Porsche schließt Batteriezellenproduktion

Porsche schließt seine Batteriezellensparte „Cellforce“ und leistet damit den katastrophalen Standortbedingungen in der Heimat Tribut. Der Kollaps der grünen Transformationswirtschaft wird ein besonderes Kapitel der Wirtschaftsgeschichte schreiben.

picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod

Nun also auch Porsche. Am Mittwoch wurde die geplante Schließung seiner Batteriezellenfabrik Cellforce bekannt. 200 der 286 Mitarbeiter am Standort Kirchentellinsfurt werden aller Voraussicht nach in den kommenden Wochen entlassen.

Porsche kommentierte die geplante Entlassungswelle auf Anfrage des Handelsblatts nicht, befand sich aber bereits seit April auf Investorensuche. Die Suche blieb bislang ohne Erfolg.

Absatz eingebrochen
Porsche in großer Not
Die IG Metall bestätigte am Mittwoch, von der Firmenleitung über eine bevorstehende Massenentlassung bei Cellforce informiert worden zu sein. Besonders pikant dabei ist, dass für September die Errichtung eines Betriebsrats für das Unternehmen geplant war. Es ist bemerkenswert, dass weder in Gewerkschaftskreisen noch in der Politik zuvor etwas vom schlechten Geschäftsverlauf bekannt gewesen sein soll.

Im Konzern verbleiben wird eine Sparte zur Forschung und Entwicklung der Batteriezellentechnik. Vergleicht man die mediale Aufarbeitung der Cellforce-Schließung mit ähnlich gelagerten Fällen, so vollzieht sich diese eher im Schattenwurf spektakulärer Pleiten wie der von „Northvolt“. Dort wird in diesen Tagen dokumentiert, wie grüne Ideologie die Ratio in der Politik in Schach hält.

Dabei bietet der Cellforce-Fall fundamentale Informationen, die in der Öffentlichkeit diskutiert werden sollten.

Immer neue Subventionen

Da wäre zum einen das eher wenig ausgeleuchtete Faktum, dass auch im Falle der Porsche-Tochter der Staat mit wenigsten 60 Millionen Euro beteiligt war, von denen der Bund 70 Prozent übernommen hatte und das Land Baden-Württemberg den Rest finanzierte. Nach Informationen des Stern lehnte ein Sprecher des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann eine Stellungnahme zu dem Fall ab. Man wolle sich nicht zu internen Gesprächen äußern. Einmal mehr zeigt sich, dass die Politik die transparente Aufarbeitung verweigert und damit auf traurige Weise ihren Ruf als schlechter Treuhänder öffentlicher Gelder bestätigt.

Das Mauern der Politik deutet darauf hin, dass es sich um einen wesentlich höheren Betrag handeln könnte, der mit der inzwischen üblichen Salami-Taktik in den kommenden Wochen enthüllt werden wird.

Möglicherweise wird Porsche diese Summe an die jeweilige Subventionsstelle zurückzahlen müssen. Auffällig ist jedoch, dass die von der öffentlichen Hand im Rahmen des Green Deal betriebene grüne Transformation der deutschen Wirtschaft ohne Subventionen keinen Millimeter vorankommt. Gerade das Milliardengrab Northvolt hat noch einmal gezeigt, wie quer die europäische Politik gegen die Kräfte des freien Marktes gestellt wurde.

Politik ist festgefahren

Doch das reihenweise Scheitern der Subventionsprojekte der europäischen Kunstökonomie zeigt bislang nicht den geringsten Effekt auf politische Entscheidungsprozesse. Ganz im Gegenteil: Mit der Budgetplanung der EU-Kommission für die Periode 2028 bis 2034 ist eine Erhöhung des Subventionsetats um etwa 60 Prozent auf 700 Milliarden Euro eingeplant.

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Ganz gleich, ob die Finanzierung über Steuermittel der Mitgliedstaaten oder über geplante Euro-Bonds erfolgt. Die Zeche zahlen die EU-Bürger, in Form höherer Abgaben und späterer Inflation, sobald das kreditfinanzierte System zusammenbricht.

Die EU-Politik hat sich festgefahren. Sie ist in einer Sackgasse gelandet, aus der sie glaubt, nur durch massiven Einsatz der immergleichen Mittel entkommen zu können. EU-Europa subventioniert gegen die Gesetze des Marktes an und zerstört auf diese Weise sukzessive den freien Kapitalmarkt. Die Folge ist der Abzug produktiver Unternehmen woraus eine Produktivitätskrise erwächst, die die Eurozonenwirtschaft immer tiefer in die Rezession führt.

Energiekrise wird verschwiegen

Das Schweigen des Porsche-Vorstands im Falle von Cellforce passt dabei ins Bild. Selbstverständlich ist die Konkurrenz aus China, allen voran die Firma BYD oder der technologisch enteilte und bereits hochskalierte Konkurrent Tesla bei der Batteriezellenfertigung ein ernstzunehmendes Faktum mit Blick auf die Geschäftssituation. Die Lücke in diesem Marktsegment zu schließen, stellt die deutschen Automobilkonzerne und ihre Zulieferindustrie in der Tat vor eine Herkulesaufgabe.

