Bei Maischberger möchte Lindner die Energieabhängigkeit Deutschlands „nicht kommentieren“

Maischberger schaffte es tatsächlich, auf den in linken Kreisen beliebten Porsche-Vergleich zu verzichten, als es um Linders geplanten Tankrabatt (Gutschein für alle) ging – aber die Schnapsidee ist wohl eh vom Tisch.

Screenprint: ARD/maischberger

Wir wollen gleich zu Beginn offen zugeben: Im Ersten nix Neues. Wie so oft bei unserem Staatsfunk im Allgemeinen und Maischberger im Speziellen: einseitige Darstellungen aus erster Hand, eingeordnet von heiteren bis harmlosen Journalisten aus dem Staatsfunk-Freundeskreis.

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Bei Putin soll es besonders schlimm sein, sagt jedenfalls die russische Journalistin Natascha Sindeewa, deren Sender Doschd die Staatsmacht gerade abgeklemmt hat. Gehirnwäsche auf allen Kanälen des Staatsfunks, beklagt die Russin, und nun sei das Land gespalten in die, die dem Staatsfunk glauben, und die, die nicht. Aber „wir haben auch alternative Medien im Internet, die viel genutzt werden und vielleicht ist das ja ein Weg …“ Obwohl wir nicht ein Wort russisch sprechen, kommt uns das beschriebene Prinzip doch irgendwie bekannt vor.

Beeindruckend ein smarter junger Mann, der ehrfurchtsvoll als „seit 2019 Berater von Ukraines Präsident Wolodymiyr Selenskyj“ vorgestellt wird: Alexander Rodnyansky. Wahrscheinlich ist er der Sohn des gleichnamigen TV-Sender-Gründers (1+1) und verdienten Künstlers der Ukraine, und wenn das Internet uns nicht täuscht, außerdem Assistenz-Professor an der ökonomischen Fakultät von Cambridge. Jedenfalls spricht er besser deutsch und englisch als Annalena Baerbock.

Zunächst möchte er sich bei allen im Namen der Ukraine bedanken für die Unterstützung, und außerdem findet er, ein Ölkauf-Boykott wäre der richtige nächste deutsche Schritt. Auf Friedensgespräche möge man sich besser nicht verlassen, die sind nur Täuschungsmanöver für die EU-Pazifisten. Und dann erzählt er noch, was ihm der Freund eines Freundes erzählt hat – ungefähr dasselbe, was man über die Russen auch 1945, ff., sagte: Schweine. Und bekanntlich wollen sich nicht mal die Russen von ihresgleichen befreien lassen.

ARD-Börsenfrau Anja Kohl war schon vor dem Rodnyansky-Auftritt auf der Anti-Putin-Palme. Wir fassen zusammen: kein Öl mehr von Wlad, Inflation bleibt Dauerzustand wegen des Krieges.  Aber: Die Sache ist für Europa eine große Chance zur Schaffung einer Neuen Weltordnung – moralisch, politisch und wirtschaftlich.

Beeindruckt zeigten sich Wolfram Weimer (gern gesehener Talkshow-Gast) und ein gewisser Tilo Jung, Fotomodell und Journalist, der einen Blog mit dem bezeichnenden Namen „jung und naiv“ verantwortet. Im sommerlich hochgekrempelten Hemd mit Krawatte hinterließ er genau den richtigen optischen Eindruck, und inhaltlich passte auch alles: Die hohen Tankstellenpreise, etc. kämen dem Klimawandel zupass und so könnte uns der Krieg von den fossilen Energien befreien. Und Linders geplanten Tankrabatt bezeichnete er als „Putin-Soli“.

Längst ist es Brauch, dass unsere politisch Verantwortlichen auch in schwierigster Lage immer wieder die Zeit finden, in Talkshows zu gehen – es kann ihnen ja nix passieren, wenn sie nicht in der AfD sind. Heute war unser Finanzminister Lindner zum Plausch gekommen.

Da wurde gleich knallhart nachjefracht, wie das mit dem Ölboykott denn nun sei, und Lindner erklärte, dass dann ja bei uns zu wenig Öl vorhanden sei, was Maischberger nicht sogleich verstand – nach dem Motto: Dann kaufen wir eben woanders. Da flüchtete sich der Minister staatstragend in die Formulierung, er möchte „das“, gemeint ist die Frage nach der Energieabhängigkeit und damit Versorgungssicherheit Deutschlands, „aus möglicherweise nachvollziehbaren Gründen nicht kommentieren“. So schlimm?

