"Jetzt wohin" gibt sich als Dokumentation, ist aber ein mit Steuergeld gefütterter PR-Streifen: Kritiker werden als fossile Lobbyisten diffamiert, Habecks politische Bilanz zur rührseligen Heldenreise ummontiert. Mehrere Fördergremien adeln das Projekt zu einem grün-glänzenden Wohlfühlmärchen über Deindustrialisierung und Schuldenpolitik
Bild: Pandora Film - Collage: TE
Dieser Film ist aus zweierlei Gründen ein aufschlussreiches Dokument: Erstens führt er noch einmal sehr eindrucksvoll vor, wie korrupt und parteiisch die deutsche Filmförderung und die öffentlich-rechtlichen Anstalten agieren. Und zweitens, wie man eine „Dokumentation“ drehen kann, die das politische Wirken Habecks in nahezu absurder Weise als grünes Wohlfühlkino verkleidet. Sämtliche Kritiker, die etwa gegen Habecks Heizungsgesetz wettern, werden vom Regisseur – ein guter Freund von „Robbie“ – als korrupte Lobbyisten des fossilen Energiemarktes dargestellt. Der Filmemacher, der Lars mit Vornamen heißt, wie es sich für einen Norddeutschen offenbar gehört, ist erklärter Fan und erzählt im Grunde aus seiner Sicht, wie unglaublich es sei, dass Habeck nicht zum Kanzler gewählt wurde. Alle Szenen laufen auf diese Botschaft hinaus: Wie kann der Wähler nur so doof sein?
Ein Beispiel: Die Szene, in der Habeck nach dem Abschalten von Nord Stream nach Katar fliegt, um teures, umweltschädliches Flüssiggas einzukaufen. Der taz-Chefredakteur, offenbar ebenfalls ein Habeck-Fan, erklärt dazu, Habeck beweise damit, dass er ein guter Realpolitiker sei, denn „die Deutschen wollen heizen“. Ausgeblendet wird, dass wir selbst schuld daran waren, dass durch die Pipeline kein Gas mehr kam – und dass auf Wunsch der Grünen in dieser Notlage zusätzlich eiskalt alle Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet wurden. Und das ohne Not.
Der Charakter der Grünen zeigt sich hier mit voller Wucht: Geht es um den Krieg in der Ukraine, ist ihnen das Klima plötzlich völlig egal. Frankreich betreibt 57 Atomkraftwerke, die im Ernstfall auch Deutschland verseuchen würden. Wir kaufen gern Atomstrom aus Frankreich, schalten aber unsere letzten drei Kraftwerke ab – die im Übrigen neuer und sicherer waren als viele Reaktoren in Frankreich. Der Ukraine-Krieg verursacht in etwa so viele CO₂-Emissionen wie die gesamte europäische Industrie pro Jahr. Das heißt: Durch den Krieg hat sich die Luftverschmutzung faktisch verdoppelt – und gerade die Grünen haben sich in den letzten drei Jahren hervorgetan, diesen Krieg unter Leugnung aller militärischen Fakten bis zum möglichen Untergang der Ukraine weiterführen zu wollen. Frei nach dem Motto: „Wir sind die Gutmenschen und kämpfen zwar nicht, aber ermuntern die Ukraine, weiter zu sterben und auf keinen Fall einzuknicken!“
Nun aber kurz zum Positiven über Habeck (nicht über den Film, der ein reiner Propagandafilm und keine Dokumentation ist): Habeck ist tatsächlich kein Lügner in der Form wie Merz, sondern steht zu seiner Politik und hat die Wähler nicht wissentlich belogen. Er hatte nur keine Ahnung von den Folgen seines Handelns und nie verstanden, dass er Wirtschaftsminister und nicht Umweltminister war. Ökonomische Grundlagen – Produktion, Steuern, Zinsen oder Schulden – sind ihm völlig fremd. Der eigentliche Denkfehler der Grünen besteht darin, dass sie ignorieren, dass Deutschland nur für etwa zwei Prozent des weltweiten CO₂-Ausstoßes verantwortlich ist. Selbst wenn wir alle tot wären, würde sich global kaum etwas verändern. Die Deindustrialisierung Deutschlands ist daher weder zielführend noch sinnvoll – sie bringt Leid, Frust, Unsicherheit, Hunger und Gewalt.
