US-Zinsen runter, Gold und Silber rauf – was bringen die nächsten Monate?

Was Sparer jetzt tun sollten, um ihr Vermögen zu schützen: TE beantwortet die drei wichtigsten Fragen.

picture alliance/dpa | Sven Hoppe

Donald Trump und der Präsident der US-Notenbank Jerome Powell können einander nicht ausstehen. Kürzlich trugen sie ihre Meinungsverschiedenheiten über Baukosten am Gebäude der Fed sogar vor der Kamera aus.

Trump fordert von seinem Währungshüter schon lange Zinssenkungen. Der zögerte allerdings lange. Trotzdem beugten sich Powell und die Mitglieder des Offenmarktausschusses keinem politischen Druck, als sie in der vergangenen Woche den Leitzins um 0,25 Prozent senkten. Sie handelten vielmehr strikt nach Lehrbuch: Zum einen spricht die leichte Verschlechterung der Arbeitsmarktzahlen und die Vermeidung einer Rezession für die Geldverbilligung.

Zum anderen schlagen die von der Trump-Administration verhängten Einfuhrzölle, die bekanntlich größtenteils der Endverbraucher zahlt, weniger stark auf die Inflation durch als zunächst befürchtet. Die Inflationsrate erhöhte sich im August nur moderat von 2,7 Prozent im Juni und Juli auf 2,9 Prozent im August. Alles in allem bestand also Spielraum für den Zinsschritt nach unten, den die Märkte auch genau so erwarteten. Zum Jahresende senkt die Fed die Zinsen vermutlich um weitere 25 Basispunkte. Die jetzige Bandbreite von 4 bis 4,5 Prozent liegt selbst dann immer noch deutlich über dem Euro-Refinanzierungssatz von 2,15 Prozent. Welche Aussichten eröffnen sich für Anleger in den kommenden zwölf Monaten? Die Zinsen geben darauf nur eine Teilantwort – aber sie gehören selbstverständlich zum Gesamtbild.

Welche Folgen hat die US-Zinssenkung?

Sie dürfte erstens den Außenwert des Dollar gegenüber den wichtigsten Währungsräumen weiter schwächen – ein Effekt, den Trumps Regierung durchaus beabsichtigt. Denn ein niedriger Dollar wirkt für Unternehmen, die in die USA exportieren, als Erlösbremse. Für Firmen, die aus den USA in andere Währungsräume exportieren, ergibt sich ein Vorteil. Die Zinssenkung im September und die Aussicht auf den nächsten Schritt dürfte den US-Aktienmarkt beflügeln und die Angst der Bürger vor einem Abschmieren der Konjunktur dämpfen. Im 2. Quartal 2025 wuchs die US-Wirtschaftsleistung um 3,3 Prozent – eine Rate, von der die Deutschen nur träumen können. US-Aktien, ob ausgewählte Einzelwerte oder ETFs, bleiben also eine gute Anlagemöglichkeit.

Zweitens gibt die Zinssenkung Gold und Silber weiter Auftrieb, zumal dann, wenn die Inflation in den USA die Marke von drei Prozent überschreiten dürfte. Die Unze Feingold steuert auf einen Wert von 4000 Dollar zu, die Feinsilber-Unze erreichte am Montag mit 43 Dollar ihren höchsten Stand seit 2011. Und alles spricht für einen Fortgang der Hausse.

Was beeinflusst die Märkte jenseits der Zinsentwicklung?

Gold und Silber steigen nicht nur, weil die Zinsen in den USA fallen, und damit Anleihen an Attraktivität verlieren. Haupttreiber des Goldpreises sind nach wie vor die Käufe der Zentralbanken. Viele Staaten bauen mit Blick auf die enorme US-Verschuldung Dollaranleihen in ihren Beständen ab, um einen Teil davon durch den sicheren Anker Gold zu ersetzen. Das geschieht nicht nur aus Sorge um die den Wert der eigenen Reserven wie beim derzeit größten Goldkäufer Polen. Staaten wie China und Kasachstan verfolgen grundsätzlich die Politik der „Entdollarisierung“, also der Abkopplung vom Dollar-System.

Dazu kommen die nach wie vor unbefriedeten Konflikte mit dem Iran und den Huthis in Jemen, die den Persischen Golf und das Rote Meer tangieren, also wichtige Seehandelsstraßen. Die Mischung aus tendenziell niedrigen Zinsen, Sorge um die Dollarstabilität, Zentralbankkäufe und die Gefahr von neuen kriegerischen Konflikten dürfte auf längere Sicht den Goldpreis weiter nach oben drücken.

Gegenüber Gold verfügt Silber über das größere Aufholpotential, trotz des steilen Anstiegs um 32 Prozent seit Jahresbeginn. Zum einen übersteigt die industrielle Nachfrage auch 2025 und 2026 deutlich die Silber-Weltjahresproduktion. Das Metall, ein hervorragender Leiter, findet in Elektrofahrzeugen Verwendung, aber auch in Drohnen. Und bei den meisten dieser mittlerweile gefechtsfeldbeherrschenden Waffe handelt es sich um Kamikaze-Exemplare. Folglich brauchen die Hersteller ständig neues Material.

