Markus Lanz und die Aufarbeitung der Corona-Zeit – Teil 1 von vielen Sendungen

„Etwas Überfälliges“ versprach Markus Lanz: nichts Geringeres nämlich als die „Aufarbeitung der Corona-Jahre“. Karl Lauterbach saß da und drei harte Kritiker. Spoiler: Wir werden uns noch gedulden müssen. Diese Sendung war ein Aufreger, aber keine Aufarbeitung. Vielleicht der Beginn einer solchen? Von Michael Plog

Screenprint: ZDF / Markus Lanz

„Wenn Lanz noch einmal sagt, dass Lauterbach sehr oft Recht hatte, dann beiße ich in den Tisch“ – dieses Zitat des Journalisten Heribert Prantl stellt Lanz wie eine Art Selbstgeißelung gleich an den Anfang seiner Sendung. In der folgenden Stunde aber stellt er unter Beweis: Er muss es gar nicht sagen, und die Leute beißen trotzdem in den Tisch.

Zugegeben, das Ziel war hoch gesteckt, Wie kann man drei derart absurde Jahre in einer guten Stunde wirklich aufarbeiten? Das kann nicht funktionieren. Das bräuchte vielleicht einen Untersuchungsausschuss, eine Kommission, vielleicht später auch Anklagen und Gerichtsprozesse. Doch keiner dieser Begriffe, und das ist das eigentlich Fatale, kam in dieser Sendung vor. Auch Stichworte wie Impfnebenwirkungen, plötzliche Todesfälle oder Maskendeals wurden nicht einmal ansatzweise gestreift.

Tichys Einblick Talk vom 09.02.2023
Die Corona-Abrechnung - Kritiker behielten Recht, doch Aufarbeitung und Entschuldigung fehlen
Immerhin: Sie geben sich Mühe. Auch Lanz selbst, im Rahmen seiner Möglichkeiten. Vor allem Prantl und sein NDR-Kollege und Gesundheitsexperte Markus Grill konfrontieren Lauterbach mit den Absurditäten der Coronazeit. „Mein Fazit nach drei Jahren Corona ist Folgendes“, sagt Prantl: „Mir war dieser Staat nie so fremd wie in dieser Zeit. Er war unbarmherzig und er ist mir manchmal unheimlich erschienen in der Art und Weise, wie er auftrat.“ Die Bürger seien „mit einer Kaskade von Richtlinien und Verordnungen überzogen worden, „die teilweise richtig und zum großen Teil falsch waren. Es war ein Exzess sondergleichen.“ Prantl spießt das Buch des vorherigen Gesundheitsministers Jens Spahn auf („Wir werden einander viel zu verzeihen haben“). Prantl: „Es ist Zeit für dieses Verzeihen, aber für ganz viele Menschen ist es zu spät.“

Lauterbach als Rund-um-die-Uhr-Panikmacher – auch das wird thematisiert. „Ab wie viel Uhr würde er keine Studien mehr twittern?“, fragt Lanz. Ein Seitenhieb auf den Rotweinkonsum, den Lauterbach gern selbst thematisiert. Prantl ist überzeugt, dass Lauterbach höchstselbst durch seine Panikmache erst die Querdenker groß gemacht habe, „indem Sie Andersdenkende als Verschwörungstheoretiker bezeichnet haben“. Mit seiner Hysterie habe er die „Querdenker mit großgezogen“.

Grill setzt nach: „Ein Arzt nimmt Menschen unbegründete Ängste. Auch ein Politiker sollte nicht mit Ängsten operieren, die auf sehr wackeligen Beinen stehen.“ Lauterbach wischt das alles buchstäblich mit den Händen zur Seite. „Das waren Modellrechnungen von Viola Priesemann und Michael Meyer-Hermann, renommierte Modellierer!“, sagt er. Und Grill ergänzt: „…die oft kolossal daneben lagen!“ Aber Lauterbach bleibt stur: „So funktioniert Wissenschaft!“ Er sagt den alten Satz noch immer.

Schon zu Beginn der Sendung hatte Lauterbach gewarnt: „Die Pandemie ist nicht vorbei!“ Lanz entsetzt: „Ich hab’s befürchtet. Immer noch nicht? Drosten hat doch gesagt …“ Und Lauterbach: „Nicht bei allem, was Herr Drosten sagt, stimme ich zu.“

Kommentar
Wie Karl Lauterbach versucht, sich aus der Verantwortung zu stehlen
Der Minister kann unglaubliche Behauptungen aufstellen – und niemand widerspricht. Niemand kann widersprechen, weil Fachleute nicht eingeladen sind. „Wenn wir die Maßnahmen nicht gemacht hätten, dann wären in Deutschland ungefähr eine Million Menschen gestorben.“ Wieder so eine Modellrechnung. „Wie viele sind denn gestorben?“, will Lanz wissen. „Ungefähr 180.000“, sagt Lauterbach. Niemand fragt, woher er das so genau wissen will, wenn bis heute gar nicht unterschieden wird, wer an oder nur mit Corona gestorben ist.

