Jurist und Bestseller-Autor Ferdinand von Schirach verteilt bei Miosga mit brüchiger Stimme knallharte Hammerschläge. Dabei bekommt jeder sein Fett weg: Merz, die Altparteien im Allgemeinen, „unsere Demokratie“ im Speziellen – und Ricarda Lang, denn die sitzt kichernd neben ihm. Von Brunhilde Plog
Screenprint: ARD / Caren Miosga
Vertrauen ist das große Thema des Abends. Oder besser: der Vertrauensverlust der Deutschen in ihre Regierung und in das System. Nur noch 49 Prozent glauben, dass eine liberale Demokratie die Probleme lösen kann. Schirach sieht drei Gründe: Wenn etwas versprochen und nicht gehalten wird. Wenn das Handeln der Politiker als ungerecht empfunden wird. Und wenn die Dinge nicht beim Namen genannt werden. „Alle drei Dinge sind passiert“, sagt Schirach. Deutschland habe momentan „einen Kanzler, der dauernd etwas verspricht, was er überhaupt nicht halten kann. Wir können inzwischen mehr Dinge aufzählen, die nicht gehalten worden sind als die gehalten worden sind.“
Schirach liebt klare Worte, doch die Cancel-Culture hat auch ihn im Schwitzkasten. Das zeigt sich daran, dass er sich entschuldigt, bevor er problematische Worte in den Mund nimmt. Dazu gehört das Wort „Migration“, aber auch – „Entschuldigen Sie bitte, wenn ich da so sage“ – das „Asylrecht“. Schirach: „Wir haben mittlerweile 50 Prozent der Verwaltungsrichter, die ausschließlich mit Asylverfahren beschäftigt sind. Das kann nicht gut gehen.“ Das dritte Wort: „Nochmal: Entschuldigen Sie, dass ich das so sage, das Bürgergeld, das vollkommen falsch angepackt worden ist. Es geht beim Bürgergeld nicht um Geld. Es geht um Gerechtigkeit.“
Mit seinen Sicherheits-Bücklingen richtet er sich devot an Ricarda Lang. Die sitzt neben ihm und erteilt kichernd Absolution. Sie sei ja schließlich keine Zensurstelle. Das ist in der Tat überraschend. Für eine Grüne.
Lang selbst kommt ebenfalls zu Wort, was anstrengend ist, denn vor allem im direkten Vergleich möchte man einem Schirach eigentlich viel länger zuhören. Lang gibt den Phrasensportler: redegewandt wie man sie kennt, eine Floskelwurst jagt die nächste. Sie ist auch heute wieder auf der Jagd nach dem Highscore am Phrasomaten. Erstaunlich, mit wie viel Armeinsatz sie dies angeht. Ihr Plapper-Gezappel, ihr Ellbogen-Pathos wird immer wilder. Höhepunkt: Als sie sagt, man müsse sich an die eigene Nase fassen, tippt sie sich allen Ernstes mit dem Finger an die eigene Nase. Geflügelte Worte wie „Auge um Auge“ oder „ins fallende Messer greifen“ lässt sie an diesem Abend glücklicherweise aus.
