Mit „Run“ sorgt Uwe Boll diesmal für politischen Zündstoff. Sein neuer Thriller zeigt die Migration nicht als ÖRR-verklärte Heldenreise, sondern als Verstrickung aus Angst, Überforderung und moralischem Dilemma. Ein Film, der dorthin blickt, wo Politik und Medien meist wegsehen – und genau deshalb anecken wird. Heute feiert der Film deutsche Premiere.
Mit „Run“ legt Regisseur Uwe Boll einen neuen Thriller vor, der sich einem der drängendsten Themen Europas widmet: Migration, Überforderung und moralische Ambivalenz.
Der Film zeigt, was geschieht, wenn ein humanitäres Ideal auf die blanke Wirklichkeit prallt – und niemand mehr sicher ist, was richtig oder falsch ist. Im Mittelpunkt steht eine Gruppe Geflüchteter, die nach einer gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer die italienische Küste erreicht. Das Boot verliert auf offener See die Orientierung, Panik bricht aus, und bald richten sich die Spannungen innerhalb der Gruppe gegen die Schleuser. Als sie schließlich Land erreichen, ist nichts gewonnen: Einige der Migranten versuchen zu fliehen, andere suchen Hilfe, wieder andere werden mit der Härte staatlicher Behörden konfrontiert.
Boll beschreibt das Thema mit ungeschminkter Direktheit: „‚Run‘ ist der einzige Film der letzten Jahre, der auch die Schattenseiten der Migration aufzeigt und in Form eines Spielfilms klarmacht, dass mittlerweile die Migration für alle Beteiligten – auch für die Migranten selbst – oftmals zur Lose-Lose-Situation geworden ist.“
Der Regisseur wollte die Realität abbilden, die im öffentlichen Diskurs kaum vorkomme: „Der Film schildert einen typischen Tag auf einer italienischen Insel, wo täglich Flüchtlingsboote ankommen. Der örtliche Tourismus ist deswegen auf fast Null gefallen und die Flüchtlinge sind nicht mehr erwünscht. Die Situation eskaliert.“
Damit verlässt Boll bewusst die gewohnte Komfortzone des europäischen Films, der Migration meist aus einer moralisch vorgegebenen Perspektive erzählt. Statt Mitleidsrhetorik oder Betroffenheitskitsch zeigt „Run“ die Überforderung aller Seiten – Einheimischer wie Migranten.
Besetzt ist der Film mit Amanda Plummer, James Russo, Ulrich Thomsen und Barkhad Abdi, der durch Captain Phillips bekannt wurde. Die Kameraarbeit von Mathias Neumann fängt die Härte der Landschaft und des Geschehens ein.
Gedreht wurde der Film im kroatischen Baška, einer kargen Küstenregion, die Bolls Inszenierung als Ort der Isolation und Entfremdung nutzt.
Die Thematik ist brisant – und sie ist unbequem. Gerade deshalb, so Boll, stieß das Projekt bei deutschen Institutionen auf Widerstand: „Typischerweise wurde der Film von der Berlinale abgelehnt und natürlich auch von der deutschen Filmförderung.“
Diese Ablehnung ist symptomatisch: „Run“ verweigert sich der gängigen Erzählung von Migration als moralischer Einbahnstraße. Boll zeigt stattdessen eine Realität, in der Mitgefühl, Angst, Ablehnung und Selbstschutz ineinanderfließen – ein Europa zwischen Hilfsbereitschaft und Erschöpfung. Für Boll, der seit Jahren unabhängig produziert und dabei mit wechselnden internationalen Teams arbeitet, ist „Run“ ein konsequenter Schritt: ein Film ohne Rücksicht auf politische Befindlichkeiten. Kein Effektkino, sondern eine provokante Momentaufnahme einer aus den Fugen geratenen Realität.
Produziert wurde „Run“ mit internationaler Beteiligung. Premiere ist heute im Berliner Zoopalast, der digitale Start folgt am 14. November bei Amazon und Apple.
Mit „Run“ legt Boll den Finger in eine Wunde. Er zeigt kein Hochglanzdrama für Feuilletons, sondern den moralischen Totalschaden einer Politik, die ihr eigenes Scheitern vertuscht. Ein Film, der nicht gefallen will – sondern aufzeigt und erinnert, dass das Wegsehen längst zur europäischen Leitkultur geworden ist.

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Angesichts des Kalküls der Geburtenfabriken der III.-Welt, macht Boll mit seiner aufgeschlossenen Haltung gegenüber diese Migranten, den Bock zum Gärtner. Wird dann West-Europa erst einmal vollends kaputt sein – lag es dann gewiss an der „Missgunst der Umstände“! Wer aber den Widerspruch in sich selbst trägt, kann diesen nicht abschütteln, indem er ihn auch noch verbreitet. Als Geschäftsmodell mag das gehen …
Ein Film, der im Berliner Zoo-Palast gezeigt wird, dürfte wohl kaum Ihren Vorstellungen von „überfällig“ entsprechen.
Ein wirklich relevanter Film über das Thema würde sicher nicht im Berliner Zoo-Palast gezeigt.
Zitat: „Typischerweise wurde der Film von der Berlinale abgelehnt und natürlich auch von der deutschen Filmförderung.“ > Höhöhö….. -das läuft -auch- bei der wohlwollenden „Film-Elite“ und den „Stars & Sternchen“ unter solch Bezeichnungen wie „Demokratie leben“ und „Gespräche auf Augenhöhe“. Und zum Film selber: interessieren würde mich hier dann vor allem, ob die übers Meer schippernden -vorzugsweise männlichen- Fachkräfte, Bereicherer und Goldstücke in diesen Film nicht nur wieder labidar gefragt werden wo sie dann in EUropa hin wollen, sondern was genau sie dann in ihren EU-Wunschländern gedenken zu tun und wo und wie genau ihr Fachwissen einsetzen wollen?? Denn, so… Mehr
Wer sich aus rein wirtschaftlichen Gründen auf den Weg macht hat keinen Fluchtgrund. Und schon gar kein Recht, aufgenommen zu werden!
Und wer dafür auch noch Schleuser anheuert ist bereits ein Schwerverbrecher, schon bevor er festen Asyl-Boden unter den Füssen hat!