Für die „Letzte Generation“ muss die Madonna dran glauben

Klimaextremisten klebten sich am Dienstagmittag an einem Renaissancegemälde in der Dresdner Gemäldegalerie für Alte Meister fest. Zuerst ist man empört – und dann gelangweilt.

IMAGO / Rainer Weisflog

Die klimaextremistische Gruppe „Letzte Generation“ hat sich am Dienstagmittag im Zuge einer Aktion an den Rahmen der weltberühmten Sixtinischen Madonna des Renaissancekünstlers Raffael festgeklebt. Zwei Mitglieder der Organisation twitterten die Aktion samt Video ins Netz.

Zu hören waren die üblichen Parolen: Man müsse jetzt Widerstand leisten gegen die Klimakatastrophe, es herrsche ein selbstzerstörerischer gesellschaftlicher Kurs während „wir hier im Museum sind“. Es stürben Menschen und litten Hunger (ja, in der Reihenfolge). Gutes Argument. Warum sind die Klimaextremisten denn dann im Museum und tun nicht etwas dagegen, wie so viele nützliche NGOs vor Ort? Mensch und Material für Misereor wäre eine noble Alternative.

Was das mit Raffaels Verherrlichung der Gottesmutter zu tun hat, und inwiefern ein Goldrahmen die Verantwortung dafür trägt – es bleibt ein Geheimnis. Immerhin: Die Engel seien berühmt. Aber das ist der Platz des Himmlischen Friedens auch, und bisher hat sich keines der Pattexkinder an dem festgeklebt.

Ob die Attacke auf Botticellis Frühling oder auf die Laookon-Gruppe – in ihrer Effekthascherei sind sie nicht minder platt wie der erbärmliche Versuch, vor dem Kanzleramt Kartoffeln zu vergraben. Die Manöver sind unoriginell wie uninspiriert und stellen einzig die Ignoranz einer Bewegung zur Schau, die glaubt, mit einem Griff nach alteuropäischem Kulturgut bereits den Schritt in die Spuren Rudi Dutschkes getan zu haben.

Die „Letzte Generation“ kultiviert Öko-Terrorismus, aber nur den gratismutigen, bei dem sie als Täter Opfer spielen kann, ohne selbst etwas aufs Spiel zu setzen. Es ist ein Aktivismus, der zur Matscha-Tee-Kultur neigt, aber bitte nur unter der Woche zu geregelten Zeiten. Man hat schließlich noch Hobbys und Wochenende.

Wenn die Aktion eines zeigt, dann die Degeneration der Letzten Generation. Früher hatten die Protestler mit ihren Straßenaktionen noch so etwas wie Risikobewusstsein gezeigt. Wer an einem Dienstagmorgen in ein halbleeres Museum spaziert und seine Hand an einen Raffael pappt, hat offenbar seinen Zenit überschritten. Aus einer ärgerlichen Aktion wird damit eine lächerliche.

Die Gruppe, die sich pathetisch zur „Letzten Generation“ stilisiert, will angeblich den Planeten retten, glaubt aber zugleich, mit etwas Reichweite im Netz seinen Beitrag geleistet zu haben. Reichweitenstarke Dummheit verschreckt dagegen den letzten Sympathisanten. Wer die Taliban in ihrer Kulturbarbarei imitiert, muss damit rechnen, dass man ihn irgendwann einfach kleben lässt.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 27 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

27 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Ms.Headlost
1 Jahr her

Das ist unglaublich!!!! Wie verblödet müssen diese Personen sein, um nicht zu Wissen, das sie vorsätzlich Sachbeschädigung eines Kulturschatzes begehen?
Warum werden diese Personen nicht sofort eingesperrt und angeklagt?

Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Ms.Headlost

Bei uns laufen welche rum und lassen aus den Reifen von SUVs die Luft raus. Auch da bin ich neugierig, wie die Sache weiter geht – und ob sich das ausweitet. Über brennende Autos in Städten wird ja seit einiger Zeit nicht mehr berichtet.
Bald wird es so sein, dass man sein Hab und Gut noch besser schützen muss, als es jetzt schon der Fall ist – und dass man es keinesfalls am Straßenrand geparkt stehen lassen kann.