Lauterbach fällt zurück auf den offiziellen Verlautbarungsstand des Jahres 2020: „Wir wären noch besser gewesen, wenn es nicht die Querdenker gegeben hätte und Wissenschaftler, die sagen, das ist nicht schlimmer als eine Grippe.“ Man habe die Daten ausgewertet. „Die Wissenschaftler, die uns beraten haben, sind nach bestem Wissen und Gewissen vorgegangen.“

„Die Wissenschaft ist ein bisschen breiter“, mahnt Prantl, und die Ärztin Agnes Genewein fordert mehr Eigenverantwortung, keine staatlichen Verordnungen. Wir brauchen im Krankenhaus nicht überall Masken. Wir wissen, wie es geht.“ Als Lauterbach auch dies nicht gelten lassen will, hakt Lanz ein: „Sie gestehen einer Expertin nicht zu, dass sie es selbst beurteilen kann?“ In der Tat, das war und ist offensichtlich ein Problem, wie die Sendung aufzeigt.

Corona-Aufarbeitung ist notwendig
Zu den Opfern der Corona-Politik gehörten vor allem Kinder und Jugendliche
Grill beklagt eine „Rhetorik der Angst“ und konfrontiert Lauterbach mit einem Tweet vom April 2021: „Lockdown jetzt oder 10.000 Tote“, sinngemäß. Grill hat beim RKI nachgefragt: Am Ende waren es 700 Tote. Ohne Lockdown. Prantl bringt es auf den Punkt: „Das Leben spielt sich nicht in Modellen ab, das spielt sich in Schulen ab, im Homeoffice. Es wurden die Eltern nicht gehört, die Schüler, die Lehrer, also die Menschen, die es vor Ort ausbaden müssen. Die Expertise war zu schmal, das sagen auch heute alle. Nur Sie sagen es noch nicht.“ Lauterbach schmollt. Er schmollt viel an diesem Abend. „Es kommt nicht nur auf die Gefahr des Virus’ an“, sagt Grill und zitiert damit den schwedischen Weg, der viel lockerer durch die Pandemie führte. „Wir haben uns viel zu wenig gefragt, welchen Schaden machen eigentlich die Maßnahmen?“

Impfpflicht, unnütze Luftfilter in den Schulen, eine Killervariante, die keine war – vieles wird debattiert an diesem Abend. Immer redet sich Lauterbach heraus. Lanz gibt ihm den Raum. Lauterbachs Redeanteil an der ganzen Sendung liegt bei mehr als 50 Prozent. er darf sogar wieder für Paxlovid werben, als sei nichts gewesen. Viele wichtige Fragen werden nicht angerissen.

Warum gab es ein geheimes „Panikpapier“ der Bundesregierung, um die Angst in der Bevölkerung künstlich zu verstärken. Warum Wasserwerfer auf Corona-Demonstranten (Berlin, November 2020)? Warum gibt es ein Moderna-Patent aus dem Jahr 2016 auf einen Teil des Covid-Genstrangs? Was ist mit den Enthüllungen des Project Veritas, nach denen Pfizer selbst das Corona-Virus mutieren lässt, um mehr Impfstoffe zu verkaufen (Gain of Function)? Oder auch ganz grundsätzlich: Warum hat Afrika kaum geimpft und trotzdem kaum Corona-Fälle? Ist möglicherweise alles ein abgekartetes Spiel? War es keine Pandemie, sondern eine Plandemie?

Es wird noch viele derartige Sendungen geben müssen, Und dann mit Gästen, die wirklich tief in der Sache sind. Die Lauterbach und Spahn & Co. seit Jahren widerlegen können. Es aber bisher nicht in der breiteren Öffentlichkeit dürfen. Ein Wolfgang Wodarg, ein Friedrich Pürner, ein Hockertz, Lausen, Homburg, Bhakdi … Sie würden das Corona-Narrativ möglicherweise mit buchstäblich „unerhörten“ Details zerpflücken. Vielleicht sogar in einer einzigen Stunde.