Dazu kommt ein zweiter wichtiger Faktor: Silber galt in der Vergangenheit stets als Industriemetall, als Spekulationsobjekt, als typische Wertanlage kleiner Sparer („das Gold des kleinen Mannes“) – aber noch nie als Wertspeicher für Zentralbanken. Das scheint sich jetzt zu ändern: 2025 kaufte die Staatsbank von Saudi-Arabien erstmals Silber für 40 Millionen Dollar. Andere Zentralbanken könnten nachziehen, weil sie sich wie bisher nur Kleinanleger sagen: Ein bisschen von dem Weißmetall im Depot schadet nicht. Diese Gründen machen in ihrer Kombination einen Silberpreis von über 50 Dollar je Unze spätestens 2026 nicht unwahrscheinlich.

Senkt auch die EZB ihre Zinsen?

Obwohl Frankreich unter seiner Schuldenlast von über drei Billionen Euro und seiner notorischen Sparunfähigkeit zu kollabieren droht, senkt die EZB mit Christine Lagarde an der Spitze wahrscheinlich die Zinsen nicht noch weiter. Denn andererseits muss sie auch Käufer von Euro-Staatsanleihen einigermaßen bei Laune halten. Wahrscheinlich hilft Lagarde ihrem Heimatland und anderen Schuldenländern – zu dem sich auch Deutschland entwickelt – nicht durch eine allgemeine Verbilligung des Geldes, sondern, wie schon unter Mario Draghi geschehen, durch den Kauf von Staatsanleihen auf Sekundärmärkten.

Aber schon jetzt bleibt bei dem niedrigen Zins einer- und der Euroraum-Inflationsrate von 2,4 Prozent (August 2024) für Sparer kaum ein positiver Realzins. Die Zeiten von üppigen Festgeld-Zinsen sind vorbei. Spitzenreiter wie die litauische Artea Bank bieten 2,67 Prozent für 10 000 auf ein Jahr angelegte Euro, die schwedische Klarna-Bank 2,22 Prozent. Nach Abzug der Zinsertragssteuer bleibt real nichts übrig. Daran dürfte sich auf mittlere Sicht auch nichts ändern. Denn massive staatliche Ausgabenprogramme verhindern, dass die Geldentwertung trotz schwacher Wirtschaftsentwicklung im wichtigsten Euro-Land zurückgeht.

Zum anderen wird die EZB ihre Zinsen auch nicht erhöhen – denn das würde Frankreich das Genick brechen, Italien in Turbulenzen stürzen und die deutsche Wirtschaft noch weiter lähmen als bisher. Ausgewählte US-Aktie, immer noch günstig bewertet europäische Titel und die beiden wichtigsten Edelmetalle bleiben deshalb für Sparer der sichere Hafen. Und sie bieten auch immer noch Einstiegsmöglichkeiten.

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Kommentare ( 3 )

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Micci
2 Monate her

Wie sagten doch Experten jahrzehntelang?

„Gold ist totes Kapital, es bringt keine Zinsen“.

Experten sind jene Leute, die hinterher zwanglos erklären können, warum sie auf jeden Fall falsch lagen mussten!

Und was ist mit den Leuten passiert, die schon 1999 vor dem Euro warnten, als der Begriff „Schwurbler“ noch gar nicht erfunden war – aber so ähnlich betitelt wurden?
Die sind nun um mehr als das zehnfache reicher!

Aegnor
2 Monate her

Zumindest ggü dem Euro dürfte der Dollar kaum groß nachgeben. Der Zinsunterschied ist enorm und wird sich auch so schnell nicht angleichen. Für den Kleinanleger auf dem Edelmetallmarkt wiederum ist Gold mittlerweile fast unerreichbar. Fast 3,5k Euro für eine Unze (kleiner lohnt kaum) ist nicht nur außerhalb des Tafelgeschäfts, sondern auch preislich kaum noch zu stemmen. Interessante Alternativen zu Gold als Anlage sind (neben Silber als Geld) weiterhin Platin und vor allem Palladium. Sind zwar leider mit Mehrwertsteuer in Deutschland, aber die Preise sind hier bei weitem nicht so explodiert wie bei Gold. Palladium ist sogar noch deutlich günstiger als… Mehr

U.S.
2 Monate her

Egal, ob FED Zinsen rauf, runter, Bonds, Aktien rauf runter,…

Europa, besonders Germoney braucht dringendst Jahr für Jahr 50 Millionen analphabetische Fachkräfte aus Afrika Maghreb Region und aus islamischen Ländern wie Afghanistan Syrien.

Ehemalige BKin Angela M: wir schaffen das.

Aktueller BK Friedrich M, abhängig von ROT GRÜN: wir nehmen weitere Billionen Sondervermögen auf, der SPD Lars Kl..beil macht das locker…