Bisweilen jedoch beweist Lang mehr Durchblick, als man es von der aktuellen Regierungs-Riege gewohnt ist (leichte Übung). Etwa, wenn sie sagt, dass die Parteien zu sehr umfragegesteuert seien. „Ich halte das mittlerweile für eine Krankheit in unserer Demokratie, dass wir jede Woche 15 Umfragen haben“, stöhnt Lang und erzählt aus dem Nähkästchen als ehemalige Co-Parteivorsitzende der Grünen. In Strategiegesprächen würden regelmäßig irgendwelche Gruppen identifiziert, denen man mit bestimmten Aussagen nach dem Mund reden könne. Das klappe aber nicht, denn „das Problem ist: Die Leute sind ja nicht dumm.“
Schirach hat Revolutionäres im Sinn. Er empfiehlt eine „große Grundgesetzreform“. Der Kanzler solle für sieben Jahre gewählt werden, aber nur einmalig. Die Begrenzung auf eine Legislaturperiode würde ihn vom Damoklesschwert der Wiederwahl befreien. Außerdem sollten alle Landtagswahlen am selben Tag stattfinden, damit nicht dauernd irgendwo Wahlkampf herrscht. Dem Regierungschef würde Schirach besondere Befugnisse geben: „Der Kanzler hat die Möglichkeit, drei Gesetze in diesen sieben Jahren ohne das Parlament zu verabschieden.“ Das Bundesverfassungsgericht würde sie in einem Normenkontrollverfahren prüfen, und „das Parlament kann diese Gesetze nach drei Jahren wieder abwählen“. Damit wäre für Schirach ein großes Problem beseitigt – und er schießt direkt auf die SPD: „Koalitionen, wo eine Partei, die nur noch 16 Prozent bekommt, bestimmt, was gemacht wird, gehen schief.“
Als Lang über die politische Arbeit im Theoretischen und über Lösungen im Spezialtheoretischen philosophiert, kontert Schirach auf amüsante Art: „Es ist alles toll, was Sie sagen, aber es funktioniert nicht. Ich möchte auch, dass jeden zweiten Tag tolles Wetter ist.“ Das Problem sei aber, „dass die Leute kein Vertrauen mehr haben“. Und das seien eben „keine verrückten Verschwörungstheoretiker“, sondern Menschen, die Lösungen suchen statt hohler Worte. Die Situation könne man retten „dadurch, dass es besser wird, nur dadurch.“ Schirach bringt ein Beispiel: „Das Pergamon-Museum wird 14 Jahre lang renoviert. Wenn ich Oberbürgermeister von Berlin wäre, würde ich den Mann, der mir das sagt, aus dem Zimmer jagen und sagen: Komm wieder, wenn du einen Zwei-Jahres-Plan hast.“ Ähnliches Beispiel: die Bahn. „Es kann nicht sein, dass die bis 2037 brauchen, um die Bahn zu renovieren“ – Schirach ist fassungslos.
Lang und Schirach – zwei Welten prallen aufeinander. Und das macht bisweilen sogar Spaß. Als sie zu einer Art Aufbauseminar Lösungstheorie und packende Parteiparolen anhebt, kontert er nur trocken: „Sie sind großartig im Reden.“ Wenn sie von einer „Diskrepanz zwischen Input-Legitimation und Output-Legitimation“ fabuliert, flüstert er dazwischen: „Was auch immer das heißt.“
Schirach sieht eine Gesetzmäßigkeit: „2008 hatten die Leute Angst um das Geld. Da entstand der Bitcoin.“ 2015 sei die Angst um die Grenzen umgegangen: „Thema Migration – das macht die AfD groß.“ Und 2020, „mitten in der Corona-Pandemie entstehen plötzlich vollkommen absurde Erzählungen alternativer Medizin“, so der Autor. Das lässt erkennen, dass Schirach bei gewissen Themen noch faktischen Nachholbedarf hat. Die RKI-Protokolle etwa, die die vermeintliche Pandemie längst als politische Inszenierung entlarvt haben, scheint er nicht zu kennen.
Seine Folgerung aber klingt schlüssig: „Die Alternative ist immer die Folge von etwas, was nicht funktioniert.“ Dann liest er nochmal Ricarda Lang die Leviten: „Das war ganz interessant: Frau Miosga fragt sie nach der Asylpolitik, und sie landen bei Donald Trump. Das funktioniert nicht.“
Auch beim Thema Parteiverbot prallen die beiden aufeinander. Lang fände es gut, einem Viertel der Deutschen die freie Wahl einfach wegzunehmen. „Wir würden ihnen das Recht nehmen, diese Partei zu wählen“, sagt sie, weil „es kein Recht darauf gibt, eine Partei zu wählen, die sich zum Ziel gesetzt hat, diese Verfassung abzuschaffen“. Woran sie dieses kühne Argument festmacht, bleibt unklar. „Was, glauben Sie, machen die 40 Prozent dann? Wählen die dann die Grünen?“, fragt Martin Machowecz. Der Redakteur der ehemals angesehenen Zeitung „Zeit“ gibt auch ein paar Redebeiträge zum Besten. Im Regenbogen ist er das Beige. Diese Wortmeldung aber sitzt.
