Neues Gorbatschow Buch: Böser Westen, guter Kreml

Dreißig Jahre nach dem Ende des Ost-West-Konflikts ist der Frieden in der Welt wieder in Gefahr, warnt Michael Gorbatschow. Der Ex-Präsident schwenkt darin ganz auf Putin-Linie ein – räumt allerdings auch mit einer Legende auf.

Mikhail Svetlov/Getty Images
Michail Gorbatschow

„Wir leben in einer globalisierten Welt, haben sie aber noch nicht völlig verstanden, haben nicht gelernt, wie wir alle darin gut leben können“, schreibt Michail Gorbatschow im Vorwort seines neuen Buches, das sich als sein politisches Vermächtnis verstehen lässt.

In seinem vorherigen, 2015 erschienen Buch „Das neue Russland“ rechnete Gorbatschow noch unverblümt mit Putin ab. Dieser zerstöre, so schrieb er damals, um seiner eigenen Macht willen die Errungenschaften der Perestroika in Russland und errichte ein System ohne Zukunft. Gorbatschow forderte deshalb ein neues politisches System für Russland, und machte sich damit im Kreml alles andere als beliebt.

Nun legt der letzte Generalsekretär der KPdSU in seinem neuen Buch eine 180-Grad-Wende an den Tag. Mit Kritik an Putin hält er sich diesmal völlig zurück. Mehr noch: Die Linie des neuen Werkes deckt sich fast völlig mit der des Kremls. Selbst für die Annexion der Krim oder Russlands Aggression in der Ostukraine findet Gorbatschow kein kritisches Wort.

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„Für ein offenes Land mit freien Menschen“
Einziger Wehrmutstropen für den Kreml in dem neuen Werk dürfte sein, dass der 88-Jährige mit der vor allem in Deutschland weit verbreiteten und von Moskau nach Kräften geförderten Mär aufräumt, es habe im Gegenzug zur deutschen Wiedervereinigung eine Zusage des „Westens“ (von wem konkret und in welcher Form, wird das in diesen Legenden meistens nicht erläutert) gegeben, dass die NATO nicht nach Osten ausgebreitet werde. Dazu schreibt Gorbatschow: „Manche meiner Kritiker halten mir bis heute vor, ich hätte damals nicht darauf bestanden, vertraglich festzuhalten, dass die NATO sich zukünftig nicht nach Osteuropa ausdehnen dürfe. Eine solche Forderung wäre absurd, ja geradezu lächerlich gewesen, denn der Warschauer Pakt existierte ja noch. Man hätte uns sofort beschuldigt, ihn preisgegeben zu haben.“

Deutlicher kann mit der Legende nicht aufgeräumt werden. Gorbatschow führt auch aus, wie es zu der Legendenbildung kam: „Gleichzeitig wurde ein Vorrücken der militärischen Infrastruktur und der Nato-Truppen nach Osten vertraglich ausgeschlossen, wodurch das Gebiet der ehemaligen DDR entmilitarisiert und die Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland erheblich reduziert wurden.“ Damit stellt er klar: Die Nicht-Erweiterungs-Vereinbarung bezog sich ausschließlich auf militärische Infastruktur und auf NATO-Truppen im damaligen Beitrittsgebiet.

Dies sind aber auch die einzigen Passagen in dem Buch, in denen Gorbatschows Darstellung im Kreml nicht auf Sympathie stoßen dürfte. Im Restlichen ist das gesamte Buch eine Abrechnung mit dem Westen, der nach Gorbatschows Darstellung Russland verraten hat. So sei zwar eine Ausbreitung der NATO damals nicht vertraglich ausgeschlossen worden, sie verstoße aber gegen den Geist der Vereinbarungen, klagt der Ex-Generalsekretär. Dass Moskau mit seiner aggressiven, polternden Politik, mit seinen ständigen Abstrichen an der Souveränität seiner Nachbarn diese regelrecht in die NATO trieb, blendet Gorbatschow aus.

Das ist die rote Linie, die sich durch das gesamte kurze Buch zieht: So extrem kritisch der 88-Jährige das Vorgehen der NATO sieht, so unkritisch ist er gegenüber der russischen Politik. Putin wird in dem Werk als Lichtfigur und beinahe Unschuld vom Lande dargestellt, dem an nichts mehr gelegen wäre als an guter Partnerschaft mit dem Westen – die aber vor allem am Hegemoniestreben der USA scheiterte.

