Enthüllungsjournalismus oder was der NDR darunter versteht: Anja Reschke enttarnt die fossile Lobby

Was macht man beim ÖRR, wenn Agora und andere Netzwerken grüner Lobbys auffliegen? Richtig, man deckt mit Hilfe von Netzwerken grüner Lobbys die "fossile Lobby" auf - und landet beim sattsam bekannten Wirtschaftsrat der CDU. Alle andere Meinungen sind „rechts“, Andersdenkende „Klimaleugner“. So einfach geht Reschke.

Screenprint: ARD/Reschke Fernsehen

Nachdem TE den Enthüllungsjournalismus mit der Offenlegung des Agora-Netzwerks wieder popularisierte, haben auch die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten die Zeichen der Zeit verstanden und wollen ihren verbliebenen Zuschauern zeigen, wie kritischer Journalismus auszusehen hat. Wer nun aber glaubt, dass damit nun die Nachrichtensperre über grüne Netzwerke fällt, täuscht sich, denn wie auch die CDU Schuld an den 18 Prozent der AfD hat, so stellt sich jetzt heraus, dass der Wirtschaftsrat der CDU e.V. einerseits die Interessen der Wirtschaft vertritt und andererseits Verbindungen zum Bundesvorstand der CDU pflegt. Unfassbar, aber wahr!

Aufgedeckt hat das die vom NDR als „preisgekrönte Journalistin“ gefeierte Anja Reschke und ihr Team von Reschkefernsehen. In bester Klassenkampfrhetorik enthüllt Reschke dabei die dunklen Machenschaften der Öl-Lobby und deren Verbindungen zu vermeintlichen Klimaleugnern und rechtskonservativen TE-Autoren.

— reschkefernsehen (@reschkefernsehn) June 1, 2023

So beklagt das Reschkefernsehen die Tatsache, dass die Präsidentin des Wirtschaftsrates, Astrid Hamker, „exklusiven Zugang zum Bundesvorstand der CDU” hat. Umweltverbände, so moniert man, hätten diesen Zugang nicht. Müssen sie auch nicht, sollte unsereins meinen, denn wofür Zeit in der Opposition verbringen, wenn man gleich die Staatssekretärsposten in diversen Ministerien besetzen kann?

Grüne Netzwerke, soweit das Auge blickt

Aufmerksam gemacht auf diesen Missstand innerhalb der CDU wurde das Reschkefernsehen übrigens von Lobbycontrol, einem laut Eigenaussage „gemeinnützigen Verein, der über Machtstrukturen und Einflussstrategien in Deutschland und der EU aufklärt“. Laut der hauptamtlichen Geschäftsführerin von Lobbycontrol, der Politikwissenschaftlerin Heidi Bank, ist der Verein „parteipolitisch unabhängig“ und wird von Spenden, Fördermitgliedern und Stiftungen finanziert. „Wir haben uns das tatsächlich auch als Regel gemacht, dass wir kein Geld von Unternehmen annehmen und dass wir auch eine hohe Diversifizierung in den Spenden haben,“ so Bank. Da Lobbycontrol „Machtkritik“ betreibe, nimmt der Verein „Unternehmen und Unternehmensverbände stärker in den Blick als etwa Bürgerinitiativen oder Umweltverbände, obwohl diese auch Lobbyarbeit tätigen“.

Das trifft sich gut für Lobbycontrol, denn zu den wichtigsten Förderern des Vereins zählen zum Beispiel die Olin gGmbH, eine „Förderorganisation für Umwelt und Naturschutz, die umwelt- und gesellschaftspolitische Organisationen unterstützt“. Ihr Gründer Alexander Szlovák versorgt die Olin gGmbH mit Finanzmitteln aus der Olin Stiftung, deren Vorstand er auch ist. Die Olin gGmbH unterstützt nebenbei auch das Netzwerk Recherche, das ebenfalls die Agora-Förderer der Stiftung Mercator zu seinen Geldgebern zählen kann.

