Talkshow-Deutschland weiter im Wahn. Bei Lanz wird noch immer Elmar Theveßen zugeschaltet. Und bei Maischberger redet Philipp Amthor. Dazu jede Menge Buzzwords: Putin, Drohnen, Angst, hybrider Krieg – eben der übliche Wahnsinn. Von Brunhilde Plog.
Screenprint: ARD / Maischberger
Die gute Nachricht gleich vorab: Philipp Amthor entwickelt sich prächtig. Der Vorzeige-Knabe der CDU zeigt bei Maischberger, was gute Erziehung ausmacht. Seine Phrasendresch-Maschine: auf volle Schnittbreite ausgefahren. Den rechten und den linken Rand rasiert er damit gleichermaßen.
An der AfD kritisiert Amthor pflichtgemäß, dass sie „sich nicht abgrenzen kann vom Rechtsextremismus“ und „sich immer weiter radikalisiert“. Sehr brav. Fraktions-Chef Spahn und Noch-Kanzler Merz dürften es daheim vor dem Bildschirm mit einem Prösterchen quittieren. Und an der Ex-Mauerschützenpartei „Die Linke“/SED stört Amthor genau dies: „das historische Erbe dieser Partei“. Ines Schwerdtner, Co-Chefin besagter Linken und ebenfalls im Studio, kommt da schnell ins Schmollen. Sie wolle sowieso keine Gespräche mit der CDU.
Die AfD kann nicht kontern. Sie ist – versteht sich – mal wieder nicht eingeladen.
Doch auch Amthor hat Defizite. Gewollte allerdings. Denn dass er simple Ja/Nein-Fragen aus Prinzip nicht beantworten kann, gehört mit zur Erziehung. Das lernt Maischberger an diesem Abend. Dazu muss man wissen: Amthor soll einst bei einem Schulausflug im Bundestag vergessen und dann von CDU-Abgeordneten wie Mogli aufgezogen worden sein. Eine kuriose Vita, gewiss, aber dementiert hat Amthor sie nie – weder mit Nein, noch mit langen Ausweichantworten.
Amthor und Schwerdtner geraten über die üblichen Themen auf die übliche Weise aneinander. Bürgergeldbetrüger, Reichenbesteuerung, Kürzungen beim Pflegegeld, Erbschaftssteuer – die beiden Parteigewächse hauen sich ihre erlernten Phrasen so erwartbar um die Ohren, dass jedes Zitieren hier nur eine Verschwendung von Bildschirmpixeln wäre. Daher in Kürze: Schwerdtner glaubt, dass 100 Millionen an möglichen Einsparungen beim Bürgergeld „den Haushalt nicht retten“, also weiter so. Und Amthor versucht allen Ernstes, die „Attacken auf den Sozialstaat“ (Vorwurf Schwerdtner) als gute Tat darzustellen. Denn zwar plane die CDU eine Abschaffung der Pflegestufe 1 – die Amthor-Version von Ja lautet hier „Darüber bilden wir uns eine Meinung“ – aber dies doch bitteschön nur, „um den sozialen Zusammenhalt wieder zu stabilisieren“. Denn sein Chef, der Herr Merz, sorge sich „genau so um die Gerechtigkeit in diesem Land“ wie die Linke. „Ich finde es unredlich“, poltert Amthor, doch damit meint er gar nicht die CDU, auch nicht Merz und schon gar nicht sich selbst. Sondern wieder die Linke.
Soviel muss man ihm lassen: Mit (Un-) Redlichkeit kennt sich Amthor aus. Das hat er schon 2021, mit gerade einmal 29 Jahren, eindrucksvoll unter Beweis gestellt: Hohe sechsstellige Nebeneinkünfte kamen seinerzeit ans Licht. Das hatte Konsequenzen: Heute ist er Staatssekretär für Digitales und Staatsmodernisierung.
Selbstgefällig sitzt Amthor nun da, dozierend, belehrend und, ja, sogar segnend! Messiashaft breitet er dann die Arme aus, schwätzt von gleichen Zielen, will „Einigkeit“ zelebrieren, wo gar keine Einigkeit ist. Er hört sich so unglaublich gern selbst zu, dass Worte wie Arroganz oder Hybris nur klägliche Versuche einer Beschreibung sein können. Und dann dieses widerstehliche Lächeln! Spahn und Merz haben sicher schon die zweite Flasche auf.