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Kommentare ( 77 )

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Proffi
1 Jahr her

Modellrechnung: garbage in – garbage out.
Gilt auch für nobelpreisgeadelte Klimamodelle.
Daß der unwissende Physiker aus Braunschweig mit der Gottesfrucht am Kopf zum wichtigsten medizinischen Berater Merkels wurde, bringt die Coronapolitik auf den Punkt.

erwin16
1 Jahr her
Antworten an  Proffi

Genauso isses……Hypothesen gelten immer für feste Ausgangsbedingungen und diese sind mit anzugeben, wie auch die Daten auf denen das beruht usw…..was der lauterbach macht, hat mit Wissenschaft nix zu tun, das bildet der sich ein.

Alexander
1 Jahr her

Die Coronamassnahmen haben gezeigt, wie schnell und unproblematisch gleich eine ganze Reihe von Grundrechte außer Kraft gesetzt werden können. Die eigentlich vorgesehenen Schutzmassnahmen gegen eine solche Entwicklung haben überwiegend versagt. Das ist ein Phänomen, das mich am meisten irritiert und das dringend aufgearbeitet werden muss. Nur wenn eine solche Aufarbeitung geschieht, kann man beruhigt sagen, dass das GG hat seine Bewährungsprobe bestanden hat und eine Wiederhohlung solcher Grundrechtseingriffe unwahrscheinlicher geworden ist.

Niklas
1 Jahr her

Leute wie Prantl bewahren in mir ein Fünkchen Rest-Hoffnung in die Menschheit. Wenn selbst so ein linksideologisch verbohrter Süddeutsche-Haupttäter, mit dem ich wahrscheinlich bei 99 von 100 Themen diametral über Kreuz liege, sagen kann „Stopp! Was passiert hier!?“, dann ist noch nicht alles verloren.

Final Man
1 Jahr her

Das wird keine Aufarbeitung, sondern ein Kasperletheater. Vielleicht wird Lauterbach zum Bauernopfer, dann haben die Leute jemanden zum Abreagieren. Das war es dann. Ich habe drei Jahre lang aufgearbeitet, dagegen ist das, was da kommen mag, nur lächerlich.
Hier sind schwerste Vergehen, nein Verbrechen begangen worden. Die Forderung nach „Tribunalen“, so komisch der Begriff für uns heuer klingen mag, wären die einzige richtige Vorgehensweise. Danach müssten sprichwörtlich Köpfe rollen. Und zwar hunderte aus Politik, Medien und Prominenz im Lande.

Final Man
1 Jahr her
Antworten an  Final Man

Das ist leider wahr. Dieses System müsste natürlich gleich mit entsorgt werden. Dazu bräuchte es allerdings ein kritisches, freiheitsliebendes Volk, mit ausreichendem, selbstbewussten Demokratieverständnis. Ein Volk, das überhaupt erst einmal die Tragweite dessen erfasst und begreift, was hier eigentlich geschehen ist. Das sehe ich leider auch nicht.

Luckey Money
1 Jahr her

Der Lanz versucht nun den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, das wird ihm nicht gelingen. Leider finde ich die Sendung nicht, in der es um den Weg nach Den Haag ging. Und so wird es kommen. Wir vergessen nicht!

Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Luckey Money

Auf wessen Seite wird aber Den Haag stehen?
Adenauer hat sie damals alle laufen lassen, weil es zu viele waren, die mitgemacht haben. Und bei uns wurde, politisch vereinigungsbesoffen, die Stasi in die BRD „inkludiert“ – ohne die Täter vor Gericht zu stellen.
„Man schüttet kein dreckiges Wasser aus, wenn man kein reines hat“ – also, was stattdessen? Alles perdu – oder?

Reiner07
1 Jahr her

Was inzwischen faktisch bewiesen wurde:
Alle Maßnamhem beruhten nicht auf medizinischer Evidenz, sondern alleine auf politischer Willkür, die vorher bereits weltweit so abgesprochen war, wofür schon vor 2020 mehrere Treffen, Planungen und Probeläufe stattgefunden haben.
Wie kam es denn sonst dazu, dass ausgerechnet wieder jene „Experten“ gerufen wurden, die niemals die Besten waren, oft bereits bei Schweinegrippe so agierten und deren Vorhersagen 100% falsch waren? (um der Politik ein Alibi zu verschaffen?)
Warum wurden wohl Gesetze umgangen, ignoriert und umgeschrieben, ohne medizinsche Evidenz? Glaubt wwirklich ein Mensch mit Verstand und Vernunft, das war alles weltweit Zufall?