Rein philanthropisch dürften die Absichten des Hamburger Unternehmers Szlovák übrigens auch nicht sein, denn neben der Olin gGmbH gibt es auch noch eine, aus der Hamburger Ion Energie Betriebs und Beteiligungs GmbH & Co. KG hervorgegangene, Olin Betriebs und Beteiligung GmbH & Co. KG mit Sitz in Berlin, die sich dem „Betrieb von Photovoltaikanlagen und dem Verkauf von elektrischem Strom“ widmet.

Während die gGmbH eine Webseite betreibt, agieren die Betriebs und Beteiligungs GmbHs übrigens im Stillen. Der philanthropische Spender Szlovák war allerdings von 2010 bis 2012 Geschäftsführer der Ion Energie, die damals aus der Vermögensverwaltungsgesellschaft VISION 348 hervorging.

Das ist aber nur eines der komplexen Fördernetzwerke hinter der vermeintlich unabhängigen Lobbycontrol. Ein weiterer Großsponsor ist zum Beispiel die Schöpflin Stiftung. Deren geschäftsführender Vorstand Tim Göbel ist aber auch noch Mitglied des Aufsichtsrats der Finanzwende e.V., die – sie raten es – ihrerseits von der Olin gGmbH finanziert wird.

Kurzum: Reschke kritisiert den Wirtschaftsrat der CDU für die öffentliche Vertretung der Interessen der Wirtschaft auf Basis von Einwänden tiefgrüner Öko-Lobbys, die ihre Netzwerke aber – im Gegensatz zum Wirtschaftsrat, der seine Beziehung zur CDU sogar im Namen trägt – hinter verschachtelten Konstrukten vermeintlich gemeinnütziger Gesellschaften und eingetragenen Vereinen, hinter denen reiche Unternehmer ihre Vermögen mit Photovoltaik und teurem Strom verwalten. Wie TE-Recherchen aufzeigten, ist auch die Deutsche Umwelthilfe in ähnliche Zweige unterteilt und erhält – wie könnte es anders sein – ebenfalls finanzielle Unterstützung der Olin gGmbH.

Das alles kann aber eine Reschke im Kampf gegen den Kapitalismus der Öl-Multis nicht aufhalten. Im Wirtschaftsrat säßen – die nächste faustdicke Überraschung – Wirtschaftsunternehmen wie RWE, E.On und die Mitteldeutsche Braunkohlegesellschaft. „Unternehmen, die mit fossiler Energie ihr Geld verdienen“, empört sich das Reschkefernsehen auf Twitter, doch zumindest im Fall der Braunkohleunternehmen war das Timing der Enthüller unglücklich gewählt, angesichts der von Habeck verkündeten Wiederbefeuerung der Kohlekraftwerke für den kommenden Winter. Dunkle Zeiten, in denen selbst ein grüner Wirtschaftsminister die Arbeit der fossilen Lobbys vollbringt!

Diffamierung eines Gefallenen: Windkraft-Pionier Vahrenholt wird zur „Schundliteratur“ erklärt

Empörend findet Reschke weiters, dass TE-Autor Peter Hahne nicht nur „regelmäßig für die rechtskonservative Zeitschrift Tichys Einblick“ schreibt, sondern darüber hinaus im Magazin des Wirtschaftsrats die Interessen der Wirtschaft vertritt und „gegen strenge Klimagesetze“ anschreibt. Es wird Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wohl nie einleuchten, warum Menschen oder Unternehmen ihre ureigensten Interessen vertreten, anstatt sich – wie Reschke & Co. – selbstlos für die destruktive Lobbyarbeit einer politischen Heilsbewegung einzusetzen.

Besonders dreist ist allerdings die von Reschke aufgestellte Behauptung, der beim Wirtschaftsrat gern gesehene Fritz Vahrenholt wäre ein „Klimaleugner“, der „die Kompetenz des Weltklimarats ohne Belege infrage“ stellt.

