Im niedersächsischen Unterlüß nahm am Mittwoch die größte Munitionsfabrik Europas die Produktion auf. Was zunächst eher im Verborgenen begann, wird nun mit voller Stärke öffentlich und demonstrativ vorangetrieben: Die Europäische Union errichtet ihre eigene Kriegswirtschaft.
picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte
Rezessionen wurden in den guten alten Zeiten in Deutschland in der Regel mit einem staatlich finanzierten Infrastrukturprogramm übermalt. Das Konzept ging auf, solange der Staat die Privatwirtschaft nicht überwucherte, überregulierte und in ein zerstörerisches ideologisches Programm zwang, wie im Falle der grünen Transformation.
Anders gesagt: Die Wirtschaft war stets in der Lage, die Trümmer, die der Staat hinterließ, aus dem Weg zu räumen.
Südeuropa konnte sich nie erholen
Im Süden Europas, wo der Staatsanteil traditionell hoch, die Geldpolitik großzügig und der Umgang mit öffentlichen Mitteln notorisch lax war, hinterließ diese Politik nichts als Infrastrukturruinen und Industriebrachen. Die dortigen Ökonomien waren nie in der Lage, den von Brüssel verabreichten Kunstkredit produktiv zu absorbieren. Die fatalen Folgen dieser Scheinkonjunktur prägen die Landschaften bis heute.
Für Wirtschaftshistoriker bietet das gegenwärtige Europa schon seit Jahrzehnten ein interessantes Studienobjekt. Krise folgte auf Krise und stets intervenierte der öffentliche Sektor mit steigendem Volumen. Der Versuch der Installation des Green Deal, einer keynesianischen Kunstökonomie, muss in diesen Kontext eingeordnet werden. Dass nun der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall gestern in Unterlüß das größte Munitionswerk Europas in Betrieb nahm, passt in diese Erzählung.
Eine halbe Milliarde Euro nahm das Unternehmen in die Hand, um künftig eine Kapazität von bis zu 350.000 Schuss pro Jahr ab 2027 bereitstellen zu können. 500 neue Jobs sollen entstehen, gefeiert von der Politik als Zeitenwende und als der Beginn einer pan-europäischen Rüstungsarchitektur.
Feierstunde und Halbwahrheiten
Rheinmetall-CEO Armin Papperger zeigte sich entsprechend zufrieden: „Es war nicht einfach für uns, eine halbe Milliarde ohne Auftrag zu investieren. Ich bin Ihnen – die Worte richteten sich an Verteidigungsminister Pistorius – sehr dankbar, dass Sie Ihre Handshake Agreements einhalten. Sie sind ein Mann des Wortes und der Tat.“ Viel Pathos und Selbstbeweihräucherung schwingen hier unübersehbar mit – Politik und Rüstungsindustrie sind längst eng miteinander verwoben.
Nach dem Kollaps der grünen Wirtschaft setzt die Politik nun alles auf den Aufbau der nächsten Kunstökonomie. Man will sich loseisen von amerikanischer Abhängigkeit und nutzt den medialen Spin, Wladimir Putins Russland über Jahre zu einem potenziellen Invasor Europas stilisiert zu haben. Ob die Angstkampagne langfristig greift, bleibt abzuwarten.
Niemand zieht für Merz oder Macron in den Krieg
Angesichts der tiefen ökonomischen Depression, in der Deutschland und große Teile der Europäischen Union feststecken, der generellen Kriegsmüdigkeit, der sozialen Verwerfungen in den beiden Kernstaaten der EU Deutschland und Frankreich, dürfte allen Beteiligten klar sein, dass trotz der Wiedereinsetzung der Wehrpflicht die Mehrheit der Bürger ein militärisches Engagement rigoros ablehnen wird.
Allein der Blick auf die Staatsfinanzen in der EU dürfte genügen, um einen Kriegsgang gegen Russland als politische Wahnvorstellung auszumachen. Frankreich, mit einer Staatsschuldenquote von 115 Prozent, steht wenige Tage vor einer Vertrauensabstimmung über den neuen Sparhaushalt. An den Anleihenmärkten weht den Pleitestaaten ein scharfer Wind ins Gesicht. Die Zeichen stehen auf Sparen und nicht auf bellizistische Abenteuer.