Niklas
1 Jahr her
Antworten an  Reiner07

Das Corona-Regime mit seinem Abschlachten der Grundrechte war die ultimative Beweislast-Umkehr. Die Gefahr wurde so riesengroß gequatscht, dass auf einmal alles möglich war. Die Kritiker alldessen waren aufgefordert zu beweisen, dass die drakonischen, grundrechtswidrigen Maßnahmen NICHTS nützen. Wurde das erbracht – Brief der Aerosol-Forscher: Keine Ansteckung draußen – wurde es ignoriert und die Polizei drosch trotzdem auf Demonstranten ein, deren Recht auf Versammlungsfreiheit mit herbeigelogen Begründungen aufgehoben worden war. Jetzt, wo alles ans Licht kommt, sagen Politiker, man müsse nun nach vorne schauen …

Kassandra
1 Jahr her

Prof. Dr. rer. nat. Andreas Radbruch vom DRFZ hat Lauterbach retweetet:
„Wenn es irgendwo „falsche“ wissenschaftliche Beratung gab, dann in D. Und offenbar keinerlei selbstkritische Reflexion. SIE lagen doch fast immer daneben, schon vergessen, oder nicht zugeben wollen? Beispiel „Impfpflicht“: https://twitter.com/Radbruch_lab/status/1623403856620056578?cxt=HHwWhMCzjZvNvoctAAAA

Warte nicht auf bessre zeiten
1 Jahr her

Institutionalisierte Aufarbeitung ist nur mit einer Enquete-Kommission des Bundestages wirklich möglich, selbst ein Untersuchungsausschuß wäre damit überfordert. Beides wird aber erst kommen, wenn sich die Mehrheitsverhältnisse geändert haben. Es muss ein breite Anhörung von Wissenschaftlern geben und wissenschaftliche Untersuchungen zu allen Aspekten der Coronapolitik. Ich sehe das, wenn überhaupt, frühestens in 5 Jahren.

Kassandra
1 Jahr her

Bis dahin werden wir ganz andere Themen haben, die uns drücken – wenn die Ampel weiter so geführt wird, wie bislang.
Von Energiemangel über das geplante H5N1, überhöhte Sterberaten, Kinderlosigkeit, Islam, Straftaten – wahrscheinlich auch Hunger.

Julischka
1 Jahr her

Man hat die Alten vor dem Tod geschützt, indem man den Jungen das Leben genommen hat und am Ende sind sie trotzdem gestorben und nicht nur sie! So fasse ich diesen unverzeihlichen Wahnsinn zusammen! Und die Langzeitschäden, nicht nur die der „Impfung“ werden noch sehr lange präsent sein, wenn sie überhaupt jemals wieder gut zu machen sind!

November Man
1 Jahr her

Lanz wollte gestern mit seinen Helfern den Lauterbach grillen und sich selber so nebenbei reinwaschen. Dabei sollte er doch aus eigener Erfahrung wissen, dass Lauterbach unbelehrbar ist. Der glaubt und erzählt immer noch die gefährliche Spritzerei würde gegen das Covid-19-Virus wirken, obwohl Millionen nach der Impfung an Corona Erkrankten das klare Gegenteil beweisen. Zur Erinnerung: Auch Lanz hat so falsch wie er ist ständig in das Horn der Corona-Lügner geblasen und auf Querdenker, auf friedliche Corona-Demonstranten, die Ungeimpften und auf angebliche Corona-Lügner eingedroschen und sie als Rechtsradikale, Nazis und sonst noch was alles bezeichnet. Das Netz vergißt nicht, und ich… Mehr

Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  November Man

Was die Frage aufwirft, ob Lanz „gespritzt“ ist – und wie oft?
Und die anderen in der Runde?
Den gestempelten Impfausweis würde ich als Beweis solcher nicht gelten lassen.

suprav32
1 Jahr her
Antworten an  November Man

Solange Lanz, Illner und Maischberger Ihre Agenda unters Volk bringen können, solange wird sich nichts ändern. Ich steige morgens in den Bus und sehe ständig deren Wirkung: es gibt keine Maskenpflicht mehr und trotzdem sitzen viele da, vermummt, mit vorwurfsvollen Blick, weil ich ohne Maske fahre. Selbst an der frischen Luft tragen noch welche „Eine“. Es ist die Armbinde des 3. Reiches, das Signal wir gehören dazu, Du nicht ! Die Armbinde wurde damals auch getragen bis zum vorletzten Tag, heute ist es nicht anders, es wird keine Aufarbeitung geben, nicht in Deutschland! Die Verdummung ist zu weit fortgeschritten