Deutschlands Außenminister will endlich die Massenmigration bremsen. Dazu hat er ein neues Instrument der Abschreckung erdacht: In allen Botschaften weltweit sollen Wadephul-Bilder die Menschen davon abhalten, ein Visum zu beantragen.
picture alliance / NurPhoto | Emmanuele Contini
Der Name Johann Wadephul ist jedem dritten Deutschen unbekannt. Das besagt die sogenannte Politikertreppe, eine regelmäßige Umfrage im Auftrag des Nachrichtenerfindungsmagazins „Spiegel“.
Für einen Bundesaußenminister, man kann es gar nicht anders sagen, ist das ein historisch niederschmetternder Wert.
Der Name spricht sich übrigens „Waadefuul“, falls Sie ihn noch nie irgendwo gehört haben. Leider wird das Leben auch nicht besser, wenn man den CDU-Mann kennt. Noch nicht einmal für ihn selbst.
Seitdem der 62-Jährige entgegen der Vorgabe seines Bundeskanzlers öffentlich erklärte, man könne es syrischen Flüchtlingen bei uns nun wirklich nicht zumuten, in ihre Heimat zurückzukehren, obwohl der Bürgerkrieg da ja nun nachweislich vorbei ist: Seitdem gilt Wadephul in der eigenen christdemokratischen Bundestagsfraktion nur noch als Minister auf Bewährung.
Die politische Lage stellt sich für den gebürtigen Nordfriesen also ziemlich genau so dar: Entweder, man kennt ihn nicht – oder man kennt ihn, aber dann findet man ihn doof. Ersteres verletzt das empfindliche Ego des Berufspolitikers, Letzteres gefährdet seine berufliche Existenz.
Doch nun scheint Johann Walter David Rudolf Wadephul, wie er mit vollem Namen heißt, einen Weg gefunden zu haben, beide Probleme gleichzeitig anzugehen und sozusagen das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden: Per Dienstanweisung hat er alle deutschen Botschaften in der schönen, weiten Welt dazu verpflichten lassen, unverzüglich Fotos von Johann Walter David Rudolf Wadephul aufhängen zu lassen.
Mehr oder weniger hübsch gerahmte Porträts von Menschen in hohen Staatsämtern hängen schon lange in deutschen Dienstgebäuden und Amtsstuben: vom Bundeskanzler im Kanzleramt und in den nachgeordneten Behörden, die direkt dem Kanzleramt unterstehen; von Bundesministern in ihrem jeweiligen Ministerium und in den ihnen direkt nachgeordneten Bundesbehörden.
Die deutschen Auslandsvertretungen – Botschaften, Generalkonsulate und Konsulate – zierte bisher stets das offizielle Dienstfoto des Bundespräsidenten. Künftig soll daneben nun auch der Außenminister zu sehen sein. Die Anweisung ist dabei bis in die Details hinein so deutsch, wie man es sich nur vorstellen kann: Das Foto ist in der Verfügung ebenso festgelegt wie die Größe, das Format und der Rahmen.
Mit der Eitelkeit des Ministers hat das Ganze aber selbstverständlich nichts zu tun, beteuert man auf Nachfrage im Auswärtigen Amt. Also, auf keinen Fall, im Leben nicht, nie und nimmer, Gott bewahre. Man mache ja nur, was zum Beispiel Verteidigungsminister Boris Pistorius von der SPD auch praktiziert: Von dem hängt ein Foto an jedem Standort der Bundeswehr.
Diese Begründung ist etwas schwächlich auf der Brust. Das klingt wie „Der hat aber angefangen“. Traditionell ist die Konkurrenz zwischen dem Außen- und dem Verteidigungsministerium und ihren jeweiligen Ministern zwar besonders groß, weil beide sich auf demselben Spielfeld tummeln: der internationalen Sicherheitspolitik. Aber wie soll das denn weitergehen? Wollen die Herren Wadephul und Pistorius demnächst womöglich gegen Türpfosten pinkeln, um ihr Terrain zu markieren?
Dass diese Argumentation schwierig werden könnte, haben sie dann auch in Wadephuls Ministerium erkannt – und die eine alternative Begründung für den Foto-Erlass nachgeschoben. Unsere Auslandsvertretungen sollen „enger mit dem Ministerium verbunden“ werden, heißt es nun.
Es kommt, wie es kommen musste: In der einen oder anderen Botschaft sind hinter gar nicht so vorgehaltener Hand gar nicht so leise Zweifel zu vernehmen, ob man diesem neuen offiziell erklärten Ziel ausgerechnet durch ein Ministerporträt wirklich näherkommt. Meist wird auch noch die durchaus nachvollziehbare Frage hinterhergeschoben, was CDU und CSU als Oppositionsparteien wohl veranstaltet hätten, wenn die frühere Außenministerin Annalena Baerbock von den Grünen auf den Gedanken gekommen wäre, sich selbst in allen Botschaften zum Gegenstand eines ikonografischen Personenkults zu machen.
Zur Ehrenrettung des Bundesaußenministers sei hier feierlich verkündet, dass in der beschriebenen Angelegenheit alle Welt die wahren Absichten unseres obersten Diplomaten gründlich missversteht. Exklusiv enthüllt TE, worum es ihm wirklich geht:
Johann Wadephul ist einsichtig und hat jetzt doch auch selbst erkannt, dass die Massenmigration für die Bundesrepublik, nun ja, eine gewisse Belastung darstellt. Sein Foto in allen Botschaften und Konsulaten soll nun sämtliche Besucher dort mahnen: auf dass sie sich selbst noch einmal genau prüfen mögen, ob sie wirklich ein Visum für das Land beantragen wollen, das diesen Mann zum Außenminister gemacht hat.
Es ist nicht völlig auszuschließen, dass das funktioniert.


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