Umsatz im Einzelhandel schrumpft: Handelsverband befürchtet weiteres Ladensterben

Nicht nur in der Möbelbranche, auch im stationären Einzelhandel und bei Lebensmitteln, Haushaltsgeräten und Baubedarf halten Verbraucher ihr Geld zurück.

IMAGO / Wolfgang Maria Weber

Es ist die wirtschaftliche Unsicherheit wegen der Inflation, steigender Preise und Zinsen, die in ganz Deutschland eine deutliche Zurückhaltung bei Kaufentscheidungen bewirkt. „Wir spüren eine große Verunsicherung bei den Verbrauchern“, erklärt der Präsident des Handelsverbands Möbel und Küchen (BVDM) Markus Meyer im Vorfeld der Möbelmesse imm cologne in Köln. „Wir machen uns ernsthafte Sorgen.“ Die Kundenfrequenz in den Möbelhäusern sei in den vergangenen Wochen und Monaten deutlich eingebrochen. In den Möbelgeschäften gebe es 30 bis 40 Prozent weniger Besucher. Kaufentscheidungen seien dementsprechend rückläufig.

Meyer erwarte nun von der Politik gezielte Maßnahmen und eine klare Kommunikationslinie, um die Verbraucher gerade jetzt zu entlasten und somit den Konsum zu stärken. Denn: „der Handel lebt vom Kunden.“

Fehlende Kaufentscheidungen lastet der Präsident des Handelsverbands Möbel und Küchen vor allem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und seinen Heizungsplänen an, meldet die Welt: „Die Leute haben Angst vor der Situation, dass ihre Heizung kaputtgeht und sie dann viele 10.000 Euro in neue Technologien und einen Umbau ihres Hauses investieren müssen. Also halten sie ihr Geld zusammen“, sagt der Unternehmer, selbst Geschäftsführer des mittelständischen Möbelhändlers City-Polster aus Kaiserslautern.

Anfang Mai setzte die geringe Anschaffungsneigung den stationären Einzelhändlern verstärkt zu. Ihr Umsatz fiel im März um 1,3 Prozent geringer aus als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Inflationsbereinigt, also real, sank der Umsatz sogar um 2,4 Prozent, mithin das stärkste Minus der vergangenen fünf Monate. Sprich: alles, was nicht unmittelbar dringend gebraucht wird, kommt nicht auf die Liste der Einkaufsplanung.

Die Zahlen von Destatis bescheinigen dem Einzelhandel mit Einrichtungsgegenständen, Haushaltsgeräten und Baubedarf für März 2023 ein nominales Minus von 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, preisbereinigt liegt es sogar bei minus 9,1 Prozent.

Auch bei den Lebensmitteln gab es reale Umsatzrückgänge – gemessen im März im Vergleich zum Vorjahr einen Einbruch von 10,3 Prozent. Dabei handele es sich um den stärksten Umsatzrückgang zum Vorjahresmonat seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994, betonten Statistiker. Nicht verwunderlich bei einer Verbraucherpreis-Steigerung von aktuell 17,2 Prozent bei Nahrungsmitteln. Dazu passt die Meldung, dass der Tchibo-Konzern plant, bis zum Ende des Jahres 300 Stellen zu streichen – Kündigungen seien „nicht ausgeschlossen“. Der Grund: zuletzt schlechte Zahlen. Das vergangene Jahr gilt als das schlechteste in der Firmengeschichte.

Der reale Umsatz im Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln sank im März um 2,3 Prozent zum Vormonat. Besonders betroffen war der lange Zeit boomende Internet- und Versandhandel, der einen Rückgang von 4,8 Prozent verzeichnete, berichtet Tagesschau.de.

Betroffen von der fehlenden Anschaffungsneigung sind die Ladengeschäfte. „Die Zahl der Geschäfte in Deutschland wird in diesem Jahr nach einer Prognose des Handelsverbands Deutschland noch einmal um 9.000 schrumpfen. Oft liegt es daran, weil die sinkende Kaufkraft der Menschen und die steigenden Kosten eine Weiterführung unattraktiv machen. Damit bleiben bundesweit – abgesehen von Kleinstbetrieben – laut HDE noch 311.000 Geschäfte übrig. Zum Vergleich: 2015 waren es noch fast 373.000.