Absurd und zerstörerisch
Es ist absurd, in dieser Lage, in der Deutschland das sogenannte Sondervermögen Bundeswehr von 100 Milliarden Euro bereits fast ausgeschöpft hat und nun in den Kreditmodus umschaltet, diesen Weg auch noch beschleunigt fortzusetzen. Doch sie meinen es ernst in Brüssel, Berlin, Paris und London. Im Herbst 2026 plant Rheinmetall in Weeze das nächste Werk in Betrieb zu nehmen. Dort sollen Rumpfmittelteile des F-35-Kampfflugzeugs produziert werden. Kostenpunkt: 200 Millionen Euro, diesmal direkt öffentlich finanziert.
Einen heißen Konflikt mit Russland mag man sich zwar nicht vorstellen und er ist ökonomisch vollkommen unwahrscheinlich. Und dennoch: Ein neuer kalter Krieg, ein Zustand der andauernden Aufrüstung, wie wir ihn bis 1990 kannten, scheint das Ziel der Europäer zu sein. Sie stecken fest in einer absurden ökonomischen Theorie der zentralen Planung und Kommandowirtschaft. Eine neue Machtbasis entsteht, ein neuer Korporatismus zwischen Rüstungsindustrie und dem politischen Komplex in Brüssel.
Deutschland als Anker
Zur Finanzierung dieses ökonomischen Desasters wurde ganz offensichtlich Deutschland ausgemacht. Das Land, bislang mit einer der niedrigsten Verschuldungsraten in der EU in Höhe von 64 Prozent, wird seinen jährlichen Verteidigungsetat bis 2029 auf 162 Milliarden Euro verdoppeln. Bis 2027 wird besagtes Sondervermögen aufgebraucht sein, danach werden Kredite von bis zu 400 Milliarden Euro fällig.
Deutschland wird zum aktiven Akteur an den Anleihenmärkten, wo bereits jetzt die Zinsen nach oben ziehen. Dort wartet eine Menge Arbeit für die Europäische Zentralbank, den rasch wachsenden Schuldenberg liquide zu halten. Auch die EU beteiligt sich mit neuen Fonds, dem EDIP, dem ASAP (was für ein Infantilismus in diesem Kontext) mit 50 bis 70 Milliarden Euro jährlich an gemeinsamen Rüstungsprojekten.
Kein Lerneffekt
Europa hat aus dem Desaster der grünen Kunstwirtschaft keine Lehren gezogen. Bis heute verweigert man die Aufarbeitung dessen, wie es zur Deindustrialisierung Deutschlands und anderer industrieller Zentren kommen konnte. Das Fatale am Aufbau der Kriegswirtschaft ist, dass sie dem produktiven Teil unserer Wirtschaft knappe Ressourcen im großen Stil entziehen wird. Unter diesen Bedingungen wird die Finanzierung und der Aufbau zivilwirtschaftlicher Unternehmen nahezu unmöglich sein.
Deutschland wird technologisch abgehängt und bombardiert seinen Wohlstand – im wahrsten Sinne des Wortes.




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Woher die Rohstoffe? Die seltenen Erden? Das Titan? Der Strom? Kein Wörtchen im ganzen Artikel, in keiner Jubelrede. Ukraine?
