Widersprüchliche Signale im Handelskonflikt

Das Ifo-Geschäftsklima hat sich wieder erholt. Der Goldpreis sinkt und auch die Goldminenaktien kämpfen jetzt mit Problemen. Wer jetzt noch keines hat, kauft. Kanzlerin Merkel mag in Afrika Worte verteilen - die Börsenkurse dort sind eine Enttäuschung.

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Die Sorge der Anleger vor Verschärfungen im Handelskonflikt zwischen den USA und China belasten die europäischen Aktienmärkte weiterhin und führten am Freitag dazu, dass der Deutsche Aktienindex DAX um ein gutes Prozent abrutschte. Währungskrisen in Schwellenländern wie Argentinien trübten die Stimmung im Aktienhandel zusätzlich. Allerdings verhindert die Hoffnung auf einen Kompromiss im Handelsstreit der USA mit Kanada bisher größere Kursverluste. Am Montag hatten sich die USA mit NAFTA-Partner Mexiko vorläufig geeinigt. „Die NAFTA-Frage spiegelt den Wunsch wider, Einigungen vor den Wahlen im November in den USA zu erzielen“, sagt Craig Erlam, Marktanalyst des Brokerhauses Oanda. Das bedeute jedoch nicht, dass die USA auch mit China eine schnelle Lösung anstrebten. Am Mittwoch sollen weitere US-Zölle auf chinesische Waren im Volumen von 200 Milliarden Dollar in Kraft treten. Dunkle Wolken ziehen auch bei den Zollverhandlungen zwischen der EU und den USA auf. US-Präsident Donald Trump ist inzwischen nicht mehr davon überzeugt, dass der Vorschlag seiner Regierung, die Zölle auf Industriegüter einschließlich Autos auf beiden Seiten abzuschaffen, dazu führt, Amerikas Exporte in die EU zu erhöhen. Diese neue Unsicherheit dämpft die Kursfantasie der Autowerte und des DAX. ​

Anders als in Asien und Europa konnten die internationalen Handelskonflikte und Währungsverluste in den Schwellenländern den US-Börsen am Freitag kaum zugesetzt. Etwas Vorsicht war an der Wall Street zu spüren, wo der Dow Jones Industrial um die 26.000-Punkte-Marke kämpfte und praktisch unverändert gegenüber dem Vortag knapp darunter schloss. Die Technologiebranche zeigte sich nach ihrem jüngsten Rekordlauf stabil; die Nasdaq-Indizes stiegen wieder dicht an ihre Bestmarken und verzeichneten zudem im Monat August deutliche Gewinne.
Dass die Gespräche über ein neues nordamerikanisches Freihandelsabkommen zwischen den USA und Kanada vorerst scheiterten, sorgte nur kurzzeitig für moderate Verluste. Präsident Donald Trump habe den Kongress über die Absicht unterrichtet, an Stelle des Abkommens der drei Länder USA, Mexiko und Kanada künftig ein bilaterales Abkommen mit Mexiko zu setzen, teilte der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer mit. Dennoch sollen die Gespräche mit Kanada am kommenden Mittwoch fortgesetzt werden.

Der marktbreite S&P 500 zeigte sich am Freitag mit plus 0,01 Prozent auf 2.902 Punkte nahezu unverändert. An der Nasdaq gewann der Auswahlindex 100 knapp 0,2 Prozent auf 7.655 Zähler. Sein Wochenplus beträgt damit 2,3 Prozent, auf Monatssicht gewann er fast sechs Prozent.

Seit November vergangenen Jahres hat sich der Ifo-Geschäftsklimaindex fast kontinuierlich auf Talfahrt befunden. Nun die Kehrtwende. Im August kletterte Deutschlands wichtigster Konjunkturindikator um mehr als zwei Punkte auf 103,8 Punkte, das ist der höchste Stand seit Februar. Ausschlaggebend für das unerwartet starke Comeback dürften neben der starken Binnenkonjunktur vor allem die zum Zeitpunkt der Umfrage noch sehr ausgeprägte Hoffnung auf eine baldige Beilegung der Handelsstreitigkeiten mit den USA sein. Grundsätzlich gehen Experten davon aus, dass die deutsche Wirtschaft auch in der zweiten Jahreshälfte 2018 solide wachsen wird. „Die binnenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für eine Fortsetzung des Aufschwungs sind weiterhin sehr gut“, meint Gregor Eder, Volkswirt bei der Allianz. „Dies gilt insbesondere im Hinblick auf den privaten Konsum und die Investitionstätigkeit.“

Der Goldpreis bleibt trotz diverser geopolitischer Risiken und der expansiven Fiskalpolitik der US-Regierung unter Donald Trump unter Druck. Vergangene Woche kostete eine Unze (31,1 Gramm) des gelben Metalls rund 1.200 US-Dollar, das sind acht Prozent weniger als noch zu Jahresanfang. Nun ist dieser Abwärtsentwicklung auch auf die Aktien der Goldförderer voll durchgeschlagen. So fiel der Goldminen-Index NYSE Arca Gold BUGS, der die wichtigsten Produzenten weltweit wieBarrick Gold und Newmont Mining beinhaltet, 2018 um 24 Prozent. Über zwei Jahre beträgt das Minus knapp 38 Prozent. Damit liegt der Goldminen-Index unter seinem Niveau von Oktober 2008, einer Zeit, als der Goldpreis noch bei unter 750 US-Dollar je Feinunze notierte. Neben den gefallenen Preisen käme erschwerend hinzu, dass Goldminenbetreiber in den Jahren 2008 bis 2013 eher auf Produktionssteigerungen als auf Rentabilität gesetzt hätten, schreibt dazu die Banque de Luxembourg Investments (BLI). Die Folge: Viele der Konzerne sind heute hoch verschuldet. Allerdings zeigen laut BLI einige Studien, dass — basierend auf dem aktuellen Goldpreis — das Bewertungsniveau von Goldminenaktien heute so niedrig ist wie seit 30 Jahren nicht mehr. Für Schnäppchenjäger und sogenannte Contrarians, die gegen den Trend investieren, könnte daher der ComstageNYSE Arca Gold Bugs (ISIN: LU 048 831 770 1) interessant werden — zumindest als Beimischung.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte bei ihrem Staatsbesuch in Ghana, Nigeria und Senegal in der zuende gegangenen Woche eine hochkarätige Wirtschaftsdelegation dabei. Eine Forderung der Wirtschaftslenker: Investitionen in Westafrika ja, aber am besten mit einer Absicherung durch Berlin. So etwas würden sich viele Anleger wünschen, die gern an einen nachhaltigen Börsenaufschwung auf dem Schwarzen Kontinent glauben und darauf wetten wollen. Denn Afrika bedeutet für Investoren seit Langem neben stattlichen Gewinnchancen auch herbe Rückschläge. So wiesen Afrika-Aktienfonds, wie der BB African Opportunities, in den vergangenen fünf Jahren gerade mal ein Plus von 14 Prozent auf. In anderen riskanten sogenannten Frontier Markets, war da klar mehr zu holen. ​

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Ananda
5 Jahre her

“ Investitionen in Westafrika ja, aber am besten mit einer Absicherung durch Berlin.“ Super Idee. Eine Ausfallwette über den Deutschen Steuerzahler. Wer hat noch nicht wer will noch mal.