Für die einen war es ein kühler, verregneter Sommer. Für die anderen eine unerträgliche Zeit des Wartens. Kaum steigt das Thermometer über 30 Grad Celsius, gehen die einen raus zum Feiern – die anderen, um den nahenden Untergang zu predigen.
IMAGO / Christian Ohde
“Wenn du einen großen Hammer hast, fangen alle Dinge um dich herum an, wie Nägel auszusehen.” Das Zitat wird dem österreichischen Psychotherapeuten Paul Watzlawick zugeschrieben. Und passt auf große Teile der deutschen Medien. Anfang Juli haben sie gezeigt, wie viele Beiträge sie zu Klimawandel und Hitzetod vorbereitet haben. Doch dann dauerte die “Hitzewelle” nur zwei Tage und die Medienkampagne fiel ins Wasser – buchstäblich.
Die Warnung vor dem Hitzetod ist bei 20 Grad Celsius und Dauerregen so witzlos wie eine Gespenstergeschichte bei Sonnenschein. Und auch die Hinweise, dass es ja durchaus heiß sei – nur halt woanders –, wollten die Bürger nicht so recht in Todesangst treiben. Also mussten die Medien warten, den Hammer in der Hand und überall Nägel sehend. Doch jetzt, im August, steigt das Thermometer über 30 Grad Celsius. Die einen sagen: Endlich, und stürmen raus ins sommerliche Vergnügen. Endlich, sagen die anderen ebenfalls, und warnen vor dem nahenden Tod für alle, die nicht dem Hitzeschutzplan der Bundesregierung folgen – und etwa die Todesgefahr Bratwurst meiden.
Einen der schönsten Beiträge liefert – Favoritensieg – die TAZ. Sie lässt die “Schlaftherapeutin” Christine Blume zu Wort kommen. Die hat nach eigenen Angaben Psychologie in Würzburg studiert und Pharmazie und Neurobiologie in Cambridge. Sie sagt, dass es sich bei hohen Temperaturen schlechter schlafen lässt als bei niedrigen – na, da hat sich das Studium aber mal rentiert. “Da helfen nur Klimaschutz und lauwarme Fußbäder”, folgern die Wissenschaftler von der TAZ aus Blumes Worten.
Wobei der Alarmismus der TAZ noch nichts im Vergleich zur Panikmache der Frankfurter Rundschau ist. Die hämmert die Überschrift raus: “40-Grad-Hitze zieht über Deutschland – Wetter-Prognose mit klarem Signal”. Kurzum: Wir werden alle sterben. Doch dann? Im Text ist von 27 bis 35 Grad die Rede. Dann von 32 bis 39 Grad und einmal von 33 bis 40 Grad. An einem Tag und an einer Stelle also 40 Grad – aber das zur 40-Grad-Hitze hochjazzen, die mit ihrem Todesatmen über Deutschland zieht…
Doch wer das schon für maximale Panikmache hält, sollte der FR mehr Zeit lassen. Denn zwar geht die Hitzewelle schon ab Donnerstag mit Gewittern zu Ende. Doch die Frankfurter Hämmer hoffen auf die Zeit danach: „Möglich ist… Sollte dies eintreten…, könnte Deutschland…”. Dann würde ein Hitzesommer mit all seiner Wucht zuschlagen. In ihrer Überschrift verspricht die einst stolze Frankfurter Rundschau ein “klares Signal” – im Text leitet sie das aus mehr Konjunktiv ab, als selbst Karl Lauterbach (SPD) einst für seine “absolute Killervariante” bemühte.
Nun wäre es ja nicht so, dass deutsche Medien nur Panik verbreiten könnten. Ausgefeilte Ratschläge haben sie auch. Etwa der Stern: „Viel trinken, möglichst im Schatten aufhalten, körperliche Anstrengung vermeiden und versuchen, die Wohnung kühl zu halten.“ Was die Wissenschaftlerin studiert haben muss, die dahinter steckt, um zu einem solch ausgeklügelten Konzept zu kommen, verrät der Stern allerdings nicht. Vielleicht: Medizin, Ingenieurswissen und Hammerkunde.