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Gorbatschow empört sich über die Sanktionen gegen Russland allgemein und über Deutschlands Unterstützung derselben im Besonderen. Dies sei, so seine These, eine Art Verrat an der Zustimmung der Sowjetunion zur deutschen Wiedervereinigung von 1990. Dabei unterschlägt der Ex-Präsident, dass ja auch die Ukraine Teil genau dieser Sowjetunion war – und die Sanktionen sich gegen Russlands Aggression gegen dieses Land richten. Gorbatschow appelliert auch an die historische Verantwortung der Deutschen gegenüber Russland – verschweigt aber, dass sich diese eben auch auf die Ukraine erstrecken muss, die noch stärker unter dem Überfall Hitlers 1941 litt als Kernrussland, weil sie voll und ganz von der Wehrmacht besetzt war.

Gorbatschow stellt das Ende der Sowjetunion in dem Buch weniger als eine Folge von Misswirtschaft und der katastrophalen Zustände im eigenen Land dar – sondern eher als freiwilligen Schritt des Kreml in Richtung Frieden, den dann der Westen verraten habe. Dass sein Land de facto pleite war und völlig abgewirtschaftet hatte, lässt der Konkursverwalter der Sowjetunion unter den Tisch fallen und tischt nun selbst jene sowjetische Version der Dolchstoßlegende auf, die im Kreml und den von ihm gesteuerten Medien so beliebt ist: Die große und stolze UdSSR, die aus freien Stücken den kalten Krieg beendete und dem Westen die Hand ausstreckte – worauf dieser Moskau dann den Dolch in den Rücken stieß.

Das hat etwas Tragikomisches: Ist Gorbatschow im eigenen Land doch vor allem deshalb einer der unbeliebtesten, ja verhasstesten Politiker und als Verräter verpönt, weil ihm genau das unterstellt wird – eine voll funktionsfähige Sowjetunion quasi aufgegeben und an den Westen „verkauft“ zu haben. Dass Gorbatschow nun selbst mit seiner neuen Darstellung voll auf Kreml-Linie einschwenkt und genau dieser Sichtweise, mit der er diskreditiert wird, Nahrung gibt, ist nur als peinlicher Kotau vor Präsident Putin zu erklären.

Gorbatschow widerspricht sich dabei in dem Buch teilweise selbst. Etwa, wenn er dem Westen vorwirft, man würde dort Moskau zu Unrecht unterstellen, dass es sich in die Belange seiner Nachbarländer einmische und deren Souveränität nicht anerkenne. Und dann später genau dies selbst unterstreicht, wenn er sich echauffiert, dass der Westen bei seiner Ukraine-Politik keine ausreichende Rücksprache mit Moskau gehalten und dessen Interessen nicht berücksichtigt hat.

Perspektivlos
Kuratorium Unheilbares Deutschland. Ein Manifest.
Putin-Sympathisanten im Westen und vor allem in Deutschland, wo der Kreml-Chef besonders hohes Ansehen genießt, wird das neue Gorbatschow-Buch wohl begeistern und in ihrer Überzeugung bestärken – ebenso wie alle, die antiamerikanische Überzeugungen haben. Seine Kritik an Washington erreicht schon fast das Ausmaß der Schmähkritik und Verzerrung, wie man sie aus der alten Sowjetpropaganda kennt. Auch wenn manche seiner  Vorwürfe gegen die USA durchaus zutreffen (sie liefert ja reichlich Vorlagen) – die  Schwarz-Weiß-Malerei und die Suche alles Bösen in den Vereinigten Staaten schießt meilenweit über das Ziel hinaus und wird vor allem in Anbetracht des völligen Verzichts auf Kritik an Putin unglaubwürdig.

Interessant ist auch, wie stark Gorbatschow seinen Schwerpunkt auf eine Abschaffung von Atomwaffen und den Umwelt- und insbesondere Klimaschutz legt. Dies sind nicht nur grüne Themen – sondern auch solche, die nach Angaben von KGB- bzw. Ostblock-Überläufern wie Juri Besmenow (siehe hier oder auf Englisch hier) oder Ion Pacepa (siehe hier) wichtige (Langzeit-)Strategien waren, mit denen KGB-Chef Andropow den Westen langfristig von innen zersetzen wollte, und dabei, wie es heute scheint, durchaus erfolgreich war. Interessant (und weitgehend vergessen) in diesem Zusammenhang ist, dass Gorbatschow der politische Ziehsohn des früheren KGB-Chefs und späteren Generalsekretärs war. Den 1982 verstorbenen Andropow hätte das neue Buch Gorbatschows sicher erfreut.


