Spahn wirbt für Dialog, Miosga verbreitet Hass

Mehr kognitive Dissonanz geht nicht: Bei Caren Miosga wirbt Maskenmann Jens Spahn für mehr Menschlichkeit in der Politik. Im gleichen Atemzug wird der ermordete konservative Aktivist Charlie Kirk weiter ungeniert als „rechtsradikal“ tituliert. Ohne jeden Beleg, versteht sich, wir sind schließlich in der ARD. Von Brunhilde Plog

Screenprint: ARD / Caren Miosga

Da müsse man „erstmal um zwei Ecken denken“, hatte Jens Spahn, als er noch Corona-Gesundheitsminister war, zur Entstehung des R-Werts gesagt, der immer dann besonders stieg, wenn mehr getestet wurde. Eine Binse eigentlich, gar keine besondere Hirnleistung.

Anders bei Miosga am Sonntag Abend. Hier reichen die Ecken nicht mehr aus, um die man denken müsste, um all den absurden Pirouetten zu folgen, die diese Runde dreht. 60 Minuten Grüße aus Absurdistan – egal, worum es geht.

Thema Bundesverfassungsgericht und Wahl der neuen Richter: Als sei es das Normalste der Welt, diskutiert Miosga mit Spahn darüber, dass man Verfassungsrichter nach ihrer Gesinnung auswählt. Danach, wie sie wohl über eine künftige Gesetzesänderung des Abtreibungsparagraphen 218 urteilen würden, wenn es zu einer Klage käme. Mehr noch: Mit der gescheiterten Wahl der SPD-Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf hat sich der CDU-Fraktionschef Spahn in Miosgas Augen blamiert. Sie fordert klare Ansagen für den nächsten Wahldurchgang: „Können Sie uns versprechen, dass es klappt?“

Spahn, der sich weiterhin weder an Brosius-Gersdorfs Plagiaten stößt, noch an ihren kruden Ansichten zu der Frage, wann Menschenwürde eigentlich beginnt (offenbar erst bei der Geburt), sieht eine „Kampagne in Social Media“ als Grund für das Scheitern der Blondine mit dem strengen Blick. Die nächste Wahl aber werde ganz bestimmt funktionieren, sagt er, denn er habe seine Fraktion diesmal unter Kontrolle. Beim ersten Versuch habe er zu wenig „rechtzeitiges Reden und Kommunizieren“ gepflegt, gibt er zu, nur um gleich danach lang und breit zu erklären, mit wie vielen Leuten (70!) er vor dem Brosius-Debakel geredet und kommuniziert habe. Ja, was denn nun?

Doch es soll noch schlimmer kommen.

Thema Linke: Natürlich werbe man gern um die Unterstützung durch die Ex-Mauerschützenpartei bei der Richterwahl, aber der Unvereinbarkeitsbeschluss gelte trotzdem weiter. „Worum es nicht gehen wird, ist eine Form der Zusammenarbeit“, sagt Spahn, denn „da haben wir fundamentale Unterschiede“. Ja, was denn nun?

Thema Erbschafts- und Reichensteuer: „Wir haben in Deutschland beim Thema Vermögensverteilung keine Fairness“, klagt Spahn. Ausgerechnet er, der sich direkt nach den milliardenschweren Corona-Maskendeals mal eben eine Vier-Millionen-Villa in Berlin zulegte. Angeblich bezahlt mit der Erbschaft eines reichen Onkels seines Ehemannes. Wenig später stellte sich heraus, dass es diesen Onkel nie gegeben hatte. Woher also kam das Geld? Warum sitzt so ein Mensch weiterhin in Talkshows? Und nicht vor Gericht, an Händen und Füßen gefesselt wie etwa ein Michael Ballweg.

Aber damit nicht genug. Spahn sitzt da und lobt sich selbst über den grünen Klee. Seine Kompromissbereitschaft, seine Durchsetzungsfähigkeit, seine konstruktive Art. Alles Attribute, die ihn gar prächtig funkeln lassen. „Das scheint mir gut gelungen zu sein, und das wird auch in dieser Aufgabe gut gelingen“, sagt er über seine neue Rolle als Oppositionspolitiker. Da rümpft selbst eine Miosga die Nase: „Gehört zu den Gesetzen von solchen Talkshows, dass man sich selbstkritisch nicht äußert?“ Aber the Unstoppable Eigenlob-Machine setzt noch einen drauf: „Ich krieg nicht selten den Satz gesagt ‚Sie sind ja netter, als ich dachte‘.“ Puh! Die Selbstbeweihräucherung wabert derart intensiv aus dem Empfangsgerät, dass in hunderten Haushalten (wieviele Menschen schauen eigentlich noch Miosga?) umgehend zwangsgelüftet werden muss.