Geschichte wiedrholt sich doch und zwar immer wieder. „Wir sehen hier die Wiederholung des Schauspiels, welches alle Staaten darbieten, in denen einzelne bevorzugte Klassen an die Herrschaft gelangt sind und nun zu ihren Gunsten das Gemeinwesen ausbeuten. Die Folge ist Erschlaffung des Interesses an Erhaltung des Staates, sodann Anarchie und Niedergang. Wie im Römischen Reich zur Zeit seines Verfalls , gab es auch im Byzantinischen nur eine Anzahl Bevorzugter, die alle Aemter in Anspruch nahmen, alle Vortheile der Macht für sich ausbeuteten. Wir sahen, wie seine asiatischen und afrikanischen Besitzungen nacheinander dem Islam anheimfielen“ Quelle: „Illustrierte Weltgeschichte für das Volk:… Mehr
Das man soetwas bei TE zu lesen bekommt. Der Artikel, „68-Nihilismus“ in Reinkultur – Wehrdienstverweigeung, gegen Deutschland, gegen Europa, Hauptsache dagegen – in der SED Lügenspache von Angela Merkel. „Kiegswirtschaft“ anstatt „Verteidigungsfähigkeit“. Dieses Land ist schon seit 1945 verteidigiungsunfähig, so wie die „Befreier“(sic) es absichtlich geschaffen haben, bis heute. Deutschland ist bis heute kein freier souveräner Staat. Grundgesetz von den Siegermächten geschaffen (sagt C. Schmid SPD) Verbot bis heute durch die Siegermächte der atomaren Bewaffnung Deutschland soll im Zustand der Knechtschaft von 1945 erhalten bleiben. „Die Deutschen müssn noch lernen sich aus ihrer Rolle als Sklaven der Geschichte zu befrein“… Mehr
Deswegen blasen sie nun über alle Medien gleichzeitig zum letzten Gefecht und wollen dafür Müller und Meier gewinnen um für ihre Interessen an der Front zu sterben und bringen damit das größte Unglück über das Land durch eigene Selbstüberschätzung und willenloses Verhalten gegenüber dem US-Hegemon, der uns bis heute nach Sklavenart unter der Knute hält und die Regierenden faseln von Freiheit, was langsam der letzte verstehen müßte, sollte er noch alle Tassen im Schrank haben.
Immer wieder Pascht! Seine Zitate stimmen wohl, nur seine Interpretationen sind vollkommen unlogisch … und wahrscheinlich nicht einmal faktenbasiert! Wann z. B. gab es Atombomben? – Nur einmal, und heute nicht mehr (?) – Und das ist nicht überprüfbar! Wieso ist Putin ein Verbrecher? Hat er, wie Dr. Merkel, Kernkraftwerke zeitweise ohne rechtliche Grundlagen (Gerichtsentscheid) stilllegen lassen, um den Energieunternehmen dann Millionen Euro leistungslos zukommen zu lassen – nur für eine Symbolpolitik? Hat er seinen rechtmäßig gewählten (Bundes-)Präsidenten grundgesetzwidrig zum Rücktritt gezwungen? Hat Putin in Provinzregierungen eingegriffen und grundgesetzwidrig (Gerichtentscheid) einen rechtmäßig gewählten (Minister-)Präsidenten absetzen lassen? Hat Putin nicht vielmehr… Mehr
Follow the money und ihnen wird geholfen und hoffentlich geht das gut aus, denn mit den Russen ist nicht mehr zu spassen, weil da so gewaltige unterschiedliche Interessen aufeinander prallen, die eine reine Existenzfrage darstellen und mit unseren Maßnahmen völlig ungeignet sind, wenn man deren atomare Bestückung erkennt und eigentlich wissen müßte, wie das für uns im Ernsfall verlaufen wird. Das kommt davon wenn man Idioten gewählt hat, die nicht willens oder in der Lage sind unsere Aussichtslosigkeit zu begreifen, was der einzige Grund ist, daß Trump in dieser Frage kleinere Brötchen backen will, denn er ist sich der Gefahr… Mehr
Die Deutschen sollten lieber demographisch aufrüsten, sonst sind sie in wenigen Jahrzehnten ein Kalifat. Merkel’s losgetretene Migration wird die Zukunft dieses Landes grundlegend bestimmen und total verändern. – überhaupt die aller westeuropäischen Staaten. Nur die Länder Osteuropa’s haben noch eine Chance ihre Kultur der Aufklärung zu erhalten, wenn sie sich weg vom woken Westen orientieren. Diese kriegerischen Ambitionen gegen Russland verkennen die Lage und sind selbstzerstörend.
Die SPD ist ein gleichzeitiger Medienkonzern. Die CDU wiederum bekommt die meisten Spenden, weil sie fremde Wirtschaftsinteressen vertritt. Gleichzeitig verstehen viel zu viele Wähler die politischen Inhalte nicht. Es ist aber gefährlich, wenn die Industrie ihre Profite immer mehr mit Krieg erzielt. Dass Deutschland abgehängt ist, ist nur ein Symptom. Das wirkliche Problem ist der Umstand, dass unser Finanzsystem einfach nur von fleißig nach reich umverteilt. Der Staat befindet sich in einer Schuldenspirale, weil er immer schneller neue Schulden aufnehmen muss, um seine alten Schulden bezahlbar zu machen. Aus dieser Ausweglosigkeit gibt es auch kein Entkommen. In der Politik passiert… Mehr
Rheinmetall ist schon lange kein deutsches Unternehmen mehr.
