Gestern bei Miosga: Gestrige Gestalten und gestrige Thesen

CO2 schadet dem Klima. Das Elektro-Auto ist die Zukunft. Und die Grünen müssen unbedingt wieder ans Ruder. Aus diesen Zutaten strickt Caren Miosga ihre gestrige Sendung. Ergebnis: gestrige Figuren diskutieren gestrige Thesen. Von Brunhilde Plog

Screenshot ARD / Caren Miosga

Mit Tagesaktualität hat es die Miosga-Redaktion nicht so. Nicht einmal mit Jahresaktualität. Schon vor Monaten haben Blackrockund die größten Banken der Welt den menschengemachten Klimawandel offiziell für beendet erklärt. Donald Trump bezeichnete das Thema gar als Riesenlüge und Betrug. Und selbst Bill Gates zog vergangene Woche die Ätsch-Bätsch-Lange-Nase-Karte: Ich hab Euch zwar zwar zwei Jahrzehnte lang Höllenangst gemacht, aber hey, ich merke gerade, der Klimawandel ist doch nicht so schlimm.

Und bei Miosga? Da ist der Weltuntergang noch immer in vollem Gange. Die Klima-Wandel-Anlage läuft auf Hochtouren.

Zunächst aber menschelt es mal wieder aufs Bezauberndste. Fast so wie einst bei Habeck, gerät Miosga auch beim Grünen Cem Özdemir ins Schmachten und Schwärmen. Per Einspieler wird der jugendliche Cem porträtiert, der „arme Anatole“, der trotz türkischer Wurzeln frisch und frohgemut seinen Weg in die Politik findet. Er darf sich selbst ein bissel aufs Korn nehmen („Dass ich so’n Ötzelbrötzel-Namen hab’, das kann ich ja jetzt nicht ändern“), und Miosga ist sich nicht einmal für die absurdeste Opferrollen-Bäckerei zu schade. Sie fragt ihn allen Ernstes: „Geht Ihnen das heute immer noch so, dass Sie übel behandelt werden von Leuten nur, weil sie so aussehen wie Sie aussehen?“ Nein, sagt er, und man spürt: Das ist sogar einem Özdemir etwas zu weit hergeholt.

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Es geht mit all dem Geplänkel wohlgemerkt um die Einleitung zum Thema „Stadtbild“. Die Kanzler-Äußerung wird nun seit Wochen intensivkritisiert. Demonstrationen allerorten und wie auf Knopfdruck: Omas gegen Rechts, Töchter ohne Grund; die Grünen in Berlin-Kreuzberg wollen Friedrich Merz ob des bösen, bösen Wortes sogar vor Gericht zerren.

Özdemir distanziert sich von den Berliner Parteikollegen („wünsche ein frohes Verrichten“) und reißt im weiteren Verlauf der Sendung immer wieder Gräben zwischen sich und seiner politischen Basis auf. Kein Wunder: Er ist schließlich mitten im Wahlkampf um das Amt des Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg. Im März wird gewählt, da muss er Bodenständigkeit und Industrie-Vibes herauskehren – Attribute wie sie nicht weiter entfernt sein könnten für einen linken Öko-Sozialisten. Sogar in der Kehrwoch’.

Zwar liegen die Grünen den Umfragen zufolge in Baden-Württemberg nach CDU und AfD nur auf Platz drei, aber dennoch beschenkt Miosga keinen der Favoriten mit einer Stunde Sendezeit, sondern den Mann von Platz Drei. Und Özdemir macht auf seinem Sendeplatz keine Gefangenen. Dem Osten der Republik brät er gleich pauschal eins über: „Im Osten Deutschlands gibt es Orte, wenn Sie nach nicht aussehen, wie wenn Sie Nachfahren der Wikinger sind, dann kriegen Sie auch ’n fettes Problem.“ Ossis als Rassisten? Egal, die sind ja weit weg. Und wenn die Grünen im Osten ganz viel reden und mit den Menschen in Kontakt kommen wollen, dann müssen das eben andere machen. Dafür ist Özdemir der falsche Mann. Er muss schließlich Stuttgart erobern, nicht Schkeuditz oder Senftenberg.

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Beim Thema Migration ist er hingegen sanftmütiger, da wird weiter weichgespült. Den „beschwerlichen Weg übers Mittelmeer“ würde nun einmal nicht jeder schaffen. „Das sind nicht die Frauen, das sind nicht die Kinder, das sind oft junge Männer“, sagt der Grüne. Und denen müsse man dann eben hier „die Spielregeln“ erklären. Staat und Gesellschaft in der Bringschuld.

Özdemir darf mit Genuss die vielen, die alten, die schönen Erfolge aufzählen, die er auf dam Kontoauszug der Grünen sieht: Nein zur Vergewaltigung in der Ehe, Ja zur gleichgeschlechtlichen Ehe, „Kinder gewaltfrei erziehen“ – man erwartet jeden Moment, dass er auch noch das Thema Sex mit Kindern in den Ring wirft. Denn auch für Pädophilie haben sich die Grünen schließlich jahrelang stark gemacht. Aber nein, der Ötzelbrötzel-Lobeshymnen-Wahlkampfzug stoppt kurz vorher. Die Grünen hätten in Baden-Württemberg „dem Land gutgetan“, sagt er und ruft siegessicher: „Never change a winning team.“ Wow, die ARD am Anschlag.

