Physik lässt sich nicht per Dekret ändern: Warum 49 Millionen Verbrenner nicht durch Wunschdenken verschwinden

Brüssel feilscht um Prozentzahlen und versenkt die deutsche Industrie. Die CO₂-Verordnung 2019/631 will das E-Auto gegen Markt, Physik und Realität erzwingen. Sie ist kein Klimaschutz, sondern planwirtschaftliche Deindustrialisierung. Die Verordnung muss weg – nicht der Verbrenner.

picture alliance / Jochen Eckel | Jochen Eckel

Nebelkerzen sind das, was Brüssel am liebsten verschleudert. Ob nun 100 Prozent oder doch „nur“ 90 Prozent Reduktion der Flottengrenzwerte verschleiern den eigentlichen Brandherd: die EU-Verordnung 2019/631 in ihrer verschärften Fassung vom April 2023. Das ist die „Verordnung zur Verminderung der CO2-Emissionen von Straßenfahrzeugen“ und die Ursache allen Übels und die bürokratisierte Deindustrialisierung Deutschlands.

Abschaffen – und zwar sofort. Wie das Professor André Thess von der Universität Stuttgart sagt, einer der wenigen, die Physik über Ideologie stellen: „Meine Forderung: Sofortige, vollständige und ersatzlose Abschaffung der EU-Verordnung 2019/631 vom 19. April 2023.“

Grünrotschwarz will Automobilindustrie und Bürgern das batterieelektrische Fahrzeug (BEV) aufzwingen. „Die meisten Menschen wollen sich jedoch nicht von einem übergriffigen Staat vorschreiben lassen, welche Autos sie fahren“, so Thess richtig. Nur die sofortige Streichung dieser Verordnung und die Rückkehr zu echter Technologieoffenheit können den Industriestandort Deutschland retten.

Die nackten Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) entlarven die Utopie einer vollständigen Elektrifizierung bis 2035 als logistisches und industrielles Himmelfahrtskommando. Der Fahrzeugbestand in Deutschland umfasst rund 49 Millionen PKW. Davon sind aktuell etwa 1,5 bis 1,6 Millionen reine Elektroautos (BEV). Der Rest – über 47 Millionen Fahrzeuge – wird von Verbrennungsmotoren angetrieben (Benzin, Diesel, Hybrid).

Das Verhältnis ist vernichtend: Das ist rund drei Prozent Elektro-Anteil im Bestand und dies nach über einem Jahrzehnt massiver Subventionen und Begleitpropaganda. Um die EU-Ziele real zu erreichen, müssten in den verbleibenden Jahren bis 2035 fast 47 Millionen Verbrenner ersetzt werden. Vorhandene dürfen zwar noch – bis dass der TÜV sie scheidet –  weiterfahren, die Infrastruktur der Raffinerien, Tankstellen würde jedoch, wenn immer weniger Verbrenner fahren, vollständig und schnell zusammenbrechen.

Das würde bedeuten, dass ab sofort jährlich rund 3 bis 4 Millionen Elektroautos in Deutschland neu zugelassen werden müssten. Zur Einordnung: Im gesamten Jahr 2023 wurden gerade einmal ca. 524.000 BEVs zugelassen – und nach Wegfall der Prämie brachen die Zahlen 2024 dramatisch ein.

Wo sollen diese Autos herkommen? Wo sind die Rohstoffe für 47 Millionen Batterien? Wo ist das Stromnetz, das diese Lastspitzen auch im Winter trägt? Und vor allem: Wo ist die Kaufkraft der Bürger, die sich diese Fahrzeuge ohne staatliche Alimentierung leisten können? Die Verordnung ignoriert diese materielle Realität. Sie befiehlt ein Ergebnis, für das die Voraussetzungen fehlen.

Das Festhalten an dieser Verordnung ist ein direkter Angriff auf das Rückgrat unseres Wohlstands. Der Verbrennungsmotor ist nicht einfach eine „alte Technik“; er ist das Produkt einer über 100-jährigen Ingenieurskunst, in der Deutschland Weltmarktführer ist. Zylinderköpfe, Getriebe, Einspritzsysteme – hier liegt unsere Wertschöpfung.