Für Schirach hingegen wäre ein AfD-Verbot „eine Pleiteerklärung für die Partei, die es einreicht, und nichts anderes. Das ist ein Offenbarungseid.“ Auch die Diskussion um das Verbotsverfahren kritisiert er: „Jetzt wird von vielen Leuten so getan, als sei es etwas ganz Tolles. Das ist es nicht. Es ist etwas zutiefst Undemokratisches.“ Schirach glaubt: „Wenn die Bürger die Demokratie abwählen wollen, können wir die Demokratie überhaupt nicht retten. Weil das, was wir tun würden, um sie zu retten, wäre das, was eine Diktatur tut.“
Wie also Vertrauen schaffen? Miosga lässt ein paar TikToks einspielen. Heidi Reichinnek (SED/Linke) lässt sich auf die Mandeln blicken, Markus Söder (CSU) auf den Döner, und Ricarda Lang auf den Schreibtisch. Wie sie tanzen, singen, lachen, blöde Sachen und Grimassen machen. Der Zuschauer des Pflichtbeitragsfernsehens leidet still. Wo ist Amnesty International, wenn man es braucht? Wo ist der UN-Sonderberichterstatter für Folter im TV?
Doch dann kommt Schirach. „Wie finden Sie das?“, will Miosga wissen. Der antwortet leise, aber durchschlagend: „Also, offen gesagt, ist es mir ein bisschen peinlich. Mir ist es wirklich unangenehm, weil es eine Infantilisierung von Politik ist.“ Er sagt ganz schüchtern: „Ich bin wahrscheinlich nicht modern genug.“
Möglich. Oder einfach zu normal.

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So weit, so gut. Mit einem Punkt habe ich aber Probleme, die Amtszeitbegrenzung.
So viele Gründe es dafür auch gibt, sie hat 2 ganz entscheidende Nachteile:
Aus jeder Krise kann man etwas lernen. Im Fall Deutschland, wie alles miteinander verflochten ist: Wirtschaft, Rechtsstaat, Sozialstaat, Demokratie…
Ein modernes Staatswesen ist ei sehr komplexes, aber auch sehr anfällige Gebilde. Bricht man einen Stein heraus, gerät alles ins Rutschen.
Wie das Sprichwort sagt: Ein Unglück kommt selten allein.
Liebe TEler, ich bin da auch zu unmodern, ich tu mir den Schwachsinn von einem Miosga, einer Lanz und einem Maibrett schon lange nicht mehr an. Ich bin da raus.
Herr Schirach weiß, was ein „Bachelor of Laws“ bedeutet. Warum sollte er nicht so agieren, wenn irgendeine 31-jährige gackert und gestikuliert wie ein Kleinkind?
Früher nannte man es Vordiplom o.s.ä.. Wie viele Semester Frau Lang da wohl rumprobiert hat.Glückwunsch wenn man dann noch über die Liste in den bundestag gespült wurde und ca. 15000 Euronen monatlich abgreifen darf. An solchen Fehlentwicklungen geht dieses System kaputt.
Nicht verzweifeln, man spricht nicht umsonst von steuerfinanzierten „Polit-Nutten“. Die alte Bärbock ist immerhin so schlau, lediglich nurSteuergelder abzugreifen, bevor sie sich als hoch bezahlte „Edelnutte“ von jemandem besteigen lässt?
