Die deutschen Autohersteller feiern zarte Absatzgewinne in Europa. Doch selbst dieser bescheidene Triumph ist ein Trugbild. In China und den USA verlieren sie dramatisch an Boden. Der heimische Erfolg reicht nicht, um den Absturz auf den Weltmärkten auszugleichen.
picture alliance / PIC ONE | Christian Ender
Die Neuzulassungen auf den europäischen Automärkten nach der Sommerpause 2025 spenden den deutschen Autoherstellern Trost, helfen ihnen aber nicht aus der Krise. Gewinneinbrüche, Absatzrückgänge und Entlassungswellen prägen das Branchenbild auch im dritten Quartal 2025. Der VW Konzern meldet Milliardenverluste, Mercedes verdient kaum noch die Jahresgehälter seiner Vorstände.
Tristesse überall, nur nicht bei BMW, dessen CEO Oliver Zipse ob seiner weitsichtigen Antriebspolitik der Risikostreuung zum Manager des Jahres gekürt wird.
Doch es gibt Lichtblicke. Trotz der offenkundigen Probleme der deutschen Wirtschaft kann die Statistik des europäischen Branchenverbandes ACEA im dritten Quartal einige positive Informationen über und für die deutsche Autoindustrie vermelden:
In Europa konnte sie ihre Wettbewerbsposition verbessern, Autos mit elektrischem Antrieb – Batterie-Elektroautos (BEV), Voll-Hybride (HEV) oder Stecker-Hybride (PHEV und Range Extender) – sind weiter auf dem Vormarsch, vor allem Hybride stehen hoch in der Gunst der Autokäufer.
Im Gegensatz zu den Absatzverlusten in China und den Vereinigten Statten konnten die deutschen Hersteller auf dem EU-Heimatmarkt 2025 ihre Wettbewerbsposition ausbauen. Obwohl der europäische Automarkt bis September weitgehend stagnierte (+ 1,5 Prozent), konnten vor allem deutsche Autokonzerne profitieren und Marktanteile hinzugewinnen. Ihre Neuzulassungen stiegen in den ersten neun Monaten um 4,4 Prozent und damit deutlich stärker als der Gesamtmarkt, ihr gemeinsamer Marktanteil erhöhte sich auf über 42 Prozent.
Vor allem VW und BMW profitierten. Dagegen schmierte der vormalige „Angstkonkurrent“ bei Batterie-Elektroautos (BEV), Tesla aus Grünheide, regelrecht ab (-28,5 Prozent), sein Marktanteil in Europa sank auf 1,7 Prozent (2024: 2,5 Prozent). Profiteure waren chinesische Marken.
Für Befürworter des Verbrenner-Verbots höchst ist erfreulich, dass die Elektromobiliät global weiter auf dem Vormarsch ist. Mit 3,6 Millionen rein batterieelektrischer Autos (BEV) war deren Anteil an allen Neuzulassungen (17,4 Millionen) mit 21 Prozent noch nie so hoch wie im dritten Quartal 2025, so eine Analyse der Beratungsgesellschaft PwC.
Insgesamt wurden nach PwC im dritten Quartal ein Drittel mehr BEVs verkauft als noch vor einem Jahr. Hinzu kamen 1,7 Millionen Plug-in-Hybride (PHEV) einschließlich Reichweiten-Verlängerer (Range Extender) und 2,5 Millionen Voll-Hybride.
Kurz: fast die Hälfte aller Neuwagen fährt elektrifiziert. Die Elektromobiliät macht also Fortschritte, könnte man meinen, wäre da nicht die schiefe Verteilung über die Weltmärkte. Mit großem Abstand wichtigster Elektroautomarkt bleibt China: Mit 2,3 Millionen BEVs im dritten Quartal entfallen rund zwei Drittel des weltweiten BEV Absatzes auf das Reich der Mitte. Europa kommt auf knapp 607.000, ein Plus von 25 Prozent, die Vereinigten Staaten überraschend auf knapp 420.000, ein Plus von 20 Prozent, wobei in den USA das Auslaufen von Kaufanreizen zum Quartalsende vor allem im September für zusätzliche Käufe sorgte; Tesla hat davon überdurchschnittlich profitiert. Innerhalb Europas liegt Deutschland mit 133.000 BEVs an der Spitze vor dem Vereinigten Königreich mit 125.000. Das sind weltweit die Plätze drei und vier.
