Bei Illner: Putin geht auf Konfrontationskurs

Während Russland mit Drohnen westlichen Luftraum verletzt und die EU vorgeführt wird, tritt im ZDF dieselbe Runde mit denselben Phrasen auf der Stelle. Wohnzimmer-Strategen, verlogene pazifistische Wunschträume und zahnloses Großmannsgehabe statt rationaler Analysen. Und immer wieder Manfred Weber. Was für Ambitionen verfolgt er? Von Fabian Kramer

screenshot/ ZDF

Russlands Machthaber testen in zunehmendem Maße ihre Möglichkeiten aus und agieren offen konfrontativ gegenüber der EU. Mit günstigen Drohnen dringen die Russen in den Luftraum von westlichen Staaten wie Dänemark ein und stiften Unruhe. Die EU ist durch die Luftraumverletzungen der Russen aufgeschreckt. Weniger aufgeschreckt ist an diesem Donnerstag die abendliche Talkrunde bei Illner. Denn Putin und der Krieg in der Ukraine sind bei Illner viel besprochene Dauerbrenner und die Diskutanten sind allesamt Stammgäste zu diesen Themen. Der Talk hat dadurch einen Hauch von “Täglich grüßt das Murmeltier” mit Bill Murray in der Hauptrolle. Statt wie im Film immer wieder denselben Tag zu erleben, wird der Zuseher Zeuge der immer gleichen Talkshow. Was im Film zu urkomischen Situationen führt, dürfte bei den Zusehern von Illner große Langeweile auslösen.

Sanktionen statt Waffen

Ein waschechter Linker hält nichts von Waffen und glaubt an Pazifismus. Die reale Entsprechung dieses Klischees ist der Chef der Linkspartei Jan van Aken. Seit jeher ist van Aken Gegner der Rüstungsindustrie. Es ist deshalb nicht sonderlich verwunderlich, dass der Hamburger in der Sendung einen radikalen Standpunkt zum Krieg in der Ukraine einnimmt. “Hätten wir von Anfang an härtere Sanktionen verhängt, dann hätten wir uns die Waffenlieferungen sparen können”, behauptet van Aken. Eine sehr gewagte These. Die Ukraine wurde nach der russischen Annexion der Krim von westlichen Ländern wie den USA und Großbritannien militärisch unterstützt. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Ukraine ohne die Waffen des Westens nur ein paar Tage gegen Russland bestehen hätte können.

Die Runde teilt deshalb die Meinung von van Aken nicht. “Wenn wir keine Waffen geliefert hätten, dann gäbe es die Ukraine nicht mehr”, entgegnet Manfred Weber, der Chef der Europäischen Volkspartei. “Wir müssen militärische Stärke zeigen”, findet er. Doch van Aken glaubt nicht an die Notwendigkeit von militärischer Bewaffnung. “Hätten wir kein Öl mehr gekauft, hätten die Russen den Krieg wohl beendet”, vermutet er. In der Tat kauft der Westen bis heute fossile Brennstoffe aus Russland. Allerdings ist der Umfang deutlich gesunken. Eine sofortige Boykottierung von russischem Öl wäre damals logistisch und ökonomisch in keinster Weise umsetzbar gewesen, ohne dass es zu größeren Verwerfungen gekommen wäre. Die Ukraine selbst bezieht bis heute fossile Energie aus Russland. Am meisten geholfen hat dem osteuropäischen Land, dass der Westen es militärisch unterstützt hat. Es ist deshalb zynisch, wenn van Aken sagt: “Als Linker stehe ich natürlich an der Seite des Ausgegrenzten.” Van Akens naiver Pazifismus schützt keinen Ausgegrenzten vor dem Aggressor. Die Ukraine braucht bis heute die militärische Hilfe des Westens, um als Staat überleben zu können.

Russische Drohnen sorgen für Unruhe

Die russische Führung plant ihre Eskalationsszenarien längst auch für westliche Territorien und nicht nur für die Ukraine. Immer wieder fliegen russische Drohnen und Flugzeuge in den Luftraum westlicher Staaten. Der Kreml lässt durch solche provokanten Manöver seine Muskeln spielen. “Putin ist ein Schulhofschläger”, sagt die ZDF-Journalistin Katrin Eigendorf dazu. Sie mahnt aber, kühlen Kopf zu bewahren. “Wir dürfen nicht mit gleichen Mitteln antworten”, äußert die Kriegsreporterin. Auch Jan van Aken plädiert in der Sendung für Gelassenheit. “Es ist ratsam, immer eine Stufe weniger zu eskalieren”, meint der Linken-Chef. CSU-Mann Manfred Weber ist derselben Meinung. “Wir müssen adäquat und verhältnismäßig reagieren”, schlägt er vor.