Tagesthemen-Moderatorin:
„Warum brauchen Menschen mit teuren Autos, die auf der Autobahn rasen, auch noch einen Tankrabatt?“
Maischberger schaffte es tatsächlich, auf den in linken Kreisen beliebten Porsche-Vergleich zu verzichten, als es um Linders geplanten Tankrabatt (Gutschein für alle) ging, aber die Schnapsidee ist wohl eh vom Tisch. Die heute besonders engagierte Anja Kohl rief Lindner dann noch hinterher: Alle anderen Länder haben Preissenkungen auf den Weg gebracht über Mehrwert- und Energiesteuer-Senkungen, nur bei uns sollen planwirtschaftliche Maßnahmen greifen.

Bei Lindner fällt übrigens langsam der neue Umgang auf: Wie ein sozialdemokratischer Marktplatz-Demagoge führte er die „Familien mit Kindern“, denen geholfen werden müsse, an und „die ambulante Altenpflegerin auf dem Weg zur Arbeit“ (Copyright Martin-Schulz). Und von Annalena Baerbock hat er schon das Deutsch, etwa bei den „Sanktionen, die wir verhangen haben“.

Bei Corona fühlt sich die Journalistengemeinde weitestgehend gut bei Karl Lauterbach aufgehoben, und Maischberger stellte dem Lockerungsbefürworter Lindner tatsächlich die komische Frage: Wie würden Sie sich fühlen im Restaurant ohne Maske, wo doch die Inzidenzen steigen? Im Restaurant des Europaparlaments in Brüssel sei das längst der Fall, so Lindner, und übrigens saßen auch Maischberger und ihre Gäste maskenfrei herum – trotz Inzidenz.

Gute Nacht.


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Kommentare ( 51 )

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November Man
2 Jahre her

Seit Herr Linder Finanzminister ohne FDP wurde, entwickelt er seine hochnäsige Arroganz immer weiter. Er hat was er persönlich wollte, die FDP nicht. Es ist zwar noch ein langer Weg, aber bald kommt er an die Arroganz der von der Leyen heran.  

Bernd W.
2 Jahre her

Bei all der fürchterlichen Politik, die hier seit vielen Jahren betrieben wird; bei all den völlig imbezillen Maßnahmen, die gegen die vitalen Interessen der Bürger „verhangen“ (Herrjeh!!) werden, möchte man den „Einwohnenden“ unseres Landes laut entgegenschreien: „Deutschland, erwache!“ – doch dieser Slogan ist durch eine andere Verbrecherbande ja schon hinlänglich diskreditiert…
Warum zur Hölle ist die große Mehrheit der Wähler mit einer derartig hartnäckigen Blindheit geschlagen? Und das im Volk der Dichter und Denker??

Michael M.
2 Jahre her

Frau Maischberger hat offensichtlich noch nicht einmal verstanden, dass sie die dämliche Maske meinetwegen bis zu ihrem Ableben auf ihrer überheblichen Nase tragen kann. Ich möchte das nicht und fürchte mich weder vor Infektion noch vor der Krankheit (beides ist grundsätzlich getrennt zu betrachten, aber das ist den Damen und Herren ja schon zu hoch).
Der ganze Irrsinn muss beendet werden und zwar unmittelbar jetzt !!!

Don Martin
2 Jahre her

Von wegen Öl: Warum großteils keine Online-Preise?!Die Heizölhändler haben in nahezu allen Regi­onen derzeit größte Waren­beschaf­fungs­probleme!Die bestehenden Versorgungsengpässe, haben sogar dazu geführt, dass die Bestands-Notreserven geöffnet wurden. Die Heizöllieferanten erhalten von deren Großhändlern nicht im Ansatz mehr die Mengen Heizöl, die sie für die anstehenden Belieferungen bräuchten. Täglicher Bedarf bleibt ungedeckt. Sogar bereits von den Händlern vorbestelltes und bezahltes Heizöl kann nicht zur Verfügung gestellt werden. Auch ist eine Ersatzversorgung über andere Ölgroßhändler und Raffinerien derzeit ausgeschlossen, da alle Großhändler mit diesen Versorgungsproblemen kämpfen. Der Text steht auf der Tecson-Seite, wo man sich übern aktuellen Ölpreis informieren & Heizöl bestellen… Mehr

Michael Palusch
2 Jahre her

möchte Lindner die Energieabhängigkeit Deutschlands „nicht kommentieren“

Was sollte man da auch kommentieren?! Deutschland ist, ob es uns nun passt oder nicht, vom Import preiswerter Energieträger abhängig. Wer vom Gegenteil ausgeht, singt das Lied der „Energiewender“. Egal ob Öl, Gas, Kohle oder Uran, Deutschland könnte von diesen Energieträgern, nicht einmal in Summe, annähernd die benötigten Mengen fördern.

