Während im für Ernährung zuständigen Bundesministerium nach der Phase grüner Volkserziehung inzwischen wieder Vernunft und Augenmaß agieren, geht die CDU Schleswig-Holstein ihren eigenen ideologiegeleiteten Weg. Sie will gesüßte Getränke besteuern. Der Kauf von Energy-Drinks soll erst ab 16 Jahren erlaubt sein. Von Detlef Brendel
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Unsinn muss nur oft genug wiederholt werden, um zu einer vermeintlich wahren Erkenntnis zu werden. NGOs plädieren traditionell für eine Zuckersteuer. Als Minister für Ernährung hat Cem Özdemir immer wieder mit diesem Gedanken gespielt, aber es damit nicht einmal bis ins Kabinett gebracht.
Eine Zuckersteuer, so die schlichte Vorstellung, soll durch Reduzierung des Zuckergehalts in den Produkten schlank machen. Die Engländer haben ihre Hersteller in der Lebensmittelwirtschaft damit drangsaliert. Zudem haben sie mit der Androhung von Werbeverboten die Unternehmen in ihren Freiheiten limitiert. Die ideologische Milchmädchenrechnung geht allerdings nicht auf.
Für fiskalisch verteuerte Produkte gibt es preiswertere Alternativen und Werbung macht nicht dick, weil es nicht um die Initiierung von Hungergefühl, sondern um Markenpositionierung geht. Die Ursachen für unliebsame Pfunde sind nicht Preis und Medienkonsum, sondern der Lebensstil.
Auch Politiker in England agieren wider besseres Wissen. Sowohl die Epidemiologen an der Cambridge University als auch das dortige Institut für Behavioural Economics and Policy haben in ihren Untersuchungen eindrucksvoll dokumentiert, dass dieser Weg der politischen Einflussnahme auf das Ernährungsverhalten der Menschen keinen Effekt auf der Waage zeigt. Wissenschaftlich basierte Fakten dürfen nicht stören. So werden mit paternalistischen Maßnahmen zumindest ideologische Stärke und politische Handlungsfähigkeit demonstriert. Die NGOs applaudieren und die Verbraucher essen und trinken, was ihnen schmeckt.
Auch in der deutschen Politik ist Lernfähigkeit nur partiell ausgeprägt. Während im für Ernährung zuständigen Bundesministerium nach der Phase grüner Volkserziehung inzwischen wieder Vernunft und Augenmaß agieren, geht die CDU Schleswig-Holstein einen anderen Weg und bedient sich an der ideologischen Resterampe. Mit der Rendsburger Erklärung vom 19. September 2025 wurde die bundespolitische Forderung nach der Einführung einer Zuckersteuer auf gesüßte Getränke beschlossen.
Im Rahmen ihrer Klausurtagung in Rendsburg hat die CDU in Schleswig-Holstein die Erklärung zur Kinder-, Jugend- und Familienpolitik beschlossen. Das Programm „Miteinander. Füreinander. Generationsübergreifend zusammenhalten“ wurde mit großer Mehrheit verabschiedet. Diesen Glauben an eine maßregelnde Politik hat Özdemir in seiner Ampel-Koalition immer vermisst.
Es ist ein Glaubensbekenntnis frei von Fakten und gespickt mit Vermutungen. Die CDU-Experten formulieren, „ein Weg zur Reduktion von Adipositas (könnte) auch die Einführung einer Zuckersteuer sein, für die wir uns einsetzen. In anderen Ländern wurde erfolgreich gezeigt, dass dadurch der Zuckergehalt in Lebensmitteln und Getränken sichtbar gesunken und somit auch die Aufnahme gesunken ist“. Beweise für den frommen Wunsch gibt es nicht. Im Gegenteil.
Und weil die Strategen schon einmal bei der Regulierung sind, geht es weiter. „Energydrinks erfreuen sich weltweit wachsender Beliebtheit – sowohl in Deutschland als auch international. Gerade junge Heranwachsende sind eine Zielgruppe, um die Leistungsfähigkeit zu steigern und Müdigkeit zu bekämpfen. Die Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf- und Nervensystem sind deutlich. Gerade für einen heranwachsenden Körper kann ein übermäßiger Konsum schädlich sein. Vor diesem Hintergrund wollen wir die Altersgrenze für den Konsum anheben.“ Der Kauf von Energy-Drinks soll erst ab 16 Jahren erlaubt sein. Kein Problem. In Schleswig-Holstein zählt heißer Rum mit Wasser und Zucker zu den traditionellen Energy-Drinks.
