ADAC befürwortet CO2-Aufpreis für Sprit – 20 Millionen Mitglieder vor den Kopf gestoßen

Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand warnt davor, die Klimaziele zu lockern. Was er sagt, klingt mehr nach einer Rede vor einem Grünen-Parteitag und weniger nach Interessenvertretung von mehr als zwanzig Millionen „fossil“ fahrenden Autobesitzern. Wem will Hillebrand gefallen?

picture alliance / CHROMORANGE | Christian Ohde

Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club e. V. (ADAC) will E-Autos zum Durchbruch verhelfen. Er will nicht, dass die Klimaziele gelockert werden. „Davor kann ich nur warnen. Europa muss an ehrgeizigen CO2-Minderungszielen festhalten, denn wir müssen die Erderwärmung begrenzen. Dazu bekennt sich der ADAC ganz klar. So zu tun, als gäbe es den Klimawandel nicht, wäre ein fataler Irrweg“, sagte ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand im Interview vom 23. Dezember 2025 mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ).

Deshalb rät Hillebrand der Bundesregierung zu einem Strategiewechsel: Sie solle nicht auf Kaufanreize für Haushalte mit kleinen und mittleren Einkommen setzen, sondern den Ladestrom verbilligen. Diesel und Benzin sollen also verteuert werden. Der geplante CO2-Preis sei, so der ADAC, „das richtige Instrument“. Hillebrand wörtlich: „Der ADAC hält die CO2-Bepreisung für ein richtiges Instrument, um die Klimaschutzziele zu erreichen … Die Leute brauchen den Anreiz, um auf klimaschonende Alternativen zum Diesel und Benziner umzusteigen.“ Eine Öffnung für andere Antriebstechnologien als auf das E-Auto sei zwar „richtig“, sagte Hillebrand ferner: „Doch sie fällt zu kompliziert aus. Es wurde versäumt, alternative Kraftstoffe, die es ja auch für den Bestand braucht, ausreichend anzureizen.“

Schluss mit der Planwirtschaft
Physik lässt sich nicht per Dekret ändern: Warum 49 Millionen Verbrenner nicht durch Wunschdenken verschwinden
Hillebrand gerät schier ins Schwärmen: „Es gibt ja auch schon Wagen, die mit einer Ladung 700 Kilometer weit kommen und in wenigen Minuten wieder voll sind. Es ist eine stetige Evolution … Das typisch deutsche Thema der Reichweitenangst hat sich eigentlich erledigt. Außerdem werden Batteriezellen günstiger und die Hersteller kommen zunehmend mit kleineren Modellen in den Markt.“

Das klingt alles wie eine Rede vor einem „grünen“ Parteitag oder vor einer Versammlung von NABU, BUND, Greenpeace oder WWF. Aber es klingt nicht nach einem Club, der die Interessen von mehr als zwanzig Millionen „fossil“ fahrender Autobesitzer vertritt. Schließlich sind es derzeit nur 3,3 Prozent des Autobestandes, die „E“ fahren, selbst wenn sich der E-Anteil bei Neuzulassungen zuletzt auf rund 15 Prozent erhöht hat.

Wem also will der ADAC mit seinen 22,21 Millionen Mitgliedern und einem Umsatzvolumen von 1,03 Milliarden pro Jahr (2024) gefallen? Der Politik? Oder einer Autoindustrie, die in Sachen E-Auto seit Jahren hin und her changiert zwischen JA, JA-ABER, NEIN?

Die Zahl an 22,21 Millionen ADAC-Mitgliedern dürfte mit solcher ADAC-Politik kaum zu halten sein. Denn was der ADAC hier betreibt, das ist so, wie wenn der „Verband der Fleischwirtschaft e. V.“ (VDF) sich in der Politik für veganes Essen oder der „Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen e. V.“ (BesD) für ein keusches Leben einsetzen würde. Oder aber der ADAC steht vor einer Fusion mit dem ADFC (Allg. Deutscher Fahrrad-Club e. V.), der die Verkehrswende mit dem Fahrrad einleiten will.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 25 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

25 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Iso
4 Minuten her

Ich habe davon gehört und werde meine Mitgliedschaft mit dieser Begründung kündigen. Ein Verein, der nicht für seine Mitglieder steht, ist es nicht wert, dass man ihn mit Beiträgen unterstützt.