Ein Elektroauto hingegen ist in seiner Komplexität deutlich reduzierter. Das Herzstück, die Batterie, macht einen Großteil der Wertschöpfung aus und kommt fast ausschließlich aus Asien. Mit der Verordnung 2019/631 wird die Schlüsselindustrie gewzungen, ihren Wettbewerbsvorteil (den Motor) aufzugeben und in ein Spielfeld zu wechseln, das von China dominiert wird. Technologische Souveränität wird gegen Abhängigkeit getauscht.

Hunderttausende qualifizierte Arbeitsplätze bei Zulieferern und Herstellern werden vernichtet, das Wissen von Generationen von Ingenieuren vernichtet. Und wofür? Für einen global gesehen minimalen Effekt auf das Klima, da unsere gebrauchten Verbrenner einfach nach Afrika oder Osteuropa exportiert werden und dort weiterlaufen (der „Havanna-Effekt“), während hier deindustrialisiert wird.

Ein geringes „Aufweichen“ auf 90 Prozent ist Augenwischerei. Es verlängert nur das Sterben auf Raten. Wer den Industriestandort Deutschland retten will, darf nicht an den Prozentzahlen feilschen. Er muss das Prinzip der Verordnung selbst angreifen.

Die EU-Verordnung 2019/631 muss ersatzlos gestrichen werden. Wenn das E-Auto wirklich überlegen ist, wird es sich durchsetzen – ganz ohne Zwang. Aber solange es politisch erzwungen werden muss, ist das der sicherste Beweis dafür, dass es noch nicht marktreif für die Masse ist. Alles andere ist planwirtschaftlicher Wahnsinn mit Ansage mit dem Ziel, jedem die individuelle Mobilität auszutreiben – das eigentlich Ziel des Kampfes gegen Benzin- und Dieselfahrzeuge.

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Kommentare ( 24 )

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fischer
19 Minuten her

Es gibt in diesem Universum kein Problem, für das die jetzige EU die Lösung wäre.

Der Ingenieur
29 Minuten her

„Hunderttausende qualifizierte Arbeitsplätze … werden vernichtet, …. Und wofür? Für einen global gesehen minimalen Effekt auf das Klima.“

Ich analysiere das mal: Der Autor glaubt also,

1.) dass der Mensch das Klima verändert,
2.) dass Autos mit Verbrennungsmotor dazu beitragen und
3.) dass der Effekt durch E-Autos verringert werden kann, aber er nicht groß genug ist, um dafür hunderttausende Arbeitsplätze zu opfern.

Damit hat sich der Autor m.E. genauso von jeglicher Logik und den Naturgesetzen verabschiedet, wie die Ideologie getriebenen Spinner, die er hier kritisieren will. – Nur, dass er zwischen einem angeblich menschlich verursachten Klimaschaden und deutschen Arbeitsplätzen abwägt.

Last edited 18 Minuten her by Der Ingenieur
Gernoht
42 Minuten her

Wäre es nicht einfacher, Brüssel müßte weg? Das nützte nicht nur dem Verbrenner.

Franz Schroeder
44 Minuten her

Ab 2030 gibt’s dann eben Diesel und Benzin nur noch in Apotheken und gut sortierten Drogeriemärkten.
Wallboxen und Elektrotanken wird rationalisiert wegen überlasteten und überhitzten Grundleitungen.

Wollen doch mal sehen wie wir das Reisevolk endlich ohne Mauer einsperren können.
Wäre ja noch schöner wenn wir das nicht schaffen würden.

Und wenn sie nix mehr zum beißen haben gibt’s ja auch noch Haferbrei, damit sie nicht auf die Idee kommen, sich ein Pferd anzuschaffen.