Doch es passiert an diesem Talkshow-Abend durchaus auch etwas Bemerkenswertes: das weitere vorsichtige Kratzen nämlich an der Brandmauer zur AfD. Und ausgerechnet das streng linksgebürstete News-Mimikry „T-Online“ setzt heute die Kratzbürste an. Co-Chefredakteur Christoph Schwennicke (Ex-Herausgeber des Cicero) kündigt seine unerhörte Denke vorsichtshalber sachte an: „Jetzt sage ich was ganz Gefährliches.“ Dann lobt er die jüngste Rede des AfD-Co-Vorsitzenden Tino Chrupalla: „Die Rede an sich, inhaltlich und auch im Vortrag, im Duktus, war nicht daneben. Die muss diskutabel sein.“
Das kann Helene Bubrowski so nicht stehenlassen. Die Podcasterin („Table Briefing“) gerät sofort in ein gehetztes Konterstakkato: „Ich glaub, man darf sich da nicht von einzelnen Äußerungen…also natürlich sagt irgendwann auch mal ein AfD-Mitglied…“ Sie unterstellt der AfD, jetzt „solche Reden auch bewusst“ zu halten, um harmlos zu wirken: „Man darf auch nicht zu naiv sein.“ Thema vom Tisch.
Der Unvereinbarkeitsbeschluss mit der Linken hingegen, so Bubrowski, sei „natürlich eine Farce“, denn die Union bekomme andernfalls in vielen Fällen keine Mehrheiten mehr hin. Doch „meine Sorge ist, dass es die CDU zersprengt, wenn der formal aufgehoben wird.“
Zum Thema Krieg und kein Frieden sitzt Rüdiger von Fritsch im Sessel, der von 2014 bis 2019 deutscher Botschafter in Moskau war. Er sagt, was dem Publikum seit Monaten eingehämmert wird: Russland sei schwach, Putin erfolglos. Im Januar sei er so lange mit der Ukraine beschäftigt wie „der Russe“ im Zweiten Weltkrieg mit dem Dritten Reich. „Und da stand er in Berlin.“ Putin spiele „ein gefährliches Spiel mit unserer Sicherheit“. Er habe „eine Klappe neben sich“, und da schieße alle paar Wochen der Außenminister Lawrow heraus und erzähle irgendwas Böses. Das sei „Teil der hybriden Kriegsführung“, sagt von Fritsch. Sieg im Buzzword-Bingo.
Von Fritsch kennt sich aus. Denn seine „Aktivrente“ bezieht der pensionierte Diplomat von einer Firma, die sich ohne störende Bescheidenheit „Berlin Global Advisors“ nennt. Ein waschechter Weltenratgeber also.
Und das Gesagte zu untermauern, hat Maischberger noch einen weiteren „Experten“ am Start: Andrew Langer, und der macht seine Sache prima. Er wird aus den USA zugeschaltet und wirkt geradezu amthorhaft blass. In seinen ersten drei Redebeiträgen wiederholt er ausschließlich und fast wörtlich, was von Fritsch gerade eben gesagt hat. Danach haben wir nicht mehr zugehört und stattdessen mal geschaut, was der Mann sonst so treibt. Ergebnis des Web-Gurgelns: Andrew Langer, Präsident des „Institute for Liberty“. Letzter Eintrag auf seiner Homepage: ein Kommentar zu aromatisiertem Tabak. Er datiert unter „News“ auf den 7. Juni.
Der Siebente des Juno anno 2022…

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Aus jedem Satz jenes Artikels kann man die (nachvollziehbare) Verachtung Plogs gegenüber dem maroden BRD-System entnehmen, das alltäglich um sich selbst kreist!
Das Beste kommt am Schluss. Man kann sich nur bei TE bedanken, denn jeder Gast der „Shows“ bei ARD/ZDF muss erstmal „gegoogelt“ werden. Im Sommer 2018 legte Amthor die Jägerprüfung ab. Im Dezember 2019 trat er mit seiner Taufe der römisch-katholischen Kirche bei. Im Angebot ist noch Rüdiger Werner Hans-Erdmann Freiherr von Fritsch-Seerhausen, leider nur niederer Adel. Wie wäre es mal mit David René de Rothschild als Gast? Der Mann braucht allerdings mehr als Maischberger von Vincent Productions GmbH als Gesprächspartner.