„Lang … redegewandt wie man sie kennt, eine Floskelwurst jagt die nächste. [..] Erstaunlich, mit wie viel Armeinsatz sie dies angeht.“
Dieses maschinengewehrartige Geschwalle scheint bei linken Frauen gerade „in“ zu sein. Wenn man z.B. der Heidi Reichinnek zuhört, wird man von einem völlig nichtssagenden Wortschwall nahezu erschlagen. Das ist so ein Deuergeplapper, das dem „Diskussionspartner“ keine Chance lässt, überhaupt zu Wort zu kommen. Ich finde das unerträglich und widerlich.
Wer wählt so was?
Sie hier kann es viel besser, das mit Gestik und Mimik wie mit solchem, was gar nicht der Realität entsprechen muss. Es hat Bedeutung und ich wüßte gerne, was das in mir anrichtet – und lass sie alle besser links liegen! https://x.com/oida_grantler/status/1772753131836674421
Wer aber bringt solchen so was bei – und weshalb?
Die Grüne Lang hat wieder Material geliefert für ein Grünen-Verbotsverfahren.
Die Lang ist eigentlich nicht Grün. Was sie mit ihrem Körper macht ist auch nicht Grün, eher radikal und voller Risiko. Bin gespannt ab wann man nicht mehr sagen darf dass sie mager ist oder auf dem Weg zur Bulimie extrem erfolgreich.
Ist sie eine mit der Spritze? Man sagt, dass wenn man das absetzte, das Desaster wieder begönne?
Sie hatten schon mal einen in ihren Reihen, der mal dünn und dann wieder dick daher kam?
Zwischenzeitlich hatte ich das Vertrauen in die Demokratie zurück gewonnen. Als Gestalten wie Baerbock , Habeck, Lang nach Wahlen plötzlich verschwunden waren. Gut, es rückten andere Nieten nach, aber die schlimmsten Backpfeifengesichter waren erstmal weg. Wie konnte ich mich nur so irren?
Ich verliere täglich mehr von meinem Vertrauen. Die Backpfeifengesichter hat man wider besseres Wissen gewählt und verschwunden sind sie nicht; auch nicht auf der Payroll. Da greifen die noch immer kräftig ab.
Schlimmer sind doch die Nachfolger. Wir haben sie gewählt wegen ihrer Versprechungen und den Hoffnungen, die sie vor der Wahl gemacht haben. Sie zeigen sich aber als unfähiger, unwilliger, erpressbar und korrupt.
Solche Erwartungen hatte ich nie – und hab ganz andere in Verantwortung gewählt. Mit mir leider bislang noch zu wenige.
Die Grünen wollen nach ihrem Absturz in den Umfragen neuerdings Gratis-Strom für alle Verbraucher im Sommer. Nur im Sommer reicht nicht, da sind die Tage lang. Das ganze Jahr kostenlosen Strom für alle, das wäre gut. Am besten und sichersten aus CO2-freien eigenen Atomkraftwerken.
Es wäre der Schritt in die richtige Richtung die kleinen Atomkraftwerke jedem Unternehmen mit hohem Strombedarf zu erlauben. Anschluss an alle anderen wie bei einem konventionellen Blockkraftwerk. Billiger geht es nicht und selbst bei Anschlägen auf Überlandleitungen vermeidet die Dezentralisierung größere Stromausfälle.
Wenn es kein Recht gibt Parteien zu wählen welche die Verfassung abschaffen, dann müssten Linke und Grüne verboten werden.
„Mir ist es wirklich unangenehm, weil es eine Infantilisierung von Politik ist.“
Das Problem ist, dass nicht nur die Politik „infantilisiert“ ist, sondern das ganze Land!
Angefangen damit, dass jede Firma meint, mich zu duzen sei „hip“, über Klimahysterie samt emotionaler Erpressungsversuche und im Gender-Gaga Wahn „menstruierende Männer“: Ich komme mir vor, wie der einzige Erwachsene am Regal mit der Quengelware und jeder, ausnahmslos jeder ist zu einem 3-jährigen in der Trotzphase mutiert, der will, dass ich ihm irgendwas kaufe.
„Ist denn die ganze Welt verrückt geworden?“
https://www.youtube.com/watch?v=eQGNmvTflIs