Evonik-CEO Kullmann fordert Ende des CO2-Kults

Lange Zeit schwieg die deutsche Wirtschaft zu den dogmatischen Klimazielen und dem politischen Zerstörungskurs. Mit Christian Kullmann, dem Vorstandsvorsitzenden von Evonik, spricht nun der erste Vertreter der Wirtschaft Klartext. Es wird Zeit, den CO₂-Kult zu begraben.

IMAGO

Endlich, möchte man sagen, nach all den Jahren der dröhnenden Stille innerhalb der deutschen Wirtschaft spricht nun ein Vorstandsvorsitzender Klartext. Christian Kullmann, Chef des Chemiekonzerns Evonik, kämpft an vorderster Front gegen die immer schärferen Klimaregulierungen aus Brüssel und Berlin.

Mit Blick auf die für 2027 geplante drastische Verschärfung des Emissionshandels machte Kullmann im Interview mit der FAZ keine Gefangenen: „Die CO₂-Gebühr für Europa muss weg. Sie gefährdet in Deutschland mindestens 200.000 gut bezahlte Industriearbeitsplätze.“

Kollaps der Industrie

Und das ist wohl noch eine konservative Schätzung. Aktuell ist die Wirtschaft gezwungen, Woche für Woche deutlich mehr als 10.000 Jobs zu streichen. Konzerne wie Bosch mit 22.000 und ZF Friedrichshafen mit geplanten Stellenkürzungen von 7.600 bis 2030 streichen massiv Arbeitsplätze. Derzeit rollt eine Insolvenzwelle über die deutsche Wirtschaft hinweg, die am Ende mit über 24.000 insolventen Unternehmen alle Rekorde brechen wird.

Kullmanns klare Ansprache markiert möglicherweise den Auftakt einer längst überfälligen Debatte über die realen Kosten der europäischen Klimapolitik für die deutsche Wirtschaft und die schwer belasteten privaten Haushalte.

Ab 2027 droht der CO₂-Emissionshandel Deutschland mit einem weiteren Kostentsunami: Der Preis pro Tonne CO₂ könnte dann auf bis zu 200 Euro steigen, was Heizkosten, Treibstoff und Energie massiv verteuert. Haushalte zahlen unter diesen Bedingungen schnell zusätzlich 1.000 Euro jährlich, Unternehmen werden von steigenden Produktionskosten getroffen, Investitionen brechen ein, Stellen werden gestrichen.

Volkswirtschaftlich bewirkt dieser radikale Schritt bei einem Verbrauch von 400 Millionen Tonnen etwa 40 Milliarden Euro zusätzliche Kosten pro Jahr und beschleunigt die gesellschaftspolitisch brandgefährliche Deindustrialisierung.
EU ist ein teures Vergnügen

Was linke und öko-sozialistische Ideologen mit dem Green Deal losgetreten haben, ist zu einem sozialpolitischen Bergrutsch geworden. Bis heute offenbart sich, dass Funktionärskreise und Bürokratie nicht begriffen haben, dass ihr Feldzug gegen die bürgerliche Gesellschaft und die Regeln der Marktwirtschaft längst verloren ist.
In Brüssel, Berlin, Paris und den anderen Hauptstädten der europäischen Schuldengemeinschaft wehrt man sich mit immer neuen Abgaben gegen den eigenen Untergang.

Und so dient auch das Steueraufkommen aus der CO₂-Bepreisung ausschließlich dem Versuch, die überdehnten Staatskassen zu stabilisieren: rund 90 Prozent dieses Ablasses fließen in die nationalen Haushalte, der Rest kommt von der Leyens EU-Kasse zugute, die allein bis 2034 etwa 750 Milliarden Euro Subventionen in die vertrockneten Kanäle der grünen Günstlingswirtschaft injizieren wird.