Amthor und Linnemann sind genau die Sorte Milchbubis, wie Fritze es früher war. Reine Maulhelden, die bei der kleinsten Herausforderung umfallen wie ein Pappaufsteller.
Da tun Sie den aufgestellten Pappkameraden Unrecht.
Die haben mehr Beharrungsvermögen.
Ines Schwerdtner, Co-Chefin der Linken will also keine Gespräche mit der CDU. Mehr fällt dieser Frau nicht ein. Aber im Bundestag mit der Union stimmen, damit die vereinigten Linksextremisten das Bundesverfassungsgericht mit ihrer Richterauswahl unter ihre Kontrolle bringen können, das geht.
So machen sie uns öffentlich weis, dass sie untereinander nicht gemeinsam vorgehen würden.
An ihren Taten sollt ihr sie erkennen!
Dieser ganze Talkunsinn bei den ÖR sind so sinnvoll wie einen Eiswürfel in der Hosentasche nach Hause zu tragen so lange nicht endlich die größte Opposition mit am Tisch sitzt.
Ignoriere diesen Unsinn und du wirst einen besseren Tag haben ..
Ich habe nur den Ausschnitt gesehen, als Schwennicke sich traute die AfD durchaus als diskutabel darzustellen. Bei dieser Aussage zog er schon den Kopf ein, weil er befürchtete, dass er jetzt eins aufs Dach bekommt.
Schwennicke ist durchaus ein gescheiter aber leider auch ein sehr feiger Journalist.
Wie befürchtet kam es auch so. Als dann Böttinger anfing ihre hohlen Phrasen zu dreschen, wurde es unerträglich und ich habe abgeschaltet.
Alleine, dass man solche wie Böttinger oder Gerstner immer wieder so unmotiviert dahin setzt.
Was sollen die uns zu sagen haben?
Was umgekehrt die Frage danach stellen lässt, wie hoch so ein Auftritt für Ruheständler finanziell zu Buche schlagen wird.
Zusätzlich zu Rente und hohen weiteren Zahlungen aus Beiträgen.
.
Bradbury hatte in Fahrenheit 451 schon recht – die werden, das sie über die Jahre immer wieder ins Wohnzimmer gelassen wurden, von den Couchpotatos, die das immer noch konsumieren, als Familienmitglieder erkannt.
Mag sein, daß Philipp Amthor wie Mogli von Bewohnern des Politdschungels aufgezogen wurde, weil eine Grüne ihn nach dem öffentlich wirksamen Stillen im Plenarsaal vergessen hatte. Aber dieses spitzbübische Lachen auf seiner Rotbäckchen-Physiognomie verrät, daß irgendwann der Geist von Alfred E. Neumann in ihn gefahren sein muß, so wie der Geist eines bekannten Politikers in die leptosome, mit nichts als Sprechblasen und heißer Luft gefüllte Gestalt der schlechtesten Kanzlersimulation aller Zeiten gefahren sein muß, ein Geist, der auch unbedingt mal deutscher Kanzler und vermutlich gerne auch etwas schlanker gewesen wäre, es aber zu Lebzeiten nie, und selbst im Körper der… Mehr
Es ist schon recht, wenn man nur ausschließlich Parteienvertreter aus dem linksextremen Kartell ins deutsche Propagandafernsehen einlädt um sich zu präsentieren. Da weis der normale Bürger welche Parteien er nicht wählen sollte.
„An der AfD kritisiert Amthor pflichtgemäß, dass sie „sich nicht abgrenzen kann vom Rechtsextremismus“ und „sich immer weiter radikalisiert“.“
Das immer gleiche dumme Geschwätz, wie immer ohne jegliche glaubhafte Belege vorweisen zu können. Langweilig, stupide und billig.
Deshalb werden sie dahin gesetzt – die Gesellen uns zu Lasten.
Um solche beständigen Agit-Prop-Impulse zu streuen, bis es der letzte Zuseher glaubt, aber auch nicht sachlich begründen kann, wie er zu dieser „Ansicht“ kommt.
..aber die Leute glauben den Mist, weil „ham se doch im Fernsehen gesagt“….
„… wie Mogli aufgezogen“ – sehr erfrischend, nicht nur diese Stelle, vielen Dank & mehr davon, bitte.