Nach ungefähr einer Stunde und 28 Minuten hat Habeck allerdings einen lichten Moment, als er voraussagt, dass die SPD bei der nächsten Wahl um die zehn Prozent kämpfen werde und die CDU um die 20-Prozent-Hürde. Im selben Moment stellt Regisseur Lars fest, dass die neue Regierung genau das umsetzt, was Habeck jahrelang gefordert hat: eine gigantische Neuverschuldung.
Im Gegensatz zu meinem Migrationsdrama RUN, das derzeit bei Amazon und Apple läuft und die Situation so zeigt, wie sie ist, wurde HABECK – JETZT WOHIN vom BKM, der FFA, der Filmstiftung NRW und dem Beauftragten der Bundesregierung gefördert – also von vier verschiedenen Einrichtungen. Mit anderen Worten: Die Filmemacher haben sicher verdient, während sie Robert begleiteten. Durch die Förderung kommen außerdem TV-Deal, Festivals, Preise, Verleihförderung usw. Es geht nicht darum, dass es einen solchen Film gibt – es geht um Zensur und Wettbewerbsverzerrung: In Deutschland wird nichts gefördert, was Mitte-rechts ist. Würde ich eine Doku über Alice Weidel einreichen, gäbe es keinerlei Förderung und auch keinen TV-Deal, und die Produktion würde faktisch verhindert – obwohl Weidel eine lesbische Feministin ist, die mit einer farbigen Frau verheiratet ist: eigentlich drei Pluspunkte für jede Förderjury. Nur wäre es der Jury in diesem Fall egal.
Ich wäre mit dem Film gnädiger umgegangen, wenn ich nicht durch die Handlungen von Baerbock und Habeck während ihrer Amtszeit und danach zu dem Schluss gekommen wäre, dass beide arrogante Karrieristen sind, Niederlagen nicht ertragen können, unqualifizierte Verwandte und Bekannte in Positionen gehievt haben und trotz pausenlosem „Ich bin doch einer von euch“-Gerede jeweils zig Millionen Euro für Imagekampagnen, Fotos, Hairdresser, Make-up und vor allem sinnlose Flüge mit ihren Boeings rausgeschleudert haben. Sie haben durch ihr Verhalten bewiesen, dass sie in der Politik sind, um ihr Ego zu pudern und Geld zu verdienen. Man muss nur Annalenas Single-Leben in New York auf Instagram verfolgen, und alle Fragen sind beantwortet. Robert ist dem Geldruf aus den USA ebenfalls gefolgt – für eine Gastprofessur. Was Studenten von ihm lernen sollen, ist mir ein Rätsel.
Sie können Uwe Boll auch hier finden:
X: @uweboll7 – Instagram: uwe_boll_films – Youtube: @uweboll9101

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„Jetzt. Wohin.“
Dieses pseudophilisophische Undeutsch hat er sich bestimmt selber ausgedacht.
Sie, die grüne Viola von Cramon-Taubadel, behauptet auf dem Bundesparteitag der Grünen in Bonn 2022, dass „der Robert“ hinter dem Sabotageakt an den Nordstream Pipelines steht? Das kommt in dem „Film“ sicher nicht vor – er hier hat jedoch recherchiert: „Nachdem die Rede von Viola von Cramon-Taubadel auf dem #bdk22 der GRÜNEN viral ging, habe ich mir die #Nordstream-Timeline genauer Angesehen. In diesem Thread gebe ich einen Überblick über die geopolitischen Interessen beteiligter Spieler & enthülle die polnischen Kollegen. 1/n“ https://x.com/propaganda_nerd/status/1584988096164028416 „Von Cramon-Taubadel stand dem Bau der Gaspipeline Nord Stream 2 kritisch gegenüber und fordert deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine.… Mehr
„Jetzt wohin“ Guter Titel. Denn in Berkeley ist er nach vielfachen Absichtserklärungen noch nicht angekommen. Hinsichtlich dessen findet man immer noch nicht mehr als Habeck spricht mit, wird möglicherweise, wechselt offenbar, soll, soll offenbar, scheint Karriereschritt vorbereitet zu haben, ist im Gespräch, geht einem Bericht zu Folge, bestätigt Gespräche, als Gastdozent im Gespräch… – das alles im Juni. Und im August die weitere einseitige Absichtserklärung über die Tagesschau: „In naher Zukunft wolle er „an verschiedenen ausländischen Forschungs- und Bildungseinrichtungen forschen, lehren und lernen“, sagte Habeck, unter anderem am Dänischen Institut für Internationale Studien in Kopenhagen und der US-Universität Berkeley. „Aber… Mehr