Merz’ konservatives Feigenblatt Weimer spielt in der Medienpolitik 1984 durch

Die deutschen Medien sind unabhängig. Es gibt keine Beeinflussung durch die Politik. So lautet die linke Erzählung. Claudia Roths Nachfolger Wolfram Weimer tut alles, um (wieder mal) das Gegenteil zu beweisen.

IMAGO

Er sollte Friedrich Merz’ Vorzeige-Konservativer sein. Oder wenigstens das konservative Feigenblatt des Kanzlers. Verleger und Chefredakteur konservativer Titel wie dem Cicero. Doch nachdem ihm mit seinem Amsantritt linker Gegenwind entgegenkam, zeigte Wolfram Weimer, dass seine Bekanntheit deutlich kleiner ist als die von Friedrich Merz – aber seine Bereitschaft, eigene Positionen aufzugeben, mindestens genau so groß.

Als Kulturstaatsminister ist der parteilose Weimer der Nachfolger von Claudia Roth (Grüne). Er will stärker den Fokus seiner Arbeit auf die Medienpolitik legen. Die ist eigentlich Ländersache. Die Väter des Grundgesetzes wollten so ein Durchregieren auf Medien verhindern. Die Freiheit der Medien sichern. Eben diese Freiheit führen die regierenden Parteien in den letzten Jahren stets im Munde – und treten sie mit den Füßen.

Wie das funktioniert, zeigt Merz’ konservatives Feigenblatt nun im Zusammenhang mit der “ProSiebenSat1”-Gruppe. An der war die italienische Holding Media For Europe (MFE) bereits beteiligt, das frühere Unternehmen des mehrfachen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconis. Nun hat die MFE weitere Anteile von der tschechischen PPF-Gruppe erworben und besitzt somit mehr als die Hälfte. Das schreckt Weimer auf. Er sieht die “Unabhängigkeit” der Senderkette gefährdet.

Dass die “ProSiebenSat1”-Gruppe zum billigen Übernahmekandidaten geworden ist, liegt vor allem an der bisherigen politischen Ausrichtung des Senders. Vor allem von Pro Sieben: Der Sender feierte grüne Programmwochen, doch die Zuschauer folgten nicht. Der Sender hypte teure woke Magazine, doch die Zuschauer folgten nicht. Und der Sender sagte seinen Nutzern auf X, sie sollten doch gehen, wenn sie das woke Gehabe des Senders nicht mögen. Immerhin. Da folgten die Zuschauer.

Zu der Zeit war die “Unabhängigkeit” des Senders kein Thema. Unter der Führung eines konservativen Unternehmens macht die Politik sie zum Thema. Allen voran Wolfram Wendekönig Weimer. Der will sich nun darum kümmern, dass Pro Sieben und Co lieber weiter mit grünen Wochen die Zuschauer vergraulen – als sie mit konservativen Formaten zu erreichen.

Ein linker bundesweiter Staatssender. Eine linke bundesweite Staatssenderfamilie. Ein privater, der SPD nahestehender Privatsender. Eine Privatsenderfamilie, die grüne Wochen veranstaltet. Alles kein Problem für die Politik von Claudia Roth bis Wolfram Weimer. Gäbe es nur ein rechtes Gegengewicht im Fernsehen, bedeutete dies aber das Ende der Ausgewogenheit. Würde ein Sender berichten, was er will, wäre seine Unabhängigkeit gefährdet. Orwells Sprachverwirrung aus 1984 hat Wolfram Weimer durchgespielt. Im Profi-Level.

Damit Pro Sieben “unabhängig” bleibt, hat Weimer Pier Silvio Berlusconi ins Kanzleramt vorgeladen. Den Sohn des ehemaligen Ministerpräsidenten und aktuellen MFE-Chef. Er soll Claudia Roths Nachfolger schildern, wie die Programme künftig aussehen – von wegen der Unabhängigkeit und so. Die bayerische Landesregierung – eigentlich zuständig – hat bereits erklärt, dass sie diese Unabhängigkeit gewährleistet sieht.

Damit wäre Weimer außen vor. Doch er hat noch einen Trumpf im Drohstrumpf stecken. Die “ProSiebenSat1”-Kette könnte er zur “kritischen Infrastruktur” erklären lassen. In dem Fall dürften die Italiener nur dann in Deutschland senden, wenn sie den Ansprüchen der Politik entsprechen. Erst wenn diese die totale Kontrolle über Medien haben, sind diese frei und unabhängig. 1984 ist jetzt.

