Nach Israels ESC-Publikumserfolg: EBU halbiert Zuschauerstimmen und stärkt Jury

Die Europäische Rundfunkunion reagiert auf das starke Publikums-Votum für Israel beim ESC 2025 – für 2026 will man die zulässigen Zuschauerstimmen darum nun halbieren, während die Jury schon im Halbfinale wieder aufwertet wird. Regeln ändern, weil nicht abgestimmt wird, wie gewünscht - das wird zum ganz großen Ding der "Guten".

IMAGO / ANP

Über die letzten zehn Jahre wurden die Bevölkerungen Westeuropas politisiert wie nichts gutes – nicht nur zu ihrem Verhalten an der Wahlurne, nicht nur im Streit über Migration oder Energie. Die Politisierung greift längst in das Private, Kulturelle, in jedes Ritual hinein, das früher einmal unpolitisch war. Und weil die Menschen eben politisierte Bürger geworden sind, handeln sie auch als solche: Sie stimmen politisch. Auch beim ESC. Sie tun doch einfach nur genau das, was von ihnen über Jahre immer wieder gefordert wurde – Haltung zeigen. Und dann, sobald diese Haltung nicht in das gewünschte Bild passt, ist es plötzlich doch wieder falsch.

Kaum hatte das europäische Publikum die israelische Sängerin Yuval Raphael beim ESC 2025 auf Platz zwei gehoben, wurde die EBU hochnervös. Zahlreiche Länder protestierten, stampften mit den Füßen auf, drohten mit dem Ausstieg aus diesem überholten und überteuerten Spektakel.

Und weil man das Publikum nicht ändern kann, ändert man eben die Regeln.

Für 2026 wird die Stimmenzahl den Publikums daheim an den Telefonen von 20 auf 10 halbiert. Nicht aus technischen Gründen, nicht aus Fairnessgründen, sondern als Maßnahme gegen Zuschauer, die falsch gewählt haben und wieder nicht wie gewünscht wählen könnten. Dass keinerlei Manipulation nachweisbar ist, spielt keine Rolle.

Dass Israel möglicherweise einfach von einer einer breiten, Völkerübergreifenden Solidarisierungswelle profitierte, wird zum Skandal stilisiert, bis die neue Ordnung etabliert ist: Das Publikum wird halbiert, die Jury wird wieder hochgefahren. Anders gesagt: Volksentscheidungen werden künftig vorgefiltert. Schon im Halbfinale sollen Jurys korrigierend eingreifen – eine Garantie, dass missliebige Songs es erst gar nicht ins Finale schaffen. Unter dem Deckmantel der „künstlerischen Qualität“ wird die demokratische Variable heruntergedimmt.

Dabei kennt der ESC das Problem seit Jahrzehnten. Die Länderjurys – manche davon offen feindselig gegenüber Israel – schickten israelische Beiträge zuverlässig auf die hinteren Plätze. Der Juryblock war über Jahre der Ort, an dem politische Abneigung ganz offiziell in Punkteform gegossen wurde. Und jetzt, da Europas Völker wiederholt zeigen, dass sie nicht automatisch in dieselbe Richtung tendieren wie manche Regierungen und hochnotpeinlichen Länderjurys, soll ausgerechnet dieses Jury-System rehabilitiert werden. Weil Israel beim Publikum gut ankam. Weil das nicht sein darf. Weil ein zweiter Platz offenbar gefährlicher ist als alle offen antisemitischen Jurybewertungen der Vergangenheit.

Gleichzeitig diskutiert die EBU ohne rot zu werden über die Aufnahme Kanadas – ein Land ohne jeden geografischen Bezug zu Europa, aber politisch zur Anti-Israel-Haltung völlig unproblematisch. Während Israel unter verschärfter Aufsicht steht, öffnet man nebenbei eine Tür für einen weiteren außereuropäischen Teilnehmer. Die geografische Logik wird gedehnt, die politische hingegen verengt.

Mehrere Staaten drohten mit Boykott, sollten Israelis antreten. Deutschland drohte mit Boykott, sollte Israel ausgeschlossen werden. Und mitten in diesem politisch aufgeladenen Chaos hofft die EBU darauf, dass niemand bemerkt, warum sie wirklich die Regeln ändert. Ihr Satz, man wolle den Wettbewerb zu einer „Feier der Musik und Einheit“ machen, ist reine Kulisse. Die Regeländerung ist nichts anderes als ein politisches Instrument, um die Konsequenzen politischer Entscheidungen des Publikums auszuhebeln.