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Doch über das entscheidende Standortproblem wird bislang erneut eisern geschwiegen. Kein Wirtschaftsvertreter wagt es, die selbsterzeugte deutsche Energiekrise in den ideologischen und politischen Kontext zu setzen. Batteriezellenherstellung erfordert extrem hohen Energieeinsatz. Dass jedes dieser Projekte von Beginn an mit öffentlichen Geldern unterstützt wird, weist darauf hin, dass Politik und Unternehmen sehr wohl bewusst ist, dass sie in einer aussichtslosen Wettbewerbsposition operieren.

Industriestrom in Deutschland ist etwa dreimal so teuer wie in den USA. Und selbst mit den von der grünen Transformation beschädigten europäischen Nachbarstandorten kann Deutschland aufgrund seines Alleingangs im Bereich der Kernenergie und dem selbstverordneten Lieferstopp für russisches Gas nicht mithalten. Industriekapital muss sich letzten Endes den Regeln des Wettbewerbs beugen und günstigere Standorte zur Produktion wählen. Ganz gleich, wie viel öffentliches Geld, das zudem den betriebsinternen Innovationsprozess hemmt, bereitgestellt wird.

Falsche politische Anreize

Der Cellforce-Fall erweist sich an einer weiteren Stelle als besonders heikel. Porsche ließ sich bei der Errichtung der Einheit offenbar von der Politik dazu drängen, die notwendigen Maschinen aus europäischer Produktion und nicht von der wesentlich günstigeren asiatischen Konkurrenz zu beziehen. „Made in Europe“ lautet der Slogan, der die Maßnahmen bündelte, die Euro-Wirtschaft von der übermächtigen asiatischen und amerikanischen Konkurrenz zu entkoppeln.

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Selbstverständlich leidet auch der europäische Maschinenbau unter der grünen Energiepolitik Brüssels. Es scheint der Politik bislang nicht klar geworden zu sein, dass sich der energiepolitische Alleingang Europas durch sämtliche Wertschöpfungsketten zieht.

Der Aufbau komplexer nationaler Wertschöpfungsketten ist ein äußerst kleinteiliger und zentral nicht steuerbarer Vorgang. Das könnte die Lehre aus dem Cellforce-Fall sein, der dem Porsche-Konzern seit 2021 Abschreibungen in Höhe von 295 Millionen Euro eingebracht hat. Bezeichnend ist der Schlingerkurs des Managements: Seit Anfang des Jahres investiert Porsche wieder in die Entwicklung von Verbrennertechnologie. Die europäischen Korporatisten von Großindustrie und Politik befinden sich auf einem Schlingerkurs ins Nirgendwo. Die grüne Subventionswirtschaft zerfällt, bevor sie auch nur in die Produktionsphase eintreten konnte.

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Kommentare ( 45 )

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R.Baehr
3 Monate her

Na und? das interessiert hier im Land die wenigsten. Hier ist nur eines wichtig, wie rette ich die Ukraine, Migranten und das Weltklima. Dem haben sich alle und alles unterzuordnen und koste es noch Millionen von Arbeitsplätzen, das ist der derzeit herrschenden Klasse scheinbar völlig egal oder viell. schlimmer noch, gerade recht.

Last edited 3 Monate her by R.Baehr
DDRforever
3 Monate her
Antworten an  R.Baehr

Die Ukraine ist nicht zu retten, das Weltklima ist absoluter Humbug, aber Islamförderung klappt ja wirklich, bald ist die BRD ein Kalifat und alle werden froh sein.

ceterum censeo
3 Monate her

Die deutsche Politik und die der EU KANN NICHT dieses Thema umfänglich diskutieren und ans Licht bringen. Käme doch heraus, daß der ganze Elektromist (und gleich der Green Deal dazu) nur Geld verbrennen im Billionenmaßstab bedeutet. Es wäre sozusagen ein Paradigmenwechsel, wenn das geschähe. Aber, da ist die EU keinen Deut besser als die Deutsche, man ist auf dem falsche Gleis, fährt auf die näher kommende Wand zu und gibt Gas!

Lansab
3 Monate her

Und jetzt ein Blick in die USA: Microsoft hat dort mit Constellation Energy einen Vertag, über 20 Jahre, abgeschlossen. Constellation will Block 1 vom AKW „Three Mile Island“ (der hat bis 2019 ohne Zwischenfälle Strom erzeugt) wieder ans Netz bringen, um das dort ansässige Rechenzentrum von Microsoft mit Strom zu beliefern. Wenn der Deal grünes Licht bekommt, soll der Reaktor bis 2028 wieder ans Netz gehen. Laut Constellation wird die Wiedereröffnung voraussichtlich 3.400 Arbeitsplätze schaffen und 16 Milliarden US-Dollar in die Wirtschaft des Bundesstaates Pennsylvania fließen lassen. Darüber hinaus werden mehr als 800 Megawatt Strom in das Netz eingespeist und… Mehr

