Angela Merkel bezeichnete Sarrazins Buch einst als „nicht hilfreich“ – Denis Scheck macht da keine halben Sachen mehr und dreht mit „hirnlose Wichsvorlage“ für Gerald Grosz' Buch über Merkels Vermächtnis den Eskalationsregler voll auf.
Was macht man, wenn einem ein Buch nicht gefällt? Man legt es weg. Oder, wenn man Denis Scheck heißt und bei den Öffentlich-Rechtlichen beheimatet ist, nennt man es eine „hirnlose Wichsvorlage für Rassisten und Faschisten“. So geschehen bei ‚Druckfrisch‘, dem literarischen Fegefeuer der ARD. Moderator: ein Mann mit dem Habitus eines ältlichen Beichtvaters. Man wirft einen Blick hinein und die Gosse blickt zurück.
Man wartet förmlich auf den Aufschrei „Hexe!“ bei diesem mittelalterllich anmutenden Spektakel von Scheck. Nur die Mistgabeln fehlen – aber vielleicht sind die gerade beim Requisitenverleih der heute-show.
In seiner Sendung tut Scheck so, als sei er der letzte Verteidiger der Aufklärung. Tatsächlich erinnert er eher an einen schlecht gelaunten Türsteher des guten Geschmacks: Du kommst hier nicht rein – du bist kein progressiver Diskurs!
Schecks Methode ist dabei so einfach wie durchschaubar: Was ihm nicht passt, wird nicht kritisiert, sondern kastriert. Bücher landen bei ihm nicht im Feuer – das wäre zu offensichtlich –, sondern auf einer „Müllrampe“. Vielleicht sollte man der ARD einfach vorschlagen, die Kulisse von Druckfrisch durch eine Feuertonne zu ersetzen, wie Kollege Alexander Wallasch vorschlägt. Der Wiedererkennungswert wäre größer – und die Ehrlichkeit auch.
Man darf das nicht falsch verstehen: Literaturkritik darf scharf sein. Aber sie sollte kein Rachefeldzug sein, kein Schauprozess im Abendprogramm. Bei Scheck ist sie längst zum Ritual geworden: Der inquisitorische Blick, die theatralische Pose, die Wortsalven aus dem Giftschrank – alles wie gehabt. Nur dass die Bücher diesmal nicht von Heinrich Mann oder Erich Kästner stammen, sondern von Menschen mit der falschen Meinung.
Und nun das eigentlich Lustige an dem großen Literatursortierer: Scheck bekämpft nicht schlechte Bücher – er bekämpft Bücher, die sich seiner Weltsicht entziehen. Grosz’ Werk mag provokant sein, zugespitzt, polemisch – na und? Das waren andere Autoren auch.
Anstatt sich mit den Argumenten auseinanderzusetzen, greift Scheck lieber zum totalen Flammenwerfer. Und wenn man ihm zuhört, meint man: Er will gar keine potentiellen Leser überzeugen – er will sie größtmöglich beschämen. Am besten gleich mit dem Etikett: „Wer das liest, ist ein Nazi.“
Schecks moralisches Sendungsbewusstsein hat mittlerweile schon etwas Biblisches. Nur ohne Gott. Und ohne Humor. Und ohne Zweifel. Also eigentlich alles, was Literatur ausmacht.
Der Mensch liest, um klüger zu werden. Scheck liest, um wütend zu werden. Und wenn er fertig ist, stehen keine Gedanken im Raum, sondern nur Rauch. Und der beißende Geruch verbrannter Debatte.
Vielleicht braucht ‚Druckfrisch‘ mal einen Neuanfang. Oder wenigstens eine neue Rubrik. Etwas Ehrliches. Vorschlag: „Schecks Scheiterhaufen – Bücher, die wir für euch schon mal gehasst haben.“
Bücher sind nämlich nicht dazu da, dass sich ältliche Feuilletonisten daran abreagieren. Sondern dass Menschen sich daran reiben. Und wenn Denis Scheck das nicht aushält, sollte er vielleicht etwas anderes rezensieren. Küchengeräte zum Beispiel. Da ist alles erlaubt – sogar das Abschalten.



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Ist er das da auf dem Foto? Rote Krawatte, rotes Einstecktuch? So als Zeichen der „rechten“ Gesinnung. Was fehlt, ist das bis 1989 übliche SED-„Bollchen“ am Revers. Schlimm nur, dass ich den über Gebühr finanzieren muss.
Was so ein alter Trottel mit roter Krawatte absondert interessiert schon mal gar nicht.
Ach ja der Herr Scheck. Kann man wahrnehmen, muss man aber nicht.
Der Scheck behauptet, dass in dem Buch falsche Zahlen genannt werden ohne selbst Zahlen zu nennen. Das nennt man Propaganda. Auch sonst hat er außer substanzlosem und vulgärem Gefurze nichts zu bieten.
Oh, „Der schwarze Kanal“ ist zurück.
Manchmal schafft sich die eigene Erfahrungswelt mehr Platz in einer Aussage als eigentlich geplant war.
Das derbe wie nichtssagende Vokabular lässt auf seine Urteilsfähigkeit schließen. Wer sich so ausdrückt, hat die Kontrolle über seinen Geist verloren.
Dabei ist diese furchtbare Person alles andere als eine Wichsvorlage. Das war sie nicht einmal im FDJ- Hemd, also in ihrer Jugend. Eher im Gegenteil. Ein Verhütungsmittel, bei dem einem normalen Menschen alles vergeht.
„Wichsvorlage“ – das kenn ich, entstammt dem elaborierten Sprachrepertoire altlinker 68er und ihrer geistigen Erben. Das war seinerzeit – Zeit von „Emma“ bis „Courage“ – ein gängiges Bonmot feministischer Männerhasserinnen und ihrer „maskulinen“ Mitläufer.
Ich bin fast geneigt zu schreiben: Heul doch!
Hat der Autor je Reich-Ranicki erlebt, wie dieser teilweise wirklich große Literaten abgeschrubbt hat? Oder wie auch Scheck schon Werke von Autoren ganz anderen Kalibers verbal schredderte bevor sie die Resterampe runterschlitterten?
Gerald Grosz ist ja nun wirklich nicht bekannt für zurückhaltende Wortwahl („provokant, zugespitzt, polemisch“) und wie heißt es so treffend: Wie man in den Wald hinein ruft…
Also vielleicht einfach ein bisschen weniger pienzig sein.
Wollen Sie ernstlich Denis Scheck und Reich‐Ranicki auf ein Podest heben? Da liegen doch Welten dazwischen…