Illner Maybrits Plattitüden-Stadl

Komisch, RTL hat's noch nicht begriffen: Politik ist das neue Entertainment! Die Leute regen sich auf, fluchen in sozialen Medien, aber schalten eben ein, wenn's heißt „Maybrit Illner bringt Sie auf die Palme!“ Ein Quasselformat, viel billiger als Thomas Gottschalk.

Screenshot: ZDF/Maybrit Illner

Heute war keine Sternstunde in Maybrits Plattitüden-Stadl, was uns aber durchaus freute, denn wir haben nur knapp zwei Seiten unseres Notizblocks gefüllt – sonst sind es vier. Als regelmäßige Chronisten wissen wir eh, dass Donald Trump quasi schon erledigt ist, nur alte Deppen für den Brexit stimmten und Europa auf rein gar nichts eine Antwort hat, ganz gleich, wie die Frage der Zeit auch lauten mag.

So wollen wir uns zunächst mit Gabor Steingart beschäftigen, den ein erstaunlicher Berufslebensweg schließlich zum Fast-schon-Eigentümer der Handelsblattgruppe werden ließ. Warum? Vielleicht wegen dieses herrlichen Ich-weiß-was-was-du-nicht-weißt-Gesichtsausdrucks, der verunsicherte Verleger Hoffnung für die Zukunft schöpfen lässt. Entsprechend gespannt lauschten wir dem im Vergleich zu uns doch Gebenedeiten des Schreibergewerbes.

Nun, mit der Geschichte jedenfalls hat er es nicht so. Die Auswanderer, die seinerzeit von England nach Amerika zogen, hätten weder einen König, noch eine Art Ersatzkönig (Trump!) gewollt, als sie der Tyrannei entflohen, meint der Karrierejournalist. Meinte er die von Jamestown? Oder die Pilgrim Fathers? Egal, beides falsch. Die Auswanderer wollten ungestört vor sich hin beten können, aber definitiv nicht den König abschaffen. Das kam erst 150 Jahre später. Müssen wir nun Steingarts Aussagen „Trumps bester Tag war der seiner Amtseinführung“ oder dass die Russen in den US-Wahlkampf eingegriffen hätten, ähnlich beurteilen wie seine Geschichtskenntnisse?

Sönke Neitzel, Militär-Historiker aus Potsdam, korrigierte nicht, bemerkte allerdings, dass bei Trump alles von der weiteren Unterstützung der Republikaner abhinge, was wir auch schon oft gehört und gelesen haben.

Eine ruckelfreie Liveschalte nach England führte zum zweiten Teil der Sendung. Die Wahl in Groß-Britannien. Ein gewisser Matt Frei von Channel 4 stand vor dem Wahllokal in der Heimatstadt Theresa Mays, „links eine Bingo-Halle, rechts eine Moschee“. Matt wies darauf hin, dass May als Innenministerin 6 Jahre lang Polizeistellen abgebaut habe und ihre Ankündigung eines harten Kurses nach den britischen Terrortagen ein wenig unglaubwürdig sei. (Als würde der treue Thomas als harter Kanzler de Misere antreten wollen.) Bei dem Thema manövrierte sich dann auch unser Historiker aufs Abstellgleis. Politiker müssten ja irgendetwas tun nach solchen Terrorangriffen, sagte er zu Mays Ankündigungen. Entweder Harte Hand, oder, wie im Irland-Konflikt mit der IRA ‘Sich nicht provozieren lassen‘. Wir empfehlen dem Militär-Historiker die „Antiterrorgesetze“ der Briten zu googeln, oder, was nicht so mühsam ist, den Film „Im Namen des Vaters“ anzuschauen, dann sieht er, wie geduldig die Briten mit der IRA umgingen (der Film wäre auch was für unsere Misere, sonst allerdings nichts für schwache Nerven).

Der dritte Stargast des Abends, unser aller Euro-Elmar, Brexit-Beauftragter des EU-Parlaments Brok. Neben dem Erwartbaren – „Gefährder wegsperren bringt‘s nicht, weil die keine Flüchtlinge seien, sondern homegrown“ (den Zusammenhang Flüchtlinge-Gefährder stellte niemand her), „Russland versucht, Einfluss zu nehmen“ (fast jedes Land, außer uns, versucht woanders Einfluss zu nehmen) und „Grundrechte und Menschenrechte bewahren, sonst haben Terroristen gewonnen“ (warum die gewinnen, wenn wir uns nicht schutzlos zusammenbomben lassen, bleibt Elmars Geheimnis).