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Kommentare ( 25 )

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25 Comments
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Emm
4 Jahre her

Abweichend vom Rezensenten:
„Newly-Declassified Documents Show Western Leaders Promised Gorbachev that NATO Would Not Move “One Inch Closer” to Russia“:
https://www.zerohedge.com/news/2017-12-14/newly-declassified-documents-show-western-leaders-promised-gorbachev-nato-would-not-

Johann Thiel
4 Jahre her

Dieser Artikel scheint mir in der typisch selbstgerechten und undankbaren Sicht des „deutschen Europäers“ geschrieben, der stets nur sich selbst aber niemals anderen gerecht zu werden in der Lage ist. **

Gerd Sommer
4 Jahre her

Was soll das? Gorbatschow ist als maßgeblich Beteiligter ein ganz besonderer Zeitzeuge und auch wenn er 88 Jahre alt ist ernst zu nehmen!

Diese Zerpflückerei via „Gegenargumente“ geht mir auf den Senkel, aber typisch für unsere heutige Zeit.

Genauso wird übrigens Genschers Wirken verdreht, da haben Sie Sich ein schlechtes Beipiel genommen Herr Zittelbart, das ist Lindner/Lambsdorf (der jüngere) Niveau!

naklar2018
4 Jahre her
Antworten an  Gerd Sommer

„Diese Zerpflückerei via „Gegenargumente“, die Ihnen „auf den Senkel“ geht, ist die wesentliche Errungenschaft der Aufklärung. Man nennt das auch kritisches Hinterfragen und es ist die Hauptaufgabe von Journalismus.

Johann Thiel
4 Jahre her
Antworten an  naklar2018

Und Ihr Beitrag ist das Anbiedern an Journalismus der keiner ist.

Martin L
4 Jahre her

Ich schätze (von außen betrachtet), dass Gorbatschow ein netter und eher harmloser Mensch ist. Deshalb ließen ihn die anderen in der Partei aufsteigen – auch weil er ihnen harmlos erschien. Er wird sicherlich auch viele fachliche Fähigkeiten haben. Ganz ohne steigt man auch nicht auf.
Für uns war das von Vorteil, weil so das Imperium der Sowjetunion zerfiel.
Natürlich war die Sowjetunion schon länger wirtschaftlich am Ende. Aber mit seiner Naivität war Gorbatschow schon der Sargnagel für das sowjetische Imperium.

Gruenauerin
4 Jahre her
Antworten an  Martin L

Okay, wenn Sie einen strammen Kommunisten als harmlos erachten, dann haben Sie natürlich recht. Ob er nett war oder nicht, kann keiner beurteilen. Er beherrschte das Spiel mit der Öffentlichkeit. Das hat aber nichts mit Nettsein zu tun, sondern mit Beherrschung von Public Relation.

Falk Kuebler
4 Jahre her
Antworten an  Martin L

„Natürlich war die Sowjetunion schon länger wirtschaftlich am Ende. Aber mit seiner Naivität war Gorbatschow schon der Sargnagel für das sowjetische Imperium.“

Naja… Hinterher rückblickend weiss man alles ganz genau, insbesondere wie Probleme zu lösen gewesen wären, und der werte Martin L. hätte sicher aus der „Sowjetunion“, die „schon länger wirtschaftlich am Ende“ war, noch einen strategischen Erfolg gemacht. Denn die Naivität eines Gorbatschow hätte er nicht gehabt, falls ich ihn hier richtig verstanden habe…

Welch ein Pech, dass Martin L. 1985 bei der Wahl von Tschernenkos Nachfolger nicht zur Verfügung stand?