Am Ende bleibt ein Befund: Der ESC ist am Ende. Ein Wettbewerb, der sich selbst zum politischen Schlachtfeld gemacht hat, aber sein Publikum erzieht, wenn es falsch abstimmt. Ein Wettbewerb, der antisemitische Ausfälle der Teilnehmer tolerierte, aber beim ersten großen Publikums-Votum zugunsten Israels sofort blockiert. Ein Wettbewerb, der sich als europäisch versteht, aber das europäische Publikum zusammenstaucht. Ein Wettbewerb, der behauptet unpolitisch sein zu wollen, aber jede seiner Regeln politisch justiert.

Was als europäisches Musikfest begann, ist zu einem technokratisch regulierten Meinungskorridor verkommen, in dem nicht mehr die Lieder zählen, sondern die „richtigen“ (anti-israelischen) Haltungen. Der ESC mag sein 70. Jubiläum feiern, aber als kulturelles Ereignis ist er längst am Ende.

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Kommentare ( 32 )

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32 Comments
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wackerd
23 Tage her

Unerträglicher stundenlanger Mist. Mit Kunst hat der sexualisierte Fummeltrinentanz mancher „Künstler“ und Israelhasser schon lange nichts mehr zu tun.

Freedomofspeech
23 Tage her

Afuera mit diesem ESC-Mist!

Dieter Rose
24 Tage her

Getreu dem Motto: „Es kommt die Zähler an, nicht auf die Wähler.“

Michael M.
24 Tage her

Wer sich diesen ESC-Müll immer noch anschaut, hat doch die Kontrolle über sein Leben vollends verloren.

Last edited 24 Tage her by Michael M.
Regina Lange
24 Tage her

Die ganze Veranstaltung kann man sich sowieso sparen! Es kostet eine Menge Geld (vor allen Dingen deutsches Geld) und ist nur darauf angelegt politisch korrekte, also extrem linke, Gewinner zu erzeugen! Wenn da eine islamistische Transe auftritt, brauchen die anderen gar nicht mehr anzutreten! Klar ist, je weniger die Stimme des Publikums zählt, desto leichter wird es den politisch korrekten Teilnehmer den Sieg zuzuschustern. Es ist wirklich zu einer dämlichen Show verkommen! Wir gucken den Mist schon seit Jahren nicht mehr!

Fatmah
24 Tage her

Der Sinn des ESC oder auch internationale Sportveranstaltungen ist ja grad die Völkerverständigung unabhängig von der Politik. Das Israel den Krieg gewonnen hat, den Ghaza begonnen hat, wird Israel jetzt zum Nachteil ausgelegt. Mit den Deutschen hatte man damals eher weniger Mitleid.

haqus b.
24 Tage her

In Zukunft könnte dieses Modell auch bei regulären Wahlen Anwendung finden: Die Stimmen der Wählerinnen und Wähler zählen zu 50 Prozent, während die Stimmen eines Wächterrates oder einer aus 1001 Personen bestehenden Elitengruppe hinzugezogen werden – und gemeinsam ergeben sie das demokratische Ergebnis.

Freedomofspeech
23 Tage her
Antworten an  haqus b.

Diesen ausgezeichneten Vorschlag werden CDUSPDLinkeGrüne gerne aufnehmen und treuherzig von ihrer Demokratie sprechen.

Michael W.
24 Tage her

Ich habe schon vor 15 Jahren lieber die beiden Halbfinale geguckt, weil die ausgeschiedenen Musiker waren meist die besseren. Vor allem die Leute aus Osteuropa und dem Balkan hat echt was drauf und waren auch viel origineller als der übliche Westeuropäische Schlagermüll. Die letzten Jahre habe ich gar nicht mehr geguckt; das letzte Mal war 2018 (mit der dicken Netta aus Israel) oder 2019. Zuviel Müll. Der Gipfel war dann Nemo. Einfach nur lächerlich! Dana International und Conchita Wurst waren Kunstfiguren, extra für den ESC entwickelt als Travestie-Show. Aber Nemo war echt. Echt widerlich. Und seit Tom Neuwirth nur noch… Mehr

Sanijo
24 Tage her

Bin mal gespannt wann die AFD Wahlergebnisse halbiert werden nur um Altparteien-Mitglieder an den Fresströgen sich satt zu fressen.

maps
24 Tage her

Ich gucke diesen woke Scheiss schon seit Jahren nicht mehr. Früher war das echt gut und man hat sich darauf gefreut. Die Linken bekommen einfach alles kaputt.