da ihre Sachen doch schon erledigt und können den ganzen Weihnachtsplunder getrost liegenlassen.

Flaneur
52 Minuten her

kann ich absolut nachvollziehen. anders als wahrscheinlich vielen geht es mir derzeit finanziell merklich besser als noch vor 10 jahren, aber meine LUST auf konsum ist deutlich gesunken. pessimistischer ausblick auf die zukunft, verlotterte innenstädte und (meiner meinung nach) viel zu viele ausländer um einen herum, die mich vergessen lassen, dass DAS hier eigentlich meine heimat ist.. und das in einer kleinstadt in nds.. da will so recht keine konsumfreude aufkommen.

ABER! dafür wird weihnachten wieder ursprünglicher bei uns. ruhiger, eingekehrter, kleiner kreis mit freunden und familie. mehr „wagenburg“ als früher. man soll ja immer auch das positive sehen.

Antaam
1 Stunde her

Wieso wundert man sich darüber? Ich glaube auch nicht, dass jetzt mehr Deutsche ihr Geld aufs Konto legen. Wovon sollten sie das denn machen. Sparneigung? Ja. Man spart an dem viel-zu-wenig-Geld, was man im Monat zur Verfügung hat, um das Nötigste kaufen zu können. Ich denke (aus eigener Erfahrung), dass auch die Mieter eine saftige Nebenkostenrechnung bekommen haben und dadurch auch die Mieten selbst erhöht wurden. Unsere Genossenschaft hat das aufgeschlüsselt und wir haben u.a. auch eine höhere Miete, weil die Genossenschaft z.B. Abgaben auf die Luft leisten muss. Wer soll dann noch Geld für etwas anderes haben? Wer wundert… Mehr

Parsifal
1 Stunde her

Sind das die gleichen Verbraucher, die 16 Jahre lang Merkel gewählt haben? Und dann rot/grün/gelb? Und danach wieder schwarz/rot?