Gruenauerin
4 Jahre her

Gorbatschow ist eine tragische Figur. Er wurde im Osten und im Westen Deutschlands missverstanden. Er war IMMER ein strammer Kommunist. Ich habe sein Buch über die Perestroika damals gelesen, meinem Chef habe ich das Buch geklaut, muss man sagen, weil man so ohne Weiteres nicht an das Buch kam. Es war das Buch eines Kommunisten, der den Kommunismus fortsetzen wollte mit kleinen kosmetischen Änderungen. Zu unser aller Glück war er ein schwacher Mensch/Politiker und die Realität holte ihn unerbittlich ein. Die Sowjetunion war ohne ihrer Vasallen lebensunfähig und wurde – wenn man es ganz eng sieht – wirklich übergeben. Die… Mehr

benali
4 Jahre her
Antworten an  Gruenauerin

@ Gruenauerin „Er war immer ein strammer Kommunist.“ Das sehe ich genauso. Gorbatschow hatte erkannt, dass das kommunistische System nicht mehr die Mittel hatte, das riesige Reich zusammen zu halten. Gorbatschow reagierte wie der menschliche Körper reagiert: bei Gefahr durch Kälte gibt er die Teile auf, die für das pure Überleben nicht essentiell sind. Die Extremitäten werden zu Gunsten des Rumpfes geopfert. Gorbatschow hat so das Überleben Russlands gesichert und die UdSSR geopfert. Nach der Wiedervereinigung hatte ich die Gelegenheit das Hauptquartier der Westgruppe der Truppen in Wünsdorf Zossen zu besuchen. Dort lebten nach heutigen Maßstäben die „Besseresser“ oder militärischen… Mehr

Gruenauerin
4 Jahre her
Antworten an  benali

Genau so sehe ich das auch. Ich hatte damals bei uns in Schönau nicht die russische Kaserne gesehen, aber viel Schlimmes davon gehört, als die Russen dann abgezogen sind. Wie ich auch hörte, ging keiner gern weg, weil die Aussichten für die Zukunft sehr düster waren.

Anna M.
4 Jahre her

Vielen Dank, dass TE das Video mit Juri Besmenow verlinkt hat. Ich sah dieses Video vor einigen Monaten. Der Inhalt erschien mir jedoch als so ungeheuerlich, so dass ich dies als Desinformation einstufte. Das Ganze muss ich jetzt erst mal sacken lassen.

naklar2018
4 Jahre her
Antworten an  Anna M.

Leider ist das viel zu wenig bekannt in Deutschland obwohl es heute total aktuell wirkt.

der_chinese
4 Jahre her
Antworten an  naklar2018

Nur wirkt? Wer das Video kennt und sich den Gesellschaftlichen Zustand vieler Staaten anguckt, kann nur zu dem Schluss kommen, dass alles was Besmenow da erzählt hat, nichts anderes ist als die Wahrheit und die damalige und vielleicht auch heute noch präsente subversive Manipulation stattfand/findet.

Iso
4 Jahre her

Abstreiten kann man das wohl nicht, dass sich der Westen gern einmischt. Das geht in Polen und Ungarn los, setzt sich in Italien und Österreich fort, schwache Länder werden mit Rebellen und Luftwaffenunterstützung in Brand gesetzt, und Russland wie Nordkorea behandelt. Wären sie nicht so uneinnehmbar groß, stünden die Russen auf der Liste der Schurkenstaaten. Und man hat auch alles dafür getan, nicht nur den Ostblock zu zersetzen, sondern auch das alte Sowjetreich möglichst zu zersplittern. Da möchte ich die Amerikaner hören, wenn die Russen auf Puerte Rico Fuss fassen würden, oder man russische Truppen in Mexiko stationiert. Man erlaubt… Mehr

naklar2018
4 Jahre her
Antworten an  Iso

Nach Amerika gibt es einen massiven Zustrom und Leute wandern ein, aus Russland massive Abwanderung. Den „Ostblock zersetzen“ – das hat Moskau selbst getan und tut es bis heute, mit keinem einzigen Nachbarland kommt Putins Diktatur aus, bis vielleicht auf Nordkorea. Ukraine und andere Länder scheinen für Sie Kolonien zu sein wenn sie denen das Recht absprechen dass sie selbst bestimmen dürfen in welchem Bündnis Sie sein wollen. In Mexiko oder Puerto Rico würde niemand russische Waren haben wollen, die sind generell unbeliebt. Und das sage ich als jemand aus einer russischen Familie der Russland über alles liebt aber nicht… Mehr

Iso
4 Jahre her
Antworten an  naklar2018

Toll, dann sind Sie ja hier im freiesten Land der Welt, wo es keinerlei Knechtschaft und Unterdrückung gibt. Wo die Mafia Antifa heißt, Ihre Meinung von Facebook überwacht/korrigiert wird, es im Reichstag nicht anders als im Kreml ist, über Nacht Ihr Auto abgefackelt, oder Sie selbst aus dem Hinterhalt attackiert werden. Aber vielleicht nimmt man das als Russe nicht so wahr, und merkt es nicht, wie wir unsere Freiheit immer mehr verlieren. Steuern hier, Empfehlungen, und immer Haltung zeigen. Aber die scheinen Sie zu haben, und sagen Sie nicht, dass Sie ihr Land lieben.