Um allerdings etwas Schwachstrom der Hochvolteuphorie beizufügen, muss erwähnt werden, dass trotz all der hohen Wachstumsraten bei BEV und vor allem den übrigen elektrifizierten Antrieben (Hybrid, PHEV) der Anteil von Elektroautos am gesamten globalen Fahrzeugbestand noch deutlich geringer ist als bei den Neuzulassungen. In Europa beläuft sich nach den Experten von PwC der BEV-Anteil an der gesamten Pkw-Flotte auf rund 4 Prozent, in China trotz stürmischem Wachstum des Elektromarktes bislang auf 9 Prozent und in den USA, dem weltweit größten Automarkt, auf lediglich 2 Prozent.
Was zu der ernüchternden Erkenntnis führt, dass sich das Weltklima über reine Elektroautos oder die Elektrifizierung der globalen Verkehrsflotte nicht retten lässt. Zumal in den meisten Ländern die Speicherbatterien der E-Autos mit „schmutzigem“ Kohlestrom geladen werden, völlig abgesehen vom hohen CO2-Ausstoß bei deren Herstellung.
Wieviel Hoffnung können die deutschen Autohersteller aus der Entwicklung des EU-Automobilmarktes tatsächlich schöpfen? Ist Kompensation für die Absatzverluste in China und USA möglich?
Danach sieht es nicht aus. Analog zu Deutschland blieb eine nachhaltige Erholung des europäischen Automobilmarktes auch 2025 bisher aus. Die Neuzulassungen schwanken von Monat zu Monat erratisch, das Marktniveau liegt im Trend nach wie vor knapp 20 Prozent unter dem Niveau von 2019. Im September 2025 wurden zwar mit rund 1,2 Millionen Fahrzeugen 11 Prozent mehr neu zugelassen, als noch ein Jahr zuvor. Doch die Dynamik täuscht und ist vor allem auf ausgeprägte Basiseffekte aus September 2024 zurückzuführen (darunter: Deutschland +12,8 Prozent, Spanien +16,4 Prozent, UK +13,7 Prozent)
Echte Wachstumsimpulse gingen dagegen von Elektroautos jedweder Antriebsart aus. Die Kundenpräferenzen in der EU sprechen dabei eine deutliche Sprache: am schwächsten waren die Kaufimpulse bis September 2025 bei reinen Elektroautos BEV (1,3 Millionen, +20 Prozent), erheblich stärker bei Voll-Hybriden (2,8 Millionen, 16,4 Prozent) und progressiv ansteigend bei Plug-in-Hybriden (0,73 Millionen, + 31,1 Prozent). BEV erreichten zuletzt in der EU einen Marktanteil von 16,1 Prozent. PHEV von 10,3 Prozent und Voll-Hybride von 34,7 Prozent.
Kombiniert sind damit inzwischen zwei Drittel aller Neuzulassungen in der EU in irgendeiner Form mit Elektroantrieb unterwegs, aber nur 16,1 Prozent können dabei auf einen zusätzlichen Verbrennermotor als Antriebsaggregat verzichten.
Dass die Pkw-Käufer freiwillig umweltfreundlich fahren wollen, belegt auch der anhaltend rückläufige Absatz von reinen Benzin- und Diesel-Fahrzeugen. Deren kombinierter Marktanteil sank 2025 weiter auf 37 Prozent, rund 10 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.