Als es um die Krise der deutschen Industrie geht, das eigentliche Thema der Sendung, beweist Özdemir eine beachtliche Stiernackigkeit. Er ist sich absolut sicher: „Die Messe ist gelesen, der Markt hat sich entschieden. Das Auto der Zukunft ist elektrisch.“ Dabei hat gerade eben noch in einem Einspieler der Automobilexperte Stefan Bratzel genau das Gegenteil gesagt: „Bei den Verbrauchern hat sich das Gefühl eingeschlichen, dass der Verbrennungsmotor doch das bessere System ist.“ Und dass etwa Porsche wieder auf den Verbrenner setzt, weil die E-Die Grünen hätten in Baden-Württemberg „dem Land gutgetan“, sagt er und ruft siegessicher: „Never change a winning team.“ Wow, die ARD am Anschlag.

Als es um die Krise der deutschen Industrie geht, das eigentliche Thema der Sendung, beweist Özdemir eine beachtliche Stiernackigkeit. Er ist sich absolut sicher: „Die Messe ist gelesen, der Markt hat sich entschieden. Das Auto der Zukunft ist elektrisch.“ Dabei hat gerade eben noch in einem Einspieler der Automobilexperte Stefan Bratzel genau das Gegenteil gesagt: „Bei den Verbrauchern hat sich das Gefühl eingeschlichen, dass der Verbrennungsmotor doch das bessere System ist.“ Und dass etwa Porsche wieder auf den Verbrenner setzt, weil die E-Mobilität für einen Rekordverlust von 95,9 Prozent sorgte, scheint ebenfalls noch nicht zu Özdemir durchgedrungen zu sein.

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Von den beiden anderen Gästen im Studio kommt magere Kost. Hildegard Müller vom Verband der Automobilindustrie lobt pflichtbewusst die Unternehmen für ihre Flexibilität und rügt Berlin für seine Halsstarre. Moritz Schularick vom Kiel Institut für Weltwirtschaft rechnet dem Verbrenner weiterhin gute Chancen aus. Man könne ihn ja hier in Deutschland produzieren und dann eben in den Rest der Welt exportieren. Aber „die E-Mobilität jetzt in Frage zu stellen, wäre kontraproduktiv“.

Özdemir kritisiert überbordende Berichtspflichten und die nicht abgesenkte Stromsteuer. Berlin sei Schuld. Und Brüssel. Auf jeden Fall alle anderen. Müller erinnert ihn: „Sie waren drei Jahre lang Minister in der Ampelregierung.“ Ja, aber Brüssel habe doch das Verbrenner-Aus für 2035 festgelegt und „nichts unternommen, dass das Ziel auch erreicht werden kann“, stöhnt Özdemir. „Ich weiß nicht, wie oft Sie gefordert haben, dass es 2030 kommen soll“, kontert Miosga. Müller macht mit: „Genau! Sehr häufig!“ Özdemir in der Klemme. In seiner Not schießt er Markus Söder an, denn der habe das Verbot sogar noch früher haben wollen. Doch der Whataboutism zündet nicht. „Wir bleiben gern bei Ihnen“, mahnt Miosga. „Gerne“, antwortet Özdemir kleinlaut. Zweifel in den Augen. Was hat er ihr nur getan? Oder ist sie so, weil er so aussieht, wie er aussieht?

Man solle „jetzt nicht mehr diskutieren, wer wann was falsch gemacht hat“, bittet der Ministerpräsidentschaftskandidat aus der dritten Reihe. Stattdessen: neues Schlagwort, zack! Es brauche jetzt „eine Art Airbus-Projekt“, eine europaweite Zusammenarbeit bei der Batterieproduktion, um den Chinesen die Stirn zu bieten. Nice Try, wenn da nicht die Seltenen Erden wären, auf denen hauptsächlich China sitzt. Schularick warnt vor einem neuen China-Schock: Das Land habe sich „in strategischen Sektoren zentrale Positionen in den globalen Lieferketten gesichert“ und erpresse jetzt den Rest der Welt. Marken wie Volkswagen oder Mercedes werde es „in dieser Form schon Ende des Jahrzehnts nicht mehr geben“.

Deshalb, ganz wichtig: Das Elektro-Auto ist die Zukunft! Die Grünen haben dem Land gutgetan! Never change a winning team!

