Achtung schwarzer Schwan

Gold als Krisenwährung wird seinem Ruf mal wieder gerecht. Angesichts zunehmender Sorgen um die Folgen des Coronavirus-Ausbruchs in China legte das Edelmetall vergangene Woche auf knapp 1.600 Dollar zu.

David Dee Delgado/Getty Images

Achtung schwarzer Schwan: So lassen sich die vielen warnenden Stimmen zusammenfassen, die das Coronavirus in diesen Tagen hervorgerufen hat. Die Epidemie wird hier als ein völlig unerwartetes Ereignis gedeutet, das die Börsen stark belasten, wenn nicht sogar crashen lassen könnte. Das klingt schon recht nach Panikmache. Allerdings müssen Anleger die Langzeitfolgen vor allem für die Konjunktur Chinas im Auge behalten.

Am Freitag setzten diese Befürchtungen den Aktienkursen weltweit gleichwohl gehörig zu. Zudem waren am Anleihemarkt insbesondere die Renditen für langlaufende Wertpapiere stark unter Druck geraten. Dies weckte unter Anlegern Sorgen, dass auch die bislang recht robuste US-Wirtschaft stärker als bislang gedacht in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Nach der leichten Erholung in den vergangenen Tagen fiel der US-Leitindex Dow Jones Industrial um 2,1 Prozent auf 28.256 Punkte. Auf Wochensicht bedeutet dies ein Minus von 2,5 Prozent. Damit sind auch die seit Jahresbeginn erarbeiteten Gewinne wieder ausradiert: Die Bilanz für den Januar weist jetzt einen Verlust von rund ein Prozent auf. Der marktbreite S&P 500 büßte 1,8 Prozent auf 3.226 Zähler ein. Für den technologielastigen NASDAQ 100 ging es um 1,6 Prozent auf 8.992 Punkte nach unten.

Auch der DAX kam am Freitag unter die Räder und ging 1,3 Prozent schwächer bei 12.982 Zählern ins Wochenende. Schwache Konjunktursignale aus der Eurozone drückten die Stimmung an der Börse zusätzlich. Dabei hinterließen schwache Wachstumszahlen aus Italien und Frankreich ihre Spuren. In beiden Ländern war die Wirtschaftsleistung (BIP) im vierten Quartal geschrumpft.

Dass am Freitag der Brexit vollzogen wurde, spielte an den Börsen keine bedeutende Rolle. „Jetzt geht aber das Geschachere erst richtig los“, warnte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Schließlich müsse bis zum Jahresende ein Freihandelsabkommen geschlossen werden. Das Pfund Sterling verteuerte sich auf 1,1876 Euro. Es profitiere vom jüngsten Verzicht der Bank von England (BoE) auf eine Zinserhöhung, sagte Markets.com-Experte Wilson.

Bei den Einzelwerten im deutschen Leitindex gab es zum Wochenende nur wenig Grund zur Freude. Keiner der DAX-Konzerne ging im Plus aus dem Handel. Mit den wenigsten Verlusten kamen SAP, Continental und Vonovia davon. Als Schlusslicht ging Infineon ins Wochenende. ThyssenKrupp verloren fünf Prozent.

An anderer, für die Börsen unmittelbar relevanter Stelle zeigt sich wirtschaftliche Vitalität derweil in sehr differenter Ausprägung: Ein gutes Viertel der Unternehmen im breiten US-Index S & P 500 hat bereits Bilanzzahlen vorgelegt. Im Industriesektor blieb davon rund ein Drittel hinter den Gewinnerwartungen zurück. Im Technologiesektor hingegen haben nahezu alle Konzerne positiv überrascht. Auch die Kursanstiege bei Promis wie Apple oder Microsoft belegen: Die Branche bleibt erste Wahl.​

Die Dominanz von US-Unternehmen gegenüber deutschen wird immer augenscheinlicher. Vergangene Woche kletterte der Börsenwert von Apple nach Bekanntgabe seiner Rekordzahlen zum Quartal auf über 1,4 Billionen US-Dollar. Damit ist der Konzern mehr wert als alle DAX-Unternehmen zusammen, die 1,36 Billionen US-Dollar auf die Waage bringen. Nun könnte Apple als Technologiegigant eine Ausnahme darstellen. Aber auch in Sektoren, in denen deutsche Unternehmen traditionell stark positioniert sind, gewinnen die US-Titel an Boden. So schoss der Börsenwert von E-Mobility-Pionier Tesla vergangene Woche auf 104 Milliarden US-Dollar hoch. Das sind knapp zehn Milliarden mehr als bei Volkswagen, dem größten Autohersteller weltweit. Wie deutlich die US-Konzerne enteilt sind, beweist auch ein Blick auf den MSCI All Countries Index, der die wichtigsten Aktien aus Industrie und Schwellenländern enthält. Hier kommen die US-Titel aufgrund ihrer starken Marktkapitalisierung auf einen Indexanteil von 56 Prozent, deutsche Aktien auf gerade mal 3,3 Prozent.

Gold als Krisenwährung wird seinem Ruf mal wieder gerecht. Angesichts zunehmender Sorgen um die Folgen des Coronavirus-Ausbruchs in China legte das Edelmetall vergangene Woche auf knapp 1.600 Dollar zu. Davon profitieren Anleger, die sich vergangenes Jahr vermehrt Gold via ETFs in ihr Portfolio geholt haben, wie der World Gold Council (WGC) jetzt bilanzierte. Denn die ETF-Zuflüsse im Wert von umgerechnet 401 Tonnen haben sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verfünffacht. „Die Nachfrage nach goldgesicherten ETFs stieg 2019, da Investoren ihr Portfolio diversifizieren wollten, um sich vor Unsicherheiten in anderen Märkten abzusichern“, erklärt Alistair Hewitt, Leiter Marktforschung beim WGC. Insgesamt sind die globalen Goldkäufe 2019 aber um ein Prozent auf 4.356 Tonnen gefallen. Vor allem die Konsumentennachfrage nach Schmuck, Münzen und Barren ging stark zurück. Dagegen haben die Zentralbanken das zehnte Jahr in Folge netto Gold gekauft, das Niveau vom Vorjahr wurde aber mit 650 Tonnen nicht ganz erreicht. Es waren trotzdem die zweithöchsten Goldkäufe in den vergangenen 50 Jahren.

Noch bevor in der Nacht von Sonntag auf Montag der 54. Super Bowl zwischen den San Francisco 49ers und den Kansas City Chiefs ausgetragen wird, ist eines klar: Das Endspiel der National Football League lässt Rekorde purzeln. So wurden Tickets für das Endspiel in Miami, das rund 800 Millionen Menschen am Fernseher verfolgen, für durchschnittlich 6.800 Dollar gehandelt. Ein Plus von 2.000 Dollar zum Vorjahr. Aber auch die Preise für Werbekunden sind sportlich. Ein 30-Sekunden-Spot im Endspiel kostet bis zu 5,6 Millionen Dollar, 200.000 Dollar mehr als noch 2019. Neben Konzernen wie Apple, Amazon, Google, Microsoft oder Facebook schaltet auch Porsche nach 23 Jahren wieder Werbung während des Endspiels — diesmal, um den Elektrorenner Taycan in den USA zu promoten.


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