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Kommentare ( 24 )

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Michael Palusch
3 Monate her

Mir ist nicht ganz klar wie man je auf den Gedanke kommen konnte, Wolfram Weimer sei die konservative Hoffnung innerhalb der CDU. Schon zu Zeiten, als an Weimers Einstieg in die Politik nicht zu denken war und er noch die Talkshowsessel im ÖRR besetzte, fiel er mir vor allem durch weichgespültes Nichtsagen auf. Nach meiner Erinnerung sagte er dort gelegentlich auch Richtiges, um es bei Kontra sogleich wieder zu relativieren und zu verwässern. Im ‚Cicero‘ kleine Nadelstiche, die von kaum jemand gelesen werden (Auflage ca. 50.000), zu setzen, ist eben was anderes, als sich dann als Politiker gegen die mediale… Mehr

bfwied
3 Monate her

Wie man sehen muss, ist die CDU kein bisschen besser als die Linksgrünen!
Es wird noch eine Zeit dauern, bis es besser werden kann!

andreas
3 Monate her

Schon ein einziger in Deutschland frei empfangbarer Sender namens Servus tv war eine Gefahr für den Staatsfunk. Talk im hangar-7 oder links rechts mitte sind eben ein Stück Freiheit. Und Freiheit darf es in Deutschland nicht mehr geben.

AndreasH
3 Monate her
Antworten an  andreas

Das zeigt sehr deutlich, wie weit wir uns schon in Richtung Meinungsdiktatur bewegt haben.

Axel Fachtan
3 Monate her

Feigenblatt ? Feige ist Merz allemal. Auch ohne Feigenblatt. Der Kaiser ist nackter als je und die Union mit ihm. So nackt war noch überhaupt keine Regierung seit 1945. Im Vergleich dazu wirkt selbst Honecker angezogen.

Karl Renschu
3 Monate her
Antworten an  Axel Fachtan

Honecker hatte einen Lebensstandard wie ein Bürgergeldempfänger mit Chauffeur und Butler. Merz hat ein Privatflugzeug…

bfwied
3 Monate her
Antworten an  Karl Renschu

Vorsicht! Es gibt privat genutzte Flugzeuge, die den Eigner u. Piloten 80 E/Flugstunde kosten, aber Merz‘ Flugzeug dürfte zwischen 400 u. 500 E/Flugstunde kosten. 80 E verbraucht leicht ein durchschnittlicher Raucher pro Monat. Wer 15 Stunden z. B. im Jahr fliegt, verbraucht 1200 E/J., kostet dasselbe wie der Durchschnittsraucher berappen muss!

Michael Palusch
3 Monate her
Antworten an  bfwied

Der Einstieg ins Rauchen ist kostenlos, um ein 80€/h Flugzeug überhaupt fliegen zu dürfen, sollte man schon mal ~15.000€ einplanen.

Last edited 3 Monate her by Michael Palusch
joly
3 Monate her

Wie kommen sie dazu den Cicero als konservatives Blatt zu bezeichnen? Schon vor über 10 Jahren habe ich Cicero beim Zahnarzt entdeckt und dann häufiger gelesen. Dieses Blatt ist leicht linkslastig – also SPD naher Journalismus. Mir fiel auch nie auf, dass der Cicero mal gegen Zuwanderung, Merkels Vorgehen bei der Energiepolitik, der Griechenlandrettung oder der Ukrainepolitik in die „Vollen“ gegangen wäre.

November Man
3 Monate her

Wenn der ÖRR wirklich unabhängig wäre, wäre er durch die extrem linken Parteien oder dem Kartell schon längst abgeschafft. Und da dem so nicht ist, werden die Bürger weiter gezwungen diese linke Staatspropagandasender auch noch zu finanzieren. Nur die AfD ist bereit diese Zwangszahlungen zu beenden.   

November Man
3 Monate her

In Österreich heißt es, die Parteien mieten sich die Medien. In Deutschland weis man nicht, ob die linksextreme Parteien die linken Medien gekauft haben oder ob die linksextremen Lügenmedien sich die linken Parteien gekauft haben. Dabei kann man alles täglich lesen, es liegt alles täglich auf dem Tisch.    

Budgie
3 Monate her

Genau so lief es schon 2-Mal in der Vita des deutschen Totalitarismus der letzten 100 Jahre. Worüber informiert und lehrt eigentlich die Bundeszentrale & die Landeszentralen für Politische Bildung? Wo ist die sogenannte „Zivilgesellschaft“ bei der Verhinderung dieser diktatorischen Schandtaten? Ach ja, ich hatte vergessen, die genannten Institutionen sitzen an den Schalthebeln der aktuellen Transformation zum totalitären Staat .Dabei werden sie von den altbekannten Schlapphüten alias Verfassungsschutz tatkräftig unterstützt.
Noch Fragen, Kienzle?

Rob Roy
3 Monate her

Wenn der ÖRR doch angeblich „unabhängig“ ist, wieso zwingt uns dann unsere Regierung Rundfunkgebühren zu zahlen?

BKF
3 Monate her

Es gibt immer mehr Parallelen zu einer linken Diktatur mit einem Gefreiten an der Spitze. TE könnte die historischen Parallelen mehr thematisieren, da vielen der jüngeren Generation wohl die Details vom Anfang einer Diktatur nicht mehr so geläufig sind (werden ja auch nicht in der Schule in Geschichte behandelt).