Kassandra
2 Jahre her
Antworten an  Michael Palusch

Wenn doch schon ein früherer „Oberboss“ darüber philosophiert, dass wir frieren werden müssen, könnte man annehmen, dass gar nicht daran gedacht ist, künftig für ausreichend Energie zu sorgen. Was allerdings in Anbetracht der Anwesenheit diverser „Glücksritter“, die sich in Deutschland ein Anrecht auf ein schönes Leben alleine durch „Anwesenheit“ erhoffen, nicht goutiert werden wird.

RoyBush
2 Jahre her

Lindners Idee vom Tankrabatt ist die einzige die schnell und kurzfristig zu realisieren wäre. Und ja, wie der Name schon sagt. alle die den teuren Sprit kaufen müssen profitieren davon. Dann immer sofort den angeblich reichen SUV Fahrer anzuprangern gehört eher in den Bereich der Dummschwätzerei.

Funke
2 Jahre her

Typisch deutsch. Erstmal alles zerreden. Warten, bis der Markt es von alleine regelt. Vielleicht fallen ja auch die Preise wieder. Und, bitte nur so tun, als wolle man was tun. Aktionismus. Und dann, Bürokratie muss in Deutschland mit dabei sein. Mehrwertsteuer und Spritsteuer runter, wie es andere machen – igitt, nicht in Deutschland. Die Leute haben doch eh zu viel Geld und fahren zu viel Auto. Nein, wie gesagt, das Problem muss zerredet werden. der doofe, geduldige Deutsche wird schon zahlen, muss er eben weniger fahren. Und die Logistik-Branche, ach Gott, die jammern eh bloß rum. Sollen die hohen Spritpreise… Mehr

Michael Palusch
2 Jahre her

Was hier zur Zeit abläuft erinnert mich irgendwie an „Je suis Charlie“. Wird es auch in Kiew ein Stelldichein der „Mächtigen“ geben, die dann, genau wie damals in Paris, „gemeinsam“ mit „den Menschen“ ihre Gutheit zur Schau stellen? Der verpönte deutsche Patriotismus feiert seine Inkarnation durch die kulturelle Aneignung des ukrainischen Patriotismus. Man wird nicht müde bei dem Versuch, sich öffentlich als guter „Ukrainer“ zu inszenieren, natürlich fernab vom Donbass, aus dem wohligen deutschen Fernsehstudio. Während hier die Selbstkasteiung mit der Forderung auf den Verzicht russischer Energieträger, unterlegt mit dem Sound pastoraler Entsagungsbelehrungen, immer wahnhaftere Züge annimmt, sieht man es… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Michael Palusch
Habakuk06
2 Jahre her
Antworten an  Michael Palusch

Haben wir nicht schon einmal die russischen Gaslieferungen an die Ukraine bezahlt bzw. das was die Ukraine abgezweigt (gestohlen) hat? Dann können wir es doch auch ein zweites Mal tun. Deutschland ist ja schließlich ein reiches Land. Nach Herrn Gauck können WIR doch auch mal etwas frieren für die Ukraine und ein PAAR JAHRE auf Lebensqualität und Lebensfreude verzichten. Er hat zwar gesagt für den Frieden, aber das kommt ja auf eins heraus. Mit WIR hat er auch sicherlich nicht sich und die andere politische Bagage gemeint. Diese Chuzpe muss man erstmal haben, wenn man jährlich ein paar Hunderttausend Euro… Mehr

Lesterkwelle
2 Jahre her

Man kann Paetow & Kollegen eigentlich nur wegen ihrer Leidensfaehigkeit bewundern, dieses meist voellig unerhebliche Palaver allwoechentlich anzuschauen und objektiv darueber zu berichten. Sie haben fuerwahr eine Erschwerniszulage verdient!

Kassandra
2 Jahre her

Mit ca. 100m Abstand an Kretschmanns Domizil vorbei laufen kostet bei uns um die 30.000 Euro. https://www.zak.de/Nachrichten/Demo-vor-Privathaus-von-Winfried-Kretschmann-30000-Euro-Geldstrafe-fuer-Raedelsfuehrer–149469.html
Der „RÄDELSFÜHRER“ ging in Berufung.

Last edited 2 Jahre her by Kassandra