mr.kruck
4 Jahre her

Wer schon einmal einen Angehörigen im Griff der Altersdemenz erlebt hat, dessen Gemütssschwankungen, verlorenen oder geänderten Meinungen, mit zum Teil chronologischem, zum Teil verschwundenen Wissen, kann zumindest ermessen, was diesen Meinungsumschwung augelöst haben könnte.
Generell sollte man die Aussagen eines 88 jährigen, der einem nicht persönlich bekannt ist, und damit den Zustand seiner kognitiven Fähigkeiten nicht kennt, auf die Goldwaage legen.

Britsch
4 Jahre her
Antworten an  mr.kruck

Vielleicht ist er zwischenzeitzlich auf Grund des Verhaltens des Westens auch zu der Überzeugung gekommen, das er im Rahmen seiner Politik der Entspannung und des Vertrauens damals „dem Westen“ zu sehr entgegen gekommen ist. Vielleicht ist er dabei auch in seinem Alter noch ganz klar im Kopf?

naklar2018
4 Jahre her
Antworten an  Britsch

Zu sehr entgegen gekommen? Die Sowjetunion hatte fertig, der Kommunismus hat sie zugrunde gerichtet, und nur massive westliche Hilfe konnte sie vor dem schlimmsten bewahren.

DrMarkusMueller
4 Jahre her

Viel mehr als die Geschichte mit der Natoausdehnung nach Osten interessiert mich, da meine Familie aus Ostpreußen stammt, die Sache mit dem angeblichen Angebot, Ostpreußen zurückkaufen zu können. Dies habe die damalige Bundesregierung dann aber abgelehnt. Äußerst sich Gorbatschow in seinem neuen Buch aus zu diesem Thema?

benali
4 Jahre her
Antworten an  DrMarkusMueller

@ DrMarkusMueller

Bis vor etwa 15 Jahren waren zu diesem Thema auf YouTube Videos zu finden. Dort haben Gorbatschow und sein Außenminister Schewardnadse sich geäußert und auch darüber gewundert, dass die Bundesregierung die Gelegenheit einer umfassenden Regelung der ehemaligen Ostgebiete nicht in die Verhandlungen eingebracht hatte.

Leider sind diese Videos, die teilweise von deutschen ÖR stammten, nicht mehr auffindbar…

mkraetzschmar
4 Jahre her

Dass die Ukraine im 2. Weltkrieg vollständig von der Wehrmacht besetzt war, ist zweifelsfrei richtig. Unerwähnt bleiben sollte aber nicht, dass große Teile der ukrainischen nationalen Bewegung (Bendera etc.) mit der Wehrmacht zusammengearbeitet haben und heutige national gesinnte Kräfte insbesondere in der Westukraine sich gern auf diese „Kollaborateure“ beziehen, was die Nachkommen der Opfer in der Ostukraine mit Sorge sehen. Das ist übrigens ein wesentlicher Grund, warum die Ostukrainer mehrheitlich zurück zu Russland wollen.

Boris Reitschuster
4 Jahre her
Antworten an  mkraetzschmar

Zum einen hat es auch in Russland eine Armee von Kollaborateuren gegeben, die Wlasow-Armee, die mit Hitler zusammengearbeitet hat. Da nur auf die Ukraine zu zeigen ist die typische Hütchenspielerei der russischen Propaganda, die leider im Westen oft verfängt. Dass die Wehrmacht anfangs auf gewisse Sympathien stieß, hatte sicher auch damit zu tun, dass Stalin seit 1939 Bündnisgenosse Hitlers war und dieser in der sowjetischen Propaganda auf einmal gut wegkam. Diese Propaganda wirkte teilweise, bis die Wehrmacht mit ihrem unmenschlichen Vernichtungskrieg die Leute vom Gegenteil überzeugte. Dass die Ostukrainer mehrheitlich zu Russland zurück wollen, ist mir völlig neu. Worauf stützen… Mehr

Wolf Koebele
4 Jahre her
Antworten an  Boris Reitschuster

In der Rezension wird aber explizit auf die Ukraine verwiesen! Um mit Danisch zu sprechen: es sind die doppelten Maßstäbe!