Doch der Abend hat noch mehr zu bieten. Als es um den Mord des Trump-Unterstützers Charlie Kirk geht, spricht die ARD weiter völlig ungeniert von einem „rechtsradikalen Aktivisten“. Und wenn Trump den Linksdrall amerikanischer Bildungseinrichtungen anprangert, sind dies laut ARD „Repressalien gegen kritische Universitäten“. Das US-Bildungsministerium wolle jetzt sogar die amerikanische Geschichte umschreiben und dabei die Sklaverei weglassen, behauptet Cathryn Clüver Ashbrook. Es würden „Influencer ins Weiße Haus gespült“ und Reporter nach Haltung ausgesiebt. Das alles drohe nun auch in Europa. „Es ist eben anders als Ungarn oder die Türkei, weil es sehr viel schneller und sehr viel systematischer passiert als in anderen Ländern, wo wir Autokratisierung ganz eng miterlebt haben.“ Die Deutsch-Amerikanerin Clüver Ashbrook arbeitet in führender Position für die Bertelsmann-Stiftung, die für Facebook die berüchtigten Zensurmaßnahmen (genannt „Faktenchecks“) ausführt, und fällt regelmäßig mit der Verbreitung von Fake News auf, die ebenso regelmäßig entlarvt werden.

Auch Miosga lässt an Trump kein gutes Haar. „Was ihm nicht passt, soll weg“, sagt sie zum Rauswurf des TV-Moderators Jimmy Kimmel, der den linksradikalen Kirk-Attentäter seinem Millionenpublikum wider besseres Wissen als rechtskonservativen MAGA-Anhänger verkauft hatte. Kerstin Kohlenberg von der weiland angesehenen Zeitung „Zeit“ findet gar, dass die Absetzung Kimmels „echt ein historischer Moment“ gewesen sei.

Dass der ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen bei Markus Lanz Ähnliches tat wie Kimmel, ist für Miosga allerdings nur ein Kavaliersdelikt. „Das ZDF hat es bedauert. Fehler passieren allen, auch uns.“ Spahn hat hier einen kurzen lichten Moment. Er kritisiert, dass Theveßen „Falsches verbreitet“ hat. Und dessen Halsstarrigkeit danach. Spahn: „Zu dem Fehler könnte man dann ja auch mal stehen.“ In den USA hingegen würden die rechten Republikaner nun den schlechten Habitus der Linken übernehmen: „Cancel Culture und Hate Speech“. Miosga grätscht sofort rein: „Wo haben die Demokraten das denn gemacht?“, fragt sie, doch Spahn bleibt dabei: Es sei auf beiden Seiten falsch und „deswegen ist Sendungen und Moderatoren absetzen nicht gut“. Ob er damit auch den NDR-Skandal um die von eigenen Kollegen herausgemobbte Moderatorin Julia Ruhs meint, bleibt unklar.

Spahn plädiert dafür, „dass wir hier in Deutschland einen anderen Weg gehen, die Debattenräume weit halten und es vor allem schaffen, auch mit Andersdenkenden, Andersmeinenden trotzdem immer noch zu sagen: Man kann einen schönen Abend haben, auch wenn man eine andere Meinung hat. Das verlernen wir hier auch in Teilen.“ Als Miosga weiter insistiert, Kirk sei aber schon „sehr radikal“ gewesen, sagt Spahn mahnend: „Wir müssen ein bisschen aufpassen, nicht andere Meinungen gleich zu extremistischen zu erklären.“

Es ist wie gesagt nur ein kurzer lichter Moment des Maskenmanns. Auf die AfD angesprochen, verfällt Spahn schon wieder in die altbekannten Schemata. Die Partei sei im Grunde „antiamerikanisch“ und habe ja sogar „Spione für China“. Damit meint er den Fall Maximilian Krah, der offenbar unwissentlich einen Agenten beschäftigte, weil er vom Bundesnachrichtendienst nicht gewarnt worden war. Dabei war den Schlapphüten die Spionagetätigkeit des Mannes längst bekannt gewesen.