Diese Erkenntnis sollte bei der anstehenden Überprüfung des Verbrennner-Aus in Brüssel hilfreich sein. Zumal erkennbar ist, dass Europa den deutschen Autoherstellern für Verluste in Übersee keine Kompensation bieten kann. Zwar konnten – mit Ausnahme von Seat, Porsche und Mercedes – alle deutsche Hersteller und Konzerntöchter 2025 in der EU weitere Marktanteile gewinnen, am meisten Skoda. Mit 4.295 Millionen in der EU verkauften Autos stieg ihr Marktanteil laut Automobilverband VDA von 41,3 Prozent im Vorjahr auf 42,2 Prozent in 2025.
Diese Mehrverkäufe von rund 90.000 Autos in Europa konnten die Absatzverluste in China und den USA indessen bei weitem nicht kompensieren. Und der Rest der Welt ist zunehmend auf chinesische Autos fokussiert.
Europa ist da keine Ausnahme, im Gegenteil. Hier gehen von wichtigen chinesischen Herstellern wie BYD und SAIC Motor, die mit hohen zweistelligen Absatz-Zuwachsraten ihre Anteile am EU-Markt rasch weiter ausbauen wollen, deutliche Warnsignale für die Zukunft aus. Tesla als wichtigster BEV-Wettbewerber ist Vergangenheit, die chinesische Autoindustrie ist am Kommen. Binnen Jahresfrist konnte BYD seinen Marktanteil in Europa von 0,3 Prozent auf 1,2 Prozent, SAIC Motor von 1,8 auf 2,3 Prozent steigern.
Zusammenaddiert wollen chinesische Automarken in Europa im nächsten Jahrzehnt einen Marktanteil von 20 Prozent erreichen. EU-Zölle sind dabei kein Hindernis: Die Eröffnung eigener Werke in Europa oder der Türkei steht bevor.

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Hat nichts mit Beliebtheit zu tun sondern damit, dass es in den Fahrzeugklassen oberhalb der Kompaktwagen Klasse praktisch keine reinen Verbrenner mehr zu kaufen gibt.
Das Tesla Model Y war im September 2025 mit knapp 26000 Zulassungen an 1. Stelle in der EU. Über alle Antriebsarten hinweg.
Angetrieben vom Geiz habe ich ganz aktuell um einen Günstigkauf eines „Chinesen“ bemüht; allerdings mit dem Ergebnis, dass ein BYD für mich bedeutete, einen Werks-Service in mehr als hundert Kilometern akzeptieren zu müssen. Die zweite Wahl, ein MG HS PHEV erweckt Misstrauen, weil diese Fahrzeuge in großer Menge weit unter dem empfohlenen Verkaufspreis des Herstellers angeboten werden. Entweder deutet das auf Dumping oder irgendwelche Probleme mit den Fahrzeugen hin. Bezüglich der Annahme, die Kundschaft verzichte aus Umweltgründen auf „Verbrenner“ möchte ich entgegenhalten, dass sich die für einen Teil der Nutzer schon deswegen ausschließen, weil sie mit den gepanschten Kraftstoffen nicht… Mehr
Leider bekommt Dr. Helmut Becker keine nüchterne Analyse des Automarktes mehr hin, was angesichts seiner Erfahrung und Expertise doch erstaunt. Immer wieder dreht sich alles bloß um die Elektroautos als heiliger Gral, ob nun im Guten (wie auch bei ihm bis ca. vor zwei Jahren) oder nun im schlechten. Es gibt ein ganzes Bündel von Gründen, warum die Automobilindustie in Deutschland und Europa massiv in die Krise gerutscht ist. Das E-Auto ist nur ein Teilaspekt davon. Es begann schon in den 1980ern mit der im Bürgertum bräsig unwidersprochenen These, dass Autos a) „umweltfeindlich“ seien, b) nur eine motorlose Mobilität… Mehr
Demografie wirkt langsam. Die aktuellen Absatzprobleme in Deutschland seit 2-3 Jahren sind auf Verunsicherung und starke Preissteigerungen zurück zuführen. Es ist absolut ungewiss, ob es sich überhaupt noch lohnt, einen neuen Verbrenner anzuschaffen. Viele fremdeln noch mit dem E-Auto, wollen aber auch nicht 40.000 € oder noch viel mehr in einen neuen Verbrenner investieren, dessen Betriebskosten politisch gewollt, immer mehr verteuert werden.