Rechtlich sei die EU in keinem Krieg mit Russland und dies solle auch so bleiben, erklärt der EU-Parlamentarier. Taktisch gesehen, sind Putins Nadelstiche wohl ein Fehler gewesen. Denn die EU ist sich plötzlich einig darüber, dass man beschlagnahmtes russisches Vermögen zur Finanzierung der Ukraine einsetzen sollte. “Das eingefrorene Vermögen soll Kiew als Kredite gegeben werden“, erklärt Katrin Eigendorf. Wenn reichen Personen etwas weggenommen werden soll, dann ist auch ein Politiker der Linkspartei mit an Board. “Es ist vollkommen richtig, an das Vermögen der Russen zu gehen”, sagt Linken-Politiker van Aken.

Wie gefährlich sind die Drohnen eigentlich?

Mit Dänemark wurde ein Unterstützer der Ukraine Opfer von russischen Drohnen. Bis jetzt hat es noch keine Abschüsse von Drohnen gegeben und die westlichen Länder haben auch auf andere Provokationen der Russen verhältnismäßig reagiert. Es stellt sich allerdings die Frage, was passiert, wenn die EU irgendwann drastischer reagiert und es zu Abschüssen kommt? Die Militärexpertin Claudia Major meint dazu: “Wir sehen im Moment einen Graubereich zwischen Krieg und Frieden.” Auch CSU-Mann Manfred Weber ist besorgt. “Wir sind jetzt mit einer kalten, neuen Welt konfrontiert”, erklärt der Bayer.

In Sachen Drohnenabwehr könne man von der Ukraine viel lernen, berichtet Weber. Das aggressive russische Vorgehen im Moment könnte ein Zeichen von Schwäche des Kremls sein. Große militärische Erfolge lassen sich seit langer Zeit nicht mehr realisieren. An der Front herrscht Stagnation. Gleichzeitig herrscht in Russland hohe Inflation. Die ZDF-Journalistin Katrin Eigendorf meint deshalb: “Die Drohnen sind Nebelkerzen.” Im Moment würde es Putin nur darum gehen, den Westen maximal zu provozieren, so Eigendorf. “In einer Stunde gehen in einem Viertel in Kiew mehr Drohnen herunter als aktuell bei uns”, berichtet sie. Es dürfte wohl in der jetzigen Situation das klügste sein, wenn die Europäer ruhig bleiben und sich nicht aus der Reserve locken lassen. Im Interesse einer unterhaltsamen Talkshow sollte für die Illner-Runde in Zukunft allerdings das Gegenteil gelten. Mehr Streit und Auseinandersetzung sind beim Fernsehen nämlich goldwert.

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Kommentare ( 95 )

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Kuno.2
2 Monate her

Für den Fall der Wegnahme russischer Vermögenswerte hatte Moskau schon früher angekündigt, in diesem Fall deutsches Eigentum in Russland zu beschlagnahmen. Da hatten nämlich vor dem Mauerfall und verstärkt danach deutsche Unternehmen umfangreiche Investitionen getätigt welche derzeit teilweise eingefroren sind, z.B. Aktivitäten der Banken. Aber die Immobilien befinden sich immer noch in deutscher Hand. Sollte Merz das so durchsetzen, wird mehr als nur Porzellan zerschlagen.

Hans Wurst
2 Monate her

Ich halte es für sehr gefährlich, van Aken Naivität zu unterstellen.

Teiresias
2 Monate her

„…., dass man beschlagnamtes russisches Vermögen zur Finanzierung der Ukraine einsetzen sollte“

Das beschlagnamte Geld ist nichtstaatliches Privateigentum, welches beschlagnamt wurde, weil die Politik des Herkunftslandes nicht genehm war.
Eigentum ist aber allgemeines Menschenrecht.
Hören Russen auf, Menschen zu sein, wenn es der EU nützlich erscheint?
Ist es legal und legitim, Staatsbürger für die Entscheidungen ihrer Regierung in Haftung zu nehmen?
Sollen wir auch türkisches Privateigentum enteignen zur Strafe für Erdogans Politik? Arabische Staatsbürger für die Politik ihrer Herkunftstaaten?
Gründe fänden sich genug, wenn man das wollte.

Die Beschlagnahme von Privatvermögen russischer Staatsbürger ist Unrecht.
Es gibt keine Rechtsgrundlage dafür.