Detlef Brendel ist Wirtschaftspublizist.



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Ist doch ganz einfach, zu dick heißt weniger essen und das Richtige essen und mehr Bewegung , fertig. Wo ist das Problem?
CDU: vermerkelt, sed-isiert, sozialismuserkrankt, vergrünt und kriminell…..kann weg, muß weg, kommt weg!
Herr Brendel, bitte recherchieren sie sorgfältiger:
„Was diese Ruhestellung mit körperlicher Vitalität und Kalorienverbrauch macht, muss nicht detailliert erläutert werden.“
Doch, bitte erläutern sie das mit peer-review Originalarbeiten genauer:
Mit Sport kommen sie gegen Adipositas nicht an.
Zucker ist das weltweit in Reinsubstanz meist produzierte Molekül und macht besonders unsere Kinder und einige Problemethnien sehr, sehr krank.
Es macht Sinn, über krankmachende Produkte zu debattieren und die Preissetzung kann dabei ein Baustein sein. Die Skandinavier haben das am Alkohol vorbildlich durchexerziert.
Leider wird man mit Verboten die aktuellen gesellschaftlichen Verirrungen und – excusez-moi – Perversionen wie „Energy drinks„, die den Heranwachsenden eher Energie zu rauben scheinen oder ihre Frequentierung „sozialer Medien„, die sie eher asozial konditionieren, nicht heilen.
Vielmehr dürften die Ursache für jene Fehlentwicklungen tief im Kern der konsumfixierten-demokratischen Unwahrheits-Gesellschaft liegen, die offenkundig außerstande ist, den Menschen ein ethisch-humanistisches Ziel ihrer Existenz aufzuzeigen.
Niemand weiß, ob Nietzsche diese Entwicklung mit seinem Diktum, Demokratie sei die Verfallsform des Staates ahnte.
Es ist wie mit den Strafsteuern auf Energie: Ich muss trotzdem mit dem Auto zur Arbeit, die Wäsche in der Maschine waschen und im Winter die Heizung aufdrehen. Benzin, Heizöl und Strom werden nicht aus Jux und Tollerei verbraucht, sondern weil es notwendig ist.
Süß schmeckt und liefert Energie. Deshalb esse ich das. Und das gerne.
Ein beiden Fällen gilt, dass eine verbrauchslenkende Wirkung erst bei verbrauchsverhindernder Steuerhöhe eintritt.
Aber wir wissen, wofür der Staat das Geld braucht…
Wenn es um „übermäßigen“ Konsum geht, wieso dann ein Totalverbot? Verhältnismäßig wäre dann eigentlich nur eine Begrenzung. Aber nicht weitersagen, sonst führen die Altparteien als nächstes wieder Bezugsscheine und Lebensmittelkarten ein. Wegen der Kontrollierbarkeit. Wählen hat Konsequenzen.
Nach Kanada und UK will Deutschland eine Zuckersteuer und somit die gnadenlose WEF Agenda weiter umsetzten. WEF Marionetten Regime. Man kann sich da nicht rauswählen aus diesem Dilemma, egal was man wählt, es kommt sowieso immer das Gleiche hörige Regime raus.
Wo Hopfen und Malz verloren ist, ist derzeit wenigstens eine oder einer von der CDU.
Das ist wie mit der CO2-Steuer, auch die dient lediglich dazu, die Kassen zu füllen. Weitere Auswirkungen hat sie nicht. Warum haben wir denn Rekordeinnahmen, d.h., der Fiskus? Weil die Preise durch die Decke gehen und der Staat verdient kräftig mit. Das ist der einzige Sinn dieser Übung.
Zucker und Energydrinks – hier sind bei Kindern und Jugendlichen die Eltern gefragt, und das fängt beim Medienkonsum an. Die Werbeblöcke privater Kindersender wecken in geradezu extremer Weise den Bedarf junger Menschen nach gesundheitsschädlichen und teuren Kinderprodukten. Kann ruhig verboten werden. Im Kampf gegen den Zucker bin ich ausnahmsweise mal zum Teil einverstanden mit den Plänen der dunklen Seite der Macht. Gesunde Ernährung geht anders