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Ich bin jetzt schon soooo alt geworden. Eigentlich sollte ich März 2022 sterben. Ganz sicher. Nach Lauterbach. Weil ungeimpft. Und siehe da – ich lebe noch. Zurück zum Alter. Ich habe sehr viele Sommer erlebt. Denn ich bin ein Draußenmensch. Und ich weiß aus Erfahrung, wenn der Sommer bis Anfang August so verregnet ist wie dieses Jahr, dann wird‘s nicht mehr über 3o Grad. Denn das geht allein schon vom Sonnenstand schon nicht mehr. Zu weit weg von der Sommersonnenwende 21ster Juni. Von da an werden die Tage nämlich kürzer. Die Sonne hat dadurch schlicht und zunehmend weniger Zeit unsere… Mehr
Sie spielen das gleiche perfide Spiel wie bei „Corona“. Jeden Tag werden mehrmals die vorausgesagten Temperaturen geändert. Heute waren angeblich 30 Grad zu erwarten. Um 14 Uhr hatten wir 25 Grad. Morgen wieder 30 und übermorgen – oh Schreck – 34 Grad!😱 Angeblich. Man erinnere sich an die sogenannten Inzidenzen und anderen Blödsinn.
Ein Verwirrspiel für alle, die nicht denken wollen oder können. Der Samen ist gepflanzt. Man redet und denkt nur noch in Hitzeparametern. Ist wie der Comic: Alle sitzen vor der öffentlich-(un)rechtlichen Glotze, die unser aller elendigliches Sterben voraussagt. Und draußen regnet es Hunde und Katzen.
Ich möchte die deutschen „Hitzeprobleme“ mal haben! Wir haben hier (Ohio) seit Juni durchgehend zwischen 28 und 35°C (82-95°F) und leben noch! Unvorstellbar für einige deutsche Hirne! Dabei ist die Luftfeuchtigkeit immer relativ hoch zwischen 70 bis 90%! Das ist wie im Gewächshaus. Ziemlich ungewöhnlich, aber es kam vor 50 Jahren auch schon mal vor. Also kann man Erderwärmung ausschließen. 1975 war wohl auch so ein Höllensommer in Gagaland. So what? In 40 Tagen ist Herbst und dann wird es wieder kühler und es wird Schnee geben. Also genießen wir doch einfach das, was die Natur uns gibt. Seinen wir… Mehr
Ich habe ein Außenthermometer im Einsatz, das mir neben anderen Daten auch die Temperatur per App meldet. 20°C ist rot unterlegt, also „drohende Gefahr“. Ich hoffe, dass irgendwann ein Update wieder Normalität bringt. Die Hoffnung stirbt zuletzt!
Beim Update werden dann die 18 Grad rot unterlegt sein.😂 Wetten, dass?
Als Kinder haben wir teils in glühender Sonne bei der Getreideernte geholfen, Unkraut zwischen den Rüben gehackt und Futterrüben per Hand geerntet, abgestochen und aufgeladen. Am übelsten sahen wir nach dem Strohpressen aus, da war der ganze sonnenverbrannte Körper zusätzlich von roten Stichen der Strohhalme übersät, denn die Ballen wurden händisch abgeladen und sauber gestapelt. Bis zum Studium hatte ich immer Schwielen in den Händen und sehr dunkle Haut. Ein einziges Mal hatte ich heftige Bauchkrämpfe und habe unseren Vater gefragt, ob ich ausnahmsweise früher aufhören kann. Er erklärte, dass wir uns als Bauern nach dem Wetter richten und nicht… Mehr
Ich freue mich schon auf die Artikel im Herbst:
der heißeste Höllensommer seit 7 Milliarden Jahren.