Besonders stark war der Rückgang in den von der Corona-Pandemie geprägten Jahren 2020 bis 2022, als die Zahl der Geschäfte pro Jahr um 11.000 zurückging, heißt es. Doch auch in den Vorkrisenjahren 2015 bis 2019 machten jährlich durchschnittlich 5.000 Läden dicht.

Öffentliche Aufmerksamkeit bekommen dabei vor allem die Filialschließungen bekannter Ketten: die geplante Schließung von 47 Galeria-Karstadt-Kaufhof-Warenhäusern, die Abwicklung zahlreicher Filialen der Schuhhandelskette Görtz oder die angekündigte Verkleinerung des Filialnetzes der Modekette Gerry Weber. Doch der größte Teil der Schließungen entfällt laut HDE auf kleinere Fachhändler – auf Modeboutiquen, Schuhläden und Bäckereien.“

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Kommentare ( 68 )

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AnSi
10 Monate her

Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, was 2021 und 2022 so los war. Kein Zutritt ohne Maske oder „Impfung“. Sie haben klaglos mitgemacht. Hätten sie das nicht getan, wäre uns allen viel erspart geblieben und das Ladensterben fände nicht statt.
Man erntet immer das, was man sät!

Klarofix
10 Monate her
Antworten an  AnSi

Das die Kundschaft immer weniger Geld übrig hat, ist nicht der Verdienst des Einzelhandels sondern der Politik.
China hat 0,2% Inflation, Russland 2,3%. Wir sind die Verlierer und das warum kann sich jeder selbst beantworten. Die Lösungen aller unserer Probleme liegen in Berlin!

H. Priess
10 Monate her

Wo waren denn die ganzen Handelsverbände wie jetzt der Einzelhändler, wo die Gaststättenverbände, Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten und all die anderen als die Restriktionen begannen? Wo war die Handelskammern? Die hätten die Macht gehabt den Restriktionen Widerstand zu leisten aber was taten sie? Sie waren nicht nur Gehilfen sondern sind im vorrauseilendem Gehorsam alle samt sogar oft selber Antreiber denen vieles gar nicht streng genug sein konnte. Viele Kunden haben damals gemerkt, oh, hier darf ich nicht kaufen also tue ich es auch nicht und dann oh, eigentlich hab ichs auch gar nicht dringend gebraucht also laß ichs ganz. Die Innenstädte werden… Mehr

Fieselsteinchen
10 Monate her

Januar 2021 hängten sich die lokalen Einzelhändler trotz regierungsseits aufoktroyierten Lockdowns große Plakate ins Schaufenster „Wir öffnen!“, sogar mit Termin! Da ich das vom Ausland her kannte und hoffte, dass jetzt Mal Rückgrat gegen die Willkür gezeigt wird, wartete ich voller Vorfreude zum angekündigten Zeitpunkt darauf, dass die Ladentüren öffnen. Nichts tat sich! Gar nichts! Was zu erwarten war! Im Nachhinein wurde es dann so formuliert, dass man mit den Plakaten „ein Zeichen setzen wollte“. Dumm, dümmer, deutsch! Diese Läden haben mich bis heute nie wieder gesehen. Kunden sind von außen mehr oder weniger keine zu sehen, und es wird… Mehr

Biskaborn
10 Monate her

Auch der Handel hat die verheerende Coronapolitik eifernd mitgetragen und jetzt ist er genauso eifrig auf den den Grünen Klimazug aufgesprungen. Lautstarke Kritik am Wirtschaftsminister? Fehlanzeige! Also bitte nicht jammern, letztendlich zum großen Teil eigenes Verschulden!