Zimmerlinde
3 Monate her

Tja, ich würde sagen, solch eine Entscheidung leitet auch perspektivisch das Ende der Marke Porsche ein. Erst mit großem Tamtam die Eröffnung des Werks, dann kleinlaut der Rückzug und die Entlassung der Mitarbeiter. Klar ist, Porsche hat ein Nachfrageproblem; die 2025er Zahlen bewegen sich auf 2022-Niveau. Vielleicht hilft ein Blick in die eigene Historie: In den 1950ern baute Porsche Traktoren. Warum also nicht wieder umschwenken? Vom Cayenne zum Kampfpanzer, vom Taycan zum Traktor. Die Luxusmarke als Lieferant nachhaltiger Kriegs- und Ackergeräte. Grüne Agrarindustrie mit Bio-Traktoren und E-Maschinen für die Öko-Landwirtschaft, Cem Özdemir würde applaudieren! Grüne Rüstungsindustrie mit klimaneutralen Panzern, recycelbaren… Mehr

Sonny
3 Monate her

Wer ein kleines bißchen von Wirtschaft versteht, hat das Unheil kommen sehen. Ein unabhängiges Risikomanagement hätte niemals solch ein Harakiri zugelassen.
Aber mit Sprechverboten, Meinungsverboten und einer Hofpresse der grünsozialisten Politik läßt sich kein Land und schon gar keine Welt regieren.
Während die Diktatur der Vernichter und Verlierer immer noch ihren Lauf nimmt, gilt für viele andere:
Rette sich wer kann.

Ein Mensch
3 Monate her

Es wird immer so getan als wenn irgendwelche ominösen Wirtschaftsbosse und Politiker Schuld sein sollen, die tragen natürlich ihr gerüttelt Maß, aber der Hauptschuldige ist immer noch der Wähler. Wer trotz aller sichtbaren Mißstände immer wieder die Verursacher wählt, der hat es nicht anders verdient. Die Demokratie und die Wirtschaft Europas stirbt nicht so plötzlich mal, nein, Dekadenz und Dummheit der Bevölkerung ebnen den Weg in den Untergang. So ehrlich sollte man schon zu sich selbst sein.

Evero
3 Monate her

Das Modell der DDR hat sich mit VdL auf ganz Europa ausgedehnt.
In Zeiten der Marktwirtschaft war klar, dass produziert wird, was der Markt fordert und nicht das, was die fachfremden Politiker gern hätten.

Andererseits finde ich es schwach, wenn ein Hochtechnologieland wie Deutschland vor der wettbewerblichen Herausforderung kneift, den Chinesen paroli zu bieten.
Wenn die industrielle Basis sich ständig verkleinert, geht auch das Know-how verloren. Deutschland verliert an Innovationskraft.
Fazit: Wir müssen wieder herstellen, was die Welt braucht und nicht das, was Ideologen und Bürokraten wollen.

DDRforever
3 Monate her
Antworten an  Evero

Die BRD wird bald alle Innovationskraft haben die es braucht denn jeder wird den Koran auswendig lernen müssen. Und wer braucht schon mehr Innnovation?

MartinKienzle
3 Monate her

Als Autochthoner sollte man Verständnis für den Umstand aufbringen, dass all die gesellschaftlichen Entwicklungen im negativen Sinn wie eben diese sogenannte „grüne Transformationswirtschaft“ lediglich der vorsätzlichen Zerstörung unserer Heimat dienen, die sich aus dem seit 1914 fehlenden Friedensvertrag als zugrundeliegende Ursache speisen (https://www.ewigerbund.org/eb/was-stimmt-hier-nicht/), das bedeutet, dass sich unsere Nation ab dato im Kriegszustand befindet, das wiederum heißt, dass jene Problematik zwingend eine Beseitigung erfahren muss, anstatt (ermüdend) alltäglich, permanent die Symptome der Verheerung unseres Vaterlandes zu beschreiben, das zwar einerseits mit Blick auf die Minimierung des personalen sowie völkischen Frustes nachvollziehbar ist, das jedoch andererseits keineswegs zur Gesundung unserer schwer… Mehr

Bladrunner
3 Monate her
Antworten an  MartinKienzle

Dem ist nicht hinzuzufügen,so ist es !

Ali Mente
3 Monate her

Es wird niemanden wundern, wenn etwas, das von den beiden verheerendsten politischen Versagern der deutschen Geschichte initiiert wurde, grandios scheitert! Merkel und die Grünen haben die E-Mobilität gepusht, da hätte jeder Konzernlenker schon Warnzeichen in den Augen stehen haben müssen, denn nichts aber auch gar nichts was Merkel und/oder Grüne jemals initiiert haben hat auch nur ansatzweise funktioniert! Am besten stampft Porsche den ganzen Elektro-Mist ein, setzt wieder auf Verbrenner, vor allem die hocheffizienten Turbodieseltechnologir und baut wieder solche Autos, die man von Porsche erwartet!

karlotto
3 Monate her

Das kann , harte Konsequenzen für Porsche haben.
Neuer Abgastest , Rückrufaktionen oder Boykottaufrufe.
Denke , eine neue Webekampangne , geschaltet bei Google und Facebook über einige Milliarden, dann ist alles wieder gut.