Nein, nebenbei entschlüpfen unserem Elmar immer wieder kleine Überraschungseier. Wussten Sie, dass die Overheadkosten bei seiner Parteifreundin Ursula von der Leyen und ihrer Laientruppe 47% betragen? (Und da ist noch keine Kita dabei!) Oder dass Europa mit 110 Milliarden Euro doppelt soviel fürs Militärische ausgibt wie Russland? Nur leider größtenteils sinnlos! Denn, das wusste sogar Gabor Steingart, die Euro-Armeen sind „kaum einsatzbereit“, man versteht untereinander wegen des babylonischen Sprachgewirrs kaum ein Wort und die Ausrüstung ist großenteils Schrott.

Und so ganz am Rande versteht man auch, warum Groß-Britannien ausgestiegen ist aus der EU. Sie haben ihr Ziel erreicht. Nämlich, dass der United States of Europe Nonsense nicht funktioniert. Historiker Neitzel bemerkte, dass nun, nach dem Brexit, die Briten nicht mehr „alles blockieren“ können. Und selbst dem Euro-Fanatiker Elmar Brok ist aufgefallen, dass „wir in den letzten 10 Monaten mehr erreicht haben als in 10 Jahren zuvor“. Elmar hat nur noch nicht bemerkt, dass das nichts mehr nützt. Sein EU-Modell ist längst im Keller der Geschichte abgelegt. (* Zum Spass haben wir einen Sketch aus der unnachahmlichen Comedy-Sendung „Yes, Minister“ angehängt.)

Darf man Julia Ebner und Sylke Tempel als Damenprogramm der Sendung bezeichnen? Erstere tat kund, dass „Terroristen harte Politik-Reaktionen provozieren wollten“. Wir würden der „Islamismus-Forscherin“ empfehlen, auch diesen Gedanken nicht zu vernachlässigen: Die wollen töten und verletzen. Und wir sollten sie daran hindern, und nicht zu therapieren versuchen. Sylke Tempel ist Chefredakteurin einer Zeitschrift, von der wir noch nie gehört haben. Und als sie forderte, die Sachsen sollten gegen Rechtsextremismus auf die Straße gehen, was „die Sachsen“ mit Roland Kaiser und anderen Geistesgrößen immer wieder getan haben, haben wir ihr nicht weiter zugehört.

* »Britain has had the same Foreign Policy objective for at least the last 500 years. To create a disunited Europe. In that course we have fought the Dutch against the Spanish, with the Germans against the French, with the French and Italians against the Germans and with the French against the Germans and Italians. Divide and Rule, you see. Why should we change now when it worked so well? Ancient history, surely. Yes, and current Policy. We had to break the whole thing up, so we had to get inside. We tried to break it up from the outside, but that wouldn´t work. Now that we´re inside, we can make a complete pig´s breakfast of the whole thing. Set the Germans against the French, the French against the Italians, the Italians against the Dutch. The Foreign Office is terribly pleased! It´s just like old times.«

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Kommentare ( 78 )

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78 Comments
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S7
6 Jahre her

Mich würde mal der allgemeine Nutzen eines „Militärhistorikers “ interessieren – was der den ganzen Tag so macht für die Wertschöpfungskette und was der im Vergleich zum Maurer, der bei Wind & Wetter auf dem Gerüst steht verdient ??? Wer braucht den solche Leute ??? Wenn man allerdings dann wieder einen wie Brock sieht, dessen Inkompetenz man förmlich am Gesicht ablesen kann, ist der Militärhistoriker schon wieder einigermaßen zu ertragen, da er im Vergleich zu Brock außer seinem überdimensionierten Gehalt sonst keinen Schaden anrichtet und wohl auch nicht die deutschen Steuermilliarden so zum Fenster rausschmeißt.