Dr. Slonina
1 Jahr her

Das Ergebnis der verblödenden, instrumentalisierenden, Propagandabildungspolitik incl. pausenloser, die Verblödung noch verstärkender Handy-Nutzung , das stellt diese Gruppe dar. Muß man einfach ignorieren. Jede Publicity über das Handeln diese Leute erübrigt sich.

chez Fonfon
1 Jahr her

Der Brand in Notre Dame, die Museums-Diebstähle durch einen arabischen Clan in Berlin und Dresden, jetzt das respektlose Verhalten gegenüber einer Ikone der italienischen Renaissance – das alles zeigt, dass unsere Bewahrung von Kunst ans Ende kommt. Die Wertschätzung der Zeugnisse unserer Vergangenheit, die wir als Erbe der Romantik und des späten 19. Jahrhunderts in unseren Bildungskanon übernommen haben, ist nicht mehr woke. Niemand kann mit der Darstellung biblischer Motive mehr etwas anfangen, Völkerkunde Museen sind sowieso das Letzte, aber auch langweilige Gemälde von Göttern, Königen und Heiligen sind doch völlig überflüssig, da die „letzte Generation“ nun ihre eigene Religion… Mehr

Hegauhenne
1 Jahr her
Antworten an  chez Fonfon

Dafür haben wir ja jetzt naive Schmierereien und plakative linke Kunst-Events alla Kassel-Documenta oder linke Events in Berlin, stets mit gepflegtem Antisemitismus gekoppelt und auch noch mit Steuergeld gefördert.
Man schämt sich wieder Deutscher zu sein, wie nach dem Krieg.

zweisteinke
1 Jahr her
Antworten an  chez Fonfon

Na ja, zumindestens die Kaugummifresser stehen auf den „alten Plunder“ denn nicht anders lässt sich erklärt, daß Unmengen von Kunstschätzen, die ab ’45 aus deutschen Museen und Privatsammlungen, sowie unsere hunderte Tonnen Goldreserven, „sichergestellt“ wurden, oft, sehr oft aus jüdischem Besitz, bei den Friedens, freiheits-und gerechtigkeitsliebenden Amis. Gibt es darüber von dem, was sich hier „Regierung“ nennt, irgendeine Aussage?

Jack
1 Jahr her

Welches Klima will man retten? Gestern wurde das Ernteergebnis Getreide für dieses Jahr bekannt gegeben. Trotz Trockenheit lag der Ertrag in diesem Jahr 2 % über dem letzten Jahr. Wenn ich den Nachrichten aus dem ÖR Rundfunk glauben schenken darf, lag das Ergebnis in Niedersachsen sogar 11 % über dem letzten Jahr. Schlechter haben z.B. Länder wie Brandenburg und Sachsen abgeschnitten und das Gesamtergebnis nach unten gezogen. Natürlich konnte man diese Botschaft so nicht stehen lassen und musste im gleichen Atemzug negative Nachrichten verknüpfen. Irgendwo lässt sich schon ein Haar in der Suppe finden. In unserem eigenen Garten gab es… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Jack
Johann Thiel
1 Jahr her

Dieser Spinner handeln mit voller Rückendeckung durch Politik und Justiz und Medien. Ansonsten ließe sich dieser Unsinn mit entsprechenden Strafen und gesellschaftlicher Ächtung sehr leicht unterbinden. Genau das Gegenteil ist jedoch der Fall.

Thorsten
1 Jahr her

Anzeige wegen Sachbeschädigung nicht nur gegen diese beiden „Protest-Darsteller“ sondern auch gegen „Die letzte Generation“ als kriminelle Vereinigung, die immer wieder durch Sachbeschädigung auftritt.

kasimir
1 Jahr her

Wenn diese beiden wohlstandsverwahrlosten, geistig minderbemittelten Teenies (ich tippe mal auf Sozialpädagogik 2. Semester) die Brände in der Sächsischen Schweiz anprangern: wo waren sie denn zu dem Zeitpunkt? Sie hätten gern mit anpacken können, freiwillige Helfer vor Ort wurden gesucht…
Ich hoffe, die Museumswärter haben nicht lange gefackelt und sie vom Rahmen heruntergerissen…

Franjo
1 Jahr her

Für mich erfüllt das den Straftatbestand der Nötigung und Sachbeschädigung.
Beim Strassen blockieren auch der Körperverletzung. Im Stau steht potentiell immer jemand der zum Arzt oder ins Krankenhaus muß.

elly
1 Jahr her

Wer an einem Dienstagmorgen in ein halbleeres Museum spaziert und seine Hand an einen Raffael pappt,“ hat einfach nur ein großes Geltungsbedürfnis.

Maximilian Riese
1 Jahr her

Die Klimamarionetten sind doch von ihren grünen Puppenspielern längst zurückgepfiffen worden, denn die Strassenklebereien kosten einfach zu viele Stimmen. Die Beiden haben entweder das Memo nicht bekommen oder zu viel Eigeninitiative entwickelt und werden still und heimlich, auch aus allen Medien, verschwinden.