DAX erstmals über 13.000 Punkte, robuste Weltkonjunktur, Konsolidierung in der Luftfahrtbranche

In den USA ist die Inflation so niedrig, dass einige Währungshüter laut Fed-Protokoll meinen, die ultralockere Geldpolitik solle nur sehr vorsichtig zurückgefahren werden. Auch das treibt die Kurse, ebenso wie die Hoffnung auf niedrigere Unternehmenssteuern.

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Lange schien es, als schrecke der DAX vor der Zahl zurück. Dann geschah es doch: Erstmals seit seiner Einführung im Jahr 1988 hat der Leit-index die 13.000-Punkte-Marke übersprungen. Der DAX ist in bester Gesellschaft, weltweit erreichen Indizes neue Rekorde. An der Wall Street notiert der Dow Jones Industrial auf Rekord. Und die Zeichen sind weiter positiv, denn die Weltwirtschaft brummt. In Deutschland sieht es so gut aus wie seit Jahren nicht. Um zwei Prozent soll das Bruttoinlandsprodukt 2017 laut Prognose der Bundesregierung zulegen, um 1,9 Prozent im kommenden Jahr. Zugleich halten sich die Preissteigerungen in den wichtigsten Märkten in engen Grenzen. In den USA ist die Inflation sogar so niedrig, dass einige Währungshüter laut jüngstem Fed-Protokoll der Ansicht sind, die ultralockere Geldpolitik solle nur sehr vorsichtig zurückgefahren werden. Auch das treibt die Kurse, ebenso wie die Hoffnung auf niedrigere Unternehmenssteuern in den USA. Insgesamt ergibt das ein rosiges Szenario — Enttäuschungen, etwa in der anstehenden US-Bilanzsaison, könnten sich da schmerzhaft bemerkbar machen. Doch dieses Risiko gehört für Aktienanleger dazu. Höhenangst wegen der Rekorde müssen Anleger deshalb nicht bekommen. ​

Auch die Wirtschaft fast aller anderen Länder nimmt weiter Fahrt auf. Das ist das Resümee des neuen Konjunkturausblicks des Internationalen Währungsfonds (IWF). Nach drei Prozent im Vorjahr dürfte die globale Wirtschaftsleistung 2017 um 3,6 und 2018 sogar um 3,7 Prozent zulegen. „Wir sehen einen zyklischen Aufschwung in Europa, China, Japan, Nordamerika und den asiatischen Schwellenländern“, sagte IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld. Der Wachstumsweltmeister 2017 dürfte laut IWF übrigens Äthiopien mit einem Plus von über acht Prozent sein. Unter den Industrieländern ragt Kanada mit einem Zuwachs von drei Prozent heraus.

Die Konsolidierung in der Luftfahrt findet nicht nur in Europa statt, wo in der vergangenen Woche der Vertrag zwischen der Lufthansa und dem Insolvenzverwalter zur Übernahme eines Großteils der Air-Berlin-Flotte unter Dach und Fach gebracht wurde. Am Mittwoch gab Emirates bekannt, im Rahmen der Partnerschaft mit Qantas, Australiens Nummer 1, von Dubai aus nicht mehr selbst über den Fünften Kontinent nach Neuseeland zu fliegen. Beide Seiten erklärten, ihre Allianz um fünf Jahre, also bis 2023, zu verlängern. Emirates-Präsident Tim Clark sorgte am Rande der Zeremonie für Wirbel, als er anmerkte, Emirates könne sich eine „Zusammenarbeit“ mit der heimischen Konkurrentin Etihad aus Abu Dhabi vorstellen. Etihad Airways ist indes seit Ende 2016 Codeshare-Partnerin der Lufthansa, der Erzrivalin von Emirates. Erst im August öffnete die Lufthansa ihr Europanetz für Etihad (arab. „Einheit“). So fügte Clark artig hinzu: „Die Entscheidung, ob Emirates und Etihad kooperieren werden, ist Sache der Eigentümer, also der Regierungen von Dubai und Abu Dhabi.“ Die Luft ist gerade recht dünn für die Airlineriesen aus dem Morgenland, denen erhöhte geopolitische Risiken und die von Donald Trump erlassenen Einreiseverbote für Passagiere zusetzen.

Der Boom der Exchange Traded Funds geht unvermindert weiter. Inzwischen sind über vier Billionen US-Dollar in den börsennotierten Indexfonds gebunden. Geringe Kosten, hohe Transparenz und leichte Verständlichkeit ziehen Investoren magisch an. Umso mehr lässt eine Warnung von Marty Flanagan aufhorchen, der als CEO von Invesco an der Spitze des viertgrößten ETF-Anbieters der Welt steht. Der Chef des US-Investmenthauses befürchtet, dass Anleger den Anteil einzelner Aktien in ETFs unterschätzen, die die Marktkapitalisierung der Konzerne zur Grundlage haben. So machen Apple, Alphabet, Facebook, Microsoft und Amazon inzwischen fast zwölf Prozent des S & P 500 aus. „Zu viele Leute haben ihr Portfolio mit Indizes zusammengestellt, die die Marktkapitalisierung zugrunde legen, und denken, dass diese sicher und billig sind“, so Flanagan in der Financial Times. „Am Ende steckt aber ein unverhältnismäßiger Anteil des Portfolios in den größten Titeln.“ Dabei gibt es eine recht einfache Lösung: Mit Indexfonds, die alle Titel gleich gewichten, sind Kursbewegungen einzelner Titel oder Branchen letztlich nicht so gravierend. ​

Der Dow Jones Industrial setzte seinen Rekordlauf am Freitag bis auf 22.905,33 Punkte fort. Zur Schlussglocke stand er immer noch bei 22.872 Punkten, womit er in der abgelaufenen Woche um knapp ein halbes Prozent zugelegt hat. Auch der S&P 500 und der NASDAQ 100 erreichten Rekordstände bei 2.558 und 6.100 Punkten.

Auf Unternehmensseite standen einmal mehr Geschäftszahlen aus dem Bankensektor im Fokus. Nachdem am Vortag schon JPMorgan und Citigroup ihre Anleger nicht vom Hocker gerissen hatten, galt dies nun für Wells Fargo. Bei dem mit einem Scheinkonten-Skandal kämpfenden Bankhaus hatten im dritten Quartal Rechtskosten die Bilanz verhagelt, woraufhin die Titel 2,75 Prozent einbüßten. Besser erging es den Papieren der Bank of America, die sich nach schwachem Start berappelten und zum Schluss sogar um 1,49 Prozent stiegen. Das Geldhaus hatte dank geringerer Kosten und eines starken Geschäfts mit Privatkunden im dritten Quartal mehr verdient als erwartet.

Über Kursgewinne von 1,99 Prozent durften sich die Aktionäre von Monsanto freuen. Um die umstrittene Übernahme des US-Saatgutkonzerns kartellrechtlich abzusichern, zieht der Leverkusener Chemie- und Pharmakonzern Bayer alle Register. Er verkauft Teile seines Agrargeschäfts für fast 6 Milliarden Euro an den heimischen Rivalen BASF.

An der Nasdaq stiegen Netflix um 1,85 Prozent auf 199,49 US-Dollar. Zuvor war eine Aktie des Streaminganbieters vorübergehend sogar mehr als 200 US-Dollar wert gewesen. Diverse Analysten hatten vor den am Montag erwarteten Quartalszahlen ihre Kursziele erhöht. Goldman-Experte Heath Terry etwa hob sein Ziel von 200 auf 235 Dollar an – vor allem wegen geplanter Preiserhöhungen.


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