Luisa
6 Jahre her

1.Diese Plattitüden-Quassel-Formate müssen wir noch aushalten bis zur BTW. 2.Anschliesend die Nachlese, nur um endgültig feststellen zu können, dass die Wähler so ticken wie sie ticken – geradezu talk-quassel-hörig + MSM affin. 3. Sollte dieser Fall eintreten, müssen wir bekennen, das die Mehrheit der Lämmer nichts, aber auch gar nichts von der Realität mitbekommen wollen oder können. 4. Meinem Gehirn zu verstehen gebe, dass es sich für längere Zeit nicht mehr mit Dingen beschäftigen muss, die es eh nicht ändern kann. 5. Wieder bald Freude an der Zeit habe, um schöngeistige Dinge zu genießen. 6. Wandern, Laufen, Laufen und das… Mehr

nachgefragt
6 Jahre her

Das Damenprogramm in der Sendung war die Krönung der Sendung. Wie im Artikel schon angemerkt: Dschihadisten begreifen sich selbst als Kämpfer, sie wollen nicht die Gesellschaft spalten (oder härtere Regeln gegen sie), sondern wenn schon sich selbst abspalten, aber vor allem siegen – und zwar mit einem klaren Endziel, der Weltmacht. Sie siegen dann, wenn es auf der gegnerischen Seite Tote, Sklaven oder Konvertiten gibt. In Syrien ist das Parteiprogramm des IS klar zu sehen. Dort geht es nicht darum Zwietracht zu säen, sondern wer nicht für die ist, ist deren Feind und wird mit maximaler Brutalität getötet. Ich weiß… Mehr

Gerd Sommer
6 Jahre her

Die EU sollte sich ein Beispiel an der katholischen Kirche nehmen, das ist eine Erfolgsgeschichte über 2ooo Jahre:

Einfache Regeln, simples Glaubensbekenntnis und zur richtigen Zeit auch wehrhaft (das war wohl mal früher)….

Hans Druchschnitt
6 Jahre her

Hallo Herr Paetow,
mit dem Euphemismus…“auf die Palme bringen“ werden Sie wohl nicht
die regelmäßigen, sich dadurch gut informiert fühlenden Zuschauer meinen. Diese werden in diesem kurzen Filmchen treffend dargestellt und von
austauschbaren Sirene zusammen gerufen: https://www.youtube.com/watch?v=KvtT3UyhibQ

Nein, nein……Sie beherrschen die hohe Kunst eines Eulenspiegel, der hinterfotzig auch einen großen Teil seiner Leser, welche sich immer wieder über das selbe
Medientheater aufregen können, sozusagen von Ast zu Ast schwingen lassen.

Respekt.
H.D.

Casa Done
6 Jahre her
Antworten an  Hans Druchschnitt

Wenn unsere Sirenen wenigstens so charmant wären …

Friedrich - W ilhelm Becker
6 Jahre her

na, dann bin ich ja nicht umsonst eingeschlafen. jedenfalls wäre ich es, doch bin ich nicht mit deutschem fernsehprogramm gestraft! (die anderen sind auch nicht besser, aber nicht so teuer)! die plaudertaschen – weiblich und männlich – sind mir schon immer auf den sack gegangen. aber gleich und gleich gesellt sich gern! ihnen – herr paetow kann ich für ihr zuhören nur die notwendige geduld und barmherzigkeit wünschen. und ihren lesern auch, wenn es nicht so zum lachen wäre (mit einer träne im knopfloch).
best regards

ThurMan
6 Jahre her

*** USEN *****
Spitze!!!

Illusionslos
6 Jahre her

Das Gerede von den armen, abgehängten Terroristen ist nicht mehr zu ertragen. Damit wird den Angehörigen der Getöteten auch noch zusätzlich zu all der Trauer auch noch eine Mitschuld gegeben. Ein Generalverdacht und Mitschuld für die ganze deutsche Bevölkerung, die angeblich immer noch nicht genug tut, für diese armen, kranken Mörder. Für unsere Elite und allen Gutmenschen nochmal zum Mitschreiben : Es gibt keinen Grund der es rechtfertigt mit Sprengstoffgürteln, Bomben, Messern, Macheten oder sonst was mordend durch die Gegend zu laufen !!! Es gibt auch für keinen Deutschen die Pflicht, das alles zu erdulden und ihnen noch Empathie entgegenzubringen.… Mehr

Casa Done
6 Jahre her
Antworten an  Illusionslos

Stimme Ihnen voll und ganz zu! Die Terroristen des 11. September, an dem der globale, islamisch motivierte Terror seinen bisher „größten Tag“ hatte, waren fast durch die Bank keine „Loser“, sondern in der Mehrzahl überdurchschnittlich hoch gebildete und auch vermeintlich gut integrierte Männer. Natürlich gibt es auch den grenzdebilen Attentäter mit kaputter Biographie, aber so leicht und einfach darf man es sich mit dem Typus des Terroristen eben nicht machen. Bildung, Spracherwerb, Mitwirkungschancen und Toleranz sind bei weitem kein Allheilmittel gegen den Terror, auch wenn uns das diejenigen gerne verkaufen möchten, die davon häufig selber leben – Honi soi, qui… Mehr