Und Brüssels Größenwahn sind bislang keine Grenzen gesetzt. Jede Kapitalquelle wird angezapft – von Zollerhöhungen im Stahlbereich bis zu Recyclingsteuern auf Plastikprodukte. Die EU ist ein teurer ideologischer Spaß. Es liegt nun in der ethischen Pflicht der Unternehmerschaft, diesen Feldzug gegen Vernunft und Markt abzuwehren. Unterlässt sie dies, droht eine direkte Konfrontation an den Märkten. Brüssel wird gezwungen, sich über Anleihenmärkte – getarnt als Euro-Bonds – zu refinanzieren.

Die Kommission hat sich an die Spitze einer Schuldenunion gesetzt, die dem freien Markt mit ihrer wuchernden, zentral geplanten ökologistischen Günstlingswirtschaft, die Luft zum Atmen nimmt.

Spanien als Gegenargument

Es ist sehr wahrscheinlich, dass nach Kullmanns Kritik eine massive Welle von Gegenpropaganda anheben wird. NGOs und staatsnahe Medien werden sämtliche Ressourcen mobilisieren, um die europäische Bevölkerung erneut für den Kampf gegen den halluzinierten menschengemachten Klimawandel zu gewinnen.

Kritische Stimmen werden regelmäßig mit einem einzelnen Beispiel zerstreut – ein Beweis dafür, wie realitätsfern die Brüsseler Funktionärskaste argumentiert. Dieses Beispiel liefert dieser Tage die spanische Wirtschaft. Offiziell wächst sie 2025 um etwa 2,5 Prozent – bei einer Staatsquote von 48 Prozent, einer Gesamtverschuldung von 109 Prozent und einer Netto-Neuverschuldung von 3,5 Prozent.

Selbst das in den Medien gefeierte Spanien hält die einst hochgelobten Maastricht-Kriterien nicht ein – wie übrigens auch Deutschland nicht. Betrachtet man die Lage korrekt, zeigt sich: Trotz gigantischer Kredithilfen aus Brüssel und Subventionen über Programme wie NextGenerationEU schrumpft die Privatwirtschaft real um etwa 1 Prozent.

Doch in keinem Land lässt sich der Kollateralschaden des Ökosozialismus plastischer darstellen als in Deutschland. Der dramatische Produktionseinbruch der Industrie von Juli auf August um 4,3 Prozent – 18,5 Prozent Rückgang im Automobilsektor, über 10 Prozent in der Pharmaindustrie – sollte selbst dem hartgesottensten Ideologen als Warnsignal dienen.

Was Zentralplaner wie Lars Klingbeil oder Friedrich Merz und die von der Realität abgekoppelte Brüsseler Bürokratenkommission nicht verstehen: Jeder Euro, der nicht über den freien Markt fließt, ist ein verlorener Euro. Mit ihren massiven Interventionen und schuldenfinanzierten Programmen engen die Staaten die Spielräume des privaten Sektors ein – jene Spielräume, die nötig wären, um in die Zukunft zu investieren und Europas Wohlstandsmotor am Laufen zu halten.
Unternehmen und Belegschaften werden diese Entwicklung nicht mehr lange widerstandslos hinnehmen. Wir erleben keinen zyklischen Abschwung, keine klassische Rezession – sondern einen vollständigen Kollaps der Ökonomie.

Krise nutzen

Die Europäer haben sich in den vergangenen Jahren auf einen klimapolitischen Kreuzzug begeben. Intellektuelle und ethische Verirrungen wie diese gedeihen nur auf dem Nährboden des wirtschaftlichen Erfolgs früherer Generationen, die ihren Erben eine Wachstumsillusion und das Versprechen leistungslosen Wohlstands hinterlassen haben. Hoffen wir, dass die Stimme des Evonik-Chefs nun der Kritik Bahn bricht – dass er der Initiator ist, dessen mutiger Impuls eine Kettenreaktion, offener und konstruktiver Kritik anstößt.

Bislang verhedderte sich die Kritik aus der deutschen Wirtschaft und verfing sich innerhalb des vorgegebenen politischen Rahmens. Forderungen nach Beihilfen, zusätzlichen Subventionen – vor allem im Bereich der Energiekosten – prägten den Ton. Doch das war keine wirkliche Kritik an der Politik selbst. Im Gegenteil: Genau das war die eigentliche Unterwerfung unter das Öko-Diktat.