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Kommentare ( 73 )

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Benedictuszweifel
1 Monat her

Lasst doch den Özdemir in Ruhe. Es waren doch die höchstmoralischen Baden-Württemberger Salon-Linksgrünen, die den Altmaoisten Kretschmann zum MiPrä gewählt haben. Dumm nur, dass die Schulbildung in BaWü auch so dumm ist. Halbwegs Geschichtsgebildete hätten halt gewusst dass das Vorbild für „Die große Transfomation“ der Zedong Jünger Tritti & Kretschi „Der Große Sprung“ ihres „Großen Bruders“ Massenmörder Mao ist. Wer das mal nachlesen will, auf wiki oder so, was dabei raus kam, beim Original „Großer Sprung“, den warne ich explizit. Das sprengt die Grenzen der Vorstellung. Also: „Never chance a WINNING Team!“ ist nicht nur strohdumm, das ist: KRANK!

WGreuer
1 Monat her

„Die Grünen hätten in Baden-Württemberg „dem Land gutgetan“,…“
Ja, das kann man so sehen, aber der Großteil der BaWüler hat inwischen erkannt, dass die größte Katastrophe für das Land die Grünen waren und sind. Von Bildung über den Zustand der Straßen, die Autofeindlichkeit die Industriefeindlichkeit, die hirnlose Politik, Überregulierung … etc. pp. Kurz: seit rot-grün vor bald 15 Jahren ist das Land auf einem steilen Abstieg.
Um nicht falsch verstanden zu werden: die linksvergrünte CDU hat seit Jahren ihren Teil dazu getan. Die sind mittlerweile keinen Fatz besser.

Benedictuszweifel
1 Monat her

Miosga: Klasse. Seit Hadepp hat man ja immer Angst, dass sie doch noch einmal vor einem Grünen Mann niederkniet und ihn…… anbietet.

November Man
1 Monat her

Vor-vor-Gestrige Gestalten und vor-vor-gestrige Thesen würde auch passen.

November Man
1 Monat her

Das man das Klima nicht schützen kann und das der, ohne jegliche Belege, behauptete angeblich menschengemachte Klimawandel völlig Quatsch ist, weiß heutzutage schon jedes Kleinkind. Die Grünen wissen das auch. Aber sie haben es geschafft, aus dem natürlichen Klimawandel ein Milliardengeschäft zu machen das die Bürger bezahlen müssen. Schon alleine deshalb – Grüne Nein Danke! 

Haba Orwell
1 Monat her
Antworten an  November Man

> das der, ohne jegliche Belege, behauptete angeblich menschengemachte Klimawandel völlig Quatsch ist, weiß heutzutage schon jedes Kleinkind.

Kleinkind ja, aber 11% der Michels offenbar nicht, denn so viele wollen immer noch die Grün:innen wählen. Können 11% auf staatlichen Murks-Posten sitzen, die voll vom Verein als Lobby abhängen?

Eigentlich mehr %%, da die anderen Kartellparteien ebenso am Quatsch hängen.

man without opinion
1 Monat her

Moin, meine Wahrnehmung der Sendung war etwas anders. Zunächst mal hat CÖ offensichtlich seine Elvisphase endgültig abgelegt und die Arbeitslosigkeit während der Ampel (an Toni hätten wir wohl deutlich mehr Spass gehabt), mit richtig guten Personaltrainern überbrückt. Monate abgetaucht und nun bei Mioska. Voll mit angestauten Hormonen ließ er Mioska nicht mal den ersten Satz beenden. Es folgte eine Parodie auf Boris Palmer, wobei dessen durchaus vernünftige grüne Inhalte sorgfältig unerwähnt blieben. Die sind in BW zwar gefragt, aber die Wahlen gewinnt man mit Mercedes. Just als die Themen jenseits der Brandmauer als eigene abgeräumt waren, konnte getrost in die… Mehr

Deutscher
1 Monat her

Hat Özdemir politisch jemals etwas geleistet, außer halt Özdemir zu sein?

jansobieski
1 Monat her

Über die Figur Özdemir fällt mir nichts mehr ein. Langweilig und öde, das ist aber nicht so schlimm, wie seine gnadenlose Inkompetenz. Reiht sich gut damit zwischen seine Parteigenossen ein. Man weiss ja nicht, welcher der Dümmste und Inkompetenteste aus der Reihe ist.

Riffelblech
1 Monat her

Miosga und Özdemir sind wie saure Milch im Frischeregal !
Irgendwer hat übersehen das sie längst dort nicht mehr sein sollten .
Wie auch das saure grünliche Gebräu das sie dauern als „ wahnsinnig „ frisch verkaufen wollen .

MariaundJosef
1 Monat her

Ich konnte diesen Kommentar nicht bis zum bitteren Ende durchlesen. Diese ARD – ANSTALTEN beleidigen meinen Intellekt. Haben diese Leute kein Schamgefühl über das, was sie dem Zuschauer, der das Ganze finanzieren muss, anbieten??

Dr. Rehmstack
1 Monat her
Antworten an  MariaundJosef

Aber sie arbeiten doch nur auftragsgemäß im Weinberg der mächtigen Herren, oder wie wollen Sie anders die sittenwidrigen Gehälter erklären?

giesemann
1 Monat her
Antworten an  Dr. Rehmstack

Diese Gehälter gehören eben zum Bestechungs(!)programm.