Klamroth schon nach drei Monaten „Hart aber fair“ in der Krise

Verschwiegene Lebensgefährtin, falscher Faktencheck und vor allem die fallende Quote. Schon nach drei Monaten "Hart aber fair" ist Louis Klamroth in der Krise – weil er mit dem Format eigentlich nichts anfangen kann.

IMAGO / Panama Pictures
Manche kennen das aus ihrer Kindheit. Man streift sich die Sachen der Eltern oder Großeltern über und spielt Erwachsener. Ein wenig geht es Louis Klamroth so mit „Hart aber fair“. Der 33-Jährige hat im Januar „Hart aber fair“ von Frank Plasberg übernommen. Aber es ist nicht seine Show. Er macht nur einfach genau das, was Plasberg vor ihm getan hat: die gleichen Gäste kommen bei den gleichen Themen zu den gleichen Schlüssen.

Nur passieren Klamroth Fehler, die Plasberg nicht passiert sind: Gleich am Anfang kam heraus, dass seine Lebensgefährtin Luisa Neubauer heißt. Einerseits ist das seine Privatsache. Andererseits ist Neubauer Stammgast in allen möglichen Talkshows. Zu Plasbergs Zeiten war sie das auch bei „Hart aber fair“. Und Klamroth hat seinem Arbeitgeber eben diese Beziehung verschwiegen. Als sie bekannt wurde, hat die Redaktion die Lebensgefährtin des Moderators von der Liste potentieller Gäste gestrichen.

Ausgerechnet eine Sendung über Klimaschutz wurde zu Klamroths bisher besten. Oder am wenigsten schlechten. Eine Vertreterin der letzten Generation fasste er so hart an, wie es sich der Zuschauer öfter von öffentlich-rechtlichen Moderatoren gegenüber Vertretern grüner Politik wünschen würde. Durchaus möglich, dass Klamroth da den Druck gespürt hat, sich beweisen zu müssen.

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Denn es läuft jenseits der Affäre Neubauer nicht gut für den Moderator. Seine Quoten gehen kontinuierlich in den Keller. An diesem Montag sahen ihm noch 1,74 Millionen Zuschauer zu. Zum Vergleich: „Wer weiß denn sowas?“ und „Morden im Norden“ holten jeweils doppelt so viele Zuschauer wie „Hart aber fair“. Und das im Vorabendprogramm der ARD. Bei den Zuschauern unter 50 Jahren kommt Klamroth nicht an, erreichte mit 5,6 Prozent eine Quote, die deutlich unter dem Senderschnitt liegt. Dabei hatte die ARD eigentlich gehofft, mit einem jüngeren Moderator die jüngeren Zuschauer zu erreichen. In der vergangenen Woche ließen sich Klamroths schwache Quoten noch mit der starken Konkurrenz der ersten Episode von „Der Schwarm“ erklären. Mittlerweile drängt sich der Verdacht auf, dass ZDF und RTL montags gute Quoten erreichen, weil die Konkurrenz der ARD so schwach ist.

Zumal der ehemalige Kinderdarsteller aus „Das Wunder von Bern“ ein journalistisches Waterloo erlebt hat. In der Sendung über den Ukraine-Krieg konfrontierte er seinen Gast Sahra Wagenknecht mit einem Faktencheck. Demnach lasse sich beweisen, dass kein ukrainischer Soldat im Krieg sexuelle Übergriffe begangen habe. Angesichts der Erfahrung mit 6000 Jahren Krieg eine gewagte These. Und eine, die sich letztlich nicht halten ließ, wie Klamroth Tage später kleinlaut eingestehen musste.

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Zu seinem Unglück wollten allzu viele seinem Faktencheck glauben und verbreiteten diesen vor seinem Dementi entsprechend. In dem Feldzug mancher Medien gegen Wagenknecht kam diesen eine Falschaussage ihrer Volksfeindin gerade recht. Der Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) griff sie im Bundestag sogar in seiner Rede zur Regierungserklärung auf. In der Annahme, dass er einem ARD-Moderatoren schon vertrauen könne – was nachweislich nicht stimmte.

Eine schwere journalistische Panne, ein tapsiger Umgang mit dem neuen Arbeitgeber und schlechte Quoten. Das sind alles Probleme, mit denen sich umgehen lässt. Einfach durchstehen und weiterarbeiten. Doch Klamroths eigentliches Problem liegt tiefer. Er trägt die Sendung von Frank Plasberg auf, macht nichts Neues draus, liefert keinen Grund einzuschalten – dann kann der Zuschauer gleich zu RTL und Günther Jauch umschalten. Der macht auch nichts Neues, aber dem passt seine Sendung wenigstens.

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Kommentare ( 39 )

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jensberndt
1 Jahr her

Also mal ganz ehrlich: Wer schaut denn heute noch Sendungen im analogen Lügenfernsehen? Und dann auch noch in Echtzeit, ohne Vorspul-Funktion. Das taugt weder zum Aufregen noch zum Einschlafen, schlimm ist nur, dass wir diesen Quatsch alle mitfinanzieren.

Old-Man
1 Jahr her

Warum nur zu 95%?, wenn schon dann komplett!!.

Es wäre schön zu sehen, wie sich Restle und Co im Versuch „echten Journalismus“ betreiben zu müssen „draußen“ schlagen würden, soweit sie nicht geschlagen würden.