Spahn findet es völlig unverständlich, dass das Weiße Haus überhaupt mit der AfD spreche. Seine Begründung klingt einigermaßen kurios: Es sei doch schließlich eine Partei, „die absehbar nicht regieren wird“.

Jeder lichte Moment hat eben seine Halbwertszeit.

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Kommentare ( 41 )

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Deutscher
2 Monate her

Mir wurscht, wofür Masken- und Impf-Spahn wirbt.

Jens Frisch
2 Monate her

„Das ZDF hat es bedauert. Fehler passieren allen, auch uns.“
Das ZDF hat bedauert, dass seine Lüge aufgeflogen ist.

Dr. Rehmstack
2 Monate her

Auch hier wurde wieder kurz angemerkt, dass wieder die größte Oppositionspartei nicht vertreten war. Ich möchte dieses durch meine Beobachtung der letzten zehn Tage ergänzen: ich habe in diesen zweimal Reichenneck, einmal van Aken, einmal Gysi, einmal Bartsch, einmal die Parteivorsitzende Schwerdtner und einmal im Bartsch, ach und nicht zu vergessen auch noch Janine Wißler bei Lanz gesehen; 8 x ex SED, alles in zehn Tagen, und in da soll kein System dahinter stecken? Die öffentlich-rechtlichen Macher haben offensichtlich eingesehen, das mit den drögen Grünen Damen kein Staat mehr zu machen ist, die haben voll auf links umgeschaltet.

Simplex
2 Monate her

Wem gehört eine öffentlich-rechtliche Sendeanstalt?

Abschaffen der Landesmedienanstalten – sofort!
Stoppt die Zensur bei den Privaten, incl, den Betreibern von privaten Youtube-Kanälen!!

HarryDax
2 Monate her

Ich habe die Sendung gesehen und wollte mein TV vor Wut an die Wand klatschen, aber da hing der ja schon.
Miosga ist eine Schande für das DE-TV im ÖRR.
SCHANDE SCHANDE SCHANDE

Maja Schneider
2 Monate her

Die Tatsache, dass immer noch ganz offensichtlich zu viele Menschen diese fast durchgängig in ihrer Einseitigkeit unerträglichen Polittalks anschauen und vielleicht sogar die dort vermittelten Informationen tatsächlich glauben, spricht für sich.

weihnachtsmann_frau_lein
2 Monate her

„…Mord des … Charlie Kirk…“
Wen hat Kirk ermordet?
Bitte mehr sorgfalt beim formulieren. Danke.

Walzerfee
2 Monate her

Ist das nicht der berüchtigte Genitivus objectivus/subjectivus? Im Deutschen gibt es die besser verständliche Formulierung „Mord an…“. Aber falsch ist der Satz des Autors nicht, oder liege ich da nicht richtig?

dabovobis
2 Monate her
Antworten an  Walzerfee

Im Lateinischen wäre die Verwendung des genitivus objectivus korrekt. Im Deutschen bedarf es allerdings immer einer Vorstellung einer Präposition, im vorliegenden Fall wäre „an“ angebracht. Insofern ist die Formulierung des Autors nicht korrekt. @Weihnachtsmann_frau-lein: beim Formulieren – wird großgeschrieben, weil es sich um ein substantiviertes Verb (Latein: Gerundium) handelt. Sorgfalt wird auch groß geschrieben, weil es ein Substantiv ist. Also: Bitte mehr Sorgfalt beim Formulieren. Danke.

eschenbach
2 Monate her

Bestimmt haben sie Respekt vor Menschen: Vor denen innerhalb der eigenen Blase. Der Rest kann weg.

Kontra
2 Monate her

Noch unerträglicher als CM an dem Sonntag war der „Internationale Frühschoppen“ bei phoenix! Was da über die USA, Trump und Kirk von den links Journos verbreitet wurde, war schlichtweg unerträglich!

teujur52
2 Monate her

Spahn. Einen besseren Grund NICHT CDU zu wählen, gibt es nicht. Die CDU ist total abgewirtschaftet, nur noch JA-Sager, keine Macher. Merkel hat ganze sozialistische Arbeit geleistet. Im Gegensatz zu ihrem Ausspruch von der Alternativlosigkeit ihrer Entscheidungen gibt es in der real funktionierenden Politik IMMER, ja IMMER, ALTERNATIVEn. Ich freue mich auf die nächsten Wahlen. WIR sind das Volk.