Wie war das doch gleich mit dem Fahrenheit und dem Celsius?? Da spielen auch 75 Geschlechter eine Rolle…nur noch Sarkasmus!! Unser Schwimmbecken im Garten hatte vor 3 Tagen noch 17° C, ich traue mich nicht mehr rein, da verkoche ich
Ich werde ab sofort alle Temperaturwerte in Kelvin angeben. Dies dürfte bei vielen Zeitgenossen zum Kurzschluss mit Kabelbrand im Gehirnschaltkasten führen. So werde ich sie alle in den Wahnsinn treiben.
Es mag nur eine Marginalie sein, doch in gewisser Hinsicht unterstützt der TE-Artikel die deutsche Hitzepanik. Während das Titelbild knapp 38 Grad Celsius zeigt, betrugt die höchste Temperatur am heutigen 11. August im Siedlungsgebiet ‚Schland‘ 26 Grad und damit gerade ein Grad über dem Wert, ab dem man von einem Sommertag spricht.
26 Grad Celsius! Ganz nett, doch nicht gerade ein Wert, auf den ein offizieller Hochsommertag im August sich etwas einbilden sollte.
In einer Doku über den Krieg im Sudan meinte ein Mann in den Trümmern seines Hauses, dass dieser Haufen Blech einmal die Klimaanlage gewesen ist, die sein Wohnzimmer angenehm kühl gehalten hat.
Manche Länder bauen Klimaanlagen. Andere ändern Klima der ganzen Welt im Alleingang…
Ich selbst bin bereits im Rentenalter
erinnere mich an den Anfäng meiner Schulzeit
Damals war Sommers der Spruch
„30 Grad im Schatten, wir schwitzen wie die Ratten,
Hitzefrei“
bereits Morgens öfter üblich und keineswegs ungewöhnlich
und das im Schwarzwald. Damals hatte es auch in dieser Höhenlage
nicht ganz selten über 30 Grad und das im Schatten
Die Unter-Vierzig-Jährigen gehören zur AHA-Generation.
Angst, Hysterie und Alarmismus.
Was nicht ihre individuelle Schuld ist, sondern augenscheinlich eine Art Wohlstandverwahrlosung.
Komisch …. vor 45 Jahren im Erzgebirge wurde die Bedingung „30 Grad um 10:00 für hitzefrei ab Mittag“ extrem selten erfüllt. Mehr als eine Handvoll von Tagen ist mir aus 8 Jahren nicht erinnerlich. Und an der Penne gabs 4 Jahre überhaupt kein hitzefrei.
Öfters 30 Grad morgens halte ich zudem für eine Fabel.
Werter alter weißer Mann! Vor 10 Jahren weilte ich mit Gattin und Schäferhund im tschechischen Egertal, Sauhitze und eine sizilianisch- heiße Landschaft! Wundervoll. Also sind wir des Morgens hinauf auf die Höhenwege des Erzgebirges gefahren ( ca. 300 bis 400m Höhenunterschied) und gewandert in der waldreichen Unberührtheit der ehemaligen Grenzzone DDR – Tschechien. Zur Mittagszeit Jause in einem der schönen Wirtshäuser dort droben, die Pilger mehrheitlich gutgelaunte Sachsen.
Vor 50 Jahren im Rheinland auch. Es war aber viel öfter knapp, dann waren es eben 27° oder erst um 11:00 Uhr 30°, noch immer ein heißer Sommertag, aber eben gerade nicht früh genug für Hitzefrei. Ich unterstelle Vorsatz, hätten die Vorgaben bei 27° oder bei 11:00 Uhr gelegen, hätte es den Verantwortlichen zu viel Frei gegeben, man hatte damals noch ein Grundverständnis für Naturwissenschaften und hat die 30° um 10 Uhr eben bewußt genau so definiert, daß es so gerade eben an den meisten Tagen nicht erreicht wird. Man kann es auch nicht mit heute vergleichen, man müßte heute… Mehr