Old-Man
1 Jahr her

Vor langer Zeit lief eine Sendung unter dem Namen „Klamroths Konter“ im öffentlichen, da hat der Louis gar nicht so schlecht ausgesehen, das Format passte. Nach dem Abgang von Herr Plassberg hatte Ich eigentlich nicht damit gerechnet, das dieses Format wieder in Form kommen könnte, zu „ausgelutscht“ und „abgefrackt“ war es zu letzt. Ja, der Louis hat sich damit sicher keinen Gefallen getan in dieses System ein zu steigen, deshalb habe Ich mir bisher nichts davon angesehen, und wie Ich höre und lese habe Ich absolut nichts versäumt. Die Schuhe eines Frank Plassberg sind leider ein paar Nummern zu groß,… Mehr

Senni
1 Jahr her
Antworten an  Old-Man

Für mich hatte Plaßberg „keine großen Schuhe“. Eine Marrionette der Ö/R nix weiter.

Andreas aus E.
1 Jahr her

Als Intendant könnte ich mir für den Sendeplatz das altbewährte Testbild gut vorstellen.

Guzzi_Cali_2
1 Jahr her

Was soll der ÖRR denn dann mit den verbliebenen 5% noch zeigen, wenn der grünbraunlinke Wokeismus weg ist? Den Wetterbericht? Ich bin zwischenzeitlich soweit, daß ich denen mit ihren knallroten Wetterkarten (Erderwärmung) nicht mal mehr das glaube.

Guzzi_Cali_2
1 Jahr her

Der Schuh, den sich Klamroth anziehen wollte, ist mindestens drei Nummern zu groß. Daher schlappt er auch ständig raus. Das ausnehmend Schöne daran ist, daß die ARD ihn nicht gleich wieder austauschen kann, sondern ihn zumindest eine Weile weiterstolpern lassen muß. Wenn sie ihn dann, mit unter einer Million Zuschauern endgültig opfern, ist das nicht nur für ihn eine Blamage, sondern auch für das FFF-Maskottchen Langstrecken-Luisa sowie in der Endkonsequenz auch die ARD. Denn es zeigt dann überdeutlich, daß die Mehrzahl der Leute mit wokem, hysterischen Klimaaktivismus nichts anzufangen weiß.

Babylon
1 Jahr her

Bekanntlich ist Louis Klamroth nicht nur der Freund oder Lebensgefährte von Luisa Neubauer sondern auch verwandt mit dem Autor und Journalisten Alexander Wallasch, der einigen TE-Lesern noch in Erinnerung sein dürfte. Beide stammen aus dem Bruhns-Clan, derebenfalls die angesehene Journalistin Wibke Bruhns angehört, die in ihrer aktiven Zeit angesehen und gefragt war. Hätte nun angenommener Weise Herr Wallasch diese Sendung als Moderator übernommen und nicht Herr Klamroth, wäre dieses ARD Format in jeder Beziehung revolutioniert worden. Kann allerdings nicht in dieser Welt passieren, sondern wäre nur in einem Paralleluniversum möglich. lol

Last edited 1 Jahr her by Babylon
Andreas Spata
1 Jahr her
Antworten an  Babylon

Danke für die interessanten Informationen! Wibke Bruhns Buch – Meines Vaters Land – gehört zu den Büchern an die ich mich gern erinnere. Es stellt eindrücklich am Beispiel ihres eigenen Vaters dar warum die intellektuelle Elite Deutschlands 1933 in großen Teilen Hitler unterstützte sich dann aber doch abwandte. Wibke Bruhns Vater, Offizier im OKW wurde 1944, nach dem 20.04., als Mitwisser der Attentatspläne in Plötzensee hingerichtet.

Manfred_Hbg
1 Jahr her

Zitat: „Klamroths eigentliches Problem liegt tiefer. Er trägt die Sendung von Frank Plasberg auf, macht nichts Neues draus, liefert keinen Grund einzuschalten“ >Nun ja, als wenn es auch diesen grün-linken Haltungs-Moderatoren und -Journalisten darum ginge etwas medial Neues auf die Beine zu stellen. Wobei ich hier dann auch einfach mal behaupte, dass denen dazu auch das nötige (Fach-)Wissen fehlt. Ich meine jefenfalls, worum es (auch) diesen grün-linken „Moderatoren“ einzig nur zu gehen scheint, ist, dass sie sich auf öffentlicher Bühne ihre linksideologische Haltung zeigend hinstellen und das zuschauende Volk für dumm verkaufen können indem sie dann so tun als wenn… Mehr

Fieselsteinchen
1 Jahr her

Warum nicht das Format ändern? Eine Talkshow mit gegensätzlichen Meinungen, Fakten und nicht gefühlten Meinungen und mangelndem Wissen, aber stocksteifer Haltung. Das soll im ÖRR nicht stattfinden, also wird Klamroth über kurz oder lang mit der Zuschauerquote „absaufen“ – mit oder ohne Bonusmeilen-Luisa.
Mieses Konzept und Moderatoren, denen es grundlegend an Erfahrung und Bildung mangelt, so etwas schaue ich mir nicht an, seit Jahren schon nicht mehr.

Frank M.
1 Jahr her

Ich würde Frank Plasberg im Vergleich zu Herrn Klamroth so gar nicht als journalistische „Lichtgestalt“ darstellen. Hatte doch gerade auch Plasberg vor ein paar Wochen noch die fähige Politikerin und versierte Kritikerin der Ampel, Antje Hermenau, vorführen wollen.