In ihrer Sendung legte Reschke dann noch eins oben drauf und warf ihm vor, „früher mal Umweltsenator der SPD in Hamburg“ gewesen zu sein, nur um danach „im Vorstand von Shell und RWE“ zu landen. Wer aber soll solcher Diffamierung glauben, wenn bekannt ist, dass Vahrenholt bei Shell die Sparte der Erneuerbaren Energien leitete, bei RWE das Tochterunternehmen RWE Innogy zu einem führenden Investor in Wind-, Wasser- und Biomassekraftwerken in Europa aufbaute und als einer der Pioniere der modernen Windkraft in Deutschland gilt?

Irgendwen muss es ja geben, sonst könnte Reschke sich nicht in bester Oberlehrermanier vor die Kamera setzen, im spöttischen Ton den Titel des Buches „Die Kalte Sonne – Warum die Klimaka-ta-stro-phe nicht stattfindet“ vorlesen, nur um danach den Inhalt des Buches des Chemikers Vahrenholt in Bausch und Bogen als „voller falscher Zusammenhänge, irreführender Grafiken und fehlerhaft zitierter Wissenschaftler“ zu bezeichnen.

„Schundliteratur“, so das abschließende Urteil von Reschke, bevor sie das Buch hinter sich wirft. Viel mehr „Belege“, um Vahrenholts „Kompetenz infrage zu stellen“, gab es dann bei Reschke allerdings auch nicht mehr. Er arbeitete bei Shell und die Bild brachte einen Artikel über sein Buch, das musste genügen. Vahrenholt selbst bezog im Übrigen zu diesen Unterstellungen in einem demnächst erscheinenden Gespräch mit TE ausführlich Stellung.

Reschke mag viele Schwerpunkte haben, Subtilität gehört jedenfalls nicht dazu. Ihre Darstellung von Ölmultis, die das Narrativ bereits seit den 70er Jahren lenken, ist so plakativ, wie sie reduktionistisch ist. Die Einflussnahme von Lobbys und Beratern wie dem Club of Rome, der spätestens seit dem 1972 erschienenen „Grenzen des Wachstums“ den Druck erhöhte, um grüne Narrative zu perpetuieren, wird bei Reschke mit keinem Wort gewürdigt. Die Wissenschaft ist sich bei ihr prinzipiell immer einig, der menschengemachte Klimawandel steht fest wie das Amen im Gebet (auch wenn selbst jene Wissenschaftler, die diese These unterstützen, sich über das genaue Ausmaß uneins sind), und wer damit nicht einverstanden ist, untersteht der fossilen Lobby.

Dass die seit 50 Jahren laufende ständige Revision der Schreckensszenarien in der Wissenschaft auch nicht aus Jux und Tollerei in der Freizeit der Wissenschaftler erfolgt, sondern an Fördermittel gebunden ist, hat keinen Platz im Narrativ von Reschke. Dafür präsentiert sie ihren Zusehern einen Eishockeyschläger, in der Annahme, ihr Publikum wäre derart unwissend, dass es nicht einmal den bekanntesten Skandal manipulativer Klimaforschung, „Climategate“, kennt und somit für den Schocker Hockeystick-Kurve empfänglich wäre.

Wo der argumentative Notstand groß wird, mobilisiert das öffentlich-rechtliche Fernsehen nun unter größter Anstrengung all seine Kräfte, um die Aufmerksamkeit von grünen Lobbys und ihren Geschäften mit erneuerbaren Energien zu lenken. Unter Zuarbeit dubioser Netzwerke, die den Profiteuren der Energiewende nahestehen, liefert Reschke nun den endgültigen Offenbarungseid, indem selbst aufgedeckte Skandale in Ministerien zugunsten eines Angriffs auf die wenigen verbliebenen Interessengruppen der deutschen Wirtschaft mit Verbindungen zur Opposition übersehen werden. Die Maske des ÖRR, sofern sie irgendjemand noch nicht durchschaute, ist gefallen.

Anzeige

Unterstützung
oder