Wolfgang Richter
6 Jahre her
Antworten an  Casa Done

Wie sagte in den Jahren nach 9/11 mal einer unserer Miesere-Vorgänger, es könnte der rot-grüne Schily gewesen sein bei Erklärung des jährlichen Staatsschutzberichtes,,
daß wir keine islamisch-fundamentalistischen Terrortaten zu befürchten haben, deren Folger Deutschland nur als Planungs- und Rückzugsraum nutzen. Es hatte offenbar niemand die Bedeutung u. Tragweite dieser Worte verstanden. Auch von den Pressehansels fragte niemand nach. So wird „Sicherheit“ in Dld. schon seit Dekaden von den Verantwortlichen u. Hofberichtetn verstanden. Und der Bürger nimmt den Verfall des Rechtsstaates ohne Widerspruch völlig lethargisch hin, um sich gleichzeitig bei Verstößen im Straßenverkehr oder am heimeligen Gartenzaun richtig aufzuputschen.

James Cook
6 Jahre her
Antworten an  Casa Done

In Anlehnung an das Wahlkampfmotto eines amerikanischen Präsidenten der neunziger Jahre könnte man den Terroristenverstehern auch zurufen:
„It’s the Islam, stupid!“

Kriti-kus
6 Jahre her

Diese Sendung ist nur zur Alleinunterhaltung von Frau Illner gemacht. Sie lädt sich einige Gäste ein, die ihr genehm sind, um sie dann von den mit gebrachten Anhängern der unterschiedlichen Läger beklatschen zu lassen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass da irgendwo Einpeitscher stehen, die den Klatschtackt vorgeben. Wer eine andere Meinung vertritt, wird entweder unterbrochen oder niedergequaselt von den Gästen, damit er ruhig gestellt ist. So gesehen, hat es sich für sie finanziell auf jeden Fall gelohnt. Alles andere ist egal.

James Cook
6 Jahre her
Antworten an  Kriti-kus

Wenn Sie mal eine Sendung besuchen, werden Sie erleben , dass nichts dem Zufall überlassen wird. Kennen Sie noch“ Der heiße Stuhl“ von RTL? Da wurden die Zuschauer vorher gebrieft, welche Hälfte bei wem zu applaudieren hatte.Auch der stets frenetische Beifall beim Auftritt des Moderators wird bei allen Sendungen vor Beginn mit dem Regieassistenten „geübt“.

markmunich
6 Jahre her

Hab mich da nur kurz reinverirrt, als gerade die junge „Denkfabrikantin“ zu bedenken gab, dass „Diskriminierungerfahrungen, Frustration über drakonische Gesetze sowie harte Rhetorik“ den Terroristen in die Hände spielen würde. Darüberhinaus, so dachte sie weiter, würden sich „Muslime in die Ecke getrieben fühlen“ u. so weiter in die Radikalisierungsfalle tappen … Und ich dachte mir, was mag ein potentieller Sprenggläubiger wohl wiederum denken, der das gerade sieht? Ich denke, er würde überhaupt nichts denken, sondern sein Mund sich nur zu einem infernalischen Lächeln formen … Die Physiognomie des unverwüstlichen EU-Betonschädels Brok dürfte ihn allerdings zumindest beeindruckt, wenn nicht gar ernsthaft… Mehr

Morgoth
6 Jahre her
Antworten an  markmunich

Drakonische Gesetze? Ist das das, was Amri von seinem Attentat abgehalten hat? Oder was es diesem Irren in Arnschwang trotz Fussfessel ermöglicht hat ein 5 jähriges Kind zu erstechen?
Vielleicht sollten die Runden demnächst bei den Alkoholikern in der Trinkhalle hinterm Studio stattfinden. Da sind wenigstens Gehirnzellenreste vorhanden.

Alfred Ost
6 Jahre her
Antworten an  markmunich

Sprenggläubiger! Spitze. Den leih´ich mir.

Wolfgang Richter
6 Jahre her
Antworten an  markmunich

Da hätte zur Ergänzung noch die Taliban-Diskutantin Käßmann gefehlt, um dem staunenden Zuseher zu noch nicht für möglich gehaltenen Erkenntnissen zu verhelfen.