GermanMichel
47 Minuten her

Und wann kommt die Erkenntnis, dass sich die Grünen weder für Klima noch für Natur oder Umwelt interessieren, sondern einzig und alleine Agenten einer feindlichen Macht sind, die den überlegenen Wettbewerber Deutschland sabotieren sollen? Die Nestbeschmutzer Presse ist ja inzwischen 24/7 dabei Deutschland und die Deutschen schlecht zu reden. Aber alleine die Tatsache dass eine Überzahl an Ländern mit viel größeren Flächen und Bevölkerungen und viel mehr Rohstoffen mehrere echte Kriege, und dann danach permanenten Wirtschaftskrieg inklusive Sabotage gegen Deutschland führen musste um gegen dieses kleine Land konkurrieren zu können zeigt doch schon wie haushoch überlegen die Deutschen allen anderen… Mehr

Klaus D
50 Minuten her

Grünrotschwarz will Automobilindustrie und Bürgern das batterieelektrische Fahrzeug (BEV) aufzwingen….mit unterstütung von lobbyisten und großen teilen der wirtschaft! Wenn man politisches handeln nicht versteht muss man nur schauen wer davon profitiert. Selbst die automobilindustrie ist ja auf das pferd aufgesprungen weil man fette renditen erhofft hat. Zumal hier auch hohe subventionen zu erwarten waren/sind die man abgreifen konnte/kann. Ich meine das wir eine lobbykratie haben die die politik vor sich hertreibt. Wobei die lobbyisten auch gegeneinander arbeiten. Und lobbyisten gehts es nur um rendite und nicht um das ganze – sprich deutschland ist denen egal. Die paar lobbyisten die das… Mehr

Bernd Simonis
52 Minuten her

Das Ziel Dekarbonisierung ist sinnvoll und richtig. Sehen wir es mal aus Sicht der Science Fiction: Star Trek mit Verbrennungsmotoren wäre doch wirklich lächerlich. Nur leider sind die Ziele zeitlich zu ambitioniert, und die Methode zu dirigistisch. Möglicherweise sind auch Windräder in Europa der völlig falsche Weg, Kernkraft und Fusion vielleicht besser. Leider wurde all das nicht wissenschaftlich diskutiert. Verbreitet hat sich ein „Klimawahn“ und in Folge ein „Erneuerbare -Wahn“ . Grüne Politiker sind (auch Stand heute 2025 noch) geistig nicht ansprechbar, Unions Politiker segeln gerne mit dem grünen Zeitgeist. Und so hat sich unsere „Demokratie“ verzockt. Wirklich schade und… Mehr

Reinhold
53 Minuten her

Nicht nur diese Verordnung muss weg. Der ganze EU-Molloch in der jetzigen Form muss weg.
Deshalb AfD wählen.

Peter W.
59 Minuten her

Nicht nur das Verbrennerverbot muss weg, sondern auch diejenigen die für diesem Schwachsinn verantwortlich waren und immer noch sind. D.h. die BonzInnen in der SPD, bei den Grünen, Teilen der CDU. Verantwortlich sind auch die Manager der Automobilindustrie, die diesen Blödsinn freudig mitgetragen haben soowie die Abzocker der staatlich alimentierten NGO‘s.
Zusätzlich müssen diese Leute vor ein Gericht gestellt und möglichst lange weggeschlossen werden.

Kaltverformer
59 Minuten her

Es ist eines es theoretisch zu wissen, aber die praktische Erfahrung ein Batterieauto zu erleben, das andere. Eine Fahrt nach Dresden auf den Weihnachtsmarkt: Mit Verbrenner fünf entspannte Stunden, mit dem Batterieauto (Oktavia, Enyaq) sage und schreibe 8 1/2 nervenaufreibende Stunden. Das Erlebnis eine Ladestation zu finden (22kW kannst du vergessen; man braucht eine 50kW Leitung). Das Erlebnis der besetzten Ladestationen. Das Erlebnis einer kaputten Ladestation. Das Erlebnis endlich eine gefunden zu haben, die aber nur mit Chip geht. Ganz zu schweigen von dem Erlebnis, wenn die Batterieanzeige dir nur mehr 20km gibt. Das Erlebnis, auf 3spurigen Autobahnen mit 110/120… Mehr