Karl Schmidt
15 Minuten her

Das eigentlich Interessante ist eher, wie solche Funktionäre ins Amt gelangen und warum sie (wenn sie die Mitglieder so instinkt- wir hirnlos vor den Kopf stoßen) nicht augenblicklich wieder entsorgt werden? Ganz sicher spricht er nicht für die Mitglieder des Vereins, die Mobilität wohl kaum wieder zu einem Privileg der Reichen und Mächtigen machen wollen. Es ist eine Errungenschaft der Moderne, dass viele Menschen sogar über große Entfernungen eigene Fortbewegungsmittel nutzen können. E-Autos siedeln indes dicht an einem Betrug, weil sie ökonomisch hochgradig unvernünftig und ökologisch eine Schweinerei sondergleichen sind. Für den ADAC sind solche Einlassungen schon deshalb rufschädigend und… Mehr

hansgunther
21 Minuten her

Gummipuppen als Wirtschaftsführer, Verbandsfunktionäre, Gewerkschafter – allüberall in diesem unserem Land. Da kommt Freude auf bei allen Machthabern der Kartellverschwörer, den Profiteuren der Klimalüge und der Migrationsunterwanderung. Gerichtet gegen Land und Bürger, sichere Energie und Industrie und Lebensfreude! Nie waren Verrat, Lüge und Betrug am eigenen Volk leichter. Goldene Zeiten für all die, die einen Abrissbagger haben und bedienen können, denn Destruktion ist die Zukunft, Kasse machen der kurzfristige Erfolg, Niedergang und Existenzvernichtung auch für die Verursacher der späte, aber sichere Judaslohn! Doch es kommt Wind auf…Keiner sollte sich noch sicher sein, ob er das charakterlose Spiel noch länger treiben,… Mehr

Last edited 19 Minuten her by hansgunther
Wuehlmaus
24 Minuten her

Wegen dieser abgehobenen Autofahrerfeindlichkeit und den Testberichtmanipulationen des ADAC bin ich vor langer Zeit ausgetreten.

Elmar
25 Minuten her

Eine Erklärung für solche unsinnigen Sprüche kann man wohl nur erhalten, wenn man darüber nachdenkt, von wem diese Herrschaften und ihre Organisationen heimlich, still und leise gesponsert werden.

Bernd Simonis
28 Minuten her

für 25 000 bekommt man einen Kleinwagen mit 200 km Reichweite. Ein Familien-E-Auto schlängt mit 50 000 auf die Kasse. Das kann sich fast niemand mehr leisten. Da werden bald viele ADAC Mitglieder zu Fuß gehen denke ich. Das Ziel von Henry Ford war ja bekanntlich, das jeder Arbeiter sich auch so ein Fahrzeug leisten können muss. Davon kommen wir wieder weg. Zum einen, weil die gut bezahlten Arbeiter am Band weniger werden. Und weil eben die Fahrzeuge nicht bezahlbar sind.

doktorcharlyspechtgesicht
32 Minuten her

Der ADAC ist wieder so eine deutsche Unart. Ein intransparenter Verein mit Milliardenvermögen in unklarer Höhe, der sich seit Jahrzehnten vor Auskünften drückt und irgendwie zum halbstaatlichen Autofahrerlobby-Sprachrohr aufgestiegen ist.

Gottfried
37 Minuten her

Gibt es Alternativen? Wenn ja werde ich sie nutzen!

RiverHH
38 Minuten her

Aus diesem überflüssigen Verein bin ich, wie aus der Kirche, schon längst ausgetreten. Was für eine jämmerliche Figur dieser „Präsident“ doch ist.

HansKarl70
40 Minuten her

Ach Herr Hillebrand, das ist doch alles zu durchsichtig. Auf so was fällt doch kein vernünftig denkender Mensch mehr rein. Mein Tipp, wechseln sie zu den „grünen“, das ist ihre Partei.