Es ist die ethische Pflicht der Spitzen der Wirtschaft, der Politik nun die Grenzen aufzuzeigen. Zuviel steht auf dem Spiel, als es infantiler Ideologie anzuvertrauen. Ihre Zeit ist vorbei. Die Krise, die längst heraufgezogen ist, lässt sich nicht mehr vermeiden. Aber wir können jetzt den Wiederaufbau eines marktwirtschaftlichen Regelwerks und einer souveränen Politik in den europäischen Nationalstaaten beginnen. Brüssels Aufgabe bliebe die Sicherung des gemeinschaftlichen Binnenmarktes – eine mehr als anspruchsvolle Herausforderung.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 14 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

14 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
gmccar
1 Monat her

Alle diese Maßnahmen mit dem Ökoschwachsinn und auch die Postierung aller diese Fachkräfte in den letzten 4 Regierungen ab Rotgrün 1998 halte ich für die Ideen diverser Denkfabriken des Großkapitals und Organisationen wie UN / Transatlantiker um der EU und an vorderer Stelle Deutschland den Gar auszumachen, damit GB und USA ihre Monopolstellung halten können/kann. Ein langer Weg seit Gründung der FED und gefördert von Bank of England, die dieses Ziel seit etwa 1875 verfolgt. Gut , GB hat sich zwischenzeitlich selbst erledigt.Der Einsatz der Flüchtlingswaffe wurde von Coudenhove-Kalergi mit Hilfe von Rockefeller und Warburg 1922 schon entworfen . Für… Mehr

Last edited 1 Monat her by gmccar
GefanzerterAloholiker
1 Monat her

Als die Produktionskosten in 2024 zu 75% ausgelastet waren, waren sie bereits unrentabel. Die chemische Industrie zog alle Hebel an. Manager wurden zu Fachkräften degradiert, Stellenabbau. – Heute ist die chemische Industrie dank der Arbeit von Kanzler Merz und seinem Juniorpartner SPD, nur noch zu knapp über 70% ausgelastet. – Die chemische Industrie beliefert die gesamte Industrie: Auto, Bau, Elektronik. Die chemische Industrie ist daher ein ausgezeichneter Indikator für die Zukunft der Industrie in der BRD. – Anstatt in die Zukunft zu investieren, bauen sie um, wegen des Verlustes des russischen Gases. Aber Du kannst so eine Gasqualität nicht ersetzen.… Mehr

Last edited 1 Monat her by GefanzerterAloholiker
W aus der Diaspora
1 Monat her

Herr Kullmann ist wie jemand, der nachdem das Kind im Brunnen liegt, schreit, dass man einen Deckel auf den Brunnen hätte legen müssen.
Viel zu spät kommt diese Kritik!
Nicht nur, dass man die Insolvenzen und die Wegzüge ins Ausland nicht mehr rückgängig machen kann, Man kann auch die losgetretene Lavine nicht mehr aufhalten.

Klaus D
1 Monat her

Es ist die ethische Pflicht der Spitzen der Wirtschaft, der Politik nun die Grenzen aufzuzeigen….sorry…..hahahahahahahahahahahaha. Die spitzen (die wirtschaft) machen doch selber mit bei dem wahn siehe subventionen*. Ich meine das gerade die wirtschaft (die spitzen) hier eine große mitschuld hat. Via lobbyismus/politischer einflussnahme hat man nur eins im sinn sprich das liebe geld. *Für viele Unternehmen zählt: Hauptsache, SubventionenEvonik baut ein Werk in den USA, weil es dort besser unterstützt wird – ein Beispiel, dass Geld viele Konzerne die Heimatliebe vergessen lässt.Der Essener Chemiekonzern Evonik baut ein neues Werk in den USA, weil es dort mehr staatliche Subventionen gibt… Mehr