Es gibt momentan viele Autofahrer, die den Kauf eines neuen oder neuwertigen Gebrauchten hinauszögern und hoffen, dass ihr Bestandsauto noch lange durchhält.
Das Auto hat mit dem Klima nichts zu tun. Dass sich die Temperaturen auf der Erde erwärmen, ist ein mehrere tausend Jahre alter Prozess, der bis in die letzte Eiszeit zurückreicht, die über 100.000 Jahre dauerte. Offiziell endete die Eiszeit vor ca. 12.000 Jahren, fand also ihren Höhepunkt vor 70.000 Jahren. Seit dem wurde es wärmer, ohne dass der Mensch darauf einen Einfluss hatte.
….“Dass die Pkw-Käufer freiwillig umweltfreundlich fahren wollen, belegt auch der anhaltend rückläufige Absatz von reinen Benzin- und Diesel-Fahrzeugen“
Was ist denn an der Elektromobilität umweltfreundlich, Windräder oder Solarpaneele sind es sicher nicht. Der Eintrag von CO2 in die Atmosphäre ist umweltfreundlich und führt zu Begrünung der Erde. Nur Leute die Schlagworte verwnden und nicht nachdenken können, bezeichnen die verrückten Klimaschutzmassnahmen als umweltfreundlich.
Was zu der ernüchternden Erkenntnis führt, dass sich das Weltklima über reine Elektroautos oder die Elektrifizierung der globalen Verkehrsflotte nicht retten lässt….dieser mythos hält sich ja bis heute – bei vielen. Ich zweifle sogar daran das e-autos weniger das klima belasten wenn nicht sogar mehr. Wenn alle autos in deutschland elektrisch wären bräuchte es +-20.000 windräder (stand jetzt 30.000) – nur für die e-autos! Dazu würden nochmals +-2 millionen ladesäulen kommen (stand jetzt 200.000)! Und windräder/lädesäulen fallen ja nicht vom himmel – die müssen hergestellt, transportiert, aufgebaut, gewartet und mal erneuert/entsorgt werden. Dazu kommt das viele leitungen neu bzw erweitert… Mehr
Autos sind im Verhältnis zum Einkommen einfach zu teuer geworden. Geht mir auch so und noch fahre ich einen Land Rover. Alternative ist ein BAW 212, wenn der Landy nicht mehr kann. Kostet die Hälfte, so einfach ist das.
„Europa kann deutsche Autokrise nur mildern – mehr nicht“
Aber wieso sollten sie das tun ?
Die woke Politik (bei uns CDUCSULinkeSPDGruene) haben doch in den letzten 15 Jahren ALLES strategisch geplant und taktisch umgesetzt, damit genau diese Zerstoerung eintritt.
Natuerlich nicht ohne die aktive Beihilfe der „passenden“ CEOs.
Der Hybrid-Antrieb ist auch nur eine Mogelpackung. Das zusätzliche Gewicht durch den Elektromotor und sonstige für den Hybrid-Antrieb nötige Bauteile erhöht den Verbrauch an Benzin und Diesel, der den Käufern eisern verschwiegen wird. Die meisten Kunden sind allerdings so einfältig, dass sie erst gar nicht danach fragen.
Die andern holen eben auf, steht ihnen auch zu. Daran müssen wir uns nolens volens gewöhnen. Wir haben ihnen auch lange genug die Maschinen und das Knoffhoff dazu geliefert … . BYD – beyond your Denke.