Der deutsche Bürger zahlt Milliarden an de facto amerikanische Rüstungsfirmen für Waffenlieferungen an einen Staat, mit dem wir nichts am Hut haben (sollten).
Wofür sollte ich noch länger arbeiten, als für mich unbedingt notwendig?
Wer die Aktienmehrheit hat ist mir völlig egal. Niemand hindert Sie die Aktien zu kaufen. Wichtig sind nur wo die Arbeitsplätze liegen.
Arbeitsplätze des Todes, wenn man zum Angriff bläst und im Verteidigungsfall wäre es aus ethischer Sicht noch zulässig und damit schaufeln sie sich ihr eigenes Grab, weil den Russen nichts verborgen bleibt und ohne Rücksicht auf den Besitzerstand, das Objekt im eigenen Interesse vernichtet, was man nicht verdenken kann, wenn man die Gesamtumstände betrachtet und das eigene Oberstübchen noch funktioniert und weiß wie alles völlig unfair angefangen hat und sich dann über den bösen Russen beschwert, der nur dieses Kriegspack nicht vor seiner eigenen Haustür will.
Einerseits richtig. Aber andererseits sinkt die Zahl der konventionellen (und somit unnützen) Waffen nicht, wenn Rheinmetall in einem anderen Land produziert.
Aber Sie haben mir geantwortet und nicht falsch, deshalb von mir einen Like.
So sind wir schon zwei, die in ähnlichem Geist denken und zur Vorsicht neigen und nichts gegen Tapferkeit und den damit verbundenen Waffenschmieden, aber erst wenn es offensichtlich ist, daß Gefahr droht und das haben die Russen niemals uns gegenüber zu erkennen gegeben. Wenn man sich bewaffnet um überfallartigen Schlägen vorzubeugen, ohne dabei Drohgebärden abzugeben, wäre es auch legitim, Säbelrasseln aber zur Unzeit ist ein schlechter Berater und könnte die Gegenseite zu Aktionen veranlassen, die nicht vorgesehen waren und darin liegt das eigentliche Problem und kann nur von den Dümmsten oder Abhängigsten initiert werden, weil das Hirn fehlt, sich jeder… Mehr
Der Mann träumt vom Krieg, dabei muss er aber bedenken, das die Verlierer immer erschossen werden, ob der das schon Verstanden hat, der spielt mit dem Feuer….
Die Bösartigkeit der Politiker zur Vernichtung des Wohlstandes für die Bürger gipfelt nun in der Fiktion Russland würde Deutschland, nein gleich alle NATO-Staaten, angreifen. Das ist genauso imaginär wie es die Heraufbeschwörung einer Corona-Pandemie und die Klimaerwärmung ungeheuren, menschenvernichtenden Ausmaßes waren. Und die Mehrheit der Deutschen? Wird wieder genauso gutgläubig und blauäugig, vielmals aus eingeredeter Angst heraus, der Politik folgen. „Wenn Verrückte Blinde führen—„, sagte schon Shakespeare. In 500 Jahren hat sich nichts geändert.
Die größten und potentesten Kunden von Rheinmetall sind nicht die EU-Staaten. Ich finde Investitionen in militärische Verteidigung sehr wichtig. Dass TE hier antikapitalistische Kritik betreibt, lässt tief ins Sozialismusglas blicken. Ich hoffe, TE findet den Weg zurück, bevor es komplett falsch abbiegt.
Das ist keine antikapitalistische Kritik!
Tichy ist im weiteren Sinne AfD nah und somit im besten Sinne liberal. Eben so wie die AfD auch ist. Die Linken bezeichnen das gern als „neoliberal“,
ganz so als ob die Österreichische Schule der Ökonomie irgendwie „alt“ wäre. Javier Milei in Argentinien hat das gerade mit großem Erfolg verwirklicht und in den USA tobt noch darüber die Auseinandersetzung.