derostenistrot
1 Monat her

Daß sich jetzt die Führung eines Chemiewerkes so äußert, ist mehr als notwendig. Der ehemalige BASF CEO, Dr. Bock, hat vor Jahren öffentlich Merkels Kohlenstoff-freie Industrie heftig kritisiert.Hintergrund ist, daß die seinerzeit von Arrhenius geäußerte Vermutung, daß CO2 am Klima (Erderwärmung) beteiligt sei oder gar Hauptursache ist. Dies Annahme hat Prof. Revelle (UCSD La Jolla) aufgegriffen, aber später wohl als Irrtum verworfen. Aber es wurde zu einem lukrativen Geschäftsmodell für die Grünen und andere Nutznießer, auch mäßige Professoren für Physik und AlGore und die Obamas, natürlich. Grüne Lehrer induzieren damit bei jungen Leuten Zukunftsängste. Für mich ist CO2 ein „Spurengas“… Mehr

Dr. Gregor Gaida
1 Monat her

Wer hätte das bloß absehen können, als der größte Feind Deutschlands, namentlich Frau Merkel, den Atomausstieg beschlossen hat? Jetzt erst traut er sich, da der Flächenbrand in der deutschen Industrie längst Realität geworden ist und vermutlich nichts mehr zu retten ist? SuuUuUUuuuper.

Haba Orwell
1 Monat her

> Mit Blick auf die für 2027 geplante drastische Verschärfung des Emissionshandels machte Kullmann im Interview mit der FAZ keine Gefangenen: „Die CO₂-Gebühr für Europa muss weg. Sie gefährdet in Deutschland mindestens 200.000 gut bezahlte Industriearbeitsplätze.“

Vermutlich weit mehr. ETS2 ab 2027, das wäre das ultimative Ende.

yeager
1 Monat her

Es war schon lächerlich, wie über all die Jahre immer radikalere „Klima“-ziele vorgeschrieben wurden, natürlich alle irgendwann in der Zukunft, als Hypothek künftiger Regierungen, mit denen sich damalige Regierungen ein leichtes Leben machen konnten. Die haben sich für die ehrgeizigen Ziele gefeiert, welche sie künftigen Regierungen aufgebürdet haben. Wie man die umsetzen sollte, darüber brauchte sich keiner Gedanken machen, konkrete Pläne gab es nicht, Hauptsache viel „Erneuerbare“, aber kein funktionierendes Gesamtkonzept einer funktionierenden Wirtschaft, oder auch nur einer funktionierenden Stromversorgung. In der Wirtschaft wurde all das nicht ernst genommen, getreu dem Motto „das wird schon nicht so heiß gegessen, wie… Mehr

Haba Orwell
1 Monat her
Antworten an  yeager

> Hauptsache viel „Erneuerbare“, aber kein funktionierendes Gesamtkonzept

Man sollte damit anfangen, dass der Klima-Schwindel eh nur Betrug ist – was Trump ganz offen sagt. Mittlerweile wollen in Großbritannien auch die Tories von dem Unfug wegkommen (Farage schon länger). Auch Meloni sprach kürzlich über Zweifel und PiS in Polen sowieso.

Dr.KoVo
1 Monat her

Wo waren denn die Stimmen der Wirtschaftslenker die ganzen Jahre? Haben sie es nicht kommen sehen. Ich habe es als normaler Dödel schon ab der Abschaltung der KKWS gesehen.

AlexR
1 Monat her

Der Mann ist natürlich rechtsradikal und N@zi. Andere Argumente kennen die Klimaaktivisten und linksgrüne Sekte nicht. Oder Böhmermann bekommt den Auftrag, kurz mal einen Rufmord zu initiieren. Das ZDF ist gerne bereit, dieses zu finanzieren.

NochNicht2022
1 Monat her
Antworten an  AlexR

Absolute Fehleinschätzung: Der ist nur ein Opportunist und ausgewiesener (sic!) Anti-AfD-Hetzer ersten Ranges.