Einblicker
10 Monate her

Naja, war im Mediamarkt sowie in einem Hardware Laden und versuchte einen Drucker und einen stinknormalen PC zu kaufen. Erstens hatten die nichts, und das ist keine Übertreibung, und zweitens ging das mit amazon und ebay sehr viel schneller und war nur halb so teuer. Amazon 1 Tag, ebay 2. Das ganze völlig stressfrei und mit Rückgaberecht. Ausserdem hat mein 9 jähriger Sohn mit seiner kindlichen Logik festgestellt, wenn man den Leuten das Geld wegnimmt, können die ja gar nichts mehr kaufen. Das ist doch dumm. Das hat er gut erkannt.

Last edited 10 Monate her by Einblicker
Kleinstaater
10 Monate her

Die Menschen haben im Vergleich zu 2019 jetzt einfach viel weniger Geld in der Tasche haben. Das mit den Zusatzkosten bzgl. der Heizungskosten bzw. Mietaufschlägen verdrängen doch die meisten, da das sowieso nicht leistbar sein wird. Hier mal meine Schätzungen: Durchschnittsgehalt 3000 Euro, bleiben 2000 Euro netto. Durchschnittskaltmiete für Einzelperson… ~600 Euro (?) Nebenkosten Heizung/Wasser pro Person: statt 150 Euro jetzt 250 Euro. Stromkosten: statt 20 Euro pro Person jetzt 70 Euro. Spritkosten: statt einmal Volltanken für 45 Euro, jetzt Volltanken für 75 Euro. Lebensmittel: 250 Euro, jetzt 400 Euro, wenn man sich einschränkt. Hygieneprodukte: 20-100% teurer. Haushaltsinventar (Möbel, Küche… Mehr

Gabriele Kremmel
10 Monate her

Das klingt ja nachgerade, als würden die Kunden ihr Geld aus taktischen Gründen zurückhalten. Hat schon jemand in Betracht gezogen, dass die Budgets sehr vieler Konsumenten einfach nicht mehr hergeben und sie die massiven Teuerungen, speziell im Lebensmittelbereich und bei Energie (und also Mobilität und Wohnen) irgendwo wieder hereinsparen müssen.

Tee Al
10 Monate her

„Meyer erwarte nun von der Politik gezielte Maßnahmen und eine klare Kommunikationslinie, um die Verbraucher gerade jetzt zu entlasten und somit den Konsum zu stärken.“

Wieso von der Politik? Können Verbände das nicht selber vereinbaren? Es sind doch lediglich Rahmenbedingungen, die sie schaffen wollen, wozu braucht man da die Politik?
Das ist das Problem mit den Deutschen:
Immer Verantwortung abwälzen (outsourcen) an die Politik in bedingungslosem Vertrauen. Dabei – wenn man immer das Gleiche tut, aber verschieden Ergebnisse erwartet……..(frei nach Einstein).

So, jetzt gehts erstmal zu Viktor, ein bisschen Vernunft erleben.

DerVoluntaer
10 Monate her

Der Handel lebt seit Corona anscheinend nicht mehr vom Kunden, sondern von Steuergeldern ! Meyer ist ein kognitives Irrlicht, wenn er glaubt, dass die 2g, 3g + Tritte in den Arsch der Kunden, vom Kunden vergessen oder verziehen werden, oder irgendetwas anders kommuniziert werden müsste. Der Kunde ist nicht weg , er kauft einfach nur wo anders und das auch immer weniger dank der Corona – Inflation und den grün-roten Wendefantasien. Der Typ ist ein so großes Irrlicht, dass er selbst die einfachste ökonomische Regel nicht im Kopf hat, dass die Neuanwerbung eines Kunden 6 mal so viel kostet, wie… Mehr

Last edited 10 Monate her by DerVoluntaer
It is cool to be white
10 Monate her

Auch das Ladensterben ist Teil der „vollständigen Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft“ [Kanzler Merkel].
Wäre hilfreich, wenn die Menschen begriffen, daß vollständig tatsächlich vollständig bedeutet und wenn die Menschen die Zusammenhänge mit den Agenden der Globalisten herstellten.