Der Person
2 Monate her

„Mit Dänemark wurde ein Unterstützer der Ukraine Opfer von russischen Drohnen. Bis jetzt hat es noch keine Abschüsse von Drohnen gegeben…“ Aber wir wissen, dass es russische Drohnen sind, weil…..? „Denn die EU ist sich plötzlich einig darüber, dass man beschlagnahmtes russisches Vermögen zur Finanzierung der Ukraine einsetzen sollte.“ Das russische Vermögen wurde nicht beschlagnahmt, sondern bisher „nur“ eingefroren. Die widerrechtliche Beschlagnahmung steht erst bevor. Und man kann davon ausgehen, dass die dümmlichen Schauermärchen („Russische Flugzeuge drangen in internationalen Flugraum ein“, „Russisches U-Boot im Bodensee gesichtet“, „Ukrainischer Geheimdienst findet Putins Personalausweis in geborstener NS2-Pipeline“, „Lichter am Himmel. Russische Spionagedrohnen legen… Mehr

Michael Palusch
2 Monate her

Die Kriegshysterie trägt immer bizarrere Früchte. Inzwischen träumt der estnische Abgeordnete Marko Mihkelson davon, dass Estland, ein Land mit 1,3 Millionen Einwohnern, die gesamte russische Ostseeflotte im Alleingang versenken könne. Denn er, der Abgeordnete Marko Mihkelson, ist zu dem Schluß gekommen, dass Russland in der Ostsee doch nur über „begrenzte Fähigkeiten“ verfügt. Estland, so wahrscheinlich die Gedanken des Abgeordneten, kann hingegen auf das volle Potential seiner insgesamt 7.700 Soldaten (davon 3.500 Rekruten) setzen. Mit Versenkung der russischen Ostseeflotte wird dann wohl die äußerst schlagkräftige Marine mit 500 Mann und die 500-Leut-Luftwaffe betraut. Nur mal zur Einordnung: Allein auf der Krim… Mehr

Last edited 2 Monate her by Michael Palusch
Ulrich
2 Monate her
Antworten an  Michael Palusch

Die Balten mit ihrem Kriegsgeschrei erinnern an die Sandkistengören, die die große Klappe haben, weil der ältere Bruder mit seinen Kumpels rauchend auf der Parkbank sitzt.

November Man
2 Monate her

Fangen wir besser vorne an. Das die Russen Drohnen nach Dänemark oder sonst in Nato-Länder geschickt haben ist nicht bewiesen. Die Russen bestreiten das. Der Aggressor ist nicht Russland, sondern die Nato, die diesen Stellvertreter-Krieg der Ukraine gegen Russland angezettelt hat. Die Nato hat gelogen. Es waren Baker und Genscher die gelogen haben und ihr Versprechen gegenüber Russland, die Nato nicht über die Elbe hinaus zu erweitern, gebrochen haben. Auch wenn die Nato immer noch behauptet sie würde Russland nicht bedrohen, so sprechen die unwiderlegbaren Fakten eine andere Sprache. Auch die Atom-U-Boote die Amerika vor Russland positioniert hat. Trump hat… Mehr

Kassandra
2 Monate her

Seit 2015 vermehrt sich hier ein stehendes Heer – und das ist auf Jihad nach der Eroberung des Abendlandes imstande, auch gegen die Russen zu ziehen.
Wie sonst könnte man wie Merz auf einen erneuten Feldzug gegen den Kreml kommen, wenn nicht vor solchen Karren gespannt?

Michael Palusch
2 Monate her

Aus Pietät habe ich es vermieden, bzw. habe mich nicht getraut zu schreiben, diesen Namen, der mir auch sofort in den Sinn kam, zu erwähnen.

Last edited 2 Monate her by Michael Palusch
Michael Palusch
2 Monate her

Merkwürdig gehäuft Beiträge in den letzten Tagen, die sich dem offiziellen, faktenfreien Russlandbashing anschließen.
Könnte es sein, dass man bei TE und dem Ableger Apollo-News in der Meinungsverschiedenheit zwischen Weidel und Chrupalla beim Thema Russland einen Weg sieht, doch noch auf einen Brückenschlag zwischen AfD und CDU oder noch besser, gleich auf eine Ost/West-Spaltung der AfD zu hoffen?
Mit welchen Leuten der AfD man auf TE fremdelt ist ja schon lange ersichtlich und der Zeitpunkt legt für mich diese Vermutung auch nahe.

Last edited 2 Monate her by Michael Palusch
Spyderco
2 Monate her

,,Russische Machthaber“
,,Die russische Führung plant ihre Eskalationsszenarien längst auch für westliche Territorien und nicht nur für die Ukraine.“etc.

Der Autor spuckt hier die Phrasen und Narrative der MSM und der Einheitspartei-Politiker aus,wie ein Popcorn-Automat seinen Inhalt.

Was auch sonst?
Haben sich doch die Verlautbarungen o.g. schon bei Massenmigration,Klimawahnsinn,Covid etc. als,,nichts als die Wahrheit“erwiesen!😉

Last edited 2 Monate her by Spyderco